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Gebrüder Grimm Deutsche Volksmärchen

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von Kurt Schmischke

Märchen europäischer Völker


Der Hase und der Igel

Disse Geschicht is lögenhaft to verteilen, Jungens, aver wahr is se doch, denn mien Grootvader, von den ick se hew, plegg jümmer, wenn he se mie vortüerde (mit Behaglichkeit vortrug), dabi to seggen: »wahr mutt se doch sien, mien Söhn, anners kunn man se jo nich verteilen.« De Geschicht hett sick aber so todragen.

Et wöör an enen Sündagmorgen tor Harvesttied, jüst as de Bookweeten bloihde: de Sünn wöör heilig upgaen am Hewen, de Morgenwind güng warm över de Stoppeln, de Larken süngen inn'r Lucht (Luft), de Immen sumsten in den Bookweeten, un dc Lühde güngen in ehren Sündagsstaht nah'r Kerken, un alle Kreatur wöör vergnögt, un de Swinegel ook.

De Swinegel aver stünd vör siener Döhr, Barr de Arm ünnersiagen, keck dabi in den Morgenwind hinut un quinkeleerde en lütjet Leedken vör sick hin, so good un so siecht, as nu eben am leewen Sündagmorgen en Swinegel to singen pleggt. Indem he nu noch so half liese vör sick hin sung, füll cm up eenmal in, he künn ook wol, mittlerwiel sien Fro dc Kinner wüsch un antröcke, en beeten in't Feld spazeeren un toschen, wie sien Stähkröwen stünden. Dc Stähkröwen wöören aver dc nöchsten bi sienem Huuse, un he pleggte mit siener Familie davon to eten, darüm sahg he se as dc sienigen an. Gesagt, gedahn. Dc Swinegel makte dc Huusdöör achter sick to un siög den Weg nah'n Felde in. He wöör noch nich gans wiet von Huuse un wull jüst um den Slöbusch (Schlehenbusch), dc dar vörm Felde liggt, nah den Stähkröwenakker hinup dreien, as cm dc Haas bemött, dc in ähnlichen Geschäften uutgahn wöör, nämlich um sienen Kohl to besehn. Als dc Swinegel den Haasen ansichtig wöör, so böhd he cm en fründlichen go'n Morgen. Dc Haas aver, dc up siene Wies en vörnehmer Herr was un grausahm hochfahrtig dabi, antwoorde nicks up den Swinegel sienen Gruß, sondern segte tom Swinegel, wobi he en gewaltig höhnische Miene annöhm: »Wie kummt et denn, dat du hier all bi so fröhem Morgen im Felde rumlöppst?«



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—»Ick gah spazeeren«, segt de Swinegel. »Spazeeren?« lachte de Haas. »Mi ducht, du kunnst de Been ook wol to betern Dingen gebruuken.« Disse Antwoord verdrööt den Swinegel ungeheuer; denn alles kunn he verdregen, aver up siene Been laet he nicks komen, eben weil se von Natuhr scheef wöören. »Du bildst di wol in«, seggt nu de Swinegel tom Haasen, »as wenn du mit diene Beene mehr utrichten kunnst?« — »Dat denk ick«, seggt de Haas. »Dat kummt up'n Versöök an«, meent de Swinegel, »ick pareer, wenn wi in de Wett loopt, ick lopp di orbi. « — »Dat is turn Lachen, du mit diene scheefen Been«, seggt dc Haas, »aver mienetwegen mach 't sien, wenn du so övergroote Lust best. Wat gilt dc Wett?« —»En goldne Lujedor un'n Buddel Branwien«, seggt dc Swinegel. »Angenahmen«, spröök de Haas, »sla in, un denn kann't guck los gahn.« — . Na, so groote Ihl het et nich«, meen dc Swinegel, »ick bün noch gans niichdern;eerst will ick en beeten fröhstücken: inner haiwen Stünd hun ick wedder hier upp'n Platz.«

