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Märchen aus Finnland und dem Baltikum


Illustrationen von Ingeborg Ullrich

Märchen europäischer Völker


Vom dummen Teufel - zum anderen Male

Ein Bauer dünstete sich in der Darre auf dem Ofen Kohirüben. Da kam der Teufel hin, nahm einen Stein vom Ofen und drückte ihn so fest, daß die Spuren seiner Finger in dem Stein blieben. Dann sprach er: »So drücke ich dich, Menschenkind.«Der Bauer nahm flink eine gedünstete Rübe vom Ofen fort und drückte sie so, daß der Brei zwischen den Fingern durchquoll. Dabei sprach er zum Teufel: »Und so quetsche ich dich.« Da sagte der Teufel: »Hei, was du stark bist! Ich habe nur die Finger hineingedrückt, aber du drückst ja, daß alles zwischen den Fingern hindurchspritzt. Wenn du so stark bist, so bist du sicher auch stark genug zum Ringen. Komm, laß uns hingehen und sehen, wer von uns beiden der Stärkste ist.«

Da sprach der Bauer: »Es ist mir nicht der Mühe wert, mit dir zu ringen; aber dort auf dem Haferfeld ist mein Sohn, geh und bitte den, mit dir zu ringen. Er ist etwas schwerhörig, du mußt tüchtig schreien, damit er aufsteht und dahertrottet.« Der Teufel ging hin.

Aber als er auf den Bären zukam, packte ihn der, warf ihn unter sich und drückte ihn so, daß ihm Hören und Sehen verging. Er lief wieder zudem Manne zurück und sprach: »Mit dir ringe ich nicht, ich habe genug an deinem Sohn, wenn der schon so unglaublich stark ist, wieviel stärker mußt du erst sein!«

Dann sprach der Böse zu dem guten Manne: »Komm, laß uns um die Wette laufen und sehen, wer beim Laufen gewinnt!« — »Es ist mir nicht der Mühe wert, mit dir zu laufen«, antwortete der Bauer, »aber dort im Gebüsch sitzt meine jüngste Tochter, geh zu ihr und sprich: >Komm mit, laß uns um die Wette laufen.« Der Teufel sah eine Häsin im Grase sitzen, und er ging auf sie zu. Aber wie sie anfingen, um die Wette zu laufen, sah er nicht, daß sie den Boden berührte. Wieder kam er zum Bauern und sprach: >Mit dir lauf' ich nicht. Ich habe deine Tochter den Boden nicht berühren sehen, so ist sie gesprungen.«

Darauf holte er einen goldenen Knopf aus der Tasche und sprach: »Den wollen wir jetzt werfen.«Er nahm ihn und schleuderte ihn so hoch, daß man nicht mehr als ein winziges Pünktchen davon sah. Dann sagte er zum Bauern: »Wirf du jetzt!« Und der gute Mann dachte: >Was soll



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ich jetzt anfangen, wo ich nicht werfen kann wie er?< —»Nun«, sprach der Teufel, als er ihn so dastehen und überlegen sah, »was überlegst du noch lange?« Der Bauer guckte an den Himmel, sah eine Wolke kommen und sprach: »Warte, warte noch, ich gucke, bis die Wolke da kommt, dann werf' ich ihn hinauf, und du bist ihn los.« Da riß der Teufel ihm den goldenen Knopf aus der Hand und rief: »Du kämest mir recht, mir meines Vaters Goldknopf wegzuwerfen!« —lief davon und kam niemals wieder.


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