Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Märchen aus Frankreich den Niederlanden und der Schweiz

Märchen europäischer Völker


Die zwei Brüder und die Hexen

Es waren zwei Brüder, einer war reich, und der andere war arm. Und der Arme hatte seinen Bruder mehrere Male ohne Erfolg um Hilfe gebeten. Da wollte sich der Bruder verdingen und ging über einen Berg in eine Stadt, wo der König wohnte. Die Reise war für einen Tag zu weit, so daß er in einer Scheune auf der Alp im Heu übernachten mußte.

Um Mitternacht, als er gut schlief, öffneten sich die Tore, und eine ganze Schar Hexen mit der Anführerin kam herein. Dann sagte diese Hexe, diese Anführerin zu den andern: »Ich hätte euch etwas zu sagen, aber zuerst müssen wir schauen, daß niemand hier in der Scheune ist.« Und der arme Mann bekam eine große Angst und wagte sich nicht zu bewegen. Und die andern Hexen sagten: »Ach, hier ist niemand, du brauchst keine Angst zu haben, erzähle du nur, was du zu erzählen hast.« Dann sagte die Anführerin: »Ich habe eine schöne Neuigkeit, denn die Tochter des Königs da unten in dieser Stadt ist schwer krank, und wer imstande wäre, diese Tochter zu heilen, könnte, wie es scheint, eine schöne Geldsumme verdienen. Aber keiner kann sie heilen, weil sie nicht wissen, wo es fehlt. Das Mädchen hat ein Katzenhaar verschluckt, und wenn dieses nicht aus dem Magen herauskommt, so kann



Bd-09-291_Maerchen aus der Schweiz Flip arpa

das Mädchen nicht genesen. Und um dieses Haar herauszubringen, muß man dem Mädchen ein Stück trockenes Schwarzbrot zu essen geben.« Da dachte der Mann: >Wenn die nur nicht herausfinden, daß ich da bin, so will ich morgen das schon machen, wenn sie mich bloß nicht finden.<

Beim Morgenläuten verließen die Hexen die Scheune, und beim Morgengrauen stand der arme Mann auf und ging in jene Stadt und verlangte Einlaß beim König. Und der arme Mann sagte zum König, er habe gehört, daß seine Tochter schwer krank sei, und er könnte ihr helfen mit einem ganz einfachen Mittel, wenn er's ihn versuchen lassen wolle. Und der König war sehr zufrieden, daß er einen finde, der das Mädchen heile, und versprach ihm ein schönes Stück Geld, wenn das Mädchen gesund würde. Aber vor allem wollte er wissen, was für ein Mittel er gebrauche. Da sagte der arme Mann, er solle zu einem Bauern schicken und ein hartes Schwarzbrot verlangen. Und er gab dem Mädchen ein Stück von diesem Schwarzbrot und ließ sie das essen. Und das erste Mal, da das Mädchen Stuhlgang hatte, ging das Haar weg, und das Mädchen (die Tochter) war gesund. Der König war ganz zufrieden, veranstaltete ein Gastmahl und bezahlte dem armen Mann eine große Summe.

Da er mit so viel Geld nach Hause kam, lebten sie viel besser in der Familie. Und so ging's daß das allen Leuten und auch seinem Bruder auffiel. Und sein Bruder erkundigte sich dann, wie er zu seinem Wohlstand gekommen sei. Und er erzählte alles, wie es gekommen war, auch das von den Hexen. Da gedachte der reiche Bruder die gleiche Reise zu machen und auch in jener Scheune zu übernachten, mit der Hoffnung, auch etwas von den Hexen zu vernehmen, das ihm Geld eintragen würde. Er ging und übernachtete in jener Scheune, und die Hexen kamen zur gleichen Stunde. Dann sagte die Anführerin zu den andern: »Seht ihr, habe ich nicht recht gehabt, nachzuschauen, ob jemand hier wäre, ich hatte wohl Zweifel, aber ihr wolltet es nicht glauben, aber dennoch war hier ein Mann auf dem Heu und machte infolge meiner Rede sein Glück beim König. Aber heute lassen wir es nicht dabei bewenden, wir wollen genau untersuchen, und wenn jemand da ist, so zerstückeln wir ihn so, daß ihn die Vögel aufpicken können.«

Eine große Angst erfaßte den Mann, er wurde von den Hexen sofort aufgefunden und wurde auf schreckliche Art mißhandelt und zerstückelt.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt