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Russische Märchen


Illustrationen


von Wilhelm M Busch

Märchen europäischer Völker


Der treue Freund

Es war einmal ein König, der hatte einen einzigen Sohn. Das war der Prinz Peter. Kaum war er zum Jüngling herangewachsen, da starb der Vater.

Prinz Peter dachte: >Bevor ich anfange, in meinem Königreich zu herrschen, will ich auf Reisen gehen und zusehen, wie die Menschen leben.<

Er übergab sein Reich weisen Räten und zog fort. Lange wanderte er in der Welt herum, sah sich alles an, hörte aufmerksam zu und merkte sich vielerlei Weisheiten. Endlich entschloß er sich, wieder heimzufahren. Da kam er in eine große Handelsstadt.

>Die will ich mir auch noch anschauen<, beschloß er, >dann aber soll's heimwärts gehen. Es ist nun an der Zeit!<

Er befahl den Dienern, sein Pferd zu versorgen, und ging durch die Straßen der Stadt. Als er auf den Marktplatz kam, sah er, wie dort ein Mann unbarmherzig mit der Knute geschlagen wurde. Der Geschlagene aber rührte sich nicht und gab keinen Laut von sich. Nur den Kopf ließ er hängen. Da wollte der Prinz wissen, warum man den Mann denn so grausam schlage.

»Er hat sich von einem reichen Kaufmann zehntausend Rubel ausgeliehen und sie nicht zur rechten Zeit zurückbezahlt. Dafür wird er jetzt geschlagen.«

Der Prinz hatte Mitleid mit dem Mann, gab das Geld und kaufte ihn von seinem Gläubiger los. Kaum war er weitergegangen, da hörte er, wie jemand hinter ihm herlief. Es war derselbe Mann, den er gerade befreit hatte.

Der Mann rief ihm zu: »Ich danke dir für deine Güte, Prinz! Die Schuld werde ich dir bezahlen.«

Der Prinz sah ihn an und sagte: »Womit kannst du mich denn bezahlen?«

»Womit?«fragte der Mann. »Mein Prinz, du bist schon erwachsen, und es wäre für dich längst Zeit zu heiraten. Ich aber werde dir das schönste und klügste aller Mädchen als Braut zuführen, Wassilissa Kirbitewna.«

»Ich danke dir, mein Lieber«, entgegnete darauf der Prinz. »Wie heißt du?«



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»Nenne mich den >Stählernen<. Ich werde dir nicht weniger treu und aufrichtig dienen als Stahl.«

»Wo wohnt denn meine Braut?«

»Sie wohnt in einem sehr weit entfernten Lande, und ihr Vater, der grausame Zar Kirbit, will sie an den Drachen Goryntscha verheiraten.«

Der Prinz kaufte für den Stählernen ein junges Pferd und eine kostbare Rüstung. Dann ritten sie miteinander in das weit entfernte Königreich. Als sie zum Palast des Zaren Kirbit gekommen waren, zeigte der Stählerne dem Prinzen einen hohen Turm mit goldener Spitze. Dort sah der Prinz an einem vergitterten Fenster das schönste Mädchen. Es weinte jämmerlich.

Der Prinz sagte zu seinem Begleiter: »Komm, wir wollen zu dem Zaren Kirbit gehen, damit wir Wassilissa Kirbitewna kennenlernen.«

»Bist du verrückt geworden, mein Freund?« sagte der Stählerne. »Hast du nicht gehört, daß der Zar Kirbit seine Tochter dem Drachen versprochen hat und von anderen Freiem nichts wissen will? Deshalb weint ja auch das Mädchen, daß die Tränen in Strömen fließen. Nein, wenn du die Prinzessin sehen willst, so werde ich deinen Wunsch erfüllen und sie dir aus dem Turm herausholen.«

»Ach, Freund, wenn du mir diesen Dienst tust, so wirst du mir lieber sein als der eigene Bruder!«

