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ALPENSAGEN


UND SENNENGESCHICHTEN AUS DER SCHWEIZ


NACHERZÄHLT VON C. ENGLERT-FAYE

BUCHCLUB EX LIBRIS ZURICH


DIE TELLEN IM BERG

Es begab sich, daß dem Geißbuben auf Seelisberg eines Tages eine Geiß entlief. Er machte sich auf, nach ihr zu suchen. Als er unter einer Balm absaß, um ein wenig zu ruhen, gewahrte er, seitwärts auf den Felsen blickend, in der Wand eine Spalte. Die war wie eine Tür. Er lief darauf zu, steckte seinen Stock in den Letten, öffnete und ging hinein. Weiter



Alpensagen-189 Flip arpa

innen kam er bald an eine zweite Pforte. Er tat auch diese auf und kam in einen Raum, der nur spärlich erleuchtet war. Da schaute er drei uralte Mannen in Gewändern, wie sie dazumal niemand mehr trug. Die saßen um einen Tisch, die Häupter schlafend auf die Platten gestützt. Die langen, weißen Bärte hingen ihnen auf die Erde hernieder und waren weit über den Boden hin ausgebreitet. Da hub einer von ihnen, ein gewaltiger Mann, der alte eigentliche Teil, sein Haupt auf, lüpfte die Augenlider und fragte mit rauhem Rust: «Welche Zeit ist auf der Welt?» — «Es ist hoch am Mittag!» anwortete erschrocken der Bube. Da sprach der Teil: «Es ist noch nicht an der Zeit, daß wir kommen!» neigte das Haupt und entschlief alsbald wieder. Der Hirte entsprang, so schnell seine Füße ihn trugen, und erzählte den Leuten daheim, was ihm widerfahren sei. Er sollte ihnen darauf die Pforte in der Balm zeigen und führte sie an den Ort; der vergessene Stecken stak noch im Lehm, und vor der Fluh waren die Spuren seiner Holzschuhe noch deutlich zu sehen. Aber die Tür hat der Knabe nicht wiedergefunden.


Copyright: arpa, 2015.

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