Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

VOLKSMÄRCHEN DER KABYLEN

I. BAND


WEISHEIT

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1921

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_01-0004 Flip arpa

EINBANDZEICHNUNG VON VON F. H. EMCKE


52. Die Hammeldiebe

Ein Mann hatte zwei Söhne. Der ältere war träge und unfolgsam. Der jüngere war der klügere und tat stets, was sein Vater anordnete. Die beiden Söhne wuchsen heran und eines Tages kamen beide zu ihm und baten ihn: "Du siehst, mein Vater, daß wir nachgerade herangewachsen sind. Wir bitten dich, gib uns Frauen, daß wir heiraten können." Der Vater sagte: "Ich werde sehen, wer von euch beiden mein Vertrauen verdient. Dem werde ich auch eine Frau geben."

Eines Tages ging der Vater zum Markt und kam abends mit einem Hammel (Widder) nach Haus. Er rief seine zwei Söhne und sagte zu ihnen: "Ich habe einen Widder mitgebracht, den sollt ihr beide hüten. Wir haben sehr kluge Diebe in der Nähe wohnen, so daß es sehr schwer ist, einen Hammel eine Zeitlang zu behalten, ohne daß er gestohlen wird. Ich übergebe euch den Widder zum Hüten. Wie ihr euch in diese Arbeit teilt, ist eure Sache. Verratet nie, wo wir den Widder im Hause beherbergen. Wenn fremde Leute kommen, bindet ihn an. Nehmt, wenn ihr den Widder hütet, kein Essen und keine Gaben von fremden Leuten an; denn sie werden damit nur Schlechtes gegen euch im Sinne haben. Ihr werdet den Widder vielleicht nicht lange behalten, wenn ich selbst auch bereit bin, im Falle der Not euch zu helfen. Wie ihr aber mit dem Besitz des Widders auskommt, wie ihr ihn zu behalten wißt, durch Unvorsichtigkeit verliert oder durch Geschicklichkeit wiedergewinnt, daran werde ich erkennen, ob ihr mein Vertrauen soweit verdient, daß ich euch Frauen gebe. Nun nehmt den Widder und sucht euch eine Frau zu gewinnen." Damit gab der Vater den beiden Söhnen den Widder. Die Söhne nahmen den Widder und banden ihn im Tharkunth (dem Winkel an der Hinterwand links gegenüber der Eingangstür neben der Krugwand) an.

Am anderen Tage sagte der ältere Bruder zu dem jüngeren: "Heute magst du den Widder weiden. Ich habe keine Lust." Der Jüngere war einverstanden. Er trieb den Widder auf die Weide und blieb



Atlantis Bd_01-266 Flip arpa

immer in seiner Nähe liegen. Nach einiger Zeit kamen in der Ferne einige Diebe. Sobald der Bursche sie sah, ging er zu dem Widder und band ihn mit einer Schnur an den Arm. Die Diebe kamen auf den Burschen zu und fragten ihn: "Willst du einige Feigen essen?" Der Bursche sagte: "Nein, ich danke euch. Ich finde mein Essen zu Hause vor." Die Diebe sagten: "Du hast da einen sehr schönen Widder. Wo bindet ihr denn den nachts im Hause an, damit er euch nicht gestohlen wird?" Der Bursche sagte: "Das ist Sache meines Vaters. Ich bin noch zu jung dazu, um dies zu bestimmen." Die Diebe gingen darauf weiter. Als sie nicht mehr zu sehen waren, band der Bursche den Widder wieder von seinem Arm los, er ließ ihn weiden und abends trieb er ihn heim.

Am anderen Tage war der ältere Bruder wieder zu träge, um den Widder zu hüten. Er sagte: "Weide du nur den Widder. Tust du das, so ist das für mich bequemer, und außerdem ist es dann deine Schuld, wenn er gestohlen wird." Der jüngere Bruder war einverstanden und trieb seinen Widder heraus, und es dauerte auch nicht lange, so kamen die Diebe wieder wie gestern, boten ihm Feigen an und fragten ihn, wo im Hause der Widder angebunden würde. Der Bursche band aber seinen Widder an den Arm, wies die Feigen zurück und sagte: das Unterstellen des Widders sei nicht seine, sondern des Vaters Sache. Und in gleicher Weise ging es alle Tage vor sich. Der Ältere überließ dem Jüngeren die Arbeit, der Jüngere führte sie aus, ging der List der Diebe aus dem Wege und trieb abends seinen Widder wieder nach Hause, indem er ihn dann im Tharkunth anband.