Kaum war die Nacht herangekommen, da schlich sich der Stählerne an den Turm, kletterte flink wie eine Katze an der Wand empor, klopfte ans vergitterte Fenster und sagte zu dem Mädchen: »Fürchte dich nicht, wunderschöne Prinzessin! Ich komme zu dir als Brautwerber für den Prinzen Peter. Er will dich heiraten und von dem Drachen befreien.« —»Ich bin bereit, mit dem Prinzen bis ans Ende der Welt zu gehen, wenn ich nur von dem Drachen fortkomme.« Der Stählerne nahm sie auf seine starken Schultern, stieg mit ihr vorsichtig über die Mauer hinab und brachte sie zu dem Prinzen. Der Prinz hob sie auf sein Pferd, und die beiden Freunde ritten, so schnell sie konnten, aus dem Reich des Zaren Kirbit fort.

Als der Zar nun am anderen Morgen seine Tochter besuchen wollte, sah er, daß das Fenster eingeschlagen und sie selber aus dem Zimmer entschwunden war. Da wurde er furchtbar zornig und befahl, daß



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man ihr auf allen Wegen nachjagen solle. Unsere beiden Helden waren kaum eine Strecke weit geritten, da hörte der Stählerne in der Ferne Pferdegetrappel.

Er nahm einen Ring von seinem Finger, steckte ihn in die Tasche seines Rockes und sagte zu dem Brautpaar: »Reitet weiter! Ich habe meinen Ring verloren und reite zurück, um ihn zu suchen.«

Da sagte Wassilissa zu ihm: »Wenn du willst, werde ich dir für deinen Ring den meinen geben.«

»Unter keinen Umständen«, antwortete der Stählerne, »denn siehe, mein Ring hat einen unschätzbaren Wert. Meine Mutter hat ihn mir gegeben und gesagt: >Trag ihn, verliere ihn nicht und vergiß mich nicht!<«

Sogleich riß er sein Pferd herum und galoppierte zurück. Er traf auf ein starkes Heer und hieb alle Soldaten nieder. Dann jagte er zum Prinzen zurück und holte ihn ein, als ob nichts gewesen wäre.

Bald wurde es Nacht. Da richteten sie ein Zelt auf und bereiteten dort der Prinzessin ein Nachtlager. Sie selber aber standen Wache. Der Stählerne sagte zum Prinzen: »Ich werde ein wenig schlafen, du aber mußt jetzt die Prinzessin bewachen.«

Er legte sich auf den Boden, nahm den Sattel unter den Kopf und schlief ein. Der Prinz stand längere Zeit da, wurde auch schließlich selber müde, ließ sich neben dem Zelt nieder und versank rasch in süße Träume . . Da kam hoch durch die Lüfte der Drache geflogen. Er umkreiste das Zelt und sah, daß die beiden jungen Männer und auch die Prinzessin schliefen. Er ließ sich zur Erde nieder, öffnete mit einem seiner Flügel das Zelt, warf mit dem anderen das Mädchen auf seinen Rücken und flog mit ihm auf einen eisernen Berg, auf dem sein finsterer Palast stand. Als das Mädchen erwachte, sah es, wie der Drache es auf seinem schuppigen Rücken trug. Seine Flügel waren weit ausgebreitet, und er sah sie mit seinen grünen Augen zärtlich an. In einer tiefen Schlucht ließ er sich mit dem Mädchen nieder. Aus einem hohen Gebäude leuchteten dort die Fenster wie Feuer. Unsere Helden erwachten am frühen Morgen und sahen, daß das Zelt umgestoßen und das Mädchen verschwunden war.

Der Prinz fing an zu weinen, der Stählerne aber sagte: »Die Sache steht nicht gut! Wahrscheinlich hat der Drache deine Braut entführt. Weinen hat keinen Zweck. Komm, wir werden sie aufsuchen.«



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Sie ritten lange dahin und stießen auf eine große Herde mit zwei Hirten.

Sie fragten: »Wem gehört diese Herde?«

»Dem Drachen«, antworteten die Hirten.

