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Vo chlyne Lüte


ZWERGENSAGEN FEEN- UND FÄNGGENGESCHICHTEN AUS DER SCHWEIZ


NEU MITGETEILT VON C.ENGLERT-FAYE


MIT BILDERN VON BERTA TAPPOLET

TROXLER-VERLAG BERN


Das wilde Männlein als Wetterwarner

In Sahen hinten im Tal, bei «Den Häusern», wie man es nennt, war einmal eine Frau am Käsen und hatte gerade den Kessel mit der Milch über dem Feuer, und die Milch fing an heiß zu werden. Da flog plötzlich ein Lederkäpplein in die Küche herein. Sie trat unter die Haustür, um zu sehen, wer da sei, und siehe da, es saß ein wildes Männlein vor der Tür.

«Ei, liabi Frau» — hub das Männlein an -, «gät nier doch äppas ztrinka, ich han an grusamma Durst und han noch wyt heim, und es kunt anaderanah as grusams Wetter.»

«Ach» —erwiderte die Frau -,«du bist jetz woll a gauchs Mannli, mag, d Sunna schynt a so wara, und hüt kunts gwüß niena ga regna, aber ztrinka willter ich scho gän, i han grad ds Kessi überm Für. »



Vo Chline Luete-084 Flip arpa

«So machet doch gschwindt, liabi Frau, luaget, i muaß gahn! »

Die Frau lachte vor sich hin und dachte, du bist mir der rechte Wetterprophet, es ist der ganze Himmel heiter! Sie schöpfte Milch aus dem Kessel und brachte sie dem Männlein. «

Ei, guati Frau» —sagt jenes -, «gat mer doch as größers Gebsi, daß d Milch gschwinter zerkuala kunnt, i ka sövel tut lang macha.»

I )ie Frau willfahrte und lachte, als sie sah, wie das Männlein in größter Eile die Milch in dem größeren Geschirr umschwenkte und hineinblies, damit sie schneller kalt werde, und wie es dann die Milch in einem Schluck hinunterschlürfte. «

Du häst» —sagte sie - «an tolla Stägga, mit dem kust schon fürwärts, aber daß es hüt leid \Vetter gäbi, wurtist jetz du, schätzi, fit grad wissa, sus truffis mir au no as wiavalo Heu i z tua.»

«Ja, so machet nu gschwint» —sagte das Männlein -, «sus kunnt ich der Räga dry! Und jetz säg i Dank, wenns dermit usgricht ist! » — und mit diesen Worten eilte es den Berg hinan und hätte in der Gschwindi sogar sein Lederkäpplein vergessen, wenn die Frau es ihm nicht nachgeworfen hätte. Die Frau käsete fort, aber kaum waren einige Minuten verstrichen, da zog eine schwarze Gewitterwolke über das Gletscherbachhorn herein, und es fing an zu blitzen und zu donnern, und der Regen klatschte in Geißelschnüren. Da kratzte sich die Frau hinter den Ohren, daß sie dem wilden Männlein nicht geglaubt und ihr Heu nicht eingetan hatte.


Copyright: arpa, 2015.

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