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Sagen aus dem Berner Oberland


Ausgewählt und herausgegeben von


Walter Menzi

1. bis 5. Tausend

Verlag Landschäftler A-G., Liestal


Die Riesen von Iseltwald

Zu Iseltwald lebten einst, als das Berner Oberland noch zum Reiche gehörte, drei Riesen von gewaltiger Stärke; sie waren Jäger und erlegten die Bären und Wölfe der Gegend.

Als in Zeiten wilder Kriegsläufte der Kaiser einmal auch die Völker der Berner Alpen zur Heerfolge aufrief, beschlossen die Bürger von Iseltwald, dass die drei Riesen sie alle ablösen und allein zum Lager des Kaisers stossen sollten. Hierüber zeigte sich der Kaiser erzürnt, doch versprachen die drei Riesen, mehr leisten zu wollen im Kampfe als ein zahlreiches Volk. Sogleich begaben sie sich zu einem nahe gelegenen Buchenholz, dort schnitten sie drei Stämme und säuberten sie von den Aesten; dann stellten sie sich mit solcher Wehr in Reih' und Glied zu den kaiserlichen Scharen. Bald begann auch die Schlacht. Die drei Riesen von Iseltwald schwangen ihre furchtbaren Keulen und schlugen so mächtig auf die Feinde, dass der Sieg in kurzer Zeit errungen war.



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Zum Dank für ihre Stärke und Tapferkeit gewährte der Kaiser den Riesen die Erfüllung zweier Wünsche. Sie wollten den Adler auf ihrem Banner führen dürfen vom Tage an, da Iseltwald hundert Mann ins Feld zu rücken vermöchte; ausserdem sollte ihnen erlaubt sein, wenn sie zu Land am Brienzersee des Sommers durstig dahinwandelten, in den Aeckern bei Bönigen auf Reichsboden drei Rüben auszuziehen und eine mit der Hand, zwei im Gürtel davonzutragen.

Am Wege zwischen Iseltwald und Bönigen, wo jetzt der Platz «am Stadel» heisst, versahen sich die Riesen von der Zeit an mit den ausgerissenen Rüben zur Erfrischung; doch niemals brachte es Iseltwald zu hundert streitbaren Männern, weshalb der Adler auch ihr Banner nicht schmücken konnte. Bis vor wenigen Jahrzehnten war in Matten, einem Dorfe bei Interlaken, eine gemalte Glasscheibe zum Andenken an die drei Riesen zu sehen; sie zeigte einen Bären, der zwei Rüben in seinem Gürtel trug.


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