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DIE ERZÄHLUNGEN AUS DEN TAUSENDUNDEIN NÄCHTEN

VOLLSTÄNDIGE DEUTSCHE AUSGABE IN SECHS BÄNDEN

ZUM ERSTEN MAL NACH DEM ARABISCHEN URTEXT DER CALCUTTAER AUSGABE AUS DEM JAHRE 1839

ÜBERTRAGEN VON ENNO LITTMANN

BAND 6

IM INSEL-VERLAG


Schelmengeschichten

Die Schelmen - und Diebsgeschichten, die man, modern ausgedrückt, als Räuber- oder Kriminalromane bezeichnen kann, sind fast alle ägyptischen Ursprungs, wie schon oben S. 677 gesagt wurde. An solcher Literatur, die von den Spaniern ei genero picaresco genannt wird, haben jung und alt in verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeiten ihre Freude gehabt und haben sie noch. So ist denn auch 'All ez-Zaibak, der Nachfolger des altägyptischen Amasis, nicht nur in Ägypten, sondern im ganzen vorderen Orient bekannt. Sein Name wird zwar IV, 724 als »Quecksilber-'Alî«gedeutet; aber er wird doch wohl mit dem Namen des türkischen Räuberstammes der Zeibek im westlichen Kleinasien zusammenhängen, obwohl der letztere ein anderes k am Schlusse hat. Er wird freilich wie so viele andere in die Zeit Harûns versetzt; das mag



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erst geschehen sein, als seine Abenteuer, die auch mehrfach als selbständiges Buch überliefert werden, in 1001 Nacht eingefügt wurden. Seine Kumpane sind Ahmed ed-Danaf und Hasan Schumân; der erstere mag seinen Beinamen von danaf »chronisches Übel«, der letztere von schûm, n »Unglück«erhalten haben. Ihre Gegenspielerinnen sind die listige Dalîla und deren Tochter, Zainab die Gaunerin. Die Abenteuer dieser Gesellschaft werden hier in Band IV, S. 685 -776 erzählt. Die Ortskenntnis von Kairo und Umgebung (IV, 725, 731) weist u. a. auf den ägyptischen Ursprung hin. Neben diesen Geschichten finden sich noch die folgenden dieser Art: Von dem Schelm in Alexandrien und dem Wachthauptmann (III, 309); Von el-Malik en-Nâsir und den drei Wachthauptleuten (III, 312); Von dem Geldwechsler und dem Dieb (III, 317); Von dem Wachthauptmanne von Kûs und dem Gauner (III, 319); Von dem Dummkopf und dem Schelm (III, 450), die freilich eine allgemein verbreitete Anekdote ist, hier aber wohl erst in ägyptischer Zeit eingefügt wurde; Von dem Dieb und dein Kaufmann (III, 521); Von el-Malik ez-Zâhir Rukn ed-Dîn Baibars el-Bundukdâri und den sechzehn Wachthauptleuten (IV, 776), die aber nicht in den orientalischen Drucken enthalten ist. Vor den ägyptischen Herrschern el-Malik en-Nâsir und el-Malik ez-Zâhir wird erzählt wie in Baghdad vor Harûn er-Raschid; es ist wahrscheinlich, daß erstere Einkleidung eine Nachahmung der letzteren ist, doch es ist daran zu erinnern, daß schon im alten Ägypten Geschichten vor den Königen erzählt werden. Einige Geschichten werden doppelt erzählt; die Geschichte des Wachthauptmanns von Kûs (III, 319) ist die gleiche wie die des Wachthauptmanns von Bulak (III, 315); die Geschichte des Wachthauptmanns von Kairo (III, 312) die



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gleiche wie die des fünften Wachthauptmanns (IV, 795). Der Zyklus von den sechzehn Wachthauptleuten (IV, 778) ist eine Art von literarischer Komposition einer Reihe von Anekdoten, und er mag der Geschichte der drei Wachthauptleute (III, 312) nachgebildet sein.


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