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Russische Märchen


Illustrationen


von Wilhelm M Busch

Märchen europäischer Völker


Der tapfere Tagelöhner

Ein Bursche hatte bei einem Müller als Tagelöhner Dienst angenommen. Dieser hatte ihm befohlen, Weizen in den Mahlkasten zu schütten. Da sich aber der Tagelöhner in dieser Arbeit nicht auskannte, ging er hin und schüttete den Weizen auf die Mahisteine. Die Mühle drehte sich, und aller Weizen wurde zerstreut. Als der Müller in die Mühle kam und die Bescherung sah, jagte er den Tagelöhner davon. Der Bursche machte sich auf den Weg nach Hause und dachte bei sich: >In dieser Mühle habe ich nicht viel verdient.<

Überm Gehen kam er vor lauter Nachdenken vom Wege ab, verfehlte sein Heimatdorf und verirrte sich. Er geriet in ein Dickicht, wo er lange umherschweifte, und endlich an einen Fluß, an dem eine leere Mühle stand. Da blieb er, um zu übernachten.

Langsam kam Mitternacht heran. Der Bursche konnte aber in der leeren Mühle nicht schlafen und lauschte ängstlich auf jedes Geräusch. Auf einmal hörte er, wie jemand gefahren kam . . . Vor Schrecken sprang er auf und versteckte sich im Mahlkasten.

Da betraten drei Männer die Mühle. Es waren aber ihrem Aussehen nach keine anständigen Leute, sondern Räuber. Sie machten Feuer an und begannen, eine reiche Beute unter sich zu verteilen.

Ein Räuber sagte zu den anderen: »Ich stecke meine Beute unter den Boden der Mühle.«

Der andere sagte: »Ich verstecke sie unterm Mühlrad.«

Und der dritte sagte: »Ich verstecke sie wohl am besten im Mahikasten.«

Da dachte sich unser Tagelöhner im Mahlkasten: >Zweimal kann man nicht sterben -einmal muß man es! Ich werde sie auf meine Art erschrecken, will es jedenfalls versuchen!<

Er fing an, aus vollem Hals zu brüllen: »Denis! Geh da hinunter, und du, Foka, packe sie von der Seite! Und du, Junge, von da - und ich von dort! Packt sie, daß sie nicht mehr fort können. Haut zu, Leute, besinnt euch nicht lange!«

Die Räuber gerieten in Entsetzen, warfen die Beute von sich und stürzten Hals über Kopf aus der Mühle. Der Tagelöhner aber nahm ihre Schätze an sich und kehrte als ein vermögender Mann nach Hause zurück.


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