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Zigeunermärchen

Herausgegeben von Walther Aichele und Martin Block

EUGEN DIEDERICHS VERLAG

Quellennachweise und Anmerkungen

zusammengestellt von Johs. Ipsen, Hamburg

Die Märchen dieses Bandes sind entnommen aus:

W. Aichele, Märchen deutscher Zigeuner (Manuskript).

M. Block, Märchen rumänischer Zigeuner (Manuskript).

Constantinescu, Probe dc limba si de literatura Tiganilor. Bucuresti 1878.

M. Gaster, Zeitschrift »Ausland« 1880/81.

B. Gilliat-Smith, Journal of the Gypsy Lore Society, New Series III, iv, v, VI, VII.

D. F. dc l'Hoste Ranking, The Gypsies of Central Russia. Journal of the

Gypsy Lore Soc. New Series IV.



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R. A. Stewart Macalister, The Language of the Nawar or Zutt, the Nomad Smiths of Palestine. Gypsy Lore Society. Monographs No. 3. 1914.

F. Miklosich, Ober die Mundarten und Wanderungen der Zigeuner Europas. IV. Märchen und Lieder der Zigeuner der Bukowina. (Denkschriften der Wiener Akademie, Phil. hist. Ki. 1874, Bd. 23.)

A. G. Paspati, ttudes sur les Tchinghian~s ou Boh~miens de l'Empire Ottoman, Constantinople 1870.

J. Sampson, The »German Gypsies« at Blackpool. Journal of the Gypsy Lore Soc. New Series 1.

— Welsh Gypsy Folk-Tales. Journal of the Gypsy Lore Soc. New Series I-IV; Third Series II.

H. von Wlislocki, »Ungarische Revue«. 1886 Bd. II. Märchen der transsilvanischen Zigeuner.

— »Globus« 1887, Bd. 51.

— Vom wandernden Zigeunervolke, Hamburg 1890.

— Märchen und Sagen der transsilvanischen Zigeuner. Berlin 1886.

1. Quelle: Macalister 5. 103 if. Orig. ohne Überschrift. Einziger in diesem Buche enthaltener Tierschwank, richtiger einer Reihe von Schwänken, die lose aneinandergereiht sich auf den Fuchs als das besonders kluge Tier beziehen. Der erste, Verhetzung der beiden Freunde, Ochse und Panther, durch den Fuchs, ist wohl die gleichlautende Rahmengeschichte im ersten Buche des Pantschatantra und stammt aus Indien. Benfey 1, § 22 f., S. 19 f. Überreden der übrigen Füchse, sich gleichfalls den Schwanz abzuschneiden, um persönlich einem Wiedererkanntwerden zu entgehen = Verallgemeinerung des Erkennungszeichens, häufiges Motiv, vgl. 1001 N. Henning (Reclam), XXI S. 74, Prym-Socin II 5. 342 Nr. LXXXI. Pilgerfahrt des Fuchses nach Mekka. Das Motiv wird in afrikanischen Tierfabeln häufiger angewandt, vgl. z. B. Reinisch, Nubatexte II, Nr. 15 5. 191, III, Nr. 4 S. 206, wo das Gaunertum der vorgeblichen Mekkapilger besonders schön geschildert wird. Schlag nach dem Kopfe des Mannes, um den Sperling zu treffen, tötet den Mann, vgl. hierzu Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm (K. H. M.) 58; Bolte und Polivka (B.-P.) 1, 515. Weglocken der Frau vom Wasserkruge durch die Sperlingsmutter, damit der Fuchs trinken kann: Bechstein M. 5. 152.2. Quelle: Maclister S. 132 if. Orig. ohne Überschrift. Wie im Schwank die Herdendummheit der Bewohner von Nachbarorten gegeißelt wird (Reibungsschwank; B.-P. 1, 311, insbes. 5. 317, vgl. [M. d. W.] kaukasisch: Dirr S. 269 Nr. 77 f.; s. Nr. 11), so beschäftigt sich der Schwank gern mit den Tölpeleien der einzelnen und hebt diese noch hervor. indem er dem Dummschlauen einen gescheiten Genossen gibt. Wohl alle Völker besitzen solche Schwänke, vgl. z. B. für die Nama-Hottentotten in Südwestafrika: Schultze: Aus Namaland und Kalahari 5. 443 Nr. XXVIII. Auch die erzählten Dummheiten gleichen sich sehr oft. — Den eigenen Schatten für einen anderen bettelnden Menschen ansehen und ihm Speise



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zuwerfen: Schuitze a. a. 0. — Töten des zu bewachenden Viehs, weil es dem Dummen vermeintlich nicht gehorcht oder ihn höhnt, s. Nr. 40; Schultze a. a. 0. — Erschrecken und Verjagen der unter dem Baum Sitzenden durch Urinieren vom Baum herab, K. H. M. 59, B.-P. 1, 520, s. Nr. 40. — Die Tochter der Ghule überreden, den Dummen aus dem Sack zu lassen, um sie dann zu töten und zu kochen; ähnliches Motiv wie das Schieben der Hexe in den Backofen K. H. M. 15, B.-P. 1, 123. — Daß die Ghule die fliehenden Brüder nicht weiter als bis zum Fluß verfolgt, diesen aber nicht überschreiten kann, beruht auf dem Glauben, daß die Macht des Dämons an der Grenze seines Reiches endigt, s. Nr. 42. Ebenso endigt die verderbliche Macht des Dämons häufig mit seinem Tode, von ihm Verwandelte oder Getötete erhalten ihre frühere Gestalt oder ihr Leben wieder, s. Nr. 38.3. Quelle: Maclister S. 110 f. Orig. ohne Überschrift. Die Einleitungserzählung steht als selbständiges Märchen bei Bain, Russian Fairy Tales p. 1, »The golden mountain«. Das ganze Märchen ist ein Schwanjungfraumärchen (s. Nr. 59) und sehr ähnlich dem Märchen aus 1001 N. (Henning XIII S. 132): »Geschichte des Hasan aus Baßrah und der Prinzessinnen von den Inseln Wak-Wak.« — Daß der Vater der umworbenen Braut die Vergebung ihrer Hand von der Ausführung besonderer Arbeiten abhängig macht, auf die Nichtausführung aber den Tod des Bewerbers setzt, ist ein in der ganzen Welt wiederkehrendes Motiv. Diese unlöslichen oder lebensgefährlichen Arbeiten kommen auch als bloße Quälaufgaben oder als Aufgaben des Dämons vor, aus dessen Gewalt der Held die Jungfrau befreien will. Andere Völker benutzen sie als Prüfung der Heldenhaftigkeit. Vielfach gelingt die Ausführung nur mit der Zauberhilfe der Braut oder durch die Mitwirkung hilfreicher Tiere (Ameisen, Mäusen, Tauben oder sonstiger Vögel), wie hier bei dem Auseinandersammeln zusammengeschütteter Getreidesorten, vgl. K. H. M. 21, B.-P. 1 165 »Aschenputtel«. Zu den unlöslichen Aufgaben vgl. B.-P. 1 134, II 21, 517, III 365; Siuts, Jenseitsmotive 5. 229 und S. 300 Absatz 2 erblickt in ihnen Hadesarbeiten. Vgl. solche unlöslichen Aufgaben in Nr. 9, 12, 15, 34, 42, 51, 53, 54, 62, 66. 4. Quelle: Maclister 5. 118 f. Orig. ohne Überschrift. Kontaminiertes Märchen, Motive aus verschiedenen Märchentypen genommen, besonders aus Varianten zu K. H. M. 91 »Dat Erdmänneken«. Umtausch der Kopfbedeckungen mit denen der schlafenden Mädchen B.-P. 1 124, Anm. 1 und 5. 499. Das Motiv wiederholt sich unten in Nr. 42, 54. Freiwillige Rückkehr in die Behausung des Oger, um etwas Vergessenes zu holen (hier um das Pferd zu stehlen), gehört als Motiv zum Kreise der Ogergeschichten. Heimtückisches Verlassen des Helden in der Grube, indem die Brüder das Tau abschneiden, gehört zu K. H. M. 91, B.-P. II 297, wird aber auch in K. H. M. 57, B.-P. 1 514 und unten in Nr. 34 (Typus: der Diener als Prinz) verwandt. Zu dem schwarzen und weißen Widder vgl. B.-P. II 307, Anm. 1. Über die Farben in diesen Zigeunermärchen vgl. Nr. 33. Weiden auf dem verbotenen Gebiete des Dämons und Töten des Dämons, s. Nr. 45 und die Anmerkungen bei Cosquin II Nr. XLIII, 5. 87 und 93f. Motiv der verborgenen Seele (Leben des Juden in einem Wurm, Wurm in einer



