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Märchen aus Finnland und dem Baltikum


Illustrationen von Ingeborg Ullrich

Märchen europäischer Völker


Vom Kater, dem Hahn und dem Fuchs

Es war einmal ein Kater und ein Hahn. Die verabredeten, beide in den Wald zu gehen und dort zu leben. Der Kater konnte aber auf der Geige spielen. Sie gingen also in den Wald und errichteten sich eine Hütte. Der Kater pflegte in den Wald zu gehen, um zu jagen, und er sagte dem Hahn: »Offne niemandem die Tür, wenn einer auch sonstwie ruft!« Der Kater brachte dann Braten herbei. Den brieten und aßen beide, und so lebten sie lange Zeit herrlich und in Freuden. Eines Tages ging der Kater wieder in den Wald, und der Fuchs hatte von ihrem schönen Leben erfahren. Der lief zu der Hütte und bat den Hahn, er solle die Tür öffnen. Der Hahn dachte: >Wer kann mir was tun? Ich fürchte mich vor keinem.<Er öffnete also die Tür. Aber der Fuchs packte den Hahn und trug ihn davon. Der Hahn schrie aber: »Katerchen, lieber Bruder, mich trägt der Fuchs über Hügel und durch Wacholdergebüsch in seinen Hof.«Der Kater hörte den Schrei und jagte hinterher. Er lief und lief, schon war er an dem Bau, da, husch! kroch der Fuchs hinein, und der Kater konnte nichts ausrichten. Er stellte sich daher an den Bau und spielte das folgende Lied: »Der eine war Lukosinkas, der andere Tamosiukas, die eine war Maziuliuke, die andre Diduliuke.« Ein kleiner Fuchs hörte das schöne Spiel und sagte: »Ich will hinauslaufen und sehen, wer hier so schön spielt.« Er hatte kaum den Kopf hinausgesteckt, da schlug ihm der Kater mit dem Geigenbogen den Kopf ab und spielte wieder: »Der eine war Lukosiukas, der andre Tamosiukas, die eine war Maziuliuke, die andre war Patuliuke.« Da sagte ein andrer kleiner Fuchs: »Ich will hinauskriechen und sehen.«Und er hatte kaum den Kopf hinausgesteckt, da schlug ihn der Kater wieder mit dem Geigenbogen den Kopf ab. Und soviele es waren, alle krochen heraus, und allen hieb der Kater mit dem Geigenbogen den Kopf ab und spielte immer weiter. Aber der Fuchs hatte sich inzwischen fertiggemacht, um den Hahn zu schlachten. Er stellte eine Mulde hin und wetzte das Messer; er konnte jedoch den Hahn allein nicht schlachten und wartete auf seine Jungen, daß sie kämen und ihn hielten. Als aber die Jungen nicht wiederkamen, nahm er eine Ofenschaufel und schlich hinaus, um die Jungen zu verprügeln, weil sie so lange blieben. Er hatte aber kaum den



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Kopf hinausgesteckt, da schlug der Kater auch ihm mit dem Geigenbogen den Kopf ab. Jetzt wußte der Kater, daß er allen die Köpfe abgehauen hatte, er schlich in den Bau und fand den Hahn schon fertig zum Schlachten. Er band ihn los und ließ ihn frei. Dann schlich der Kater in den Ofen und fand einen Braten. Den nahmen sie mit, verzehrten ihn, kehrten in ihre Hütte zurück und lebten dort weiter.


Copyright: arpa, 2015.

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