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Sagen aus dem Berner Oberland


Ausgewählt und herausgegeben von


Walter Menzi

1. bis 5. Tausend

Verlag Landschäftler A-G., Liestal


Bestrafter Hochmut

Lustig liess sichs früher auf der Gestelenalp leben, wenn aus dem Simmen- und Diemtigtal das junge Sennenvolk zu einem Dürfet zusammenkam.

Eines Morgens, es war eben wieder Dorfsonntag, wanderte eine schöne und reiche Sennerin stolzen Schrittes den Berg hinan zum Aelplerfest. Selbstgefällig betrachtete



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sie ihren Sonntagstaat, die Blumen und flatternden Bänder. «Heute bin ich von allen Tänzerinnen die schönste!» sann sie, und sie verschwor sich feierlich, der Teufel möge sie holen, wenn sie nicht den ersten Tanz tun und den Reigen anführen könne.

Auf der Alp hatte sich, da der Tag hell und sonnig war, bereits viel ungeduldiges Volk eingefunden. Früher als sonst begannen die Spielleute zu musizieren. Alles erhob sich bei den muntern Klängen, und jeder Bursche fand eine Tänzerin, die ihm als die schmuckste erschien. Nur die stolze Sennerin, wie sehnsüchtig sie auch die Blicke schweifen liess, blieb einsam und wurde nicht weiter beachtet.

Kaum waren jedoch die letzten Töne des Ländlers verklungen, flugs traf auch schon der Teufel ein, der Jungfer Wort einzulösen. Er fasste die Widerstrebende hohnlachend um den Leib und stellte sie auf einen vierkantigen Felsblock. Da stand sie nun, konnte sich nicht von der Stelle bewegen, denn ihre Füsse sanken tief in den Stein, und ihr hochmütiger Sinn musste aus der Ferne zusehen, wie sich die andern ergötzten.



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Die Erinnerung an ihren frevelhaften Uebermut bleibt verewigt im «Teufelsritt» — so heisst der Stein, auf den der Teufel sie hob. Noch ist der felsige Würfel oberhalb der Gestelenalp zu sehen. Auch die Füllstapfen darin und die Zeheneindrücke der Sennerin sind sichtbar erhalten geblieben.


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