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Kapitel 

VOLKSMÄRCHEN DER KABYLEN

II. BAND

DAS UNGEHEUERLICHE

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1922

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA


2. Die undankbare Frau

Ein Mann hatte sieben Söhne. Alle sieben Söhne waren verheiratet. Eines Tages wurde der Vater sehr krank. Er rief seine Söhne zu sich und sagte ihnen: "Meine Söhne, ich bin sehr krank; ich kann nur am Leben bleiben, wenn ihr mir die Herzen eurer sieben Frauen zu essen gebt. Wenn ihr mich lieb habt, werdet ihr es tun."

Die sieben Söhne liebten ihren Vater sehr. Sie wußten nicht, daß ihr Vater die Herzen verlangte, weil er auf die Söhne ihrer schönen Frauen wegen eifersüchtig war. Die sieben Söhne sagten: "Wir wollen dir die Herzen unserer jungen Frauen geben."

Der älteste Sohn tötete seine Frau und brachte seinem Vater ihr Herz. In der folgenden Nacht brachte der zweite Sohn dem Vater das Herz seiner Frau. Jeden Tag brachte einer der Söhne dem Vater das Herz seiner Frau. Am siebenten Tage war die Reihe am siebenten Sohne. Der siebente Sohn war der stärkste unter seinen Brüdern. Aber er war schwach am Herzen. Er war verheiratet mit der Tochter seines Vetters. Er hatte seine Frau sehr lieb. Er vermochte nicht seine Frau zu töten. Als es Nacht war, sagte er zu seiner Frau: "Nimm deine Sachen zusammen, wir wollen in den Wald fliehen. Ich kann dich nicht töten." Er brach mit seiner Frau auf und ging mit ihr die ganze Nacht hindurch.

Am Ende der Nacht sah der Bursche in der Ferne einen hellen Punkt, ein Licht. Er sagte zu seiner Frau: "Bleibe du hier zurück. Ich will hingehen und sehen, was dort ist." Die junge Frau blieb zurück. Der Bursche ging auf das Licht zu. Er kam in ein Gehöft, in dem lebten 99 Wuarssen. Die Wuarssen hatten gerade ihr Nachtmahl gekocht. Es waren 99 tote Menschen in einem Kochtopf über dem Feuer. Der Bursche trat in das Zimmer und begrüßte die 99 Wuarssen. Die 99 Wuarssen sagten: "Deinen Gruß erwidern wir nicht. Wir wollen dich und die Erde, über die du gehst, verzehren.



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Was willst du ?" Der Bursche sagte: "Ich will Feuer von euch haben, um mir im Walde etwas zu kochen." Die 99 Wuarssen sagten: "So nimm dir Feuer unter dem Topf hervor. Hebe den Topf auf, oder wir verschlingen dich!" Der Bursche nahm darauf den Topf mit den 99 Leichen hoch und warf ihn zur Seite. Als die Wuarssen das sahen, erschraken sie.

Der Bursche sagte: "Nun kommt ihr gegen mich!" Die 99 Wuarssen kamen auf den Burschen zu, um ihn zu töten und zu verschlingen. Der Bursche ergriff einen nach dem andern, schnitt ihm den Hals durch und warf ihn in den Thetheraft. (Der Thetheraft ist ein Silos, eine Speichergrube im Hause, in der das Korn aufbewahrt wird. Diese Speichergruben sind oft von bedeutender Tiefe.) So tötete er 98 von den Wuarssen. Den 99. aber verwundete er nur am Halse und warf ihn so in den Thetheraft, ohne daß er ganz tot war. Nachdem der Bursche das vollbracht hatte, schloß er das Haus, in dem der Thetheraft war, ab und ging in den Wald zu seiner jungen Frau zurück.

Der Bursche kam zu seiner jungen Frau und sagte zu ihr: "Ich habe dort ein sehr gutes Gehöft für uns gefunden. Komm mit." Der Bursche führte seine junge Frau in das Gehöft der Wuarssen, zeigte ihr alle Kammern und sagte: "Überall kannst du hier hantieren und arbeiten. Nur in jenes Haus dort darfst du nie gehen. Versprich mir, daß du es nie tun willst." Die junge Frau versprach (wörtlich "beschwor") es. Von nun an lebte der junge Bursche mit seiner jungen Frau in dem Gehöft der Wuarssen. Der Bursche ging morgens fort auf die Jagd und kam abends wieder.

Eines Tages war der Bursche wieder auf der Jagd, da kam er an das Haus einer Teriel. Die Teriel stand gerade im Eingangsgelaß des Gehöftes und mahlte Weizen. Sie hatte lange Brüste (thibuschni); die hatte sie, damit sie ihr die Arbeit nicht störten, über die Schulter nach hinten geschlagen, so daß sie auf dem Rücken herunterhingen. Der Bursche schlich von hinten ganz vorsichtig (thelihuf heißt "mit Furcht"; wuhadauhadan heißt "leise") heran. Er ergriff die rechte Brust der Teriel und trank von ihrer Milch. Die Teriel wandte sich um und sah den Menschen. Sie sagte: "Jetzt hast du dich an meiner Brust genährt, jetzt werde ich dich wie meinen Sohn behandeln und dir nur Gutes antun. Komm und iß von meiner Speise."

