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Ein Kratten voll

Lauterbrunner Sagen


Gesammelt von Hans Michel


Der Holzschuhmacher im Steinenwald

Tief im Steinenwald zu Wengen, wo der schmale Fahrweg zum schuhbreiten Fussweglein einschrumpft, ist zwischen den kerzengeraden Stämmen der Rottannen der grosse, hohe Chilchstein. In ihm ist eine



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ansehnliche nach innen sich erweiternde Höhle aus der die kleinen Kindlein von Wengen kommen. Wenn man dort vorbeigeht, so hört man deutlich ihr Schreien und Weinen, besonders an Feiertagen.

In einem früheren Jahrhundert hauste dort der Holzbedeller. Er war ein armer Aechter', der sich am Gesetz so vergangen, dass es bei der Obrigkeit arg Erde aufwarf, und der Landvogt ihn verurteilt hatte, lange Jahre zu leisten. Er durfte sich während dieser Zeit nicht mehr innerhalb der Landmark sehen lassen. Der arme Schlopfi, der äussert Land und Dorf sich kaum hätte durchs Leben schlagen können, vernahm, dass die meisten seiner Dorfgenossen nicht in die gleiche Kerbe schlugen wie der Schlossvogt und die Obrigkeit. Deshalb kehrte er sich nicht an den Urteilsspruch und richtete sich in der Chilchsteinhöhle im Steinenwald ein. Seines Zeichens Holzschuhmacher, verfertigte und flickte er den Wengern die Holzboden. Ein grosser Stein mitten in der Höhle diente ihm als Werktisch. und in einer Ecke hatte er sein elendes Lager aufgeschlagen.

Im Anfang lief er scheu und beklommen während der Abendfinstri von Haus zu Haus der Arbeit nach. Als er aber merkte, dass einige ihm übel wollten, verliess er den Steinenwald tagüber nicht mehr. Den tröstlichen Segen der warmen Sommersonne tauschte er an finstere Höhle, Wald und karges Leben in der Heimat.



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Da legten ihm gutmeinende Leute des Flickens bedürftige Schuhe, auch Speis und Trank in die Nähe des Chilchsteins und nahmen am nächsten Tage die fertigen Holzboden in Empfang.

Wenn aber der Bergwinter grimm und guxend durch den Hochwald brauste, fand der obdachlose Aechter Unterschlupf in einem armseligen, alten Groppihuuselli 2 oben am Ahorni.

Niemand verriet ihn in all den Jahren, als der Landmarkbann auf ihm lastete. Noch lange Zeit nach dem Absterben des Holzbedellers soll man in der Höhle im Chilchstein Nägel und Werkzeug des armen Büssers gefunden haben.


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