Sie fragten weiter: »Wohnt der Drache weit von hier und wie kommt man dahin? Wann treibt ihr die Herde heim und wo bringt ihr sie bei Nacht unter?«

Als ihnen die Hirten alles genau gesagt hatten, stiegen die beiden vom Pferde, packten sie und banden sie an einen Baum. Sie selber zogen die Kleider der Hirten an und trieben die Herde heim. Unterdessen saß die Prinzessin trauernd und weinend im Palast des Drachen und schluchzte immerzu.

Da kam ein Mädchen, das Tschernawuscha hieß, zu ihr und sagte: »Prinzessin! Du hast seit heute früh nichts gegessen! Ich werde dir etwas Milch bringen. Gerade haben die Hirten die Herde hereingetrieben.«

Als sie dann der Prinzessin eine Schale voll Milch reichte, sagte sie lachend: »Die Hirten machen sich über uns lustig und wollen ihren Scherz mit uns treiben. Einer von ihnen hat einen goldenen Ring in die Milch geworfen.«

Die Prinzessin trank die Milch aus und sah auf dem Grunde der Schale den Ring des Prinzen Peter liegen. Da freute sie sich, umarmte das Mädchen und sprach: »Du Liebe, Gute! Hole mir die beiden Hirten hierher!«

Da führte das Mädchen den Prinzen und den Stählernen herein. Als die Prinzessin die beiden erblickte, dachte sie nicht mehr ans Weinen. Sie hieß sie an einem Tisch Platz nehmen und legte ihnen zu essen und trinken vor.

Der Stählerne aber sagte: »Sag uns, Prinzessin, wie sollen wir dich jetzt von dem Drachen befreien?«

Die Prinzessin schwieg. Aber das Mädchen Tschernawuscha mischte sich ins Gespräch und sagte: »Wenn ihr mich von hier fortbringt und in euer Königreich mitnehmt, so will ich euch sagen, wie man den Drachen beseitigen kann.«

»Sprich, schönes Mädchen! Wir sind bereit, alles zu tun.«

»Den Drachen«, sagte Tschernawuscha, »kann nur der töten, der ihm das Schwert bis ins Herz stößt. Er hat gerade gegenüber dem



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Herzen unterm linken Flügel eine Stelle, die nicht mit Schuppen bedeckt ist. Die hütet er wie seinen Augapfel. Deshalb kriecht er, solange er am Boden ist; und wenn er durch die Lüfte fliegt, bedeckt er sie mit seinen Flügeln.«

»Aber wie soll man diese Stelle mit einem Schwert erreichen?«

»Das kann so geschehen: Du, mein lieber Jüngling, mußt auf den schmalen Weg gehen, auf dem der Drache jeden Abend zum Flusse geht, wenn er von der Jagd in seinen Palast zurückkehrt. Auf diesem Weg mußt du ein Loch graben, dich da hineinsetzen und warten, bis er über das Loch hinwegkriecht. Dann stoße ihm dein Schwert bis zum Griff ins Herz, wenn du dazu genug Mut und Tapferkeit aufbringst.« «

Der Stählerne ging fort, grub an dem schmalen Weg ein Loch, setzte sich hinein, hielt das Schwert bereit und wartete auf den Drachen. Kaum fing es zu dunkeln an, da hörte er auch schon, wie der Drache zum Fluß gekrochen kam. Es rauschte, als ob ein ganzer Wagenzug daherkäme. Als der Drache über das Loch hinwegkroch, erkannte der Stählerne die Stelle, die von den Schuppen nicht bedeckt war, und stieß das Schwert bis zum Heft hinein. Schwarzes Blut strömte aus dem Drachen in solcher Menge, daß der Stählerne fast darin ertrunken wäre. Der Drache schlug mit dem Schweif im Grase, wälzte sich im Gebüsch und sagte zum Stählernen: »Ich habe einen Rächer! Wird dich jemand von dem Unvermeidlichen loskaufen?«Nach diesen Worten starb er.

