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Kapitel 

VOLKSMÄRCHEN DER KABYLEN

II. BAND

DAS UNGEHEUERLICHE

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1922

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA


6. M'hammed Asserdun bei dem Wuarssen

In alter Zeit war ein Mann, der hatte drei Knaben und ein Mädchen. Eines Tages ritt er zu einem Fest auf den Markt. Ehe er wegritt, sagte er zu den Kindern: "Jedes von euch kann sich etwas wünschen, das ich ihm dann vom Markte mitbringe." Auf dem Markt konnte er das, was die Knaben sich gewünscht hatten, kaufen. Das aber, was das Mädchen sich erbeten hatte, konnte er nicht finden. Der Vater kam ohne das Geschenk für das Mädchen heim.

Das Mädchen hatte sich vom Vater eine Hose (assaru[e]l) gewünscht, die nicht genäht war und von selbst tanzte. Als der Vater sie nun nicht mitbringen konnte, weil er sie nicht fand, wurde das Mädchen vor Kummer krank. Darüber erschrak der Vater. Er fragte alle Leute: "Wo kann ich nur eine Hose, die nicht genäht ist und von selbst tanzt, bekommen?" Niemand konnte es ihm sagen. Endlich sagte eine alte Frau: "Nur der Wuarssen hat eine solche Hose!" Der Vater schwor und sagte: "Ehe meine Tochter darüber stirbt, will ich zum Wuarssen gehen und ihn um die Hose bitten, bis er sie mir gibt."

Der Vater wanderte und wanderte und wanderte. Endlich kam er zum Wuarssen. Der Wuarssen fragte den Vater: "Was willst du?" Der Vater sagte: "Meine Tochter wird sterben, wenn sie nicht die Hose, die ohne Naht ist und von selbst tanzt, von mir erhält." Der Wuarssen sagte: "Ich werde die Hose finden; ich weiß aber, daß du eine Tochter von unvergleichlicher Schönheit hast. Ich werde dir die Hose nur geben, wenn du mir deine Tochter zur Frau gibst."



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Der Vater sagte: "Wenn meine Tochter die Hose, die nicht genäht ist und von selbst tanzt, für keinen andern Preis erhalten kann, so gib sie her. Du sollst meine Tochter zur Frau haben." Der Wuarssen gab dem Vater die Hose und fragte: "Wann kann ich kommen, deine Tochter abzuholen?" Der Vater sagte: "Komme an einem Tag, an dem Schnee, Regen, Wind, Donner (=r-äd) und Blitz (=sorak) zusammentreffen." Der Wuarssen sagte: "Ich werde an dem Tage kommen, deine Tochter abzuholen."

Der Vater kam mit der Hose heim. Er gab die Hose seiner Tochter und sagte: "Hier hast du die Hose; du wirst nun aber den Wuarssen heiraten müssen." Die Tochter bedankte sich und ward gesund.

Eines Tages war großer Sturm und es schneite, es regnete, donnerte und blitzte. Es klopfte an die Türe des Hauses. Die Mutter öffnete. Vor der Türe stand ein ungeheuer großer Mann. Der Mann sagte: "Ich will ins Haus kommen." Die Mutter bot ihm ein Geschenk. Der Wuarssen sagte: "Ein Geschenk will ich nicht; ich will deine Tochter." Der Vater kam. Der Vater bot ihm ein Geschenk. Der Wuarssen sagte: "Ein Geschenk will ich nicht; ich will deine Tochter." Der Vater rief die schöne Tochter und sagte zu ihr: "Du siehst, dein Tag ist gekommen; nun rüste dich; zahle nun deinen Wunsch!" Die Tochter packte ihre Sachen zusammen und kam heraus. Der Wuarssen ergriff das Mädchen am Arm, hob sie auf seine Schulter und ging mit ihr von dannen. Er brachte sie in sein Haus.

Die drei Brüder des Mädchens waren herangewachsen. Eines Tages spielten sie. Eine alte Frau (= setut; unter setut versteht der Kabyle ein echtes "altes Weib" von verschlagenem, bösartigem, unheimlichem, mißlaunigem Charakter. Jeder Setut traut der Kabyle außerdem Böswillen und Zauberkunst zu) kam hinzu. Das alte Weib sagte: "Wenn ihr Männer gewesen wärt, hätte eure Schwester nicht durch den Wuarssen geraubt werden können." Die drei Brüder schwiegen und gingen. Die drei Brüder bereiteten Essen für die Reise.

Die drei Brüder wanderten und wanderten und wanderten. Sie kamen eines Tages zu einem Schafhirten mit seiner Herde. Sie sagten zu dem Schafhirten: "Kannst du uns den Weg zu dem Wuarssen zeigen, der unsere Schwester geraubt hat?" Der Schafhirt sagte: "Ja, den Weg kenne ich, ich bin der Diener (=achméss)



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dieses Wuarssen. Eure Schwester ist noch bei dem Wuarssen. Ich warne euch aber. Seht diesen Widder (=ikerri). Nur, wenn ihr den aufzuheben vermögt, werdet ihr eure Schwester wiedergewinnen können. Denn jeden Morgen kämpft der Wuarssen mit dem Widder, ohne daß einer den andern zu besiegen vermag. Wenn ihr den Widder nicht besiegen könnt, lohnt es sich nicht, den Kampf mit dem Wuarssen überhaupt erst zu beginnen." Die drei Brüder sagten: "Wir wollen es versuchen." Der Widder rannte heran. Der Widder packte die drei Brüder mit den Hörnern und schleuderte sie hoch. Die drei Brüder flogen weit fort in ein anderes Land.