Die Teriel setzte dem Burschen Essen vor. Sie plauderte mit ihm und sagte: "Nicht wahr, du hast die Tochter deines Vetters geheiratet?



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Nicht wahr, du hast sie vom Tode gerettet, als dein Vater ihr Herz essen wollte?" Der Bursche sagte: "So ist es." Die Teriel sagte: "Trotzdem wird diese Frau dir kein Glück bringen." Der Bursche sagte: "Ich kann es nicht glauben, daß diese Frau mir Unglück bringen wird." Die Teriel sagte: "Du wirst es ja sehen! Komme nur immer zu mir, und wenn du etwas Schweres hast, dann sage es mir!" — Der Bursche ging nun stets, wenn er auf die Jagd ging, bei dem Hause der Teriel vorbei und sprach mit ihr. Seiner Frau sagte er aber hiervon nichts.

Eines Tages, als der Bursche wieder zur Jagd fortgegangen war, ward die Frau des Burschen neugierig, zu erfahren, was wohl in dem Hause, das ihr zu betreten verboten war, sein möchte. Sie ging hin und legte ihr Ohr an die Tür. Sie hörte im Innern Stöhnen. Die Frau öffnete die Tür. Sie kam herein. Sie fand den Wuarssen, der die Wunde am Halse hatte. Die junge Frau sah den riesengroßen Mann und hatte ihre Freude an ihm. Der Wuarssen sagte: "Schwöre mir, daß du deinem Mann nichts sagen willst und ich will dir verraten, wer ich bin." Die junge Frau versprach es. Da erzählte der Wuarssen alles, was sich zugetragen hatte. Die junge Frau hatte aber ihre Freude an dem großen Mann und verband seine Wunden, gab ihm Essen und pflegte ihn. Der Wuarssen aber sagte zu der jungen Frau: "Ich will dich heiraten, wenn du mir helfen willst, deinen Mann zu töten." Die junge Frau beschwor es. Die Frau besuchte den Wuarssen nun jeden Tag, sobald ihr Mann zur Jagd fortgegangen war.

Eines Tages sagte der Wuarssen zu der jungen Fran: "Wenn du nun willst, daß dein Mann getötet wird, so verlange von ihm bei seiner Liebe einige von den wiederbelebenden Äpfeln. (Diese mystischen Äpfel heißen bei den Kabylen sfah' lemadihör.) Diese Äpfel sind nur auf der anderen Seite des Meeres, und noch niemand ist von der Reise nach dem Lande der wiederbelebenden Äpfel lebend wieder zurückgekommen." Die junge Frau sagte: "Das will ich tun."

Als der Bursche abends von der Jagd nach Hause kam, fand er seine junge Frau weinend auf dem Bett. Der Bursche trat heran und sagte: "Was fehlt dir?" Die junge Frau sagte: "Wenn du mich lieb hast, geh hin und bringe mir von den wiederbelebenden Äpfeln." Der Bursche sagte: "Steh auf! Ich werde mich morgen sogleich auf die Reise in das Land machen, in dem die wiederbelebenden Äpfel wachsen."



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Am andern Tage ging der Bursche fort. Er ging zur Teriel und sagte: "Meine Mutter! Meine Frau verlangt von mir, daß ich, wenn ich sie lieb hätte, ihr von den wiederbelebenden Äpfeln bringen sollte." Die Teriel sagte: "Es ist noch niemand von der Reise in das Land, in dem die wiederbelebenden Äpfel wachsen, lebend zurückgekommen. Du siehst, was deine Frau will. Ich habe dir immer gesagt, daß du mit deiner Frau kein Glück erleben würdest. Du wolltest es mir nicht glauben." Der Bursche sagte: "Wie komme ich in das Land, in dem die wiederbelebenden Äpfel wachsen?" Die Teriel sagte: "Wenn du es durchaus willst, gehe also in dieser Richtung. Du wirst die Ochsen finden, denen Fleisch zum Essen vorgelegt ist und Hunde, die die Eßnäpfe voll Stroh haben. Gib den Hunden das Fleisch. Behalte aber davon ein gutes Stück. Den Ochsen gib dann das Stroh. Unter den Ochsen ist ein großer schwarzer Stier. Tritt an ihn um ihn zu besteigen. Der Stier wird darüber so zornig werden, daß er dich mit den Hörnern in die Luft wirft. Er wird dich so hoch schleudern, daß du über die sieben Meere hinweggelangst in das Land, in dem die wiederbelebenden Äpfel wachsen. Pflücke davon, soviel du brauchst. Auf dem Baume hat ein großer Adler sein Nest. Steige mit dem Stück Fleisch in das Nest und gib es seinen Jungen zu fressen. Der Adler wird dich dann nach Hause zurücktragen." Der Bursche dankte der Teriel und machte sich auf die Wanderschaft.