Der Stählerne aber ging in den Palast des Drachen, nahm alle Schätze an sich, setzte das Mädchen Tschernawuscha in den Sattel, und die Entführer ritten weiter. Als es Nacht wurde, schlugen sie ein Zelt auf, richteten einen Scheiterhaufen auf und legten sich schlafen. Nur der Stählerne hielt Wache. Um Mitternacht aber kamen zwölf Tauben geflogen, die sich um den Scheiterhaufen versammelten.

Sie schlugen ihre Flügel aneinander und verwandelten sich in zwölf Mädchen.

»He, Stählerner und Prinz Peter!« sagten sie. »Ihr habt unseren Bruder, den Drachen, getötet und seine Braut, Wassilissa, entführt. Das soll euch nicht gut bekommen! Sobald der Prinz heimkommt und befiehlt, ihm seinen Lieblingshund vorzuführen, wird der Hund von der Leine losspringen und den Prinzen in Stücke reißen.



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Wer das gehört hat und es dem Prinzen sagt, der wird bis zu den Knien zu Stein werden.«

Dann wurden die Mädchen wieder zu Tauben und flogen davon. Nach einer Stunde kamen wieder zwölf Tauben, ließen sich beim Scheiterhaufen nieder, schlugen die Flügel aneinander und wurden zu zwölf Mädchen.

»He, Stählerner und Prinz«, sagten sie, »ihr habt unseren Bruder, den Drachen, getötet. Das soll euch nicht gut bekommen! Sobald der Prinz heimkommt, wird er der Prinzessin sein Lieblingspferd vorführen lassen. Das aber wird sich von den Knechten losreißen und den Prinzen mit seinen Hufen erschlagen. Wer das gehört hat und es dem Prinzen sagt, der wird bis zum Gürtel zu Stein werden.«

Nach diesen Worten flogen die Mädchen wieder als Tauben davon. Kaum waren sie fort, da kam das dritte Dutzend Tauben geflogen, die sich wieder in Mädchen verwandelten und sagten:

»He, Stählerner und Prinz! Ihr habt unseren Bruder, den Drachen, getötet und seine Braut entführt! Das soll für euch ein böses Ende nehmen! Sobald der Prinz heimkommt, wird er der Prinzessin seine Lieblingskuh vorführen lassen, von der er seit seiner Kindheit die Milch getrunken hat. Die Kuh wird von dem Hirten wegspringen, sich auf den Prinzen stürzen und ihn in kleine Fetzen zertrampeln. Wer das gehört hat und es dem Prinzen sagt, wird ganz zu Stein werden.«

Sobald sie das gesprochen hatten, verwandelten sie sich wieder in Tauben und flogen davon.

Inzwischen war die Nacht vergangen, und es wurde hell. Der Prinz und die Prinzessin waren in ihrem Zelt erwacht und machten sich reisefertig.

Sobald sie im Königreich angekommen waren, wurde die Hochzeit gefeiert. Die Neuvermählten bezogen einen prächtigen Palast aus weißen Steinen.

Nach zwei Tagen sagte der Prinz zu seiner Frau: »Willst du meinen Lieblingshund sehen? Als ich noch klein war, habe ich mit ihm gespielt.«

Der Stählerne hatte das gehört und stellte sich auf die Freitreppe. Die Aufseher führten den Hund herbei. Auf einmal aber sprang er in die Höhe, riß sich los und stürzte auf den Prinzen zu. Da stand aber



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schon der Stählerne bereit und streckte den Hund mit einem Schwertstreich nieder. Der Prinz wurde sehr zornig.

Er gedachte jedoch der guten Dienste, die ihm der Stählerne schon erwiesen hatte, und sagte kein Wort. Am anderen Tage ließ der Prinz sein Lieblingspferd vorführen, um es der Prinzessin zu zeigen.

Er sagte zu seiner Frau: »Schau an, das ist das Pferd, auf dem ich seit meiner Jugend am liebsten reite!«

Auf einmal riß sich das Pferd von der Leine los, sprang vom Knecht weg und gerade auf den Prinzen zu. Der Stählerne aber war auch dieses Mal auf der Hut. Er ließ das Pferd herankommen und schlug ihm mit einem Hieb den Kopf ab.

