Sagen aus dem Berner Oberland
Ausgewählt und herausgegeben von
Walter Menzi
1. bis 5. Tausend
Verlag Landschäftler A-G., Liestal
Stadt Roll zieh us!
Über dem blauen Thunersee hinter dem Schlossturm und ehemaligen Rebgut Ralligen liegt an sonniger Berghalde die «Einöde», ein von wildem Bergsturzgeröll überdecktes Landstück. Nach der Ueberlieferung stand hier die Stadt Roi!, deren Bewohner durch übermässigen Stolz unbussfertig und ungastlich geworden waren. So hatten sie den heiligen Beatus, der ihre Herzen prüfen wollte, am Barte gerissen und scheltend davongejagt.
Als das Mass ihrer Sünden gefüllt war, verkündete ein Zwergmännchen, das sich auf die «Spitze Fluh» gesetzt hatte, den nahenden Untergang:
Stadt Roi!, zieh us mit dinem Volch! Die spitzi Fluh ist gspalte, Schlegel und Wegge si kalte, Zieh us, dem Stampach zu! |
Unter «Wegge» verstand man die eisernen Keile zur Felssprengung und «kalte» heisst soviel wie «verwahrt»; der Zwerg bedeutete damit den Bewohnern, dass seine Genossen, die kleinen Erzleute, ihre
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Werkzeuge verwahrt hätten, um die lang bearbeitete Fluh von selbst stürzen zu lassen.
Darauf löste sich der Bergsturz von den zerrissenen Ralligstöcken und Roi! wurde mit Ausnahme eines einzigen Hauses klafterhoch zugedeckt.
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