In dem anderen Land trafen die drei Brüder einen Ochsenhirten mit seiner Herde. Sie sagten zu dem Ochsenhirten: "Kannst du uns den Weg zu dem Wuarssen zeigen, der unsere Schwester geraubt hat?" Der Ochsenhirt sagte: "Ja, den Weg kenne ich; ich bin der Diener dieses Wuarssen. Eure Schwester ist noch bei dem Wuarssen. Ich warne euch aber. Seht diesen Stier (=a'jenu). Nur, wenn ihr den aufzuheben vermögt, werdet ihr eure Schwester wiedergewinnen können. Denn jeden Morgen und jeden Abend kämpft der Wuarssen mit dem Stier, so daß die Mauern einstürzen, ohne daß einer den andern zu besiegen vermag. Wenn ihr den Stier nicht besiegen könnt, lohnt es sich nicht, den Kampf mit dem Wuarssen überhaupt erst zu beginnen." Die drei Brüder sagten: "Wir wollen es versuchen." Der Stier rannte heran. Der Stier packte die drei Brüder mit den Hörnern und schleuderte sie hoch. Die drei Brüder flogen weit fort in ein anderes Land.

In dem andern Lande trafen die Brüder einen Hühnerhirten mit seiner Herde. Sie sagten zu dem Hühnerhirten: "Kannst du uns den Weg zu dem Wuarssen zeigen, der unsere Schwester geraubt hat?" Der Hühnerhirt sagte: "Ja, den Weg kenne ich, ich bin der Diener des Wuarssen. Eure Schwester ist noch bei dem Wuarssen. Ich warne euch aber. Seht diesen Hahn. Nur, wenn ihr den aufzuheben vermögt, werdet ihr eure Schwester wiedergewinnen können. Jeden zweiten Tag kämpft der Wuarssen vom Morgen bis zum Abend (= arba lukas, d. h. die vier Teile eines Tages) mit ihm. Einen Tag kämpft er mit ihm, einen Tag führe ich den Hahn auf die Weide. Sie kämpfen stets miteinander, ohne daß einer den andern besiegen kann. Wenn ihr den Hahn nicht besiegen könnt, lohnt es sich nicht, den Kampf mit dem Wuarssen überhaupt erst zu beginnen." Die drei Brüder sagten: "Wir wollen



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es versuchen." Der Hahn sagte aber (verächtlich): "Ihr seid Zedjed (zu unbedeutend; eigentlich: ,Unbedeutende'). Mit euch kämpfe ich nicht."

Die Brüder gingen in den Garten. Sie sahen da eine Menge Melonen (Melone =afkoss) an einer Quelle. An der Quelle trafen sie eine Negerin (=zächliss; Neger =ächli). Die drei Brüder sagten zu der Negerin: "Kannst du uns nicht den Weg zu dem Wuarssen zeigen, der unsere Schwester geraubt hat?" Die Negerin sagte: "Ja, den Weg kenne ich, ich bin eine Negerin des Wuarssen. Eure Schwester ist noch bei dem Wuarssen. Ich warne euch aber. Seht diesen großen Korb voll Melonen und diesen Ledersack (=aidid) voll Wasser. Nur, wenn ihr die gesamten Melonen essen und den Ledersack austrinken könnt, werdet ihr eure Schwester gewinnen können. Denn jeden Morgen verzehrt der Wuarssen diese Melonenmenge und trinkt er diesen Ledersack leer. Wenn ihr das nicht könnt, lohnt es sich nicht, den Kampf mit dem Wuarssen überhaupt erst zu beginnen." Die drei Brüder waren sehr hungrig und durstig. Sie begannen zu essen und zu trinken. Sie konnten aber nicht einmal eine Melone gemeinsam verzehren. Da waren sie schon satt. Sie konnten kaum den obersten Teil des Wassersackes austrinken, da waren sie schon satt. Die Negerin sagte: "Geht lieber nicht zu dem Wuarssen. Der Wuarssen wird euch vernichten." Die drei Brüder sagten: "Wir wollen doch gehen."

Die drei Brüder kamen in das Haus. Der Wuarssen war nicht daheim. Die Schwester der Brüder war aber im Hause. Die Schwester sprang auf. Sie begrüßte die Brüder. Sie sagte: "Meine Brüder, der Wuarssen wird euch verschlingen, wenn er euch hier trifft." Sie versteckte die Brüder sogleich in einer Grube (=tarischt, d. h. ein Einstiegloch in einem Haussilos, einen Speicherkeller). Die Schwester bereitete für die Brüder ein gutes Essen und reichte es ihnen herab in den Keller.