»Stählerner«, sagte der Prinz, »spiele mir nicht um deinen Kopf. Ich verzeihe dir deine unerhörte Frechheit noch einmal, aber hüte dich für die Zukunft!«

Am dritten Tag ließ der Prinz seiner Frau die Lieblingskuh vorführen.

»Sieh, liebe Frau«, sagte er, »das ist die Kuh, von der ich seit meiner Jugend die Milch getrunken habe.«

Kaum wollte er sie aus seiner Hand füttern, da riß sich die Kuh vom Hirten los, warf sich auf den Prinzen und wollte ihn niedertrampeln. Der Stählerne besann sich aber auch dieses Mal nicht. Er schlug die Kuh mit seinem Schwert mitten auf den Kopf, daß sie tot hinstürzte.

Jetzt wurde der Prinz derart wütend, daß er gar nicht mehr reden konnte . . . Er zitterte am ganzen Leib und schrie den herbeieilenden Dienern zu: »Ergreift diesen Ungehorsamen und werft ihn in den tiefsten Turm! Morgen aber soll er auf die grausamste Weise hingerichtet werden!«

Da sprach der Stählerne: »Warte mit meiner Verurteilung! Ich werde von selber sterben! Ich muß dich nur an drei Reden erinnern!« Jetzt erzählte er dem Prinzen von der Nacht, wo er Wache gestanden hatte. Er erzählte von den ersten zwölf Tauben und wurde bis zu den Knien zu Stein. Als er von den dritten zwölf erzählt hatte, fiel er um; denn er war ganz und gar zu Stein geworden. Da weinten der Prinz und die Prinzessin bitterlich. Der Prinz befahl, den Stein aufzuheben und in einem besonderen Palast aufzustellen. Jeden Tag



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ging er mit seiner Frau gemeinsam dorthin, und immer trauerte er tief um den treuen Stählernen.

So vergingen viele Jahre. Der Prinz und die Prinzessin hatten Kinder bekommen: einen Sohn und eine Tochter. Sie wuchsen heran, wurden gescheit und konnten bereits gehen und sprechen. Die Eltern liebten die Kinder sehr und hatten viele Freude an ihnen. Aber sie konnten den Stählernen nicht vergessen. Eines Tages stand der Prinz wieder vor dem versteinerten Stählernen, dachte an seine treuen Dienste und weinte.

Da vernahm er plötzlich aus dem Stein eine Stimme: »Was weinst du um mich?«

»Warum soll ich nicht weinen? Ich bin doch schuld daran, daß du ins Verderben geraten bist!«

»Du hast mich ins Verderben gebracht«, kam es aus dem Stein, »du kannst mich aber auch wieder erlösen. Du hast zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Geh hin, schneide ihnen die Hände ab und bestreiche mich mit dem Blut, dann werde ich wieder lebendig sein.

Der Prinz erzählte alles der Prinzessin. Sie schnitten den schlafenden Kindern die Hände ab und bestrichen den Stählernen mit dem Blut. Da wurde er sogleich wieder lebendig. Jetzt fragte er den Prinzen und seine Frau: »Wie, tut es euch nicht schrecklich leid, daß ihr um meinetwillen euere Kinder zu Krüppeln gemacht habt?«

»Es ist für uns sehr schmerzlich«, antworteten die Eltern.

»Dann geht ins Schlafzimmer der Kinder und seht, was mit ihnen geschehen ist.«

Vater und Mutter gingen ins Zimmer der Kinder und schauten in ihre Betten. Sie trauten ihren Augen nicht, als sie sahen, daß die Kinder ruhig schliefen, im Traum lächelten und mit den Händchen die Fliegen abwehrten.

Die Freude der Eltern war so groß, daß sie das erste Mal nach ihrer Hochzeit einen großen Schmaus gaben und dazu das ganze Volk einluden.


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