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ALPENSAGEN


UND SENNENGESCHICHTEN AUS DER SCHWEIZ


NACHERZÄHLT VON C. ENGLERT-FAYE

BUCHCLUB EX LIBRIS ZURICH


DER VERHEXTE MELKSTUHL

Auf der Alp Altsäß kam den Sennen ein Melkstuhl allemal wieder aufs Obersäß zurück, so oft man ihn bei der Abfahrt vom oberen Staffel mit allen anderen Geräten aufs Untersäß hinabbrachte. Aber niemand konnte sagen, wie das zuging.

Da hieß einst der Meistersenn den Hüterbuben den Stuhl vom Obersäß herabholen. Wenn's ihm gelinge, so bekomme er die schönste Gockengeiß zum Lohn. Diese Geiß war des Buben Lieblingstier, und um sie zu eigen zu haben, wäre er geradeswegs in die Hölle gelaufen. Und so stieg er hurtig haldan, um noch vor dem Zunachten oben zu sein. Wie er zum Staffel kam, schlich er zur Hütte und schaute zu einer Spalte im Balkenwerk hinein. Da saß just auf dem Stuhl, den er holen sollte, ein ungeschlachter Geselle, ein riesengroßer Küher vor dem Kessel, und feuerte. Dem Buben schlug das Herz bis zum Hals hinauf, aber er dachte an seine Geiß, und rannte in die Hütte hinein, riß dem Riesen den Melkstuhl unter dem Leib weg, so daß er rücklings zu Boden stürzte - und lief, so schnell die Füße ihn trugen, talab. Als er auf dem Untersäß ankam, lachte ihn der Meister nur aus und sagte, alles sei barer Spaß gewesen, und wollte ihm die versprochene Geiß nicht geben.

Da aber kam in der Nacht der riesige Küher aufs Hüttendach herab und rief mit einem Rust wie Donnergrollen durch die Schindeln hinunter:

«Dem Buob gehört die Glockengeiß.
Wären aber fit mit gsin
Die Hitz und der Witz
Und die Beiß,
Die Glockengeiß
Wär buben dyn!»


Copyright: arpa, 2015.

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