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Sagen aus dem Berner Oberland


Ausgewählt und herausgegeben von


Walter Menzi

1. bis 5. Tausend

Verlag Landschäftler A-G., Liestal


Kienholz

Am östlichen Ufer des Brienzersees findet der Wanderer den Weiler Kienholz, einst ein grosses Dorf, das im Jahre 1353, kurz nach der Aufnahme Berns in den Eidgenossenbund, die bernischen und eidgenössischen Gesandten zur ersten Beratung beherbergt hatte. Zu vielen Zeiten war die Ortschaft furchtbaren Ausbrüchen der Wildwasser ausgesetzt gewesen. Auch im fünfzehnten Jahrhundert wurde sie von den Bächen des Brienzergrates überfallen, mit Schlamm und Gestein zugedeckt, zum Teil auch in den Brienzersee hinausgedrängt. Fast alle Häuser und das Schloss fielen dem wütenden Wasserdrachen zum Opfer, und während vieler Jahre bezeichneten nur wenige dürftige



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Hütten die Stätte, auf welcher der schöne Flecken gestanden.

Zu jener Zeit fuhr öfters ein Karrer über den hohen Schuttwall, wobei sich das Pferd stets auf der nämlichen Stelle unruhig zeigte, der Hund des Fuhrmanns den Boden zu scharren begann und beide, Pferd und Hund, nur mit grosser Mühe vom Fleck zu bringen waren. Neugierig gemacht, verschaffte sich der Karrer endlich die Erlaubnis, am Orte schürfen und graben zu dürfen. Schon nach geringer Mühe stiess man auf das Gewölbe eines Kellers, und als die Mauern geöffnet wurden, entstiegen ein alter Mann und ein Knabe, Einwohner des verschütteten Dorfes, der unterirdischen Wohnung. Die Geretteten hatten sich in ihrer Gruft mit reichlich vorhandenem Käse und Wein ernährt und an herabsickerndem Wasser erquickt.

Der Greis ertrug das Sonnenlicht und die frischwürzige Luft des Tales nicht mehr, er legte sich bald für immer hin. Der Knabe dagegen lebte weiter und erwuchs zum glücklichen Manne. Zum Andenken an das seltsame Ereignis wurde er Kienholz genannt. Später gründete er



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eine Familie, deren Gedeihen noch heute an den ehrwürdigen, vom Erdboden verschwundenen alteidgenössischen Tagungsort erinnert.


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