Schweizer Märchen Sagen und Fenggengeschichten
Neu mitgeteilt von Curt Englert-Faye
1984
ZBINDEN VERLAG BASEL
Wer hängt der Katz die Schelle an?
In einem alten Hause waren viele Mäuse, ein ganzes großes
Volk. Die tanzten auf Tischen und Schäften und ließen
sich's wohl sein in Kammer und Keller. Ihr Treiben aber
ward den guten Leuten, die das Haus bewohnten, nachgerade
lästig, und eines Tages taten sie einen großen schwarzen
Räuel zu. Und von Stund an war der Mäuse Herrlichkeit
zu Ende, und sie kamen in groß und größere Not, denn die
Katze schonte weder groß noch klein. Da hielten die Mäuse
Versammlung, um Rat zu schlagen, was gegen die Gefahr
zu tun wäre. Und lange ward hin und her beraten. Zuletzt
am End kam man einhellig überein, ihrer eine sollte dem
Untier eine Schelle anhängen, dann wären sie alle künftig
wohl bewahrt. Da aber nahm eine alte graue Maus das Wort
und sprach: «Der Rat ist gut und wird, will Gott, uns allen
auf ewige Zeiten zum Heile gereichen. Aber machet jetzt
auch aus, wer von uns es unternehmen soll, der Katze die
Schelle anzuhängen.» Darüber aber war zu keinem Schluß
zu kommen, denn keiner wollte sich des Wagestückes unterstehen
mit Gefahr von Leib und Leben. «Ich nicht, nicht
ich», so miefte eine nach der anderen, und alle verschloffen
sich schleunigst, und eine jede pfiff weiter aus ihrem sichern
Loch. Der böse Räuel aber spielte den armen Mäusen weiter
übel mit.
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