Abends kam der Wuarssen nach Hause. Er witterte (=uardelli) umher und sagte: "Ich rieche Menschen. Wer ist hier? Wer hier versteckt ist, soll hervorkommen. Ich will ihm das Leben lassen, aber ich verspreche ihm das erst dann, wenn er hervorgekommen ist." Die drei Brüder verhielten sich still. Die Schwester sagte: "Es kam ein Krämer (=autas) vorbei. Ich habe ihm etwas geschenkt, aber ich habe in deiner Abwesenheit nicht gewagt, ihm etwas abzukaufen. Sein Geruch ist im Hause geblieben." Der Wuarssen glaubte seiner Frau nicht. Er suchte im ganzen Hause. Er blickte



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in den Tarischt hinab. Der Wuarssen sah die drei Brüder. Die drei Brüder erschraken. Die Schwester erschrak.

Der Wuarssen sagte: "Wer seid ihr? Was wollt ihr hier?" Die Schwester sagte: "Dies sind meine drei Brüder." Der Wuarssen sagte: "Dann sollen sie mir willkommen sein. Bereite uns Essen." Der Wuarssen pflegte zum Abend ein Schaf und eine Holzschale (=djifla) voll Kuskus (=suksu) zu verzehren. Der Wuarssen sagte: "Wie wollen wir es machen? Einer wird essen. Der andere soll um das Haus gehen. Wenn ich schneller esse, als ihr um das Haus kommt, oder ihr langsamer eßt, als ich um das Haus zu kommen vermag, will ich euch verschlingen. Welches wählt ihr?" Die Schwester winkte den Brüdern. Da sagten die Brüder: "Wir wollen essen und du sollst um das Haus gehen. Wenn du schneller um das Haus kommst, als wir zu essen vermögen, dann hast du gewonnen." Der Wuarssen sagte: "Es ist mir recht."

Der Wuarssen ging heraus. Die Schwester warf den gekochten Hammel, den Kuskus und, das Wasser in den Tarischt. Der Wuarssen kam auf der anderen Seite zurück. Er sah, daß die Mahlzeit verschwunden war. Der Wuarssen erstaunte. Die drei Brüder sagten aber: "Gib uns noch mehr Essen, wir sind noch hungrig."

Der Wuarssen sagte zu den drei Brüdern: "Wir wollen miteinander fechten. Wenn ich euch besiege, werde ich euch verschlingen. Wollen wir kämpfen mit Kopfstoß, mit Faustschlag oder mit dem Säbel ?" Die Schwester winkte den Brüdern. Da sagten die drei Brüder: "Faustschlag ist gut für Esel und für dich. Kopfstoß ist gut für Widder und für dich. Für uns als Söhne eines Agelith ist nur der Säbel gut." Der Wuarssen war wütend. Er sagte: "So kann ich euch nicht verschlingen. Aber es soll euch nicht gut gehen." Er packte die drei Brüder und steckte sie in einen Brunnenschacht (= lewir oder ellewir).

Die drei Söhne kamen nicht zurück; da weinten die Eltern. Der Vater sagte zur Mutter: "Komm, wir wollen, sie suchen." Die Mutter bereitete das Essen für, die Wanderung. Der Vater packte den Maulesel. Sie wanderten von dannen. Der Vater und die Mutter kamen in ein wüstes Land. Es war große Hitze. Die Mutter hatte großen Durst. Der Vater ging herum und suchte Wasser., Die Mutter wartete und wartete. Der Maulesel schlug sein Wasser ab. Da fing die Mutter mit der Hand davon auf und trank es. Die Mutter fühlte sogleich, daß sie guter Hoffnung war. Als der Vater



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von der Wassersuche zurückkam, sagte sie: "Ich habe soeben von dem Wasser des Maulesels aufgefangen und getrunken und fühle, daß ich davon guter Hoffnung geworden bin." Der Vater sagte: "Dann wollen wir heimkehren."

Sie waren noch nicht wieder daheim, da ward ein Knabe geboren. Als der Knabe geboren wurde, bedeckte er sogleich das Gesicht mit den Händen, denn er hatte den Körper eines Menschen, aber den Kopf eines Maulesels. Als der Vater das sah, nannte er ihn M'hammed Asserdun (der Eselköpfige). Der Vater brachte den Sohn auf den Zwischenböden (=tarorfitz, d. i. turmartiger Speicher über dem Stall, dem Adäinin) unter. M'hammed Asserdun empfing als Essen nur Fleisch ohne Knochen. Am ersten Tage verzehrte er schon eine ganz große Platte voll Kuskus mit Fleisch ganz allein. Am andern Tage verzehrte er zwei Platten Kuskus. Am dritten Tage verzehrte er schon vier Platten Kuskus. Am vierten Tage verzehrte er schon acht Platten Kuskus. Am fünften Tage sechzehn Platten Kuskus. Der Vater hatte nicht mehr so viel Essen im Hause, als M'hammed Asserdun verzehren wollte. Er ging zum Tadjemaid (=Männerversammlungsplatz). Der Vater sagte zu den Männern: "Ich kann meinen Sohn M'hammed Asserdun nicht mehr ernähren. Wer kann mir nur sagen, wie ich mich meines Sohnes M'hammed Asserdun entledigen kann. Wer das vermag, mit dem will ich den mir von dem Sohne übriggelassenen Rest meines Besitzes teilen." Die Männer in der Versammlung konnten keinen Rat geben. Sie gingen aber nach Hause und erzählten es im Dorfe.

