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Märchen aus England Schottland und Irland


Illustrationen


von Antje Schönau

Märchen europäischer Völker


Diarmuid Donn und die Zauberflöte

Die Fenier wurden zum Kampf nach dem Osten der Welt berufen. Ein besonderer Held war Seachrán Sälfhada 1 . Aber er hatte nichts mit den Feniern zu schaffen. Fionn bat ihn, sie zu begleiten, Seachrán sagte nein, seine Frau würde ihn nicht mitziehen lassen.

»Aber«, meinte er, »bittet Ihr sie doch um Erlaubnis. Vielleicht läßt sie mich dann fort.«

Fionn bat das Weib um Erlaubnis und bekam sie. Doch sie befahl ihnen, wenn sie Seachrán tot heimbrachten, ein dunkelblaues Banner aufzuziehen, wenn lebendig, ein weißes.

Seachrán erklärte Fionn, warum sie das Aufziehen der Banner also bestimmte: Sie wollte sie nämlich ertränken, falls sie ihn tot zum heimischen Hafen brächten.

Nun zogen alle zusammen eilig zum Kampfe hin und siegten bald über ihre Feinde.



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Fröhlich kehrten sie zurück. Da begegnete ihnen ein giftig-böser Hund, der tötete Seachrán.

Voll Trauer hoben sie den Leichnam in ihr Schiff. Als sie in die Nähe der Küste Irlands kamen, zogen sie ein weißes Banner hoch, damit die Frau glauben sollte, Seachrán sei am Leben.

Und weil sie nun das weiße Banner erblickte, ließ sie sie ans Ufer, in der Meinung, ihr Mann sei am Leben. Nun aber brachten sie ihr seine Leiche. Da war sie ganz außer sich vor Verzweiflung, denn jetzt konnte sie nicht mehr an ihnen Rache üben und sie ertränken. Die Fenier fragten sie, ob es für den Toten ein Mittel gäbe, das ihn zum Leben erwecke. Sie sagte ja, doch sei die Hilfe sehr gefährlich und aussichtslos. Sie erzählte ihnen, im Osten gäbe es eine Flöte (das war eine verzauberte Frau). An ihrem Finger wäre ein Ring, durch den drei (heilende) Tropfen flössen.

Es war Diarmuid Donn, den sie dazu bestimmte, den Ring zu beschaffen.

»Was hilft es mir, danach zu gehen, wo Hunderte von Helden, siebenmal besser als ich, bei demselben Unternehmen hinsanken (in Schlaf)«, meinte Diarmuid Donn.

Die Flöte war nämlich ein Weib, das unter Zauberbann stand. Wenn jemand sich ihr näherte, dann flötete sie, und ihn überwältigte der Schlaf.

Diarmuid wollte nun gehen, denn er wünschte Seachrán zum Leben zu wecken.

»Aber wenn es mir gelingt, ihr den Ring abzuziehen«, sagte Diarmuid, »werden sich die Helden alle erheben, die durch sie in Schlaf sanken. Und wenn sie sehen, daß ich den Ring habe, nehmen sie mein Schiff am Ufer und entreißen es mir.«

Sie versicherte ihm, sie würde sein Schiff schützen und ihm Sieg verleihen. Kein anderer würde ihn einholen können. Sobald er angesichts des Hafens wäre, sollte er ihr den Ring zuwerfen.

Die Sache mit dem Ringe war nämlich diese: Sie mußte hindurchblicken. Danach ertranken alle Verfolger. Doch das sagte sie Diarmuid nicht.

Er eilte schleunigst nach dem Osten und fand dort im Hafen tausend



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Schiffe vor. Er befestigte das seinige außerhalb von den übrigen, stieg über diese hinweg und eilte, bis er zur Zauberflöte kam.

Als ihn die Zauberin erblickte, flötete sie einmal, und der Schlaf wandelte ihn an. Er stieß sein Schwert bis zum Knochen in die Wade und lief mühselig trotz der Verletzung vorwärts.

Sie blies nochmals, und der Schlaf überfiel ihn heftiger. Er schlug mit der Handfläche aufs Schwert und trieb es bis ins Mark hinein. Dann lief er noch eine gute Weile. Sie blies ein drittes Mal, und er war ihr schon ganz nahe. Der Schlaf überwältigte ihn, und er trieb das Schwert tief in den Fuß. Dann lief er bis ans Ziel und zog ihr den Ring vom Finger. Als er ihn ihr entrissen hatte, erhoben sich alle Helden aus dem Schlafe, in den sie durch den Zauber gesunken waren. Keiner von ihnen wußte, wer den Ring hatte. Einer fragte den andern: »Hast du den Ring?«

»Du hast den Ring«, sagte Diarmuid wie die andern. Sie eilten zu ihren Schiffen, um heimzukehren. Diarmuid gelangte an sein Fahrzeug und segelte vor ihnen ab. Die andern eilten, um ihn einzuholen. Sie argwöhnten, daß er den Ring hatte. Als er vor dem Hafen anlangte, wartete dort Seachráns Weib. Er warf ihr den Ring zu. Sie blickte hindurch und ertränkte die Verfolger von Diarmuid Donn. Als er ans Ufer kam, gab er Seachrán drei Tropfen durch den Ring. Er stand auf und war heil und lebendig wie je zuvor.


Copyright: arpa, 2015.

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