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Märchen aus England Schottland und Irland


Illustrationen


von Antje Schönau

Märchen europäischer Völker


»Offne die Türe, mein Liebling, mein Kind, öffne die Tür, mein Liebes. Denkst du der Worte von dir und von mir draußen beim Brunnen am Ende der Welt?«



***
»Wer kann denn das sein?« rief die Stiefmutter, und das Mädchen mußte ihr alles erzählen, auch was sie dem Frosch versprochen hatte.

»Versprochen ist versprochen«, sagte die Stiefmutter, »geh und öffne die Tür augenblicklich.« Denn sie war überaus froh, daß das Mädchen einem kalten, nassen Frosch gehorchen mußte.

Also ging das Mädchen und öffnete die Tür, und richtig, da saß der Frosch vom Brunnen am Ende der Welt. Und er hüpfte und hüpfte, und er sprang, bis er bei dem Mädchen war, und jetzt verlangte er:



Bd-11-106_Maerchen aus England Flip arpa

»Nimm mich empor, mein Liebling, mein Kind,
nimm mich aufs Knie, du mein Liebes.
Gedenke der Worte von dir und von mir
draußen beim Brunnen am Ende der Welt.«


***
Aber das Mädchen weigerte sich, bis die Stiefmutter sagte: »Augenblicklich nimmst du ihn auf den Schoß, du Frauenzimmer! Versprochen ist versprochen!«

Also nahm sie schließlich den Frosch auf ihren Schoß, und er lag da eine Zeitlang und sagte dann:

»Gib mir nun Essen, mein Liebling, mein Kind,
gib mir nun Essen, mein Liebes.
Gedenke der Worte von dir und von mir
draußen beim Brunnen am Ende der Welt.«


***
Nun, dagegen hatte sie nichts; also nahm sie eine Schüssel voll Milch, dazu Brot und fütterte ihn gut. Und als er fertiggegessen hatte, sagte er:
»Nimm mich ins Bett mit, mein Liebling, mein Kind,
nimm mich ins Bett mit, mein Liebes.
Gedenke der Worte von dir und von mir
draußen beim Brunnen am Ende der Welt.«


***
Doch da weigerte sich das Mädchen so lange, bis ihre Stiefmutter sagte:

»Tu, was du versprochen hast, du Störrische. Versprochen ist eben versprochen. Tu, was er verlangt, oder ich werfe dich samt ihm hinaus.«

Also nahm das Mädchen den Frosch mit in ihr Bett, hielt ihn sich aber so weit ab wie nur möglich.

Dann, als der Tag eben anbrach, was verlangte da plötzlich der Frosch?:



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»Hau ab meinen Kopf, mein Liebling, mein Kind,
hau ab ihn, mein einziges Liebes.
Gedenk des Versprechens, das du mir gabst
dort an dem Wasser, dem kühlen.«


***
Zuerst weigerte sich das Mädchen, denn sie mußte daran denken, wie gut der Frosch beim Brunnen am Ende der Welt zu ihr gewesen war. Doch als er seine Bitte wiederholte, stand sie auf und nahm eine Axt und schlug ihm den Kopf ab, und siehe da: Vor ihr stand ein stattlicher junger Prinz, der ihr erzählte, daß er von einer bösen Hexe verzaubert worden war und nie wieder erlöst und er selbst werden konnte, wenn nicht eine Jungfrau eine ganze Nacht hindurch alles tun würde, was er verlangte, und ihm dann zuletzt den Kopf abschlüge.

Wie überrascht war die Stiefmutter, als sie am Morgen statt des ekligen Frosches den jungen Prinzen erblickte, und sie war alles andere als erfreut, das könnt ihr mir glauben, als der Prinz erklärte, er werde ihre Stieftochter heiraten, weil sie ihn erlöst habe.

Sie heirateten also und zogen davon, um in dem Schloß seines Vaters, des Königs, zu leben, und das einzige, was die Stiefmutter tröstete, war der Gedanke, daß es nur durch sie so gekommen sei, daß ihre Stieftochter einen Prinzen zum Mann bekam.


Copyright: arpa, 2015.

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