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Märchen aus Dänemark Norwegen und Schweden

Märchen europäischer Völker


Das Schloß, das auf Goldpfählen stand

Es war einmal ein Kötner mit seiner Frau, die wohnten in einem tiefen Walde. Er hatte zwei Kinder, einen Knaben und ein Mädchen. Sonst war er sehr arm; eine Kuh und eine Katze bildeten seinen ganzen Reichtum.

Der Kötner und seine Frau lebten beständig in Zank miteinander; wenn der Mann etwas wollte, so wollte die Alte ganz sicher gerade das Gegenteil.

Eines Tages nun hatte die Alte Grütze zum Abendessen gekocht. Als die Grütze fertig war und jeder sein Teil erhalten, wollte der Mann zuletzt den Topf ausschrappen. Aber die Alte widersetzte sich heftig; sie glaubte nämlich, sie allein und kein anderer habe das Recht, den Topf auszuschrappen. Sie gerieten in heftigen Streit, und keiner wollte dem andern nachgeben. Schließlich nahm die Alte Topf und Kelle und lief ihrer Wege; aber der Körner ergriff den Quirl und lief hinterher. So ging es über Wald und Berg, die Frau voran und der Mann hinterher; aber das Märchen erzählt nicht, wer endlich den Topf ausgeschrappt habe.

Als einige Zeit vergangen war und die Alten nichts von sich hören ließen, wußten sich die Kinder nicht zu helfen; sie wollten daher in die Welt hinaus, um ihr Glück zu suchen, jedes auf seine Weise. Sie kamen überein, die Habe zu teilen und jedes sein Erbteil mitzunehmen. Aber wie es zu gehen pflegt, war die Teilung eine furchtbar schwere Sache. Es war nämlich nichts vorhanden außer einer Kuh und Katze, und die Kinder wollten beide die Kuh haben. Als sie gerade miteinander ratschlagten, kam die Katze zu der jungen Kötnerstochter, tat schön, schmiegte sich an ihr Knie und miaute: »Nimm mich! Nimm mich!«

Da nun der Junge von der Kuh nicht lassen wollte, so ließ ihn das Mädchen gewähren und begnügte sich mit der Katze. Die Geschwister nahmen darauf voneinander Abschied. Der Junge nahm die Kuh und zog seiner Wege. Aber das Mädchen und ihre Katze wanderten den Waldsteig entlang, und es begegnete ihnen nichts Merkwürdiges, bis sie an einen großen und prächtigen Königshof gelangten, der am Wege lag.



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Als sich die beiden Wanderer dem schönen Königshof näherten, begann die Katze ein Gespräch mit ihrer Herrin und sagte:

»Wenn du jetzt meinem Rat folgst, so wird es dir Glück bringen!« Das Mädchen hatte viel Vertrauen zu der Klugheit ihrer Begleiterin und versprach deshalb, ganz nach ihrem Wunsche zu tun. Da sagte die Katze:

»Lege deine alten Kleider ab und steige auf einen hohen Baum. Ich will unterdessen auf den Königshof gehen und erzählen, eine Königstochter sei da; sie sei von Wegelagerern überfallen und all ihrer Habe und Kleider beraubt worden.«

Die Kötnerstochter tat, wie die Katze ihr sagte; sie legte ihre alten Lumpen ab und kletterte auf den Baum. Darauf lief die Katze ihres Weges; aber das Mädchen wartete in großer Angst, ob ihr Plan gelingen werde.

Als der König, der über das Land gebot, hören mußte, daß eine fremde Prinzessin solche Not und Gewaittat erlitten habe, war er sehr erbittert und schickte seine Diener aus, um sie zu sich einzuladen. Die junge Maid wurde erst reichlich mit Kleidern ausgestattet und allem, was sie sonst nötig hatte, und folgte darauf den Sendboten des Königs. Auf dem Königshof waren alle von ihrer Schönheit und ihren höfischen Manieren bezaubert; die größten Huldigungen aber brachte ihr der Königssohn selbst dar, und er meinte, nicht mehr ohne sie leben zu können. Aber die Königin witterte Unrat und fragte, wo die liebe Prinzessin ihren Königshof habe. Das Mädchen antwortete, wie die Katze ihr gesagt hatte:

