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Kapitel 

VOLKSMÄRCHEN DER KABYLEN

I. BAND


WEISHEIT

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1921

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_01-0004 Flip arpa

EINBANDZEICHNUNG VON VON F. H. EMCKE


4. Die ersten Hausrinder

Inzwischen hatte der junge Stier, nachdem er Ali Itherther Mskfn verjagt hatte, seine Mutter und seine Schwester oftmals gedeckt, und es waren eine Menge Kälber, Kühe und Stiere geworden. Der junge Stier war ein ganz alter Stier und aus den Dreien war eine ganze Herde geworden. Die Herde graste, wo es ihr behagte. Die Herde lebte in der Wildnis wohl und vermehrte sich.

Eines Tages aber fiel der erste Schnee. Es schneite sieben Tage und sieben Nächte. Der Schnee deckte alle Bäume und Kräuter zu. Der Schnee deckte die ganze Erde zu. Als die Kühe und Stiere sich hinlegen wollten, lagen sie kalt im Schnee. Als sie fressen wollten, konnten sie nichts finden; denn der Schnee hatte alles zugedeckt. Die Kühe und Stiere froren und hungerten.

Da fiel dem jetzt alt gewordenen Stier ein, was ihm die Ameise gesagt hatte, als er das erstemal bei den Menschen gewesen war und vor ihnen fort zu seinem Elternlande zurücklief. Der früher junge, jetzt alte Stier sagte: "Die Ameise hatte recht. Es ist besser, beliebt und bequem unter den Menschen ein kurzes Leben zu haben, als ein langes mit einem schlechten Tode in der Welt." Alle Kühe und Stiere froren. Der früher junge, jetzt alte Stier sagte: "Kommt alle mit mir, wir wollen in das Land der Menschen gehen. Diese werden uns Essen und ein warmes Haus geben. Wir wollen nicht erfrieren und verhungern."

Der früher junge, jetzt alte Stier führte die Herde in das Land der Menschen. Er witterte die Wärme und den Rauch. Die Kühe und Stiere folgten ihm. Sie kamen zu den Dörfern der Menschen. Sie liefen in die Häuser hinein. In ein Haus liefen drei, in ein anderes fünf, in ein anderes sieben Rinder. Die Menschen warfen ihnen Kraut und Heu hin. Sie reichten ihnen Wasser. Die Kühe und Stiere erwärmten sich, fraßen sich satt und fühlten sich sehr wohl. So kamen die Rinder und Kühe zu den Menschen.


Copyright: arpa, 2015.

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