Damit güng dc Swinegel; denn dc Haas wöör et tofreeden. Onnerweges dachte dc Swinegel bi sick: »Dc Haas verlett sick up siene langen Been, aver ick will cm wol kriegen. He is zwar ehn vornehm Herr, aver doch ma'n dummen Keerl, un betahlen sah he doch.« As nu dc Swinegel to Huuse ankööm, spröök he to sien Fro: »Fro, treck di gau (schnell) an, du must mit mi nah'n Felde hinuut.« — »Wat givt et denn?« seggt sien Fro. »Ick hew mit'n Hassen wett't üm'n golden Lujedor un'n Buddel Branwien, ick will mit cm inn Wett loopen, und da salst du mit dabi sien.« — »O mien Gott, Mann«, füng nu den Swinegel sien Fro an to schreen, »büst du nich klook, best du denn ganz den Verstand verlaaren? Wie kannst du mit den Haasen in dc Wett loopen wollen?« —»Holt dat Muul, Wief«, seggt dc Swinegel, »dat is mien Saak. Resonehr nich in Männergeschäfte. Marsch, treck di an und denn kumm mit!«Wat suhl den Swinegel sien Fro maken? Se mußt wol folgen, se mugg nu wollen oder nich.

As se nu miteenander ünnerwegs wöören, spröök dc Swinegel to sien Fro: »Nu paß up, wat ick seggen will. Sühst du, up den langen Acker dar wull wi unsen Wcttloop maken. Dc Haas löppt nemlich in der eenen Führ (Furche) un ick inner andern, un von haben (oben) fang wie an to loopen. Nu hast du wieder nicks to dohn, as du stellst di hier unnen in dc Führ, un wenn dc Haas up dc andere Siet ankummt, so röpst du cm entgegen: »Ick hirn all (schon) hier.«

Damit wöören se bi den Acker anlangt, dc Swinegel wiesde siener Fro ehren Platz an un gung nu den Acker hinup. As he haben ankööm,



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wöör dc Haas all da. »Kann et losgahn?« seggt dc Haas. »Jawohl«, seggt de Swinegel. »Denn man to!« Un damit steilde jeder sick in siene Föhr. De Haas tellde (zählte): »Hahl een, hahl twee, hahl dree«, un los güng he wie en Stormwind den Acker hindahl (hinab). De Swinegel aver lööp ungefähr man dree Schritt, dann duhkde he sick dahl (herab) in de Föhr un bleev ruhig Sitten.

As nu de Haas in vullen Loopen ünnen am Acker ankööm, rööp cm de Swinegel sien Fro entgegen: »Ick bün all hier.« Dc Haas stutzd un verwunderde sick nich wenig: he meende nich anders, es et wöör dc Swinegel sülvst, dc ein dat torööp; denn bekanntlich süht den Swinegel sien Fro jüst so uut wie ehr Mann. Dc Haas aver meende: »Datt geiht nich to mit rechten Dingen.« He rööp: »Noch mal geloopen, wedder üm!« Un fort güng he wedder wie ein Stormwind, dat cm dc Ohren am Koppe flögen. Den Swinegel sien Fro aver blev ruhig up ehren Platze. As nu dc Haas haben ankööm, rööp cm dc Swinegel entgegen: »Ick bün all hier.« Dc Haas aver, ganz uuter sick vör Ihwer (Arger), schreede: »Noch mal geloopen, wedder üm!« — »Mi nich to schlimm«, antwoorde dc Swinegel, »mienetwegen so oft, as du Lust best.« So löp dc Haas noch dreeunsöbentigmal, un dc Swinegel höhl (hielt) et immer mit cm uut. Jedesmal, wenn dc Haas ünncn oder haben ankööm, seggten dc Swinegel oder sien Fro: »Ick bün all hier.«

Tum veerunsöbentigstenmal aver köm dc Haas nich mehr to Ende. Midden am Acker stört he tor Eerdc, datt Blohd flög cm utn Halse, un he bleev doot upn Platze. Dc Swinegel aver nöhm 5 jene gewunnene Lujedor un den Buddel Branwien, rööp siene Fro uut der Föhr aff, un beide güngen vergnögt miteenanner nah Huus: un wenn se nich storben sün, lewt se noch.

So begev et sick, dat up der Buxtehuder Heid dc Swinegel den Haasen doot loopen hett, un sied jener Tied hat et sick keen Haas wedder infallen laten, mit'n Buxtehuder Swinegel in dc Wett to loopen.

Dc Lehre aver uut disser Geschicht is erstens, datt keener, un wenn he sick ook so vörnchm dücht, sick sah bikommen laten, övern geringen Mann sick lustig to maken, un wöört ook man'n Swinegel. Un tweetens, datt et gerahden is, wenn eener frcet, datt he sick 'ne Fro uut sienem Stande nimmt, un dc jüst so uutsüht as he sülwst. Wer also en Swinegel is, dc mutt tosehn, datt siene Fro ook en Swinegel is, un so wieder (weiter).


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