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Vo chlyne Lüte


ZWERGENSAGEN FEEN- UND FÄNGGENGESCHICHTEN AUS DER SCHWEIZ


NEU MITGETEILT VON C.ENGLERT-FAYE


MIT BILDERN VON BERTA TAPPOLET

TROXLER-VERLAG BERN


Der Sennenzwerg in Muri

Wenn die Sennen auf der großen Weide bei Muri im Freiamt am Morgen ihr Vieh füttern kamen, fanden sie alles schon getan. Der Stall war geputzt, der Milchkübel geschwenkt, Richter und Trichter wieder am Platz, kurz alles in Ordnung gebracht und schon wieder für den Abend gerüstet. Ihre Kühe gaben die beste Milch und warfen die feißesten Kälber. Da nahm sie denn doch wunder, wer der unsichtbare Knecht wäre, und so lauerten und paßten sie in Stall und Scheuer. Und unlang, so hörte einer ein Rascheln und Rauschen über den Heustock droben herunter, dann trippelte es und tappelte und



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rappelte, und alsbald sprang ein winziges Männlein, nicht größer als ein Tannzapfen, am Steighaken herab, schüttelte sich die Halme aus den Haaren und fing an, Heu zu rupfen, dann striegelte es das Vieh. Und das ging alles so nett und geschwind, daß der Wicht im Handkehrum fertig und schon wieder auf demselben Wege verschwunden war. Und so wenig Futter brauchte der kleine Knecht, daß alle sagten, bei so viel Vieh hätten sie noch nie so wenig Futter gebraucht.

Da hätten die Sennen dem Männlein auch gern einen rechten Lohn gegeben, aber sie wußten nicht recht was, bis einer meinte, des Wichtes Kleidlein sei ganz zerrissen und zerschlissen und voller Löcher, so viel als Halme im Heu. Ein neues Gewändlein sei wohl der beste Lohn. So ließen sie ihm denn ein niedliches Sennenkleidlein anfertigen und legten es ihm in den Stall. Kaum sah der Zwerg das Kleid, da zog er's an und rief:

«J hübsch, hübsch Ma,
Nüwi Hosa ha,
nüws Tschöpli a!
Nüt meh fuettere cha
I furt goh,
J nümma cho!»

Und seither ist er fortgeblieben.


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