»Ich wohne weit weg auf einem Schlosse, das heißt die Katzenburg. «

Die alte Königin war jedoch nicht zufrieden, sondern nahm sich vor, weiter auszuforschen, ob die fremde Jungfrau wirklich eine Königstochter sei oder nicht. Deshalb ging sie abends in das Fremdenzimmer, bereitete das Bett der Kötnerstochter mit weichen Seidenkissen, aber legte heimlich eine Bohne unter das Laken. Sie dachte nämlich bei sich: >Ist es eine Prinzessin, so wird sie es sicher merken.<

Die schöne Jungfrau wurde darauf unter großen Ehrenbezeigungen in ihr Schlafgemach geleitet. Aber die Katze merkte die List der Königin



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und erzählte es ihrer Herrin. Als der Morgen dämmerte, trat die Königin ein und fragte, wie der Gast in der Nacht geschlafen habe. Das Mädchen antwortete, wie die Katze ihr gesagt:

»O ja, ich habe ganz gut geschlafen, denn ich war sehr müde von meiner Wanderung. Aber es kam mir so vor, als läge ich auf einem großen Berge. In meinem Bett auf der Katzenburg schlief ich viel besser.

Die Königin glaubte jetzt zwar, daß die Jungfrau sehr vornehm erzogen sei, aber sie sagte im stillen zu sich selbst, sie wolle noch einmal die Wahrheit ihrer Aussage auf die Probe stellen.

Am andern Abend ging die Königin wieder in das Fremdenzimmer, bereitete das Bett des Kötnermädchens mit weichen, seidenen Kissen und legte ein paar Erbsen unter das erste Kissen; sie dachte nämlich bei sich: >Wenn sie wirklich eine Königstochter ist, wie sie behauptet, so wird sie es sicher merken.<

Das junge Mädchen wurde darauf unter großen Ehrenbezeigungen in ihr Schlafgemach geleitet. Aber die Katze hatte den Anschlag der Königin gemerkt und erzählte es ihrer Herrin.

Als der Morgen dämmerte, trat die Königin wieder ein und fragte ihren Gast, wie er die Nacht geschlafen habe. Das Mädchen antwortete, wie die Katze ihr gesagt:

»Ach ja, ich habe ganz gut geschlafen, denn ich war sehr müde; aber ich hatte das Gefühl, als ob ich auf großen Steinen läge. In meinem Bett in der Katzenburg schlief ich viel besser.«

Die alte Königin fand jetzt zwar, daß die Jungfrau ihre Probe bestanden habe. Aber doch konnte sie ihre Zweifel nicht ganz unterdrücken und nahm sich vor, noch einmal zu erproben, ob die fremde Jungfrau so vornehm sei, wie sie selbst sagte.

Als nun der dritte Abend kam, ging die Königin wieder in das Fremdenzimmer. bereitete das Bett der Kötnerstochter mit weichen Seidenkissen und legte einen Strohhalm unter das zweite Kissen. Sie dachte nämlich bei sich: >Wenn sie eine Königstochter ist, so wird sie es ganz gewiß merken.<

Das junge Mädchen wurde darauf unter großen Ehrenbezeigungen in ihr Schlafgemach geleitet. Aber die Katze merkte die List der Königin und warnte ihre Herrin.



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Als der Morgen dämmerte, trat die Königin ein und fragte ihren Gast, wie er die Nacht geschlafen habe. Das Mädchen antwortete, wie die Katze ihr gesagt:

»Oh, ich habe ganz gut geschlafen, denn ich war sehr müde; aber mir war so, als läge ich auf einem großen Baum. Als ich in meinem Bett auf der Katzenburg schlief, sorgte man besser für mich.«

Die Königin merkte jetzt wohl, daß sie auf solche Weise niemals die Wahrheit herauskriegen könne; deshalb beschloß sie, achtzugeben, wie sich die Jungfrau in allem übrigen benehmen würde.

Am folgenden Tage schickte die Königin ihrem Gaste ein prächtiges Kleid; das war mit Seide gestickt und hatte eine lange, lange Schleppe, wie sie vornehme Frauen zu tragen pflegen. Die Kötnerstochter dankte für das liebe Geschenk und machte sich keine weiteren Gedanken darüber. Aber die Katze war gleich zur Stelle und warnte ihre Herrin, die alte Königin wolle sie von neuem auf die Probe stellen.