Als der ältere Bruder nun sah, daß der jüngere Bruder regelmäßig mit seinem Widder heimkam, sagte er: "Es scheint ja gar nicht so schwer, den Widder zu beaufsichtigen, und mit den Dieben ist es wohl nur eine Bangemacherei des Vaters. Also werde ich einmal mit hinausgehen und zusehen, wie mein Bruder die Schafe weidet." Demnach begleitete der ältere Bruder den jüngeren mit dem Widder hinaus, legte sich in das Gras und sah dem Bruder zu.

Nach einiger Zeit kamen wieder die Diebe. Sogleich trat der jüngere Bruder an den Widder heran und band ihn sich an dem Arm fest. Die Diebe kamen näher heran und fragten den Jüngeren: "Willst du heute einige Feigen essen ?" Der Jüngere sagte: "Nein, ich danke euch! Ich finde mein Essen zu Hause vor." Als der Ältere, der in einigem Abstand im Grase lag, das hörte, lachte er und sagte: "Du Narr, weshalb nimmst du nicht die Feigen, die die Leute so freundlich



Atlantis Bd_01-267 Flip arpa

anbieten! Glaubst du, daß dein Essen daheim Beine bekommen könnte?" Die Diebe sagten zu dem älteren Bruder: "So dürfen wir dir vielleicht einige Feigen anbieten ?" "Gebt sie nur her. Ich bin nicht so ein Verächter wie mein Bruder!" Die Diebe gaben dem älteren Bruder die Feigen, der ältere Bruder aß sie.

Die Diebe ließen sich neben dem älteren Bruder im Gras nieder und sagten: "Dein Bruder weiß noch nicht mit den Leuten zu verkehren. Er ist noch jung." Der ältere Bruder sagte: "So ist es." Die Diebe sagten: "Ihr habt da einen sehr schönen Widder. Wo bindet ihr den des Nachts im Hause an, daß er euch nicht gestohlen wird?" Der ältere Bruder sagte: "Der Widder wird jeden Abend im Tharkunth angebunden. Der Vater und mein jüngerer Bruder fürchten sehr, daß er an anderer Stelle gestohlen werden könnte. Sie fürchten sich vor Dieben." Die Diebe sagten: "Dein Vater und dein jüngerer Bruder haben sehr unrecht, wenn sie den Menschen kein Zutrauen entgegenbringen." Danach standen die Diebe auf und gingen ihres Weges.

Als die Diebe gegangen waren, sagte der jüngere Bruder zu dem älteren: "Du hast vergessen, was uns unser Vater gesagt hatte. Wir sollen von anderen Leuten keine Speisen annehmen und sollten nicht sagen, wo der Widder im Hause angebunden wird." Der ältere Bruder sagte: "Du Narr, halte den Mund. Es ist deine Dummheit, wenn du nicht auch von den Feigen gegessen hast. Und eine Torheit ist es, sich nicht mit so freundlichen Leuten in der Weise, die sich schickt, zu unterhalten." Der jüngere Bruder sagte: "Ich halte diese nicht für freundliche Leute, sondern für Diebe, die es auf unseren Widder abgesehen haben. Und um zu verhüten, daß aus deiner Offenheit dem Widder und uns ein Schade erwächst, werde ich den Vorgang dem Vater erzählen müssen." Der ältere Bruder wurde zornig, sprang auf, stürzte sich auf den jüngeren Bruder und schlug ihn.

