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Kapitel 

VOLKSMÄRCHEN DER KABYLEN

I. BAND


WEISHEIT

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1921

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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EINBANDZEICHNUNG VON VON F. H. EMCKE


6. Die Entstehung der Flöhe und Hunde Damals kamen auch die Flöhe und der Hund zu den Menschen. Der Floh und der Hund wurden fast gleichzeitig; der Floh entstand aber etwas früher als der Hund.

Es war nämlich mit der Asche aus einem Hause ein Knochen und eine kleine Fleischfaser auf den Misthaufen geworfen. Die Hitze des Misthaufens drang herauf zu der kleinen Fleischfaser. Die kleine Fleischfaser ward zum Floh in der Hitze. Der Floh sprang. Der Floh hüpfte auf den Knochen. Der Knochen hatte schon die Hitze des Mistes nicht ertragen. Als nun noch der Floh darauf hüpfte, begann der Knochen zu bellen. So entstand der Hund in der Hitze des Misthaufens zwischen der Asche.

Die Frau des Hauses hörte den Hund bellen. Die Frau sagte: "Dort schreit etwas, wie wir Menschen schreien. Ich werde diesem Schreier Essen bringen." Die Frau nahm etwas Kuskus, um ihn dem Hund zu bringen. Sie nahm auch noch einige Knochen mit, die vom Essen übriggeblieben waren, um sie gleich mit auf den Misthaufen zu werfen. Die Frau warf die Knochen auf den Misthaufen und ging zu der Stelle, an der der Hund entstanden war. Die Frau sah den Hund in der Wärme des Misthaufens liegen. Sie gab ihm den Kuskus. Der Hund fraß den Kuskus. Er witterte aber die Knochen, die die



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Frau weggeworfen hatte, und sprang auf. Er ließ den Kuskus liegen und stürzte sich auf die Knochen, benagte und zerbrach sie mit den Zähnen.

Der Hund lief nun einige Tage umher. Der Hund sah die Menschen und die Tiere. Der Hund sagte bei sich: "Ich sehe, es gibt Kühe und Stiere und Schafe und Widder und Frauen und Männer. Ich bin gebaut wie die Männer, die Stiere und die Widder. Aber ich habe kein zweites Tier neben mir, das mir eine Frau, ein Schaf oder eine Kuh wäre. Was habe ich von solcher Art? Ich habe nichts von solcher Art."

Eines Tages fand der Hund wieder Knochen. Er begann einen Knochen zu benagen und zu zerbeißen. Ohne daß er es merkte, blieb einer seiner klugen Zähne (thoromist lache!) in dem Knochen stecken. Da wurde der Knochen, in dem der kluge Zahn des Hundes steckengeblieben war, zur Hündin. Die Hündin war aber noch verliebter als der Hund. Der Hund sprang auf die liebestolle Hündin. Als er seine Sache gemacht hatte, wandte er sich um und wollte fortrennen. Sein Glied steckte aber noch in der weiblichen Öffnung der Hündin. Er konnte ziehen wie er wollte. Die Hündin ließ ihn nicht frei, bis er noch einmal auf sie gesprungen und sie befriedigt hatte. Dann erst ließ sie ihn laufen. Das ist bis heute so geblieben. Wenn die Hündin das Glied des Hundes in ihrer weiblichen Öffnung hat, läßt die Hündin den Hund nicht frei. Man kann daneben ein Gewehr abschießen. Ehe der Hund sie nicht ganz befriedigt hat, gibt sie ihm keine Freiheit.

Die Hunde kamen dann in das Haus, um im Hause mit den Menschen zu schlafen. Mit den Hunden kamen auch die Flöhe in das Haus und zu den Menschen und in deren Kleider. Sie sind seitdem nicht wieder fortgegangen.


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