Die alte Setut, die die drei Brüder M'hammed Asserduns zu dem Wuarssen geschickt hatte, hörte es auch und sagte: "Auf meinen Kopf! Ich kann es." Sie ging zum Vater M'hammed Asserduns und fragte: "Soll ich es versuchen?" Der Vater sagte: "Versuche es auf deine eigene Gefahr. Am andern Tage brachte die alte Setut dem M'hammed Asserdun das Essen auf den Zwischenboden. Sie hatte aber bei sich in der Brusttasche (= ischuri) einen Knochen, an dem außen nur wenig Fleisch, der aber in seinem Innern voll Mark (=adif) war. M'hammed Asserdun sah den Knochen. Er aß das Fleisch, betrachtete den Knochen und schlug ihn dann gegen die Mauer. Der Knochen zerbrach. Die Mauer zerbrach auch. M'hammed Asserdun aß das Mark und blickte dann durch das Loch in der Mauer heraus.

M'hammed Asserdun sah zum erstenmal die Natur. Er erblickte draußen Knaben, die spielten Tathuscht (eine Art Sautreiben; der



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Ball aus Baummark; die Stöcke zum Schlagen). M'hammed Asserdun brach die Mauer noch weiter auf und sprang aus dem Tarorfitz heraus auf den Spielplatz. Auf dem Spielplatz war auch der Sohn der Setut. Er war immer Sieger im Tathuscht; nie hatte ein anderer ihn zu besiegen vermocht. M'hammed Asserdun spielte mit den Knaben. Er besiegte den Sohn der Setut. Der Sohn der Setut war eifersüchtig. Er wollte M'hammed Asserdun schlagen. M'hammed Asserdun aber schlug ihn auf die Beine, daß sie zerbrachen, dann packte er ihn und warf ihn hoch in die Luft. Der Sohn der Setut kam wieder lebend zur Erde, aber er war todkrank.

Am andern Tage sah M'hammed Asserdun ein Pferd. Er fing es und bestieg es. Das Pferd brach aber unter ihm tot zusammen. So tötete er seinem Vater 99 Pferde. Der Vater entsetzte sich. Der Vater ging zu dem Amrar Asmeni (dem weisen Mann). Er sagte: "Du bist weiser als wir alle. Hilf mir in einer Sache; ich will auch alles tun, wie du es rätst." Amrar Asmeni sagte: "Worum handelt es sich ?" Der Vater sagte: "Ich habe einen Sohn M'hammed Asserdun. Zuerst aß er so viel, daß ich mein ganzes Vermögen dabei einbüßte. Nun ist er so stark geworden, daß er alles zerstört. Er hat schon 99 Pferde unter sich zermalmt. Soll ich den Sohn töten, oder was rätst du mir sonst?" Amrar Asmeni sagte: "Am Tage der Geburt deines Sohnes M'hammed Asserdun ist auch ein Pferd geboren worden. Das ist das rechte Tier für ihn. Für alles andere laß nur die Setut sorgen."

Der Vater gab dem M'hammed Asserdun das Pferd, das am gleichen Tage mit ihm geboren wurde. M'hammed Asserdun bestieg es; es trug ihn. M'hammed Asserdun ritt mit ihm davon. Er blieb zwei Tage auf seinem Rücken ohne abzusteigen und kehrte dann erst zurück. Auf dem Heimweg kam er vor dem Orte an einer Quelle vorbei. An der Quelle saß die Setut mit einem Filter (= achavbell für Kuskus). M'hammed Asserdun war durstig. Er sagte zu der alten Setut: "Gib mir zu trinken." Die Alte reichte ihm Wasser im Filter. Das Wasser rann unten heraus. M'hammed Asserdun ward zornig. Er schlug die Alte, daß sie hinfiel. Die Setut sagte: "Wenn du ein Mann wärst, würdest du nicht eine alte Frau schlagen, sondern den Wuarssen aufsuchen und deine Schwester und Brüder befreien."

M'hammed Asserdun ritt nach Hause. Er legte sich auf das Lager. Er aß und trank nicht. Die Eltern fragten ihn: "Was fehlt dir? Bist du krank? Was wünschst du?" M'hammed Asserdun sagte: "Die



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Setut soll mir etwas Heißes bereiten." Die Setut kam. Sie bereitete ihm ein heißes Getränk. Auf dem Getränk schwamm ein kleines Stückchen Kohle. M'hammed Asserdun sagte: "Nimm dies heraus!" Die Alte wollte die Kohle mit dem Finger herausnehmen. M'hammed Asserdun hielt ihre Hand über dem kochenden Wasser fest und sagte: "Entweder du sagst mir die Richtung (=djiha, d. i. die Richtung, in der der Wuarssen wohnt), oder ich verbrühe deine Hand." Die Setut zeigte mit der Hand: "In dieser Richtung wohnt der Wuarssen."

