Schweizer Märchen Sagen und Fenggengeschichten
Neu mitgeteilt von Curt Englert-Faye
1984
ZBINDEN VERLAG BASEL
Der Zwerg am Karren
In Täuffelen war der Sattler Franz daheim. Er fuhr oft in den Jura auf den Markt, denn er war Gemüsehändler. Wenn er über die Seekette ging, mußte er auch an einer Stelle vorüber, wo links der Straße eine gäbe Fluh senkrecht in ein tiefes Tobel abfällt. Auf der andern Seite ging es ebenen Weges in einen finsteren Wald. Darinnen hausten Zwerge. Dem Franz aber gramselte es allemal in der Herzgrube, und wenn er vorbeikam, klepfte er -klitsch klatsch - mit der Geißel und pfiff, so laut er konnte, um sich die Angst zu vertreiben.
Für den steilen Stutz hatte er immer drei Pferde vorgespannt. Als sie mit der schweren Fuhre wieder einmal bergauf keuchten, daß die Stränge schier rissen, hing sich beim letzten Schub ein Zwerglein am Karren hintenan. «Wart du Donnerschätzer, dir will ich!» murmelte der Franz ärgerlich
Schw. Maerchen Sagen-224 | Flip | arpa |
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zwischen den Zähnen, griff zur Geißel und zwickte dem Mannli eins. Er traf es aber so hart, daß es vom Wagen fiel und tot auf der Straße liegen blieb. Da rief's aus dem Wald:
«Eber Beber lauf. Der Muggistutz isch gstorbe!» Der Sattler Franz aber hörte nicht weiter darauf, sondern zog erschrocken die Zügel an und fuhr so schnell wie möglich weiter, gottfroh, daß er bald heil aus dem Wald heraus war. |
Aber als er nun das nächste Mal wieder an derselben Stelle vorbeikam - da schnaubte das Leitroß. sträubte sich stampfend im Geschirr, bolzte steil auf und setzte mit einem gewaltigen Gump über die Fluh ab in das Tal hinunter, die beiden andern Rosse samt dem Wagen mit sich reißend.
Und noch heute, wenn einer dort vorbeigeht, hört er zuweilen den Sattler Franz pfeifen und mit der Geißel klepfen.
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