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Märchen aus Frankreich den Niederlanden und der Schweiz

Märchen europäischer Völker


Böse Griet und Peetje Mekrul

Peetje Mekrul war ein tüchtiger Junge und machte gern Späße. Sooft er die alte Griet, eine böse Holzsammlerin sah, rief er: »Böse Griet! Böse Griet!«Dann brauste die alte Hexe vor Wut auf. Sie drohte Peetje mit der Faust, aber Peetje wußte, daß er viel schneller laufen konnte als sie, und darum hatte er keine Angst. Und so wagte er sich immer näher heran, bis Griet sich eines Tages umdrehte und ihn beim Schopf faßte.

»Nichtsnutz«, rief sie, »das wird dir schlecht bekommen!« und sie steckte ihn in einen großen Leinensack und nahm ihn auf den Rücken mit in ihr Haus im Wald. Unterwegs setzte sie ihre Bürde nieder und las unter den Sträuchern noch ein paar Zweige auf. Und was tat Peetje? Schnell wie der Blitz schlüpfte er aus dem Sack und füllte ihn mit Zweigen und trockenem Laub. Und so trug ihn die böse Griet nach Hause und schlug so heftig mit einem Knüppel darauf los, daß ihr die Haut in Fetzen von den Händen hing. Dann erst merkte sie, daß Peetje sie hineingelegt hatte.

Ein paar Tage später rief Peetje wieder: »Böse Griet! Böse Griet!«und die Hexe erwischte ihn wieder und steckte ihn in den Sack. Aber während sie wieder ihre Bürde niedersetzte, um Schlehen und Brombeeren zu pflücken, kroch Peetje ganz heimlich heraus, und eins, zwei, drei hatte er ihn mit Dornen gefüllt. Unterwegs fühlte Griet, wie ihr die Dornen ins Fleisch drangen. »Stich nur, Taugenichts«, sagte sie, »ich werde dich zu Hause stechen lehren!«

Dort schlug sie mit der geballten Faust auf den Sack, schlug, daß ihre ganze Hand blutig war, aber in ihrer Wut merkte sie es nicht, schlug, solange sie den Arm noch heben konnte. Als sie nun den Sack ausschüttelte und sah, daß sie zum zweiten Mal betrogen war, schimpfte und tobte sie, daß die Wände ihres Häuschen wackelten, und rief: »Wart nur, Schubbejack, ich werde dich schon erwischen!«

Aber Peetje war nun besser auf der Hut, so daß es schon Winter geworden war und Griet ihn noch nicht geschnappt hatte. Eines Tages fiel er ihr doch wieder in die Klauen, und mit dem Sack auf dem Rücken zog Griet heimwärts. »Nun gibt es keine Blätter und Dornen mehr«, sagte sie und setzte ihre Bürde vor einer Hütte nieder, um sich die Hände zu wärmen. Aber es lag Schnee, und daran hatte die böse Griet nicht gedacht. Peetje packte den Sack damit voll und machte sich aus dem Staub. Als die Hexe ihre Bürde nun wieder auf den Buckel nahm, schmolz der Schnee allmählich, und das eiskalte Wasser rann ihr über



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den Rücken, so daß sie ganz durchfroren und vor Kälte zitternd zu Hause ankam. Sie fing sogleich wieder an, auf den Sack loszudreschen, als sie jedoch den Arm müde geschlagen hatte, sah sie, daß Peetje sie abermals zum Narren gehalten hatte. Nun wurde sie böse wie ein gebratener Teufel, und es hagelte Flüche, daß ihr Häuschen noch schwärzer wurde, als es schon war.

Aber Peetje konnte seine schlechte Gewohnheit, »Böse Griet« zu rufen, noch nicht lassen, und so dauerte es nicht lange, da hatte die Hexe ihn wieder beim Schlaffitchen. Nun war sie schlauer. Sie band den Sack fest zu und ging gleich damit nach Hause. Diesmal wollte sie den armen Jungen im glühenden Ofen verbrennen, und sie fing gleich an kräftig zu stochern. Als sie das Feuer genügend geschürt hatte, ließ sie Peetje aus dem Sack und befahl ihm, in den heißen Ofen zu kriechen. Aber das schlaue Bürschchen tat, als wüßte es nicht, wie man das macht. »Ich werde es dir zeigen«, sagte die dumme Griet und stellte sich auf ein hölzernes Bänkchen. »Siehst du, so!« sagte sie und stecke den Kopf in den Ofenschlund. Darauf hatte Peetje gewartet. Schnell wie der Wind gab er der Hexe einen festen Stoß, und sie saß selber in dem Ofen, wo sie zu Asche verbrannte.


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