Nachdem er weit gewandert war, kam der Bursche dorthin, wo den Ochsen das Fleisch zum Essen vorgelegt war und die Hunde in den Eßnäpfen Stroh hatten. Der Bursche gab den Hunden das Fleisch, behielt aber ein Stück davon. Den Ochsen gab er dann das Stroh. Danach trat er an den großen schwarzen Stier und tat so, als ob er ihn besteigen wolle. Der Stier ward darüber so zornig, daß er ihn mit den Hörnern in die Luft warf. Er schleuderte den Burschen so hoch, daß er über die sieben Meere flog und gerade bei dem Baume niederfiel, auf dem die wiederbelebenden Äpfel wuchsen. Der Bursche stieg auf den Baum. Erst pflückte er acht von den wiederbelebenden Äpfeln und steckte sie in seine Brusttasche. Dann stieg er noch höher, dahin, wo das Nest des Adlers war und gab den Jungen des Adlers das Fleisch zu fressen. Nach einiger Zeit kam der Adler und sah, daß der Bursche seine Jungen gefüttert hatte. Der Adler sagte: "Ich danke dir; ich danke dir. Ich will dich hintragen, wohin du willst." Der Bursche sagte: "So trage mich über die sieben Meere hinweg in meine Heimat." Der



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Adler nahm den Burschen auf seine Flügel und trug ihn über die sieben Meere hinweg nach dem Walde, in dem der Bursche wohnte.

Der Bursche ging zu der Teriel. Er gab ihr vier von den wiederbelebenden Äpfeln. Dann ging er in das Gehöft, in dem er seine Frau zurückgelassen hatte und sagte: "Hier hast du das, was du von mir wünschtest." Der Bursche gab ihr die vier anderen wiederbelebenden Äpfel.

Am andern Tage, als der Bursche wieder zur Jagd fortgegangen war, gab die junge Frau dem Wuarssen die vier wiederbelebenden Apfel und sagte zu ihm: "Mein Mann ist nicht, wie die andern, unterwegs umgekommen. Mein Mann hat die wiederbelebenden Apfel gebracht. Sage mir nun, wie wir ihn töten können." Der Wuarssen sagte: "Sprich morgen eindringlich mit deinem Mann und sage ihm: ,Ich fürchte mich hier immer sehr, wenn du fort bist, denn hier sind viele wilde Tiere. Wirst du sie auch immer bewältigen können? Darf ich einmal deine Kraft erproben und dich binden, um zu sehen, ob du auch noch so stark bist wie früher?' Wenn dein Mann sich dann von dir binden läßt und er nicht mehr frei kommen kann, will ich ihn töten und verschlingen." Die junge Frau war damit einverstanden.

Als der Bursche abends von der Jagd heimkehrte, saß seine Frau auf ihrem Lager und weinte. Der Bursche fragte: "Was hast du? Was fehlt dir?" Die junge Frau sagte: "Wenn du fort bist, fürchte ich mich immer so sehr, denn hier sind sehr viele wilde Tiere. Wirst du sie auch immer bewältigen können? Darf ich einmal deine Kraft erproben und dich binden, um zu sehen, ob du auch noch so stark bist wie früher?" Der Bursche sagte: "Ja, versuche es und binde mich." Der Bursche stellte sich an einen Stützbalken. Die junge Frau band ihn mit drei starken Stricken an Füßen und Händen um den Stützpfeiler. Der Bursche sagte: "Bist du fertig?" Die junge Frau sagte: "Ja, ich bin fertig. Versuche, ob du dies zerreißen kannst." Der Bursche streckte die Arme und Füße. Die Schnüre sprangen auseinander. Der Bursche lachte und sagte: "Soviel Kraft habe ich noch. Da mußt du schon mehr Stricke nehmen." Die junge Frau band ihren Mann dann mit sieben Stricken an Füßen und Armen am Stützpfeiler fest. Der Bursche streckte aber wieder die Füße und Arme, und die Schnüre zerrissen. Zum drittenmal nahm die junge Frau viele Stricke und band damit den Gatten an Füßen und Händen. Der Bursche streckte aber wieder Arme und



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Beine, und die Schnüre zerrissen. Der Bursche sagte: "Du siehst, du kannst ruhig sein, ich habe noch meine Kraft."

