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Märchen

aus Polen Ungarn und der Slowakei

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Das Hähnchen und sein demantener Heller

Es war einmal eine arme Frau. Die hatte einen jungen Hahn. Immerfort scharrte und pickte das Hähnchen im Mist herum, und einmal fand es einen demantenen Heller. Nun kam dort gerade der türkische Kaiser vorbei. Er sah das demantene Hellerstück und sagte zu dem Hähnchen:

»Du, Hähnchen, gib mir deinen demantenen Heller!«

»Nein, ich gebe ihn dir nicht, den braucht meine Bäuerin.«

Da nahm ihm der türkische Kaiser das demantene Geldstück mit Gewalt weg, nahm es mit nach Hause und legte es in seine Schatzkammer.

Das Hähnchen geriet darüber in Zorn, flog auf des Kaisers Gitter und krähte in einem fort: »Kikeriki, türkischer Kaiser, gib mir meinen demantenen Heller zurück!«

Um das Geschrei nicht anhören zu müssen, ging der türkische Kaiser ins Haus hinein. Da flog aber das Hähnchen vor sein Fenster und krähte dort: »Kikeriki, türkischer Kaiser, gib mir meinen demantenen Heller zurück!«

Das ärgerte den türkischen Kaiser, und er sprach zu seiner Magd: »Geh und fange den kleinen Hahn dort und wirf ihn in den tiefsten Brunnen, damit ich das Gekrähe nicht mehr höre!«

Die Magd fing das Hähnchen und warf es in den Brunnen. Im Brunnen aber sprach das Hähnchen: »Sauge, mein Kropf, das Wasser auf! Sauge, mein Kropf, das Wasser auf!« Und sein Kropf saugte das ganze Wasser im Brunnen auf.

Das Hähnchen aber flog wieder vor das Fenster des türkischen Kaisers. »Kikeriki, türkischer Kaiser, gib mir meinen demantenen Heller zurück!«

Wieder sprach der türkische Kaiser zu seiner Magd: »Geh und fange den kleinen Hahn dort und wirf ihn in den heißen Backofen.« Die Magd fing das Hähnchen wieder ein und warf es in den heißen Backofen. Im Backofen aber sprach das Hähnchen: »Laß, mein Kropf, das Wasser aus, lösche mir das Feuer! Laß, mein Kropf, das



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Wasser aus, lösche mir das Feuer!« Und sein Kropf ließ das ganze Wasser herausfließen, und es löschte das Feuer aus.

Da flog das Hähnchen wieder an das Fenster. »Kikeriki, türkischer Kaiser, gib mir meinen demantenen Heller zurück!«

Da aber wurde der türkische Kaiser noch viel zorniger: »Geh, du Magd, fange den kleinen Hahn und wirf ihn in den Bienenkorb, die Bienen sollen ihn zu Tode stechen.«

Die Magd warf das Hähnchen in den Bienenkorb. Im Bienenkorb aber sprach das Hähnchen: »Schluck, mein Kropf, die Bienen! Schluck, mein Kropf, die Bienen!« Und sein Kropf schluckte alle Bienen.

Dann flog das Hähnchen wieder vor das Fenster des türkischen Kaisers. »Kikeriki, türkischer Kaiser, gib mir meinen demantenen Heller zurück!«

Da wußte der Kaiser nicht, was er nun mit dem Hahn machen sollte.

»Geh, Magd«, sagte er schließlich, »hole den kleinen Hahn her, ich werde ihn in meine Pluderhose stecken.«

Die Magd fing das Hähnchen, und der türkische Kaiser steckte es in seine Pluderhose. Dort aber sprach das Hähnchen: »Laß, mein Kropf, die Bienen heraus, ihr Bienen, stecht ihn in den Hintern! Laß, mein Kropf, die Bienen heraus, ihr Bienen, stecht ihn in den Hintern!« Und sein Kropf ließ alle Bienen heraus, und die Bienen stachen den türkischen Kaiser in den Hintern. Da sprang der türkische Kaiser auf: »Au! Au! Der Teufel hole diesen Hahn! Bringt ihn rasch in die Schatzkammer, da soll er sich seinen demantenen Heller suchen!« Sie trugen das Hähnchen in die Schatzkammer, und dort begann es seinen Spruch zu sagen: »Schluck, mein Kropf, das viele Geld! Schluck, mein Kropf, das viele Geld!« Und da schluckte sein Kropf die drei Scheffel Geld des türkischen Kaisers.

Das Hähnchen flog mit dem Geld nach Hause und gab es der Bäuerin. So wurde diese eine reiche Frau. Und wenn sie nicht gestorben ist, lebt sie heute noch.


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