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ALPENSAGEN


UND SENNENGESCHICHTEN AUS DER SCHWEIZ


NACHERZÄHLT VON C. ENGLERT-FAYE

BUCHCLUB EX LIBRIS ZURICH


DER SCHUSTER UND DER HAUSBUTZ

Da wurde einmal ein Schuster von einem Bauer für acht Tage auf die Stör gedungen. Am Abend des ersten Tages sagte der Schuster: «Ich leg mich diese Nacht nicht ins Bett, sondern bleibe auf der warmen Ofenbank.» — «Wenn du verständig bist», antwortete der Bauer, «so lässest du das bleiben. Die Ofenbank ist der Schlafplatz des Hausbutzen, der alinächtlich kommt.» Der Schuster aber dachte, was schert das mich, und legte sich dennoch auf der Ofenbank zur Ruhe. Um Mitternacht kam der Butz und zerrte den schlafenden Schuster unsanft von der Bank auf den Boden. Der aber setzte sich kräftig zur Wehr, und der Butz mußte zuletzt das Feld räumen. Die nächste Nacht kam er wieder, und wieder mußte der Schuster mit ihm baschgen, und so erging es Nacht für Nacht, bis die Störzeit vorüber war. Als der Schuster am Abend des letzten Tages, wie eben die Nacht anbrach, aus dem Hause des Bauern trat, da packte ihn vor der Haustüre schon der Butz und schnarzte: «So, jetzt bin ich Meister!» — und darauf lief er blitzgeschwind davon. Der Schuster aber wußte nicht, wie ihm geschah, ob er wollte oder nicht, er mußte dem Butz nachlaufen. Der lief wie ein Gemsi über Stock und Stein den steilen Berg hinauf. Der Schuster lief, was seine Beine hergaben, und schnaufte und keuchte, und die Zunge hing ihm zum Munde heraus. Die wundgelaufenen Sohlen brannten wie Feuer. Und er jammerte und schrie, winseite und bat, aber der Butz lief nur immer schneller. Und immer schneller mußte der Schuster rennen. Und wie sie auf dem Gipfel ankamen, da hatte der Schuster sich die Füße bis auf die Knöchel abgelaufen, und er jappte und schnappte nach Luft wie ein Jagdhund, der einen Hasen gejagt hat. Da packte der Butz ihn und hängte ihn an den Füßen an einem Tannenbaum auf und ließ ihn zappeln, bis er verröchelt war.


Copyright: arpa, 2015.

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