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Sagen aus dem Berner Oberland


Ausgewählt und herausgegeben von


Walter Menzi

1. bis 5. Tausend

Verlag Landschäftler A-G., Liestal


Die Nidelkirche

Weit oben im Saanenland, wo die Wasserfälle Geltenschuss und Dungelschuss ihr ewiges Lied rauschen, breiten sich sammetweiche Wiesen und freundliche



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Heimstätten um das Kirchlein von Lauenen aus. Von früh bis spät leuchtet der Eispanzer des Wildhorns ins Tal, rein und weiss wie Milchschaum im Sonnenlicht.

Bei solchem Glänzen und Funkeln des Wildhorngletschers bemerkten die Leute plötzlich einmal, wie schwarz ihre Kirche geworden war die vielen Jahreszeiten hindurch. Sie kamen deshalb überein, das Gotteshaus zu weissen und zwar mit Nidel, denn ihre Kirche war nicht bloss einer gewöhnlichen Tünche würdig. Jeder Talgenesse trug einen gefüllten Rahmkübel herbei. Die Arbeit begann und wurde bestens zu Ende geführt.

Indes hatten die Fliegen, Bremsen und Wespen wahrgenommen, zu welch einem süssen Aufenthalt die Kirchenmauern geworden waren. Scharenweise fanden sie sich ein, die dargebotene Speise zu nützen. Den Lauenern gefiel das wenig und sie stellten an allen vier Ecken Wächter mit Flinten auf. Den Wächtern war vom Gemeinderat eindringlich befohlen, beim Herannahen der geflügelten Heere zu pulvern. Als eines Sommermorgens ein vielstimmiges Summen und Schwärmen



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vernehmbar wurde und die Kirche fast im Handkehrum einem Bienenhaus glich, kommandierte einer der Wächter: Gewehr in Anschlag, zielen und -drücken! Vier Schüsse hallten durchs blühende Land und vier erschossene Männer fielen ins sprossende Gras. Ach, es hatte ein jeder der Wächter den andern getroffen.


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