Isländische Märchen
Illustrationen
von Angelika Winkler
Märchen europäischer Völker
Die Jagd nach dem Monde
Eines Abends sah man von Skard in Kunoy den Mond auf den Bergspitzen südlich vom Dorfe; wer dort oben gewesen wäre, hätte ihn mit Händen greifen und nach Skard mit herabnehmen können; das wäre sehr schön und bequem gewesen, meinten sie, ihn die langen Winterabende
Bd-06-267_Maerchen von den Faeroeern | Flip | arpa |
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bei sich zu haben; da würde es nichts schaden, wenn kein Tran zum Einschütten in die Lampe da war - der große leuchtende Mond könnte wohl für sie scheinen. Es sollten darum alle Männer, die gehen konnten, aufs Gebirge steigen um den Mond herzuschaffen, damit er ihnen immer leuchte. Das tun sie auch, aber als sie dort hinaufkamen, war kein Mond mehr auf dem Berge, er war hoch in die Luft gefahren vor ihnen und weiter südwärts gegangen, und keiner hatte so lange Arme, daß er ihn hätte erreichen und fangen können.
Zurück in das Dorf zu fahren ohne Mond, hielten sie für eine allzu große Schande; sie gingen da eiligst auf eine höhere Spitze um ihn zu fangen, und es sah auch so aus, als ob ihnen das glücken sollte, denn je weiter hinab sie von der Bergspitze kamen, desto tiefer sank der Mond auf die südliche Bergspitze herab, und nun trösteten sie sich und rannten, was sie nur konnten, auf jenen Berg; aber als sie hinaufgekommen waren, war der Mond wieder fort. Nun glaubten sie, der Mond fürchte sich vor ihnen und begannen von einer Spitze zur andern zu rennen und riefen alle, so schmeichelnd sie nur konnten:
»Mond, Mond, komm in meine Tasche, Du sollst Butterbrot dafür bekommen.« |
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