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Märchen aus England Schottland und Irland


Illustrationen


von Antje Schönau

Märchen europäischer Völker


Die Geschichte von den drei Ferkelchen

Einst sprach das Schwein
stets nur im Reim -
und Affen kauten Kautabak -
und Hennen schnupften mit Ach und Weh:
sie glaubten, das mache sie zäh -
und Enten quacksalbaderten
quak -quak -quak -quak o, O!


***
Es war einmal eine alte Sau, die bekam drei kleine Ferkelchen, und da sie nicht genug für sie zu fressen hatte, schickte sie sie fort, damit sie ihr Glück in der Welt selber versuchten. Das erste, das losging, traf unterwegs einen Mann mit einem Strohbündel und sagte zu ihm:

»Bitte, lieber Mann, gib mir doch das Stroh, damit ich mir ein Haus bauen kann!«

Der Mann tat es, und das kleine Ferkelchen baute sich davon ein Haus. Da kam der böse Wolf vorbei, er klopfte an die Tür und sagte:

»Kleines Ferkelchen, kleines Ferkelchen, laß mich zu dir hinein.«

Doch das Ferkelchen antwortete:

»Nein, nein.«

»Nun, dann werde ich stuffen und puffen und dir dein Haus niederreißen.« «

Und er stieß und trat und zertrümmerte das Haus und fraß das kleine Ferkelchen auf.

Das zweite kleine Ferkelchen traf einen Mann mit einem Bündel Stechginster und sagte:

»Ach bitte, lieber Mann, gib mir das Bündel Stechginster, damit ich mir ein Haus bauen kann.«

Der Mann tat es, und das Ferkelchen baute sich sein Haus.

Da kam der Wolf vorbei und sagte:

»Kleines Ferkelchen, kleines Ferkelchen, laß mich zu dir herein.«

»Nein, nein.«



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»Da werde ich wütend und werde dir dein Haus niederreißen.«

Und so stuffte und puffte und stuffte er, und zuletzt hatte er das Haus niedergerissen und fraß das kleine Ferkelchen auf.

Das dritte kleine Ferkelchen traf einen Mann mit einer ganzen Ladung Ziegelsteine und sagte:

»Ach bitte, lieber Mann, gib mir doch die Ziegelsteine, damit ich mir daraus ein Haus bauen kann.«

Der Mann gab ihm die Ziegelsteine, und es baute sich ein Haus davon. Und der Wolf kam, wie er es auch bei den anderen kleinen Ferkelchen getan hatte, und sprach:

»Kleines Ferkelchen, kleines Ferkelchen, laß mich zu dir herein.«

»Nein, nein.«

»Dann werde ich stuffen und puffen und werde dein ganzes Haus niederreißen.

Ja, er stuffte und puffte und stuffte und puffte und stuffte; aber es gelang ihm nicht, das Haus einzureißen. Als er einsah, daß es ihm mit all seinem Stuffen und Puffen nicht gelang, das Haus einzureißen, sagte er:

»Kleines Ferkelchen, ich weiß ein schönes Rübenfeld.«

»Wo?«fragte das kleine Ferkelchen.

»Ach, da draußen bei Mr. Smith. Und wenn du morgen früh bereit bist, will ich dich ruf en, und wir wollen zusammen hingehen und es uns gut schmecken lassen.«

»Schön«, sagte das kleine Ferkelchen, »ich werde bereit sein. Um welche Zeit wollen wir gehen?«

»Nun, so um sechs Uhr.«

Nun aber stand das kleine Ferkelchen schon um fünf Uhr auf und holte sich seine Rüben, ehe der Wolf um sechs Uhr kam und rief:

»Kleines Ferkelchen, bist du bereit?«

Das kleine Ferkelchen antwortete: »Bereit! Ich bin schon dort gewesen und wieder zurück und habe eine prächtige Mahlzeit gehabt.«

Der Wolf wurde sehr wütend, da er aber dachte, es würde ihm schon noch gelingen, das Ferkelchen übers Ohr zu hauen, sagte er:

»Kleines Ferkelchen, ich weiß einen herrlichen Apfelbaum.«



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»Wo?«fragte das kleine Ferkelchen.

»Unten in Merry-Garden«, erwiderte der Wolf, »und wenn du versprichst, mich nicht zu betrügen, will ich morgen früh um fünf kommen, um dir zu Äpfeln zu verhelfen.«

Nun, das kleine Ferkelchen stand kommenden Tags um vier Uhr auf und lief zu den Äpfeln. Es hoffte, schon wieder zurück zu sein, ehe der Wolf kam. Aber der Weg war weiter, und dann mußte es auch erst auf den Baum klettern, und als es gerade herunterkommen wollte, sah es den Wolf heranschleichen und fürchtete sich schrecklich. Das könnt ihr euch wohl denken.

Als der Wolf kam, sagte er: »Warum bist du denn schon hier? Sind die Äpfel schön?«

»Ja, sehr«, sagte das kleine Ferkelchen. »Ich will dir ein paar herunterwerfen.

Und es warf sie so weit, daß es, während der Wolf beim Aufheben war, schnell herunterspringen und nach Hause laufen konnte. Am nächsten Morgen kam der Wolf wieder und sagte zu dem kleinen Ferkelchen: »Kleines Ferkelchen, in Shanklin ist heute nachmittag Jahrmarkt. Hättest du Lust, hinzugehen?«

»O ja«, sagte das Ferkelchen, »da möchte ich hingehen; wann willst du mich denn abholen?«

»Um drei«, sagte der Wolf.

Und, wie bisher auch, machte sich das Ferkelchen viel früher auf den Weg und ging zum Jahrmarkt und kaufte ein Butterfaß, mit dem es heimwärts wanderte. Da sah es den Wolf kommen. Was sollte es jetzt nur tun?

Es versteckte sich in dem Faß, warf es um, und dieses rollte mit dem Ferkelchen darin den Hügel hinab. Das fürchtete sich so sehr vor dem Wolf, daß es spornstreichs nach Hause und nicht wieder auf den Jahrmarkt lief. Der Wolf kam bald vor Ferkelchens Haus und erzählte ihm, wie sehr er durch ein großes rundes Ding erschreckt worden sei, das auf dem Weg zum Hügel an ihm vorbeisauste. Da sagte das kleine Ferkelchen:

»Ach, da habe also ich dich zum Fürchten gebracht? Ich bin auf dem Jahrmarkt gewesen und habe da ein Butterfaß gekauft, und als ich



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dich kommen sah, bin ich hineingekrochen und so den Hügel heruntergerollt.«

Da wurde nun der Wolf bitterböse und sagte, nun wolle er das kleine Ferkelchen ganz gewiß auffressen und dazu durch den Kamin zu ihm hereinkommen. Als das kleine Ferkelchen sah, was er draußen machte, hing es schnell einen Kessel voll Wasser auf, blies das Feuer tüchtig an, und gerade, als der Wolf herunterspringen wollte, riß es den Deckel vom Topf, und der Wolf fiel hinein.

Schnell legte das kleine Ferkelchen den Deckel wieder auf, kochte den Wolf schön weiß und aß ihn zum Abendbrot und lebte von da glücklich und vergnügt alle Tage.


Copyright: arpa, 2015.

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