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Kapitel 

VOLKSMÄRCHEN DER KABYLEN

I. BAND


WEISHEIT

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1921

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_01-0004 Flip arpa

EINBANDZEICHNUNG VON VON F. H. EMCKE


48. Hühnermoral

E in Huhn lief mit seinen Kücken umher. Das Huhn und die Kücken pickten hier und pickten da. Eines Tages rief man: "Tschiu, tschiu, tschiu!" Das Huhn und die Kücken liefen herbei und pickten die Körner auf. Man ergriff eines der Kücken. Man tötete es.

Das Huhn weinte.

Das Huhn weinte gestern, weint heute, weint und weint. Man fragt das Huhn: "Was weinst du ?" Das Huhn antwortet nicht, sondern weint. Die Leute sagen untereinander: "Das Huhn weint, weil es sein Kücken verloren hat." Andere sagen: "Wie wird ein Huhn über ein Kücken weinen!" Man fragt das Huhn wieder: "Weshalb weinst du?"

Das Huhn sagte: "Ihr ruft meinen Kücken: Tschiu! Tschiu! Tschiu! Ihr streut ihnen Körner hin. Ihr bezeigt ihnen Wohlwollen und Wohltat, um sie deshalb desto leichter ergreifen und töten zu können. Wie soll ich dann noch Vertrauen zu euch haben können? Habe ich nicht recht, über den Mißbrauch, den ihr mit unserem Vertrauen treibt, zu weinen?"


Copyright: arpa, 2015.

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