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Vo chlyne Lüte


ZWERGENSAGEN FEEN- UND FÄNGGENGESCHICHTEN AUS DER SCHWEIZ


NEU MITGETEILT VON C.ENGLERT-FAYE


MIT BILDERN VON BERTA TAPPOLET

TROXLER-VERLAG BERN


Wie die Sennen das Süßkäsen lernten

Vor alten Zeiten wußten die Sennen noch keinen süßen Käse zu bereiten. Das verstanden nur die wilden Mannli, die Fänggen. Einmal war ein wildes Fänggenmannli gut Freund mit dem Sennen auf dem Maiensäß von Schuders; es half ihm das Vieh hirten, melken und heuen. Und der Senn teilte mit ihm, was er selber hatte. Eines Abends sagte der Senn, morgen müsse er mit dem Anken zu den Seinigen ins Dorf hinunter gehen, und er bat das Mannli, es möge doch für ihn das Vieh gaumen und käsen. Das gefiel dem Fänggen gar wohl, denn schon lange hätte er sich dem Sennen gern dankbar erwiesen. Der Senn ging also ins Dorf, und das Mannli machte sich ans Käsen. Wie erstaunte aber der Senn, als er am Abend heimgekehrt war und den Käse kostete, den das Fänggenmannli bereitet hatte. So süß und lind schmeckte der wie frische Butter und gelber war er als das Ei.

Gar zu gerne hätte nun der Senn gewußt, wie man solchen Käse mache, aber der Fängg wollte ihm sein Geheimnis um nichts in der Welt verraten. Da dachte der Senn: Nun, gut Ding will Weile haben, und List ist allemal besser als Gewalt. Und als nach einigen Wochen der Fängg wieder einmal wie gewohnt in die Hütte trat, sagte der Mann: «Du, jetzt kan i denn au süeß käsa.» — «Häst süeßa Käs gmacht, so häst au Maga gha», rief eifrig der Fängg. Nun hatte der



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Senn das Geheimnis ergründet. Und er tötete Gibeli, die Geiß, nahm den Magen und tat ihn in die Milch als Lab, so daß sie gerann, ohne mehr sauer zu werden. Und fortan machte er den besten süßen Käse. Als aber das Fänggenmannli die List merkte, da ward es dem Sennen gram und ist nie mehr zu ihm gekommen.


Copyright: arpa, 2015.

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