Der jüngere Bruder sagte: "Dies kann mich nicht hindern." Als es Abend wurde, nahm er seinen Widder und trieb ihn nach Hause Der Vater wollte daheim den Widder im Tharkunth anbinden. Der jüngere Sohn hielt ihn aber ab und sagte: "Laß das heute. Es waren wie jeden Tag Leute bei uns, die taten sehr freundlich. Sie boten mir Feigen an; ich wies sie zurück, aber mein älterer Bruder nahm die Feigen an, plauderte mit den Leuten, und als sie ihn nach dem Standplatz des Widders fragten, sagte er ihnen, daß er im Tharkunth angebunden würde. Da diese Leute mich das jeden Tag gefragt hatten, nehme ich an, daß es Diebe waren." Der Vater sagte: "Es ist gut,



Atlantis Bd_01-268 Flip arpa

daß du mir das sagst. Wir wollen den Widder unter diesen Umständen töten und sein Fleisch beiseitelegen. Vielleicht gelingt es uns, auf diese Weise den Widder wenigstens selbst genießen zu können." Der Vater schlachtete den Widder, zerlegte ihn, wickelte das Fleisch in die Haut und legte das Ganze in den zweiten Krug der Krugbank. Danach legten sie sich schlafen.

Als es Nacht und im Hause alles still und dunkel geworden war, kamen die Diebe. Sie brachen in die Rückwand des Hauses an der Stelle des Tharkunth ein Loch und einer der Diebe schlüpfte hinein, um den Widder zu stehlen. Der Dieb tastete im Tharkunth umher. Er fand aber den Widder nicht. Der Dieb sagte sich: "Der Bursche hat mich zum Narren gehabt. Der Widder ist gar nicht im Tharkunth angebunden." Mittlerweile erwachte die Frau des Hauses. Sie hörte Geräusch und glaubte, ihr Mann sei aufgestanden. Sie sagte leise, um die Kinder nicht zu stören: "Was suchst du Mann?" Der Dieb antwortete ebenso leise: "Ich wollte nur einmal sehen, ob der Widder auch noch da ist. Ich kann ihn nicht finden!" Die Frau sagte: "Aber Mann, du bist wohl im Schlafe! Du hast ihn doch selbst heute abend geschlachtet und das Fleisch in den zweiten Krug der Krugbank gelegt." Der Dieb sagte: "Wahrhaftig, Frau, du hast recht, ich bin ganz verschlafen. Du hast recht, hier liegt ja das Fleisch im Fell."

Danach legte sich der Dieb neben die Frau, als wäre er ihr Mann. Sobald er aber hörte, daß die Frau wieder eingeschlafen war, erhob er sich leise, schlich zur Krugbank, nahm das Fleisch heraus und kroch mit ihm durch das Diebsloch an der Hinterwand des Hauses hinaus. Hier vereinigte er sich mit seinem Diebsgenossen und ging mit ihnen so den Waldweg entlang hinweg.

Kurze Zeit, nachdem die Diebe mit ihrer Beute abgezogen waren, erwachte der jüngere Bruder. Er erhob sich, schlich sich zu dem Kruge und faßte hinein, um zu sehen, ob das Fleisch noch da wäre. Der Krug war leer. Der Bursche trat sogleich an das Lager der Eltern und weckte sie. Der Bursche sagte: "Wacht auf! Der Krug, in dem gestern abend noch das Fleisch gelegen hatte, ist leer." Die Eltern erhoben sich. Die Mutter fachte das Feuer an. Der Vater leuchtete in dem Hause umher. Er fand das Diebsloch an der Hinterwand. Er sagte: "Also sind die Diebe doch eingedrungen und haben das Fleisch gefunden. Ich will aber sehen, ob ich sie noch einholen kann."

Der Vater nahm sein Messer und eine Hacke, kroch durch das



Atlantis Bd_01-269 Flip arpa

Diebsloch hinaus und lief den Waldweg entlang, auf dem die Diebe weggelaufen waren. Inzwischen waren die Diebe immer im Walde hingegangen. Der Widder war eine ziemlich schwere Last. So besprachen sie denn, daß einer der Diebe nach dem anderen das Fleisch tragen solle. Der Vater des Hauses war inzwischen herangekommen. Er mischte sich unter die Diebe. Nach einiger Zeit sagte der Dieb, der den Widder trug: "Nun wird mir die Last zu schwer. Wer ist der nächste, der mir den Widder abnimmt." Der Vater des Hauses sagte: "Komm, gib ihn, so will ich ihn tragen." Der Dieb übergab dem früheren Besitzer das Fell mit dem Fleisch des Widders. Der Vater nahm die Last auf die Schulter. Er ging noch ein Stück weit mit den Dieben mit.

Nach einigen Schritten kamen die Diebe aber an eine ganz dunkle Stelle des dichten Waldes. Hier konnte man nichts sehen. Da drückte der Vater sich mit dem Widder zur Seite und eilte, als die Diebe an ihm vorbeigegangen waren, mit dem wiedergenommenen Fleisch heim.

Die Diebe gingen noch ein weiteres Stück. Sie kamen an die Stelle, an der sie abkochen und essen wollten. Sie machten ein Feuer. Die Diebe sagten: "Nun gebt das Fleisch!" Die Diebe sagten: "Wer hat denn das Fleisch?" Die Diebe sagten: "Wer hat das Fleisch zuerst getragen?" Ein Dieb sagte: "Das war ich! Ich gab es diesem weiter." Der zweite Dieb sagte: "Ich habe es zu zweit getragen und gab es diesem dritten." Der dritte Dieb sagte: "Ich habe das Fleisch als dritter getragen. Dann sagte ich: ,Nun ist mir die Last zu schwer. Wer ist der nächste, der mir den Widder abnimmt?' Darauf sagte einer von euch: ,Komm, gib ihn, so will ich ihn tragen!' Diesem gab ich den Widder. Nun sagt, wer von euch ist dieser vierte!" Die Diebe sagten: "Wer ist der vierte?"

Die Diebe zählten ab und merkten, daß keiner von ihnen dieser vierte gewesen sein konnte. Sie sagten: "Der Herr des Widders ist also hinter uns hergekommen und hat uns das Fleisch wieder abgenommen. Nun wollen wir auf jenem Abkürzungsweg wieder an sein Haus eilen und sehen, ob wir noch vor ihm ankommen." Damit rannten die Diebe, die nichts mehr zu tragen hatten, so schnell sie konnten, zu dem Hause des Mannes zurück. Sie kamen vor dem Vater der Familie an. Einer der Diebe schlüpfte nun durch das Diebsloch in das Haus und versteckte sich hinter der Haustür.

Der Vater konnte inzwischen den Weg durch den Wald nicht so schnell zurücklegen. Der Waldweg war weiter, und außerdem hatte



Atlantis Bd_01-270 Flip arpa

er den schweren Widder zu tragen. Endlich kam er aber doch an. Er schloß die Haustür auf. Im Dunkel der Nacht und der Hütte sah er hinter der Tür eine Person stehen. Er dachte, dies wäre seine Frau, gab der Person den Widder und sagte: "Hier habe ich ihn glücklich wiedergebracht. Nimm und verwahre ihn. Ich will noch einmal um das Haus gehen und das Diebsloch zumachen, sonst kommt uns die Gesellschaft heute womöglich noch einmal auf den Hals und wir werden unseren Widder zu guter Letzt doch noch los." Damit gab der Vater der Person den Widder und ging dann um das Haus außen herum zu der Stelle des Diebsloches und begann dies wieder zu schließen.

Die Person war aber nicht die Mutter des Hauses, sondern einer der Diebe, und sowie der Vater um das Haus herumgegangen war, um das Loch auf der Rückseite zu verschließen, lief er auf der Vorderseite durch die offene Haustür heraus, traf sich mit seinen Diebskameraden und lief mit ihnen und dem Widder von dannen und auf den Platz im Walde zu, auf dem sie abkochen und essen wollten.

Der Hausvater stopfte inzwischen das Diebsloch sorgfältig zu und ging dann zurück. Er trat in das Haus und schloß hinter sich die Haustür. Seine Frau wachte dabei auf und sagte: "Nun bist du gut zurückgekommen?" Der Mann sagte: "Es ist gut gegangen. Ich holte sie ein und lief im Dunkeln neben ihnen her. Als sie dann im Tragen miteinander abwechselten, nahm ich, als gehöre ich zu ihnen, die Last auf mich und drückte mich bei der nächsten dunklen Stelle nach Hause. So gelang es mir, den Widder wieder zu gewinnen." Die Frau fragte: "Und wo hast du das Fleisch jetzt untergebracht ?" Der Mann sagte: "Aber Frau! Ich habe es dir doch gegeben, als ich nach Hause kam. Du standest doch hinter der Tür." Die Frau sagte: "Mir gegeben? Ich habe, seit du fortgingst, mich vor Angst nicht vom Lager zu erheben gewagt, und ganz zuletzt bin ich fest eingeschlafen." Der Mann sagte: "Dann haben also die Diebe den Widder zu guter Letzt doch noch bekommen."

