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Märchen aus Frankreich den Niederlanden und der Schweiz

Märchen europäischer Völker


Mutter und Koren

Mutter war eine brave Witwe und lebte mit ihrem Sohn. Der hieß Koren und war so dumm, daß er vor dem Teufel hätte tanzen können. Eines Tages schickte ihn seine Mutter in den Laden, um Seife zu kaufen. Er band die Seife in ein Taschentuch und hängte sie sich auf den Rücken. Da es stichheiß war und der Junge weit zu laufen hatte, schmolz die Seife unterwegs, so daß sie ihm über den Rücken lief und aus den Haaren tropfte.

Als die Mutter das sah, schimpfte sie: »Himmeldonnerwetter! Das tut man doch nicht. Warum hast du dein Bündel nicht auf eine Karre gelegt?«

»Ich werde es das nächste Mal tun, Mutter«, sagte Koren.

»Geh in den Laden und kauf mir für fünf Pfennig Nadeln«, sagte Mutter ein paar Tage danach. Koren ging. Unterwegs traf er einen Heuwagen und legte die Nadeln zwischen das Heu. Natürlich fand er sie nicht wieder und kehrte mit leeren Händen heim.

»Himmeldonnerwetter! Das tut man doch nicht«, sagte Mutter.

»Warum hast du sie nicht auf deinen Kittel gesteckt?«

»Ich werde es das nächste Mal tun, Mutter«, sagte Koren.

»Kauf mir im Laden eine Kerze«, sagte Mutter ein wenig später. Nun wollte Koren die Kerze auf seinen Kittel stecken. Aber das ging nicht, sie bröckelte ab. Da schnitt er schließlich ein Loch in seinen Kittel und steckte das übriggebliebene Ende hinein. Aber als er nach Hause kam, hatte er es verloren.

»Himmeldonnerwetter! Das tut man doch nicht!« sagte Mutter.

»Warum hast du die Kerze nicht in die Tasche gesteckt?«

»Ich werde es das nächste Mal tun, Mutter«, sagte Koren.

»Geh zum Korbmacher und kauf uns einen Korb«, sagte die Mutter bald darauf. Der Junge holte den Korb, aber da er zu groß war, um ihn in die Tasche zu stecken, schnitt ihn Koren in kleine Stücke und stopfte alle Taschen damit voll.



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»Himmeldonnerwetter! Das tut man doch nicht«, sagte die Mutter.

»Warum hast du nicht einen Stock durch das eine Ohr gesteckt und den Korb auf dem Rücken getragen?«

»Ich werde es das nächste Mal tun, Mutter«, sagte Koren.

»Geh auf den Markt und besorg uns eine Magd«, sagte die Mutter eine Woche danach. Koren dingte eine Magd, steckte ihr einen spitzen Stock durchs Ohr und trug sie so auf der Schulter nach Hause. Das Mädchen schrie und heulte und verlangte, für die Mißhandlung entschädigt zu werden. »Himmeldonnerwetter! Das tut man doch nicht«, sagte die Mutter. »Warum hast du dem Mädchen nicht gesagt, wo wir wohnen? Sie hätte den Weg wohl gefunden!«

»Ich werde es das nächste Mal tun«, sagte Koren.

»Geh auf den Markt und kauf eine Kuh«, sagte Mutter ein paar Tage darauf. Koren ging auf den Markt und kaufte eine Kuh. Er legte die Hand auf das Tier und sagte: »Liebe Kuh, geh diese Straße hinauf, schwenke dann rechts den ersten Weg ein und geh in das dritte Haus. Das ist unseres. Du kannst es leicht finden. Mutter hat es gesagt!« Die Kuh nickte und ging.

»Hast du eine Kuh gekauft?«fragte Mutter, als er mittags heimkam.

»Ist sie noch nicht da?«fragte Koren verwundert.

»Ich habe keine Kuh gesehen«, sagte Mutter.

»Aber ich habe ihr doch den Weg gut gezeigt«, sagte Koren. »Sie brauchte niemand, um unser Haus zu finden.«

»Himmeldonnerwetter! Das tut man doch nicht«, sagte Mutter.

»Warum hast du ihr keinen Strick um die Hörner gebunden und sie so hierher gebracht.

»Ich werde es das nächste Mal tun, Mutter«, sagte Koren.

»Geh auf den Markt und kauf uns einen Schinken«, sagte Mutter in der nächsten Woche. Und Koren ging auf den Markt und kaufte einen Schinken. Aber er kaufte auch einen Strick, band ihn an den Knochen und zog den Schinken hinter sich her durch Pfützen und Morast.

»Wo ist der Schinken«, fragte die Mutter, als der Junge in die Stube trat. Koren zog ihn an dem Strick hinein. »Himmeldonnerwetter«, sagte die Mutter. »Jetzt hab ich aber genug. Ich sehe wohl, daß mit dir nichts anzufangen ist. In Zukunft werde ich meine Besorgungen selber machen.«


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