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ALPENSAGEN


UND SENNENGESCHICHTEN AUS DER SCHWEIZ


NACHERZÄHLT VON C. ENGLERT-FAYE

BUCHCLUB EX LIBRIS ZURICH


GETREU BIS IN DEN TOD

Glamer und Bündner stritten sich manch hundert Jahr lang um Triften und Weiden, und oft zogen sie gegeneinander aus, brannten Alphütten nieder und raubten Vieh. Oft kam es bei solchen Überfällen zu Mord und Tod.

So kamen einst die Glarner auf den Flimserstein. Die Sennen, die dort sömmerten, warfen sie häuptlings in die siedende Schotte. Der Hirte allein entsprang und verbarg sich. Alsbald trieben die Glarner das Vieh zusammen und eilten bergwärts. Da kam der Bündner aus seinem Versteck hervor, stieg auf den Felsen und blies mit aller Kraft in sein Horn:

«Ho Loba, ho Loba, o Blessi,
D'Senna ligend im Kessi,
Ho Loba, ho Loba,
's Landammas guat bru Chua
Mit der großa Schälla,
Ho Loba, ho Loba,
Goht vorna duri
Dem Glarnerland zua.
Ho Loba, ho Loba,
I guga, i guga,
My Guga verspringt,
Gott Vatter, Gott Suhn
Zum Himmel mi bringt.»

Und also gewaltig blies der Hirte sein Horn, daß ihm das Herz in der Brust zersprang. Tot sank er zu Boden. Sein Blut rieselte wie ein rotes Bächlein den grauen Stein ab. Den Ruf hörte des Sennen Liebste drunten im Tal, die eben das Kraut am Dorfbrunnen wusch. Sie sagte es dem Vater. Der bot die Talleute auf, und die Flimser jagten den Feinden auf dem Fuße nach und erreichten sie auf der ersten Alp auf der Glarner Seite. Die Glarner saßen johlend in der Hütte und aßen



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und tranken. Das Vieh war ohne Wächter draußen. Die Bündner schlichen herzu und nahmen den Kühen alle Treicheln und Schellen ab und trieben die ganze Herde eilig von dannen. Aber einer von ihnen blieb zurück und läutete so lange mit den Glocken, bis die Seinen weit genug waren. Dann warf er den ganzen Klumpen von Klopfen auf den Boden, daß es jähen Schalles tönte und klirrte, und entlief mit lautem Hohnlachen. Da sprangen die Glarner auf und merkten den Streich. Bald sammelten sie einen Haufen Volks, daß sie sich zur Rache mit gewaffneter Hand an die Bündner machten. Die aber waren gerüstet, und so wetzten die Glarner ihren Schimpf nicht aus. Alle wurden sie von den Bündnern erschlagen.


Copyright: arpa, 2015.

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