Als einige Zeit vergangen war, fragte die Königin, ob die Prinzessin einen Spaziergang mit ihr machen wolle. Die Kötnerstochter erklärte sich gern bereit, und sie machten sich auf den Weg. Als sie nun in den Garten gekommen waren, nahmen die Hofdamen sich sehr in acht, daß sie nicht den Saum ihrer Kleider beschmutzten. Es hatte nämlich in der Nacht geregnet; aber die fremde Jungfrau wanderte ihres Weges, ohne sich darum zu kümmern, ob ihre lange Schleppe auf dem Boden schleife. Da sagte die Königin:

»Liebe Prinzessin, gebt auf Euer Kleid acht!«

Die Kötnerstochter antwortete stolz:

»Oh, Ihr habt wohl mehr Kleider als dies eine. Als ich noch in meinem Schloß auf der Katzenburg war, da hatte ich es viel besser.«

Jetzt war die alte Königin ganz überzeugt, daß die Jungfrau immer nur seidene Kleider getragen habe, und sie zog daraus den Schluß, sie müsse eine Königstochter sein. Die Königin legte darum der Werbung ihres Sohnes kein weiteres Hindernis in den Weg, und die Kötnerstochter gab schließlich auch ihr Jawort und ihre Einwilligung.

Einmal saßen der Prinz und seine Braut zusammen und sprachen miteinander. Da blickte die Jungfrau zum Fenster hinaus und bemerkte



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ihre beiden Eltern, wie sie aus dem Walde gelaufen kamen; die Alte mit dem Topf voran und der Alte mit der Kelle hinterdrein.

Da konnte das Mädchen sich nicht halten, sondern brach in lautes Lachen aus. Der Prinz fragte, worüber sie so herzlich lache.

Da antwortete die Jungfrau, wie die Katze ihr gesagt: »Ich kann nichts dafür, ich muß lachen, wenn ich daran denke, daß Euer Schloß nur auf Steinpfählen steht, aber mein Schloß steht auf Goldpfählen.«

Als der Prinz das hörte, wunderte er sich sehr und sagte:

»Immer steht dein Sinn nach der schönen Katzen burg. Da mußt du ja alles besser und reicher haben als hier bei uns. Wir müssen mal hinfahren und deine schöne Katzenburg sehen, mag der Weg noch so weit sein.«

Bei diesen Worten war der Kötnerstochter schlecht zumut. Sie glaubte, in die Erde versinken zu müssen; sie wußte ja sehr wohl, daß sie keinen Hof habe, viel weniger noch ein Schloß. Aber es war nichts zu machen; sie ließ deshalb nichts merken, sondern sagte, sie wolle sich überlegen, welcher Tag sich am besten für die Reise eigne.

Als nun die Jungfrau für sich allein war, gab sie sich ganz ihrer Verzweiflung hin und weinte bitterlich; denn sie dachte daran, was für eine Schande es für sie sein würde, wenn man ihre Eitelkeit und Falschheit entdeckte. Während sie noch so weinte, kam die kluge Katze herein, schmiegte sich an ihr Knie und fragte, warum sie so traurig sei. Die Kötnerstochter erwiderte: »Ich kann ja nicht anders, ich muß traurig sein. Der Königssohn hat mir gesagt, wir wollten nach der Katzenburg reisen, und nun muß ich es teuer entgelten, daß ich deinem Rat gefolgt bin.«

Aber die Katze hieß sie guten Mutes sein; sie würde es so einrichten, daß alles besser ausliefe, als sie sich vorstellen könnte. Zugleich erklärte sie ihrer Herrin, sie müßten sich sofort auf den Weg begeben, je eher, desto besser. Da nun die Jungfrau schon so viele Beweise von der Klugheit der Katze hatte, so war sie gern einverstanden, aber diesmal doch mit schwerem Herzen; denn sie konnte sich nicht anders denken, als daß ihre Fahrt ein schimpfliches Ende nehmen würde. Früh am Morgen ließ der Königssohn Wagen und Pferde



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zurüsten und alles, was man sonst noch für die lange Reise nach der Katzenburg nötig hatte. Darauf setzte sich der Zug in Bewegung. Der Prinz und seine Braut fuhren voran, in einem vergoldeten Wagen mit sieben Glasscheiben; viele Ritter und Pagen begleiteten sie, und die Katze lief voraus, um den Weg zu zeigen, wie sie es selbst gewünscht hatte. Als sie so eine Weile gefahren waren, da sah die Katze einige Hirten, die eine große Schar der allerprächtigsten Ziegen auf der Weide hüteten. Da ging sie zu den Hirten, grüßte sie freundlich und sagte:

»Guten Tag, ihr Hirten! Wenn der Königssohn vorbeifährt und fragt, wem die schönen Ziegen gehören, so sollt ihr antworten, sie gehören der jungen Prinzessin auf der Katzenburg, die an der Seite des Prinzen fährt. Wenn ihr das tut, werdet ihr reich belohnt werden. Tut ihr es nicht, so werde ich euch in Stücke reißen.«

Als die Hirten solche Worte vernahmen, waren sie sehr erstaunt und versprachen der Katze, ihren Wunsch zu erfüllen. Sie lief darauf ihres Weges.

Aber nach einer Weile kam der Königssohn mit seinem ganzen Hof vorbeigefahren. Als er nun die schönen Ziegen auf der Weide bemerkte, hielt er seinen Wagen an und fragte die Hirten, wem die prächtige Herde gehöre. Die Ziegenhirten antworteten, wie die Katze es ihnen gesagt: »Die Ziegen gehören der jungen Prinzessin auf der Katzenburg, die an Eurer Seite fährt.«

Da wunderte sich der Königssohn sehr und dachte bei sich, seine Braut müsse eine stolze Prinzessin sein; aber die Kötnerstochter wurde frohen Sinnes und fand, sie habe bei der Erbteilung mit ihrem Bruder keinen schlechten Tausch gemacht. Sie zogen nun weiter, und die Katze lief voran, wie sie es zu tun pflegte. Als sie eine Weile gefahren waren, trafen sie eine Menge Leute, die auf einer Wiese Heu einfuhren. Da ging die Katze hin, begrüßte sie freundlich und sagte: »Guten Tag, liebe Leute. Wenn der Königssohn vorbeifährt und fragt, wem die schöne Wiese gehört, so sollt ihr antworten: sie gehört der Prinzessin auf der Katzenburg, die an der Seite des Prinzen fährt. Wenn ihr das tut, werdet ihr reich belohnt werden; tut ihr nicht so, wie ich gesagt habe, so werde ich euch in tausend Stücke reißen.«



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Als die Männer das hörten, waren sie sehr betroffen und gelobten der Katze, ihren Wunsch zu erfüllen. Darauf lief sie ihres Weges. Aber als eine Weile vergangen war, kam der Königssohn mit seinem Gefolge gefahren. Als er nun die fruchtbare Wiese bemerkte und die vielen Leute, ließ er seinen Wagen halten und fragte, wem das Land gehöre. Die Männer antworteten, wie die Katze es ihnen gesagt: »Die Wiese gehört der jungen Prinzessin auf der Katzenburg, die an Eurer Seite fährt.«

Da wunderte sich der Königssohn noch mehr und dachte bei sich, seine Braut müsse über die Maßen reich sein.

Sie zogen nun weiter; und die Katze lief wie immer voran. Als sie eine Weile gefahren waren, kamen sie zu einem mächtig großen Ackerland; aber auf dem Acker war ein Gewimmel von Männern und Frauen, die gerade beim Mähen waren.

Da ging die Katze zu dem Schnittervolk hin und grüßte und sagte: »Guten Tag, liebe Freunde! Glück zur Arbeit! Wenn der Königssohn hier gleich vorbeigefahren kommt und fragt, wem die großen Kornfelder gehören, dann sollt ihr antworten: sie gehören der Prinzessin auf der Katzenburg, die an der Seite des Prinzen fährt. Wenn ihr das sagt, werdet ihr reich belohnt werden; handelt ihr aber wider mein Gebot, so werde ich euch in so kleine Stücke reißen wie die Blätter, die im Herbst auf dem Boden liegen.«

Als die Schnitter solche Worte hörten, waren sie sehr bestürzt und versprachen, so zu antworten, wie die Katze es verlangte. Darauf lief sie ihrer Wege.

Aber nach einer Weile kam der Königssohn mit seinem Hof vorbeigefahren. Als er die großen Felder sah, ließ er seinen Wagen halten und fragte, wem das schöne Ackerland gehöre.

Die Schnitter antworteten, wie die Katze es ihnen gesagt: »Die Felder gehören der jungen Prinzessin auf der Katzenburg, die an Eurer Seite fährt.«

Jetzt wurde der Königssohn über die Maßen froh, aber die Kötnerstochter wußte nicht recht, was sie von all ihren Reiseerlebnissen halten sollte.