Der jüngste Sohn hörte das alles mit an. Er sagte: "Ich will wenigstens mit ansehen, wie die Diebe den Widder, den ich so sorgfältig gehütet habe, verzehren." Er nahm seine Hacke und lief den Waldweg entlang, der zu dem Platz führte, an dem die Diebe abkochten.

Mittlerweile war es Tag geworden. Die Diebe brachten zwei Töpfe herbei. Sie zerlegten den Widder und teilten das Fleisch in zwei ganz gleiche Teile. Es sollten immer drei Mann gemeinsam kochen und aus einem Topf essen. Der eine Teil der Männer wollte das Holz



Atlantis Bd_01-271 Flip arpa

holen, der andere das Wasser herbeibringen. Die drei Wasserträger gingen zur Linken fort, die Holzträger gingen zur Rechten fort.

Der jüngere Sohn kam inzwischen an. Als er sah, daß die Diebe nicht da waren, ging er zu dem einen Topf und nahm ein Vorderbein heraus. Dann ging er zum anderen Topf und nahm ein Hinterbein heraus. Dann versteckte er sich mit den beiden Beinen im Busch, Nun trauten die Diebe aber einander nicht. Einer der Wasserträger sagte: "Ich fürchte, daß die anderen unsere Abwesenheit benutzten, um etwas von unserem Fleisch beiseite zu bringen." Einer der Holzsammler sagte: "Ich fürchte, daß die anderen unsere Abwesenheit benutzten, um etwas von unserem Fleisch beiseitezubringen." Die Wasserträger beschlossen, schnell noch einmal zurückzukehren. Die Holzsammler beschlossen, schnell noch einmal zurückzukehren.

Die Wasserträger kamen von der einen, die Holzsammler von der anderen Seite zurück. Sie kamen gleichzeitig. Die Wasserträger riefen: "Wo kommt ihr denn schon wieder her? Habt ihr denn schon euer Holz gesammelt?" Die Holzsammler sagten: "Was wir hier wollen, ist unsere Sache! Wo habt ihr denn aber euer Wasser?" Die Wasserträger sahen in ihren Topf und riefen: "Jetzt wissen wir, weshalb ihr so schnell zurückkommt! Ihr habt uns ein Vorderbein des Widders aus dem Topf gestohlen." Die Holzsammler sahen in ihren Topf und riefen: "Lügner seid ihr! Lügner und Diebe! Ihr habt unsere Abwesenheit benutzt, uns ein Hinterbein des Widders aus dem Topf zu nehmen. Gebt es sogleich wieder heraus, oder wir töten euch!" Die Wasserträger riefen: "Was! Ihr werft uns vor, euch etwas gestohlen zu haben? Was! Ihr wollt uns töten ?" Dann zogen die Wasserträger ihre Waffen und fielen über die Holzsammler her. Die Holzsammler zogen auch ihre Waffen und griffen die Wasserträger an. Sie stritten so lange miteinander, bis alle sechs tot am Boden lagen.

Als alle Diebe tot waren, kam der jüngere Sohn aus seinem Versteck hervor, packte alles Fleisch des Widders zusammen und legte es wieder in das Fell. Dann sah er in die Taschen der Diebe und fand darin eine große Menge Gold. Mit dem Gold und dem Widder machte er sich auf den Heimweg. Dort angekommen, legte er den Widder seinem Vater hin und sagte: "Hier ist der tote Widder." Dann zeigte er dem Vater das Gold und sagte: "Und hier ist ein ganzer Sack lebendiger Widder." Der Vater war hocherfreut. Er gab seinem jüngeren Sohne, seinem Versprechen gemäß, eine junge schöne Frau.

Der ältere Bruder erhielt von seinem Vater keine Frau und blieb unverheiratet.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt