Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Märchen aus England Schottland und Irland


Illustrationen


von Antje Schönau

Märchen europäischer Völker


Das Nest der Elster

Einst sprach das Schwein
stets nur im Reim -
und Affen kauten Kautabak -
und Hennen schnupften mit Ach und Weh:
sie glaubten, das mache sie zäh -
und Enten quacksalberten
quack-quack, quack-quack, o, o!


***
Alle Vögel der Lüfte kamen zu der Elster und baten sie, ihnen zu zeigen, wie man ein Nest bauen müsse. Denn die Elster ist der klügste aller Vögel im Nestbau. Sie ließ alle Vögel rund um sich herum niedersitzen und begann, es ihnen vorzumachen. Erst nahm sie etwas Schlamm und machte eine Art Kuchen daraus.

»Oh, das ist gut«, rief die Drossel und flog weg. Und daher kommt es, daß so die Drossel ihr Nest baut.

Dann nahm die Elster ein paar Zweiglein und legte sie rundum in den Schlamm.

»Jetzt weiß ich Bescheid«, rief die Amsel und flog davon. Und von dem Tage an machen die Amseln so ihre Nester.

Nun legte die Elster eine zweite Lage Schlamm auf die Zweige. »Ja, das leuchtet einem in der Tat ein«, überlegte die kluge Eule und flog weg. Und Eulen haben seitdem nie bessere Nester gebaut. Als nächstes nahm die Elster ein paar Zweige, um sie rund um die Außenseite zu flechten.



Bd-11-162_Maerchen aus England Flip arpa

»Das ist ein Ding!«schilpte der Sperling und flog ab. Auf diese Art, wenn auch ziemlich liederlich, machen bis heute die Sperlinge ihre Nester.

Aber nun holte Madga, die Elster, einige Federn und Stoffrestchen zusammen und polsterte das Nest wunderbar damit aus.

»Das gefällt mir«, schrillte der Star und flog davon. Und deswegen haben die Stare sehr gepflegte Wohnungen.

So ging es nun! Jeder Vogel schnappte etwas der Nestbaukunst auf, aber keiner wartete, bis er sie ganz beherrschte. Madga, die Elster, baute jedoch und baute, ohne auch nur ein einziges Mal aufzusehen, bis nur noch ein Vogel, die Turteltaube, dasaß. Aber die hatte während der ganzen Zeit überhaupt nicht aufgepaßt, sondern sich nur damit beschäftigt, ihr törichtes Gurren auszustoßen: »Nimm zwei, nimm zwei, nimm zwaa-ei.«

Schließlich hörte die Elster dieses Gerufe, gerade als sie einen Zweig herumwand. Deswegen sagte sie: »Einer genügt.«

Aber die Turteltaube bleib dabei, weiterzurufen: »Nimm zwei, nimm zwei, nimm zwaa-ei.«

Da wurde die Elster ärgerlich und widersprach: »Einer ist genug, das habe ich dir doch schon gesagt.«

Weiter aber plapperte die Turteltaube ihr: »Nimm zwei, nimm zwei, nimm zwaa-ei.«

Schließlich und endlich sah die Elster hoch und sah im ganzen Umkreis niemanden außer der Turteltaube. Und da wurde sie sehr böse und flog fort und weigerte sich, je wieder den Vögeln zu zeigen, wie man Nester bauen muß. Und daher bauen die verschiedenen Vögel ihre Nester alle verschieden.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt