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Sagen aus dem Berner Oberland


Ausgewählt und herausgegeben von


Walter Menzi

1. bis 5. Tausend

Verlag Landschäftler A-G., Liestal


Die Goldkammer am Niesen

Es waren einmal drei Männer weit weg in fremden Landen, der eine von Amsoldingen, der andere von Steffisburg, der dritte von Sigriswil gebürtig; um den Heimweg nach ihrem Vaterlande zu finden, fragten sie hin und her. Endlich trafen sie einen ganz alten Mann an; er sagte ihnen, sie sollten zu seinem Vater kommen, der werde ihnen schon Anweisung geben. Der Greisenvater hiess sie sehr freundlich willkommen und eröffnete ihnen, dass er ein Landsmann sei und die Heimat wohl kenne. Jedem der drei Wanderer



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gab er einen silbernen Teller und drei Reckholderbeeren; sollten sie Geld nötig haben, so brauchten sie nur eine der Beeren zu öffnen. Er sagte ihnen, sie müssten des Morgens immer gegen Sonnenaufgang ziehen, wenn sie aber am Nachmittag in Städte kämen, sich immer nach den Windfahnen richten. Seien sie dann daheim angelangt, so würden sie an einem Ort, den er ihnen bezeichnete, eine grosse Tanne finden, die habe einen dürren Ast und daran hange ein Schlüssel. Mit ihm könnten sie eine Felsentüre öffnen. Dann möchten sie hineingehen bis zu einem grossen Gemache, wo viel Geld aufbewahrt sei. Jeder dürfe davon eine Handvoll nehmen alle Tage, jedoch nicht mehr; auch sollten sie weder an einem Tage zweimal den Baum und die Höhle aufsuchen, noch die Verschwiegenheit brechen.

Des alten Mannes Voraussagen bewahrheiteten sich. Die drei Männer besuchten den Baum fleissig und lebten in Freuden, bis die Unersättlichkeit der beiden ersten sie an einem Tage zweimal verleitete, aus der Goldkammer zu schöpfen; sie starben kurz darauf. Der dritte war eines Abends



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im Wirtshaus und schwelgte vollauf, liess sich von einem andern Gaste in ein Gespräch ziehen und gab zuletzt das ganze Geheimnis bekannt. Weil er das Verbot übertreten hatte, blieb ihm die Höhle für immer verloren.

Wieder arm geworden, verdingte er sich als Knecht auf den Niesen zu einem Müller, der drei Windmühlen hatte, auf dem hohen Berge auch pflügte und Korn pflanzte. Von diesem Windmüller schreiben sich vermutlich die Mühlsteine her, die rechts über den obersten Sennhütten am Niesen zu sehen sind


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