M'hammed Asserdun stand auf. Er ging zum Schmied (= ach'.. der) und ließ sich eine Keule (= debus) im Gewicht von zwei Ochsen machen. Als die Keule fertig war, warf er sie in die Luft und fing sie mit dem Ellbogen auf. Die Keule zersplitterte an seinem Ellbogen. M'hammed Asserdun ließ sich eine stärkere Keule machen. Sie zerbrach. Keiner konnte eine Keule machen, wie M'hammed Asserdun sie gebrauchte. Als er das sah, riß er sich den größten Baum des Landes aus und nahm diesen als Keule. Dann nahm er aus dem Hause einen Akufi (= mannhoher Speichertopf) als Eßbeutel auf den Rücken und machte sich auf den Weg.

Nachdem er weit gewandert war, kam er eines Tages zu einem Schafhirten mit seiner Herde. M'hammed Asserdun sagte zu dem Schafhirten: "Kannst du mir den Weg zu dem Wuarssen zeigen, der unsere Schwester geraubt hat?" Der Schafhirt sagte: "Ja, den Weg kenne ich, denn ich bin der Diener des Wuarssen. Deine Schwester ist noch bei dem Wuarssen. Ich warne dich aber. Sieh diesen Widder. Nur wenn du den aufzuheben vermagst, wirst du deine Schwester wiedergewinnen können. Denn jeden Morgen kämpft der Wuarssen mit dem Widder, ohne daß einer den andern zu besiegen vermag. Wenn du den Widder nicht besiegen kannst, lohnt es sich nicht, den Kampf mit dem Wuarssen überhaupt erst zu beginnen." Der Widder rannte heran. M'hammed Asserdun fing ihn mit einer Hand auf und verschlang ihn. Dann ging er weiter.

M'hammed Asserdun kam in ein anderes Land. Da traf er einen Ochsenhirten mit seiner Herde. M'hammed Asserdun sagte zu dem Ochsenhirten: "Kannst du mir den Weg zu dem Wuarssen zeigen, der meine Schwester geraubt hat?" Der Ochsenhirt sagte: "Ja, den Weg kenne ich; ich bin der Diener des Wuarssen. Deine Schwester ist noch bei dem Wuarssen. Ich warne dich aber. Sieh diesen Stier.



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Nur wenn du den aufzuheben vermagst, wirst du deine Schwester wiedergewinnen können. Denn jeden Morgen und jeden Abend kämpft der Wuarssen mit dem Stier, so daß die Mauern einstürzen, ohne daß einer den andern zu besiegen vermag. Wenn du den Stier nicht zu besiegen vermagst, lohnt es sich nicht, den Kampf mit dem Wuarssen überhaupt erst zu beginnen." Der Stier rannte heran. M'hammed Asserdun fing ihn mit dem Ellbogen auf, er packte und verschlang ihn. Dann ging er weiter.

M'hammed Asserdun kam in ein anderes Land. Da traf er einen Hühnerhirten mit seiner Herde. Er sagte zu dem Hühnerhirten: "Kannst du mir den Weg zu dem Wuarssen zeigen, der meine Schwester geraubt hat?" Der Hühnerhirt sagte: "Ja, den Weg kenne ich; ich bin der Diener des Wuarssen. Eure Schwester ist noch bei dem Wuarssen. Ich warne dich aber. Sieh diesen Hahn. Nur, wenn du den aufzuheben vermagst, wirst du deine Schwester wiedergewinnen können. Denn jeden zweiten Tag kämpft der Wuarssen vom Morgen bis zum Abend mit ihm. Einen Tag kämpft er mit ihm. Einen Tag führe ich den Hahn zur Weide. Sie kämpfen stets miteinander, ohne daß einer den andern besiegen kann. Wenn du den Hahn nicht besiegen kannst, lohnt es sich nicht, den Kampf mit dem Wuarssen überhaupt erst zu beginnen." Der Hahn sträubte die Federn und rannte auf M'hammed Asserdun zu. M'hammed Asserdun fing ihn mit der Schulter auf. Er packte und verschlang ihn; dann ging er weiter.

M'hammed Asserdun kam in den Garten. Er sah die Melonen, die Quelle und die Negerin. Er fragte die Negerin: "Kannst du mir den Weg zu dem Wuarssen zeigen?" Die Negerin sagte: "Ja, den Weg kenne ich, ich bin eine Negerin des Wuarssen. Deine Schwester ist noch bei dem Wuarssen. Ich warne dich aber. Sieh diesen großen Korb voll Melonen und diesen Ledersack voll Wasser. Nur, wenn du die gesamten Melonen essen und den Ledersack austrinken kannst, wirst du auch deine Schwester gewinnen können. Denn jeden Morgen verzehrt der Wuarssen diese Melonenmenge und trinkt den Ledersack leer. Wenn du das nicht kannst, lohnt es sich nicht, den Kampf mit dem Wuarssen erst zu beginnen." M'hammed Asserdun führte den Korb mit den Melonen zum Munde und verschlang ihn mitsamt den Früchten. Er setzte den Ledersack an den Mund, trank ihn aus und verschluckte aus Versehen dann auch noch den Sack. Als die Negerin das sah, sagte sie: "Da drüben steht das Haus des Wuarssen."