Am andern Tage ging der Bursche wieder auf die Jagd und in das Haus der Teriel. Er erzählte der Teriel alles, was sich ereignet hatte, und die Teriel sagte: "Du siehst, daß ich recht hatte, als ich sagte, diese Frau würde dir Unglück bringen. Das Unglück ist nun nahe. Wenn du nun eines Tages in deinem Hause getötet wirst, tue eines. Ehe du getötet wirst, bitte deine Frau: ,Wenn ich gegessen werde, zerbrecht nicht meine Knochen. Sammelt alle meine Knochen und tut sie in einen Sack. Den Sack mit meinen Knochen ladet meinem Esel auf und sagt zu ihm: thimthäm (Gerste) iseu (rösten) älmäl (Tier) ousäi' (des Esels)." (Dieser Spruch soll soviel heißen wie: "Esel geh dahin, wo du gewöhnlich deine Gerste bekommst".) "Wenn du das gesagt hast, kann noch alles gut werden. Ich weiß aber jetzt, daß deine Frau dich töten will und wird und deshalb versprich mir dies." Der Bursche versprach es und kam abends nach Hause.

Als der Bursche nach Hause kam, sagte seine Frau zu ihm: "Du hast viele Stricke zerreißen können. Kannst du ein Frauenhaar zerreißen?" Der Bursche lachte und sagte: "Versuche es!" Die junge Frau band ihren Gatten mit Händen und Füßen an den Stützpfeiler und nahm hierzu nur eines von ihren eigenen Haaren. Der Bursche streckte dann Beine und Arme. Das Haar hielt ihn. Der Bursche konnte sich nicht rühren. Der Bursche sah, daß er nicht freikommen konnte. Er rief: "So komm doch hervor, Wuarssen!" Der Wuarssen fürchtete sich aber so, daß er es nicht wagte. Da gab die eigene Frau ihm einen Schlag mit der Debus (Schlagkeule) an den Kopf. Die junge Frau rief: "Sieh, ich kann ihn schlagen, ohne daß er sich zu wehren vermag." Nun kam der Wuarssen hervor. Der Bursche sagte: "Ich sehe, ihr werdet mich töten und fressen. Wenn ihr dies nun tut, so zerbrecht wenigstens meine Knochen nicht. Sammelt meine Knochen und tut sie in einen Sack. Den Sack mit meinen Knochen ladet meinem Esel auf und sagt zu ihm: ,Thimthäm iseu älmäl ousäi'." Der Bursche ward getötet. Der Wuarssen fraß ihn. Der Wuarssen und die junge Frau zerbrachen aber die Knochen nicht. Sie sammelten seine Knochen und taten sie in einen Sack. Den Sack banden sie dem Esel des Burschen auf und sagten zu ihm: "Thimthäm iseu älmäl ousäi!" Der Esel lief mit dem Sack voll Knochen davon.

Der Esel lief mit den Knochen des Burschen im Sack zu der



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Teriel. Die Teriel empfing den Esel. Sie nahm ihm den Sack ab und weinte über die Knochen. Die Teriel legte alle Knochen auf der Erde zusammen, so wie sie gehörten. Dann bedeckte sie die Knochen mit Seide und Wolle. Jeden Morgen begoß sie die Knochen mit Milch. Nach einiger Zeit wurde der Körper wieder. Der Körper nahm zu, bis er war wie vorher. Dann nahm die Teriel einen der wiederbelebenden Äpfel, die der Bursche ihr geschenkt hatte. Sie hielt dem Burschen den wiederbelebenden Apfel unter die Nase. Der Bursch nieste (-arteth). Von nun an konnte er sich bewegen. Sie gab ihm nun täglich ein Ei und Milch. Er wurde wie früher und gewann seine Gesundheit wieder.

Eines Tages sagte der Bursche zu der Teriel: "Mutter, ich möchte in mein Haus zurückkehren." Die Teriel wies ihm einen Sack mit Salz und einen mit Eisen (-uththiu) und sagte: "Nimm jeden der Säcke in eine Hand und hebe sie." Der Bursche ergriff sie. Er vermochte sie kaum zu heben. Die Teriel sagte: "Es ist noch nicht Zeit." Nach einiger Zeit sagte der Bursche wieder: "Mutter, ich möchte in mein Haus zurückkehren." Die Teriel hieß ihn die Säcke heben. Er hob sie bis zum Knie. Die Teriel sagte: "Es ist noch nicht die Zeit." Nach einiger Zeit sagte der Bursche wieder: "Mutter, ich möchte in mein Haus zurückkehren!" Die Teriel hieß ihn die Säcke heben. Er hob sie bis an die Schulter. Die Teriel sagte: "Es ist noch nicht an der Zeit." Nach einiger Zeit sagte der Bursche wieder: "Mutter, ich möchte in mein Haus zurückkehren." Die Teriel hieß ihn die Säcke heben. Er hob sie hoch in die Höhe und warf sie über die Schulter hinweg weit rückwärts. Die Teriel sagte: "Mein Sohn, jetzt ist es an der Zeit. Gehe in dein Haus zurück." Der Bursche zog sich wie ein Bettler an und ging.