Es war schon spät am Abend, und der Prinz machte mit seinem Hof halt, um zu übernachten.



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Aber die Katze ruhte nicht, sondern lief immer weiter, bis sie eine prächtige Burg sah; die war hoch aufgebaut mit Türmen und Zinnen und stand auf goldenen Pfählen. Die prächtige Burg gehörte einem grausamen Troll, der herrschte über die ganze Gegend. Aber er war gerade nicht zu Hause. Die Katze lief daher zum Burgtor hinein und verwandelte sich in ein großes Stück Brot. Darauf steckte sie sich in das Schlüsselloch und wartete, bis der Riese wieder nach Hause käme. Früh am Morgen, vor Tagesgrauen, kam der häßliche Riese aus dem Walde getrottet; er war so groß und schwer, daß der Boden zitterte, wo er hintrat. Als er jetzt an das Burgtor kam, konnte er es nicht aufkriegen wegen des großen Brotes, das im Schlüsselloch steckte. Da wurde er furchtbar zornig und rief:

»Mach auf! Mach auf!«

Die Katze erwiderte:

»Warte nur ein kleines Weilchen, erst will ich dir meine Geschichte erzählen:

Erst dörrten sie mich und dörrten mich fast zu Tode

»Mach auf! Mach auf!« schrie der Riese wieder.

Aber die Katze antwortete wie vorher:

»Warte nur ein kleines Weilchen, erst will ich dir meine Geschichte erzählen:

Erst dörrten sie mich und dörrten mich fast zu Tode; dann mengten sie mich und mengten mich fast zu Tode

»Mach auf! Mach auf!«schrie der Riese erbittert; aber die Katze fuhr von neuem fort:

»Warte nur ein kleines Weilchen, erst will ich dir meine Geschichte erzählen:

Erst dörrten sie mich und dörrten sie mich fast zu Tode; dann mengten sie mich und mengten mich fast zu Tode; dann piekten sie mich und piekten mich fast zu Tode

Jetzt wurde der Riese zornig und brüllte so laut, daß die ganze Burg wackelte:

»Mach auf! Mach auf!«

Aber die Katze ließ sich nicht stören, sondern sagte wie vorher:

»Warte nur ein kleines Weilchen, erst will ich dir meine Geschichte erzählen:



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Erst dörrten sie mich und dörrten mich fast zu Tode; dann mengten sie mich und mengten mich fast zu Tode; dann piekten sie mich und piekten mich fast zu Tode; dann buken sie mich und buken mich fast zu Tode!« —

Da wurde dem Riesen ängstlich zumut, und er bat so schön, ach, so schön:

»Mach auf! Mach auf!«

Aber es half ihm nichts, das Brot saß noch immer wie vorher im Schlüsselloch. Im selben Augenblick rief die Katze: »Ach, sieh da, die schöne Jungfrau, die zum Himmel hinaufreitet!«

Als der Troll sich umdrehte, ging gerade die Sonne über dem Walde auf. Aber als der Riese in die Sonne sah, fiel er rücklings um und platzte, und da war er tot.

Das Brot verwandelte sich jetzt wieder in eine Katze, und sie beeilte sich, alles für ihre Gäste in Ordnung zu bringen. Als dann eine Weile vergangen war, kam der Königssohn mit seiner jungen Braut und seinem ganzen Hofe angefahren. Die Katze lief ihnen entgegen und hieß sie auf der Katzenburg willkommen. Sie wurden jetzt auf das allerprächtigste bewirtet, und es fehlte weder an Speise und Trank noch anderer köstlicher Verpflegung.

Aber das schöne Schloß war so voll Gold, Silber und allerhand Kostbarkeiten, daß niemand weder vorher noch nachher je dergleichen gesehen hat.

Kurz darauf fand die Hochzeit des Prinzen mit der schönen jungen Maid statt, und alle, die ihren Reichtum sahen, fanden es vollauf berechtigt, daß sie gesagt hatte: »In meinem Schloß auf der Katzenburg hatte ich es viel besser.«

Der Königssohn und die Kötnerstochter lebten jetzt viele, viele Jahre lang glücklich zusammen; aber wie es der Katze ergangen ist, habe ich nicht in Erfahrung bringen können; es läßt sich aber wohl denken, daß sie keine Not gelitten hat.


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