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M'hammed Asserdun kam an das Haus. Am Hause hingen drei Schlagkeulen. M'hammed Asserdun betrachtete sie und sagte: "Hier müssen meine Brüder sein, denn auf den Keulen sind die Marken meines Vaters." M'hammed Asserdun setzte seinen Akufi nieder und lehnte den Baum, der seine Debus war, neben die kleinen Schlagkeulen der Brüder an das Haus. M'hammed Asserdun trat in das Haus.

Der Wuarssen war nicht daheim. Nur die Schwester war im Hause. Die Schwester erschrak und fragte: "Wer bist du ?" M'hammed Asserdun sagte: "Ich bin M'hammed Asserdun, dein Bruder, der geboren wurde, als meine Eltern von der Suche nach deinen drei andern Brüdern heimkehrten. Sind meine Brüder hier?" Die Schwester sagte: "Ja, unsere Brüder sind hier. Sie sind im Brunnenschacht eingeschlossen. Geh weg, mein Bruder M'hammed Asserdun; der Wuarssen wird dich sonst vernichten." M'hammed Asserdun sagte: "Dies hat keine Eile. Bereite mir das Essen. Ich habe heute noch nichts zu mir genommen, als ein paar Melonen."

Der Wuarssen kam abends zu seinem Hause zurück. Er sah am Hause die Keule und den Akufi M'hammed Asserduns. Der Wuarssen versuchte die Keule M'hammed Asserduns aufzuheben. Er vermochte es nicht. Der Wuarssen trat in das Haus. Der Wuarssen sah M'hammed Asserdun und sagte: "Du bist wohl auch ein Bruder dieser Frau. Dann sollst du mir gegrüßt sein. Gehe aber aus diesem Raum; es schickt sich nicht, daß du mit meiner Frau in einem Raum bist." M'hammed Asserdun blieb sitzen und sagte: "Ich bleibe, wo ich bin." Der Wuarssen sagte: "Ich sehe, du bist wirklich der einzige, der hier furchtlos bleibt."

Nach einiger Zeit hatte die Schwester das Essen bereitet und stellte es hin. Der Wuarssen sagte: "Wie wollen wir es machen? Einer wird essen. Der andere soll um das Haus gehen. Wenn ich schneller esse, als du um das Haus kommst, oder du langsamer ißt, als ich um das Haus komme, will ich dich verschlingen. Welches willst du?" M'hammed Asserdun sagte: "Ich esse." Der Wuarssen ging heraus. M'hammed Asserdun schluckte das ganze Essen hinter und rief: "Wuarssen, komm schnell zurück und gib mir weitere Nahrung!" Der Wuarssen kam erstaunt herein. Der Wuarssen sagte: "Was, du hast schon alles aufgegessen?" M'hammed Asserdun sagte: "Ja, gib mir schnell mehr, ich bin hungrig."

Der Wuarssen sagte: "Wir wollen miteinander fechten. Wenn ich dich besiege, werde ich dich verschlingen. Wollen wir kämpfen



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mit Kopfstoß, mit Faustschlag oder mit Säbeln?" M'hammed Asserdun sagte: "Rede wie ein Verständiger, natürlich will ich kämpfen. Aber meine Schwester und meine Brüder sollen dabei sein. Bring also meine Brüder her!" Der Wuarssen sagte: "Gut, sie sollen deine Schande mit ansehen!" Der Wuarssen befreite die drei Brüder aus dem Brunnenschacht. Er rief auch die Schwester herbei. Die drei Brüder kamen ganz mager, mager wie die Eisennägel, heran.

M'hammed Asserdun sagte: "Vor dem Kampf will ich mir die Zähne reinigen. Ich pflege das mit meiner Schlagkeule zu tun. Wuarssen, bringe mir meine Schlagkeule herein." Der Wuarssen ging heraus. Er versuchte wieder, den Baum, der M'hammeds Schlagkeule war, zu heben. Er vermochte es nicht. Da wurde ihm die Stärke M'hammed Asserduns klar. Er wollte fliehen. M'hammed Asserdun sprang aber hinter ihm her, packte ihn und sagte: "Komm und kämpfe, womit du willst. Ich werde dir nur einen Schlag versetzen." Sie traten einander gegenüber.

Der Wuarssen stürzte auf M'hammed Asserdun zu. M'hammed Asserdun packte ihn und warf ihn mit einem Schlage nieder; als der Wuarssen von dem Schlag stürzte, gab es eine Erschütterung, daß sieben Mauern einstürzten. M'hammed Asserdun schnitt dem Wuarssen den Kopf ab. Dann sagte er zu seiner Schwester und seinen drei Brüdern: "Nun kommt mit mir heim." Die Schwester und die drei Brüder waren über die Maßen froh. Sie packten alle Schätze des Wuarssen zusammen und machten sich auf den Heimweg.