Der Bettler kam an sein Haus. Er klopfte an und bat: "Könnt Ihr mir nicht etwas Essen schenken?" Die junge Frau sprach von innen: "Mein Mann ist nicht daheim. Deshalb kann ich dir jetzt nicht öffnen. Mein Mann wird aber heute abend nach Hause kommen. Warte bis dahin." Der Bettler wartete. Er setzte sich vor dem Gehöft hin und wartete. Als es Abend war, kam der Wuarssen nach Hause. Die Frau ging ihm entgegen. Der Wuarssen schloß hinter sich die Tür. Der Bettler sah, daß er vergessen war.

Der Bettler hustete an der Tür. Die junge Frau sagte zu ihrem Mann, dem Wuarssen: "Jaso, draußen steht ein Bettler. Wollen wir ihn hereinlassen und ihm etwas zu essen geben ?" Der Wuarssen sagte: "Laß ihn hereinkommen." Die Frau öffnete die Tür. Sie



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sagte zum Bettler: "Komm herein, mein Mann erlaubt es." Der Bettler setzte sich in eine Ecke. Die Frau gab ihm Essen. Der Wuarssen blickte in die Ecke. Er sagte: "Kenne ich diesen Mann nicht? Ist es nicht dein erster Mann?" Die Frau lachte und sagte: "Wie doch? Meinen ersten Mann haben wir doch getötet und du hast ihn gegessen!" Der Wuarssen gab sich zufrieden.

Nach dem Essen sagte der Bettler zu dem Wuarssen und seiner Frau: "Nun wollen wir uns Märchen erzählen. Wollt ihr eines erzählen?" Der Wuarssen sagte: "Wir wohnen hier in der Einsamkeit. Wir sehen und hören niemand. Wir kennen nur den Wald. Du aber kommst weit herum. Du hörst die Leute sprechen. Erzähle du uns ein Märchen."

Der Bettler sagte: "Ja, ich werde euch eine Geschichte erzählen. Hört!" Der Bettler begann seine eigene Geschichte zu erzählen. Er erzählte, wie er seine Frau vor dem Tode rettete. Er erzählte, wie er das Haus von den Wuarssen erkämpfte. Er erzählte, wie die junge Frau mit dem Wuarssen Freundschaft schloß. Er erzählte, wie seine Frau ihn wegsandte mit dem Wunsche nach den wiederbelebenden Äpfeln. Er erzählte, wie seine Frau ihn mit Stricken zu binden versuchte. Er erzählte, wie seine Frau ihn mit einem Frauenhaar band. Er erzählte, wie seine Frau ihn mit der Debus schlug und rief: "Sieh, ich kann ihn schlagen, ohne daß er sich zu wehren vermag." Er erzählte, wie sie ihn töteten, aßen, seine Knochen in einen Sack auf den Esel banden und fortschickten.

Während der als Bettler verkleidete Bursche dies erzählte, verschlang (=athvila) die Erde (= achel) den Wuarssen und die junge Frau. Sie waren beide ganz still und sagten nichts. Nur der Bettler sprach. Die Erde verschlang sie ganz langsam. Der Wuarssen und seine Frau saßen ganz still und hörten. Nur der Bettler sprach und erzählte, was die junge Frau an ihm getan. Die Erde hatte den Wuarssen und seine junge Frau schon bis an den Kopf verschlungen. Der Bursche sprang auf, warf das Kleid des Bettlers fort, zog seinen Säbel und schlug die Köpfe des Wuarssen und seiner Frau ab, ehe die Erde sie noch verschlungen hatte.

Der Bursche sah sich im Hause um. Er fand eine Wiege (=due'h'; ausklingend in den arabischen l'ha-Laut) und darin ein kleines Kind. Er nahm die Wiege und das kleine Kind mit sich und machte sich auf den Rückweg zu der Teriel. Unterwegs erwachte das Kind in der Wiege und schrie: "Ah, deine Ohren sind rot! Ich möchte Sie essen!" Der Bursche sagte: "Hä! Du bist also der Sohn des



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Wuarssen!" Er ergriff das Kind und warf es gegen einen Stein. Das Kind starb. Es war das letzte Wuarssenkind in diesem Lande.

Der Bursche kam zu der Teriel und sagte: "Jetzt ist alles in Ordnung." Die Teriel empfing ihn freundlich, gab ihm zu essen und pflegte ihn. Der Bursche lebte gut bei seiner Mutter Teriel.

Nachdem der Bursche aber einige Zeit bei der Teriel gelebt hatte, wurde er traurig. Er kam eines Tages zur Teriel und sagte: "Mutter Teriel! Erlaube mir, daß ich zu meinem Vater zurückkehre." Die Teriel sagte: "Mein Sohn, du hast recht. Bereite dich zu dieser Reise vor. Ich werde dir zwei Geschenke mitgeben." Dann gab die Teriel dem Burschen eine geschlossene Kiste und einen Neger als Geschenk und sagte: "Schwöre mir, daß du die Kiste nicht öffnen willst, ehe du nicht bei deinem Vater angekommen bist. Wenn du es nicht tust, wirst du großem Unglück entgehen." Der Bursche versprach es und machte sich mit der Kiste und dem Neger auf den Weg.

Der Bursche wanderte mit der Kiste und dem Neger in der Richtung auf den Ort seines Vaters weit fort. Als er eines Nachts im Walde lagerte, sagte er bei sich: "Ob die Teriel mir nicht doch in ihrer Verstimmung über meinen Abschied ein Geschenk mitgegeben hat, welches mich tötet, wenn ich daheim gerade angekommen bin. Besser wird es sein, ich überzeuge mich hier davon." Der Bursche öffnete die Kiste. In der Kiste lag ein wunderschönes Mädchen. Es war die Tochter der Teriel. Sie war so schön, daß sie einen weiten Glanz um sich verbreitete. Die Tochter der Teriel hatte an ihrem Finger einen Ring. Mit dem Ringe konnte sie erreichen, was sie sich an Schätzen und Gold und Besitz wünschte.

Der Bursche war über die schöne Tochter der Teriel über alle Maßen glücklich. Er zerbrach die Kiste und sagte: "Meine kleine Frau, du sollst mir nicht wieder in eine so enge Kammer kommen. Wir wollen sogleich in den Ort meines Vaters zurückkehren und uns dort ein großes Haus errichten." Der Bursche weckte den Neger und brach mit dem Neger und seiner schönen jungen Frau sogleich auf. Sie kamen noch vor Anbruch des Tages an den Ort, in dem der Vater des Burschen Agelith war. Mit Hilfe des Ringes am Finger der schönen Frau ließen sie gegenüber dem Haus des Agelith sogleich ein hohes Haus entstehen. In dem Hause legten sie sich auf schönen Betten zum Schlafen nieder.

Als die Bewohner am andern Morgen erwachten, sahen sie das



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neue schöne Haus und erstaunten. Sie liefen zum Agelith und erzählten ihm, was vorgefallen war. Der Agelith trat an das Fenster. Er sah das schöne Haus. Er sandte eine Dienerin, daß diese sehe, wer in dem Hause wohne. Die Dienerin kam in das neue Haus. Die Dienerin sah, daß der Herr des neuen Hauses der Sohn des Agelith war. Sie kam zurück zum Agelith und sagte: "Dieser Mann, der das neue schöne Haus gebaut hat, ist dein Sohn, der seinerzeit floh. Dein Sohn hat eine sehr schöne Frau."

Der Agelith machte sich auf den Weg. Der Agelith kam in das neue Haus. Er sah seinen Sohn. Er sah den Neger. Er begrüßte den Sohn und sagte: "Ich bin dein Vater, ich will dich begrüßen." Der Agelith sah die junge Frau seines Sohnes. Er erschrak, so schön war sie. Er ward von Eifersucht gegen seinen Sohn ergriffen. Er wollte selbst diese schöne Frau heiraten. Er verließ seinen Sohn und ging in sein Haus zurück.

Der Agelith rief seine Leute zusammen und sagte: "Mein Sohn ist zurückgekehrt. Ich will meinen Sohn nicht hier haben. Wer meinen Sohn fortschafft, wer meinen Sohn tötet, den werde ich reichlich belohnen." Ein Jude sagte: "Ich will das tun." Der Agelith sagte: "So nimm das Recht!"

Der Jude besuchte den Burschen in seinem neuen Hause und sagte zu ihm: "Ich kenne eine Stelle, an der viele Tiere sind. Komm mit mir und jage mit mir! Wenn es dir recht ist, wollen wir zusammen zur Jagd gehen." Der Bursche sagte: "Es ist mir recht." Am andern Tage packte der Jude viel Salzfleisch (=aschedeloch) und zwei Kürbisflaschen voll Wasser ein. Er holte den Burschen ab. Er führte ihn in den Busch, in dem viele Tiere waren. Er führte ihn in die Wüste. Nach einiger Zeit sagte der Bursche: "Jude, ich habe Hunger; hast du etwas zu essen mitgebracht?" Der Jude zog das Salzfleisch heraus und sagte: "Hier iß!" Der Bursche aß viel davon. Als er sich satt gegessen hatte, sagte er: "Nun habe ich genug gegessen. Hast du zu trinken?" Der Jude sagte: "Ich habe nur ein wenig Wasser für mich zum Trinken mitgenommen." Der Jude ging mit dem Burschen weiter.

Als sie in der Wüste ein Stück weitergegangen waren, sagte der Bursche: "Ich gehe nicht weiter mit, mich dürstet zu sehr." Der Jude sagte: "So nimm noch ein wenig von dem Fleisch. Dann wird dein Durst vergehen." Der Bursche aß noch von dem Fleisch. Sein Durst wurde noch größer. Er ging noch ein Stück weiter, dann sagte er: "Ich gehe nicht weiter mit. Ich sterbe vor Durst." Er



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legte sich in der Sonne hin und stöhnte. Der Jude sagte: "Wenn du mir eines von deinen Augen gibst, gebe ich dir dafür einen Kürbis voll Wasser!" Der Bursche sagte: "Nimm eines meiner Augen und gib mir Wasser." Der Jude nahm dem Burschen ein Auge heraus und gab ihm die Kürbisflasche voll Wasser.

