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Isländische Märchen


Illustrationen von Angelika Winkler

Märchen europäischer Völker


Das Seehundsfell

Ganz früh am Morgen ging einmal ein Mann aus Myrdal im Osten am Felsen vorbei und kam zu einer Höhle. Da hörte er drinnen Tanz und Lärm, draußen aber sah er eine Menge Seehundsfelle liegen. Eins davon hob er auf, nahm's mit nach Hause und verschloß es in seiner Truhe. Als er später wieder dort vorbeikam, saß da ein schönes nacktes Mädchen und weinte bitterlich. Das war der Seehund, dessen Fell der Mann in seiner Truhe verschlossen hatte.

Er tröstete das Mädchen, gab ihm Kleider und nahm es mit sich nach Hause. Da sie ihn sehr lieb gewann, nahm er sie zur Frau. Sie lebten gut miteinander und hatten viele Kinder. Aber oft saß sie da und schaute über die See hinaus.

Den Schlüssel der Truhe trug der Bauer immer bei sich. Einmal aber, nach vielen Jahren, ruderte er hinaus, um Fische zu fangen -da vergaß er den Schlüssel zu Hause unter seinem Kopfkissen. Als er am Abend heimkam, war die Truhe offen und die Frau mitsamt dem Fell verschwunden.



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Die Frau hatte nämlich den Schlüssel gefunden, aus Neugierde in der Truhe herumgestöbert und dabei ihr Seehundsfell gefunden. Und nun hielt es sie nicht mehr länger, sie sagte ihren Kindern Lebewohl, fuhr in das Fell und verschwand in der See.

Ehe die Frau in die See sprang, sagte sie:

»Mir ist so froh und ist so weh,
Hab' sieben Kinder in der See,
Und sieben auf dem Lande.«

Der Bauer war sehr traurig darüber. Wenn er nachher zum Angeln hinausruderte, schwamm der Seehund oft um sein Boot herum, und es war, als liefen ihm dicke Tränen aus den Augen. Seit dieser Zeit hatte er Glück beim Fischfang und in allen Dingen. Wenn die Kinder an den Strand gingen, dann begleitete sie der Seehund und warf ihnen bunte Fische und hübsche Muscheln hinauf. Aber ihre Mutter kam nie wieder zu ihnen.


Copyright: arpa, 2015.

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