Als er daheim ankam, sagte er zu seinem Vater: "Mit den Schätzen des Wuarssen habe ich wohl alles zurückerstattet, was ich dir weggegessen und an Pferden zerstört habe. Nimm deine andern Kinder wieder zu dir!" Da entstand große Freude, und der Vater veranstaltete ein großes Fest. M'hammed Asserdun sagte aber zu seinen Brüdern und seiner Schwester: "Meine Schwester und meine Brüder! Ich habe meine Pflicht getan. Ich sehe aber, daß dies Land mich nicht ernähren kann." M'hammed Asserdun nahm seinen Akufi auf den Rücken, seine Debus über die Schulter und ging von dannen.

M'hammed Asserdun wanderte weit fort. Eines Tages kam er zu einem Manne, der mit seiner Unterlippe einen Fluß aufhielt - soweit reichte sie herab. Die Oberlippe hatte er aber über den Kopf



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geschlagen, und damit reichte er bis weit über den Rücken zur Erde herab. Der Lippenmann sah M'hammed Asserdun und fragte ihn: "Wohin gehst du?" M'hammed Asserdun sagte: "Ich suche ein Land, das mich ernähren kann." Der Lippenmann sagte: "Ich bin dein Mann, ich komme mit dir." Der Lippenmann stand auf und schloß sich M'hammed Asserdun an.

M'hammed Asserdun und der Lippenmann wanderten weiter fort. Eines Tages kamen sie zu einem Mann, der hatte so riesengroße Ohren, daß er mit dem einen sich vollkommen als Kleidung bedecken und das andere als Lagerunterlage benutzen konnte. Der Ohrenmann sah M'hammed Asserdun und seinen Begleiter und fragte: "Wohin geht ihr?" M'hammed Asserdun sagte: "Ich suche ein Land, das mich ernähren kann." Der Ohrenmann sagte: "Ich bin dein Mann; ich komme mit dir." Der Ohrenmann stand auf und schloß sich M'hammed Asserdun und dem Lippenmann an.

M'hammed Asserdun, der Lippenmann und der Ohrenmann wanderten weit fort. Eines Tages kamen sie zu einem Manne, der hatte in seinem Bart eine Herde Schafe. Mit seinem Rücken lehnte er aber an einem Berg, der wäre, wenn er nicht so gestützt worden wäre, vornüber gestürzt und hätte ein Dorf begraben, das an seinem Fuße lag. Der Bartmann sah M'hammed Asserdun und seine Begleiter und fragte: "Wohin geht ihr?" M'hammed Asserdun sagte: "Ich suche ein Land, das mich ernähren kann." Der Bartmann sagte: "Ich bin dein Mann, ich komme mit dir." M'hammed Asserdun riß ein paar Bäume aus und stützte mit ihnen den Berg. Der Bartmann stand auf und schloß sich M'hammed Asserdun, dem Lippenmann und dem Ohrenmann an.

M'hammed Asserdun und seine Begleiter wanderten weiter und kamen eines Tages in einen riesenhaften Wald, in dem herrschte Luasch über alle Tiere. Luasch wohnte unter der Erde (=l'rhar). Luasch war aber ausgegangen und nicht daheim. M'hammed Asserdun und seine Kameraden gingen in die Wohnung hinein. M'hammed sagte zu seinen Kameraden: "Hier wollen wir Wohnung nehmen. Einer von uns soll tagsüber daheim bleiben und für die andern das Essen kochen. Die andern drei sollen auf die Jagd gehen,"

Am andern Tage blieb der Lippenmann daheim und M'hammed Asserdun ging mit den beiden Kameraden tagsüber auf die Jagd. Der Lippenmann bereitete sechs Schüsseln mit Kuskus. Als er gerade damit fertig war, kam Luasch. Luasch sagte: "Soll ich dich oder soll ich das Essen verschlingen, das du bereitet hast?" Der



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Lippenmann erschrak und sagte: "Nimm den Kuskus!" Luasch verschlang allen Kuskus und ging. Der Lippenmann kratzte nun allen Kuskus aus den Kochtöpfen zusammen, der noch darin geblieben war. Es war sehr wenig. Als M'hammed Asserdun und die Kameraden nach Hause kamen, fragte er: "Ist das alles, was du bereitet hast?" Der Lippenmann sagte: "Ich verstehe mich nicht auf die Kuskusbereitung."

Am andern Tage blieb der Ohrenmann daheim, und M'hammed Asserdun ging mit den andern Kameraden tagsüber auf die Jagd. Der Ohrenmann bereitete sechs Schüsseln mit Kuskus. Als er gerade damit fertig war, kam Luasch. Luasch sagte: "Soll ich dich, oder soll ich das Essen verschlingen, das du bereitet hast?" Der Ohrenmann erschrak und sagte: "Nimm den Kuskus!" Luasch verschlang allen Kuskus und ging. Der Ohrenmann kratzte nun allen Kuskus aus den Kochtöpfen zusammen, der darin geblieben war. Es war aber sehr wenig. Als M'hammed Asserdun mit den Kameraden nach Hause kam, fragte er: "Ist das alles, was du bereitet hast?" Der Ohrenmann sagte: "Ich verstehe mich nicht auf die Kuskusbereitung."