Der Bursche trank und sagte: "Das verlängert mein Leben nur um eine Stunde, wenn du mir nicht mehr Wasser geben kannst." Der Jude sagte: "Wenn du mir auch noch dein anderes Auge gibst, sollst du noch eine Kürbisflasche voll Wasser haben." Der Bursche sagte: "Nimm mein anderes Auge und gib mir das Wasser." Der Jude nahm das andere Auge heraus, gab ihm die Kürbisflasche voll Wasser und lief mit den beiden Augen des Burschen in den Ort. Er brachte dem Vater des Burschen die beiden Augen und sagte: "Dein Sohn ist getötet, hier sind seine beiden Augen."

Der Agelith nahm die Augen seines Sohnes, belohnte den Juden und sagte: "Nun komm mit. Mein Sohn ist tot; ich will die junge schöne Frau aus seinem Hause holen. Der Agelith kam mit seinen Leuten an das Haus seines Sohnes. Er wollte in das Haus eintreten. Der Neger stand aber mit einem Schwert am Eingang des Hauses und sagte: "Solange mein Herr abwesend ist, darf niemand das Haus betreten. Ich werde jeden töten, der das Haus betritt." Der Agelith sagte zu seinen Leuten: "Schlagt diesen Neger tot!" Die Leute kamen heran und kämpften mit dem Neger. Der Neger schlug sie tot. Von dem Tag an kämpften die Leute des Agelith gegen den Neger. Aber keiner konnte den Neger besiegen. Der Neger schlug alle seine Gegner tot. Der Agelith ließ überall im Lande die jungen Leute zusammenrufen, daß sie gegen den Neger kämpften.

Inzwischen war der blinde Bursche mit Mühe auf Händen und Füßen aus der hellen Sonne in den Schatten der Bäume gekrochen. Er ruhte in dem Schatten und schlief ein. Als er wieder erwachte, hörte er über sich Vögel schreien. Auf dem Baume hatte ein uralter Adler sein Nest. Der Adler war so alt, daß er keine Federn mehr hatte. Als es Abend war, fror er. Die Jungen des Adlers kamen heran. Der alte nackte Adler sagte: "Deckt mich zu!" Die Jungen des Adlers sagten: "Nein, wir decken dich nicht zu." Der alte Adler sagte: "Weshalb wollt ihr das nicht tun?" Die Jungen sagten: "Wir trauen den Alten nicht mehr, wer weiß, was unsere Väter mit uns tun? Sieh den Mann hier unten. Sein eigener Vater hat dem Juden den Auftrag gegeben, ihm die Augen auszustechen. Wir



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fürchten, unsere Alten könnten es mit uns eines Tages auch so machen."

Der alte Adler sagte: "Dieser Mann da unten kann sich sehr leicht helfen. Er braucht nur ein Blatt von diesem Baume abzureißen und es zwischen den Händen zu zerreiben. Wenn er die zerriebene Blattmasse nachher auf seine Augen legt, wird er besser sehen als zuvor." Der Bursche unter dem Baume hörte alles. Er richtete sich auf, pflückte ein Blatt von dem Baume, zerrieb es zwischen den Händen und blickte um sich. Er konnte die Sterne sehen. Er konnte den Mond sehen. Er sah besser als zuvor. Er dankte den jungen Adlern. Die jungen Adler deckten den alten nackten Adler zu.

Der Bursche machte sich auf den Heimweg. Er kam nahe dem Orte seines Vaters in eine Farm; in dem Hause war eine einzige alte Frau, die weinte. Der Bursche trat in das Haus ein und fragte: "Kannst du mich zur Nacht beherbergen?" Die Frau sagte: "Ja, lege dich dorthin." Der Bursche fragte: "Was hast du, meine Mutter? Du scheinst mir nicht glücklich zu sein." Die Frau sagte: "Ich soll glücklich sein? Der Agelith will die Frau seines toten Sohnes heiraten und in dessen Haus eindringen. Vor dem Hause steht aber ein Neger und schlägt alles tot. Morgen soll nun mein Sohn mit anderen jungen Leuten gegen den Neger kämpfen. Mein Sohn und seine Freunde werden totgeschlagen werden wie alle andern."

Der Bursche sagte: "Wenn du mir das Huhn dort zum Abendessen gibst, damit ich für morgen stark bin - wenn du mir dann noch die Kleider deines Sohnes gegen meine Kleider austauschst, so will ich morgen an Stelle deines Sohnes hingehen und mit dem Neger kämpfen. Die Frau schrie vor Freude (ju-ju-ju). Sie bereitete nicht das Huhn. Sie schlachtete ein Schaf zum Abend. Sie machte ein ausgezeichnetes Essen. Der Bursche aß und legte sich dann zum schlafen nieder.

Am andern Morgen kleidete der Bursche sich in die Kleider des jungen Bauern und ging nach dem Orte, in dem sein Vater Agelith war. Er kam zu dem Agelith. Der Agelith erkannte seinen Sohn nicht. Der Bursche sagte zu seinem Vater, dem Agelith: "Agelith, was gibst du mir, wenn ich den Neger ganz allein töte ?" Der Agelith sagte: "Dann will ich mein Amt niederlegen und du sollst, wer du auch seist, an meiner Stelle Agelith werden. Außerdem gebe ich dir meine Tochter und mein ganzes Vermögen." Der Bursche sagte: "Gut, dann will ich den Neger töten."



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Der Bursche ging hin zu seinem eigenen Hause. Er kam mit dem Schwert und begann mit dem Neger zu kämpfen. Er kämpfte mit dem Neger den ganzen Tag. Am Abend war der Neger ermüdet. Er ging in das Haus und sagte zu seiner Herrin, der Tochter der Teriel: "Dieser Mann, der heute mit mir kämpfte, hat ein Blut und eine Kraft wie mein Herr, dein Gatte." Die Frau des Burschen sagte: "Ruhe dich morgen aus. Ich werde morgen an deiner Stelle kämpfen."

Am andern Morgen kämpfte die Tochter der Teriel gegen den fremden Burschen, ihren eigenen Gatten. Sie hatte mit ihm aber erst einige Hiebe gewechselt, da erkannte sie den Burschen als ihren Mann. Sie wollte Freudenschreie (ju-ju-ju) ausstoßen. Der Bursche aber sagte: "Laß dir nichts merken! Kämpfe weiter. Schlage immer weiter!" Der Bursche und seine Frau kämpften weiter miteinander. Der Bursche sagte zu seiner Frau (während des Kampfes): "Mein Vater hat mir versprochen, von seiner Stelle zurückzutreten und mich zum Agelith zu machen, wenn ich den Neger töte. Binde also morgen dem Neger einen Darm voll Blut um. Den werde ich durchschlagen. Der Neger soll, wenn das Blut über ihn fließt, hinstürzen. Mein Vater muß mich dann zum Agelith machen, und ich kann über ihn richten. Das alles erkläre dem Neger genau, damit morgen alles zu Ende kommt." Die junge schöne Frau kämpfte weiter und sagte: "Ich habe verstanden, mein Gatte; ich werde morgen alles so einrichten, wie du es angeordnet hast."

Am andern Tage trat wieder der Neger vor die Tür des Hauses um zu kämpfen. Der Bursche begann mit dem Schwerte auf ihn zu schlagen und fragte ihn während des Kampfes: "Hast du den Darm mit dem Blut um den Hals?" Der Neger sagte: "Ich habe den Darm mit dem Blut um den Hals; schlage ihn nur durch." Der Bursche schlug auf den Darm. Der Darm zerplatzte. Das Blut floß über den Neger. Der Neger fiel um. Der Bursche wandte sich um zu denen, die von ferne dem Kampf zugeschaut hatten und sagte: "Ihr seid meine Zeugen, daß ich den Neger erschlug." Die Leute sagten: "Gewiß, wir sind deine Zeugen."

Der Bursche ging mit den Zeugen zum Agelith und sagte: "Ich habe allein den Neger getötet. Hier sind meine Zeugen." Der Agelith sagte: "Es ist gut, ich will mein Wort erfüllen. Nur will ich als letzte Handlung als Agelith noch den sieben weisen Leuten des Ortes eine Frage vorlegen!" Der Bursche sagte: "Damit, daß du



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als letzte Handlung als Agelith den sieben weisen Leuten noch eine Frage vorlegst, bin ich einverstanden."

Der alte Agelith rief die sieben weisen Leute des Ortes zusammen und sagte: "Ist es erlaubt, daß ich die Frau meines Sohnes heirate?" Sechs der weisen Leute sagten: "Ja, es ist erlaubt." Der siebente sagte: "Nein, es ist nicht erlaubt." Der Agelith ließ seine Leute kommen und sagte: "Schlagt diesen weisen Mann, damit er mir mit mehr Weisheit antworte." Der Bursche aber sagte: "Laßt das! Der weise Mann hat recht. Jetzt bin ich Agelith! Es ist nicht erlaubt." Damit schlug er dem Agelith den Kopf ab.

Der junge Agelith sagte: "Dieser hier hat erst die jungen Frauen seiner Söhne aus Eifersucht töten lassen. Nun wollte er die letzte Frau seines jüngsten Sohnes heiraten. Er hat mich selbst zu seinem Nachfolger ernannt. Tötet den Juden, der mir die Augen ausstach; bestraft die sechs Weisen, die so schlechten Rat gaben und belohnt den, der bei der Wahrheit blieb."

Der Bursche ging hinüber in das Haus seiner jungen, schönen Frau.


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