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Märchen aus Finnland und dem Baltikum


Illustrationen von Ingeborg Ullrich

Märchen europäischer Völker


Weshalb die Menschen die Schwalbe lieben und die Schlange hassen

In dem Kasten, in dem bei der großen Wasserflut die Menschen sowie die zahmen und die wilden Tiere eine Zuflucht gefunden hatten, war unglücklicherweise ein kleines Loch. Alle überlegten, wie man das Loch verstopfen könnte. Da kam die Schlange herangekrochen und sagte: »Wenn man mir nach der Flut das Fleisch zu essen gibt, welches das süßeste Blut enthält, so würde ich das Loch mit meinem Körper verstopfen.« Man ging darauf ein. Nach der Flut übernahm es die Mücke, ausfindig zu machen, welches lebende Wesen das süßeste Blut habe. Nachdem sie den ganzen Tag gesucht hatte, entschied sie, der Mensch habe das süßeste Blut. Während die Mücke zurückflog, begegnete ihr die Schwalbe und fragte: »Nun, wessen Blut schmeckt am süßesten?« — »Keiner hat so süßes Blut wie der Mensch.« — »Wirst du so sagen?« —»Ja«, erwiderte die Mücke und wollte weiterfliegen. Aber der Schwalbe tat es leid um den Menschen; sie riß der Mücke eine halbe Kinnlade aus, damit sie nicht sagen könne, bei wem sie das süßeste Blut gefunden habe.



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Nun wollte die Mücke erzählen, aber sie brachte nicht mehr heraus als dzin, dzin! Alle wunderten sich, was das für eine Sprache wäre. Da erschien die Schwalbe und sagte: »Ich verstehe, was sie sagen will.«

»Nun, was denn?«fragte neugierig die Schlange. —»Sie will sagen, daß der Frosch das süßeste Blut habe.« Als die Schlange das hörte, geriet sie in Zorn und packte die Schwalbe; aber der Griff mißlang ihr: sie riß der Schwalbe nur die Mitte ihres Schwanzes heraus. Seit der Zeit lieben die Menschen die Schwalbe und beherbergen sie unter ihrem Vordach; aber die Schlange hassen und verfolgen sie.


Copyright: arpa, 2015.

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