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Märchen aus Dänemark Norwegen und Schweden

Märchen europäischer Völker


Aschenhans, der mit dem Troll um die Wette aß

Es war einmal ein Bauer, der hatte drei Söhne; er lebte in kleinen Verhältnissen und war alt und gebrechlich, und die Söhne wollten nichts Ordentliches anfangen. Zum Hof gehörte ein großer, schöner Wald, und der Vater wollte, daß die Burschen in diesem Wald Holz hauen sollten, damit sie etwas von den Schulden abzahlen könnten.

Endlich brachte er sie auch auf den Trab, und der Älteste sollte zuerst hinaus, um zu hauen. Als er in den Wald gekommen war und anfing, eine bärtige Fichte umzuhauen, kam plötzlich ein riesiger Troll auf ihn zu. »Falls du in meinem Walde haust, werde ich dich töten!« sagte der Troll. Als der Bursche das hörte, warf er die Axt weg und lief nach Hause, so schnell er konnte. Er kam völlig atemlos zu Hause an und erzählte, was ihm begegnet war. Aber der Vater sagte, er sei ein Hasenherz; als er jung war, hätte er sich nie durch die Trolle beim Hauen abschrecken lassen.

Am nächsten Tag sollte der zweite Sohn los, und da ging es genauso. Als er ein paar Hiebe an der Fichte gemacht hatte, kam der Troll auch zu ihm und sagte: »Falls du in meinem Walde haust, werde ich dich



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töten!« Der Bursche wagte kaum, ihn anzusehen, warf die Axt weg und machte sich aus dem Staub wie der Bruder und vielleicht gar noch schneller. Als er zu Hause ankam, wurde der Vater böse und sagte, er hätte sich nie durch die Trolle abschrecken lassen, als er jung war.

Am dritten Tag wollte Aschenhans sich aufmachen. »Ja du«, sagten die beiden Ältesten, »du wirst es wohl schaffen, der du noch nie vor der Stubentür gewesen bist!«

Aschenhans antwortete nicht viel darauf, sondern bat nur darum, tüchtig Proviant mitzukriegen. Die Mutter hatte kein Fleisch fertig und hängte den Kessel über das Feuer, um ihm etwas zu schmoren. Das bekam er in den Schnappsack und machte sich auf den Weg.

Als er eine Weile gehauen hatte, kam der Troll auf ihn zu und sagte:

»Falls du in meinem Walde haust, werde ich dich töten!«

Aber der Bursche war nicht faul, er lief hin und holte den Käse und quetschte ihn, daß die Molke nur so spritzte. »Wenn du nicht schweigst«, schrie er den Troll an, »werde ich dich drücken, wie ich das Wasser aus diesem weißen Stein drücke!«

»Nein, Bester, schone mich«, sagte der Troll, »ich will dir auch beim Hauen helfen.«

Ja, unter der Bedingung schonte der Bursche ihn, und der Troll war so tüchtig beim Hauen, daß sie an dem Tage viele Klafter fällten und zuschnitten.

Als es gegen Abend ging, sagte der Troll: »Nun kannst du mit mir nach Hause gehen, denn das ist näher als bis zu dir.«

Da ging der Bursche mit, und als sie in das Haus des Trolls kamen, wollte er auf dem Herd Feuer machen, während der Bursche Wasser für den Kessel holen sollte. Da standen aber zwei Eiseneimer, so groß und so schwer, daß er sie nicht einmal lüpfen konnte. Da sagte der Bursche: »Es ist nicht der Mühe wert, diese Fingerhüte mitzunehmen, ich gehe lieber hin und hole den ganzen Brunnen.«

»Nein, lieber Freund«, sagte der Troll, »ich kann den Brunnen nicht entbehren; mach du lieber Feuer an, dann will ich Wasser holen.«

Als er mit dem Wasser kam, kochten sie einen Kessel voll Grütze.

»Mir ist es gleich«, sagte der Bursche, »willst du wie ich, so wollen wir um die Wette essen.«



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»Ach ja!« antwortete der Troll; denn darin, dachte er, könnte er schon seinen Mann stehen.

Sie setzten sich also zu Tisch; aber der Bursche nahm heimlich seinen Ledersack und knüpfte ihn vor sich, und nun löffelte er mehr in den Sack, als er selbst aufaß. Als der Sack voll war, zog er sein Messer und schlitzte einen Spalt in den Sack. Der Troll sah ihn an, aber er sagte nichts.

Als sie noch eine gute Weile gegessen hatten, legte der Troll den Löffel hin. »Nein, jetzt kann ich nicht mehr«, sagte er.

»Du sollst essen!« antwortete der Bursche; »ich bin kaum erst halb satt. Mach es wie ich und schneide ein Loch in deinen Bauch, dann kannst du so viel essen, wie du willst.«

»Aber tut das nicht grausam weh?«fragte der Troll.

»Ach, das ist nicht der Rede wert«, antwortete der Bursche.

Da tat der Troll, wie der Bursche sagte, und nun könnt ihr wohl schon verstehen, daß der Troll ums Leben kam. Der Bursche aber nahm all das Silber und Gold, das in dem Berge war, und ging damit nach Hause. Und so konnte er wohl etwas von den Schulden abzahlen.


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