Am andern Tage blieb der Bartmann daheim, und M'hammed Asserdun ging mit den andern Kameraden tagsüber auf die Jagd. Der Bartmann bereitete sechs Schüsseln Kuskus. Als er gerade damit fertig war, kam Luasch. Luasch sagte: "Soll ich dich, oder soll ich das Essen verschlingen, das du bereitet hast?" Der Bartmann erschrak und sagte: "Nimm den Kuskus!" Luasch verschlang allen Kuskus und ging. Der Bartmann kratzte nun allen Kuskus aus den Kochtöpfen zusammen, der noch darin geblieben war. Es war sehr wenig. Als M'hammed Asserdun mit den Kameraden nach Hause kam, fragte er: "Ist das alles, was du bereitet hast?" Der Bartmann sagte: "Ich verstehe mich nicht auf die Kuskusbereitung."

Am andern Tage blieb M'hammed Asserdun daheim, und die drei Kameraden gingen tagsüber auf die Jagd. Der Lippenmann, der Ohrenmann und der Bartmann sprachen unterwegs zueinander und erzählten sich, wie es mit dem Kuskus und Luasch gekommen war. Sie sagten untereinander: "Wir werden heute wieder hungrig zu Bett gehen, denn auch M'hammed Asserdun wird den Kuskus dem Luasch geben müssen."

M'hammed Asserdun bereitete 32 Schüsseln Kuskus. Als er gerade damit fertig war, kam Luasch. Luasch sagte: "Soll ich dich,



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oder soll ich das Essen verschlingen, das du bereitet hast?" M'hammed Asserdun sagte: "Ich bin M'hammed Asserdun! Sieh dir die Leute an, mit denen du sprichst!" Luasch sagte: "Ich bin Luasch. Ich weiß, du stammst vom Maulesel!" M'hammed Asserdun sprang auf. Er stürzte sich auf Luasch. Er konnte Luasch nicht niederwerfen. Sie kämpften miteinander. Mauern stürzten, Bäume brachen zusammen. Alle Tiere im Walde schrien vor Angst.

Kämpfend kamen beide auf einen Berg (= issil). Auf dem Berge stürzten beide. M'hammed Asserdun und Luasch rollten sich überschlagend den Berg herunter. Sie stürzten ringend einen Abgrund herab. Unten kam M'hammed Asserdun auf Luasch zu liegen. M'hammed Asserdun nahm seinen Säbel und schnitt Luasch den Kopf und den Bart ab. Aus dem Bart Luaschs machte sich M'hammed Asserdun ein Armband. Den Kopf nahm er heim. Als er in das Haus kam, warf er den Kopf unter die Wassertöpfe.

Der Lippenmann, der Ohrenmann und der Bartmann kamen heim. Sie sahen die 32 Schüsseln mit Kuskus. Sie sagten untereinander: "M'hammed Asserdun hat Glück. Luasch ist heute nicht gekommen." M'hammed Asserdun und seine Kameraden aßen sich satt. Dann sagte M'hammed Asserdun zu dem Lippenmann: "Nun gehe du hin zu den Wasserkrügen und bring uns zu trinken." Der Lippenmann ging. Er kam zu den Wasserkrügen. Er sah den Kopf Luaschs. Er erschrak so, daß er taumelte. Er fürchtete sich, die Krüge zu ergreifen. Er kam zurück und sagte: "Ich habe mich an einem Stein gestoßen."

M'hammed Asserdun sagte zum Ohrenmann: "Dann gehe du zu den Wasserkrügen und bring uns zu trinken." Der Ohrenmann ging. Er kam zu den Wasserkrügen. Er sah den Kopf Luaschs. Er erschrak so, daß er taumelte. Er fürchtete sich, die Krüge zu ergreifen. Er kam zurück und sagte: "Ich habe mich an einem Stein gestoßen."

M'hammed Asserdun sagte zum Bartmann: "Dann geh du zu den Wasserkrügen und bring uns zu trinken." Der Bartmann ging. Er kam zu den Wasserkrügen. Er sah den Kopf Luaschs. Er erschrak so, daß er taumelte. Er fürchtete sich, die Krüge zu ergreifen. Er kam zurück und sagte: "Ich habe mich an einem Stein gestoßen."

M'hammed Asserdun sagte: "Dann werde ich selbst zu den Wasserkrügen gehen und uns etwas zu trinken bringen." Er ging hin. Mit der einen Hand. ergriff er einen großen Wasserkrug, mit



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der andern den Kopf Luaschs. Er kam mit dem Wasserkrug und mit dem Kopf Luaschs zurück. Er warf den Kopf Luaschs zwischen die drei Kameraden. Der Lippenmann, der Ohrenmann und der Bartmann sprangen entsetzt zur Seite. M'hammed Asserdun aber sagte: "Ich werde heute nacht noch mit euch zusammenbleiben. Morgen werden wir uns aber trennen. Ich werde allein das Land suchen, das mich ernähren kann. Ihr aber seid keine Kameraden meiner Art. Geht eures Weges." Am andern Tage nahm M'hammed Asserdun seinen Akufi auf den Rücken und seinen Debus auf die Schulter und zog allein weiter.


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