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Büchse, Büchse im Fuße des Schweines): B.-P. III S. 434. Zu der Seele als Schlange ist v. d. Leyen, Das Märchen, S. 53, zum Seelenwurm Wundt, Völkerpsychologie IV! S. 146 zu vergleichen. Das Motiv, daß mit dem Wurm auch der Jude seinen Kopf und sein Leben verliert, ist in einem indischen Märchen bei Frere-Passow S. 47/48 anschaulich weiter ausgeführt. Die Seele eines Zauberers ist in einem im Dschungel von Geistern behüteten Papagei verwahrt. Der Held weiß dieses Papageies habhaft zu werden und gibt ihn dem Zauberer trotz seiner Bitte nicht heraus. Er reißt dem Papagei ein Glied nach dem andern vom Leibe, und jedesmal fällt von dem Zauberer das entsprechende Glied zu Boden. Mit dem Verluste des Kopfes ist der Unhold getötet. Töten der einzelnen Eintretenden oder durch ein Loch Kriechenden, vgl. K. H. M. III S. 315, s. Nr. 8, 15.5. Quelle: Paspati S. 601 Nr. 2, vgl. B.-P. III 490 Nr. 217. Dieses türkischzigeunerische Märchen wird bei B.-P. S. 505 unter »Zigeunerisch« angezogen. Der losgekaufte und beerdigte Tote erscheint hier als Reisebegleiter - vgl. Andersens Märchen: »Der Reisekamerad« —, in andern Märchen erscheint die Seele des dankbaren Toten als rettender großer Vogel oder als rettender Fisch: (M. d. W.) Malaiisch: Hambruch S. 144 Nr. 43: "Die Geschichte vom blinden König, der in den Westlanden wohnte«. Der Zug, daß ein mit der Braut in Beziehung stehender Dämon den Bräutigam in der Brautnacht tötet, ist auch im Buche Tobias enthalten; jüdische Nacherzählung des Buches Tobias bei M. J. bin Gorion: Der Born Judas 1 S. 37, »Tobia der Daniter«. Das Motiv: die Frau leiblich teilen durch Zerstückelung, dient hier dem doppelten Zwecke: einmal, um zu prüfen, ob der Freier bei seinem Versprechen bleibt, und sodann als Mittel, daß dem erschreckten Weib der tote Drache aus dem Munde fällt, s. Nr. 50 (Teilung eines Kindes).6. Quelle: Paspati S. 605 Nr. 3 (erzählt von dem Berufserzähler Léon Zafiri, s. Nr. W. Typus: K. H. M. 6. B.-P. 1 S. 42; türkisch-zigeunerisches Orig. ohne Titel. Weißes Meer und schwarzes Meer s. Farben Nr. 33. Die Bezeichnungen sind hier nicht lokal aufzufassen, sondern eine märchenhafte Bezeichnung der Meere. Kahlköpfiger Junge = Grindkopf. Der Grind ist im Oriente sehr verbreitet und hat oft Kahlköpfigkeit im Gefolge, Prym-Socin II S. 379, Anm. 40, 1. Verlieben nach dem Bilde, B.-P. 1 45, III 86, Anm. 2. Ausstellen des Bildes am öffentlichen Brunnen zwecks Ermittlung der Person, die es darstellt. Zwecks Ermittlung eines Vermißten bedient sich das Märchen auch des Zuges, daß an einer Wegkreuzung ein Wegehaus, Wirtshaus oder Hospital erbaut wird, in dem jeder gegen freie Verpflegung seine Geschichte erzählen muß. Entführung des auf ein Schiff gelockten Mädchens durch den Kahlkopf, s. Nr. 42, 54, 65. Erlauschen dreier dem Prinzen und seiner Gemahlin bevorstehender Gefahren; Schweigegebot unter Androhung der Versteinerung bei Bruch des Schweigegebots und Versteinerung des treuen Dieners, der die Gefahren abgewandt hat = K. H. M. 6 »Der getreue Johannes«. In einem kleinrussischen Märchen bei Rud~enko 2, Nr. 24 = Bain, Cossak Fairy Tales and Folk Tales S. 40, »The voices at the window«, entgeht der Diener der Versteinerung dadurch, daß er sich auf ein Pferd setzt und dieses an seiner Statt ver



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steinert wird. Die Aufhebung der Versteinerung geschieht in der Regel durch Besprengung mit dem Blute geopferter Kinder, vgl. Nr. 13, oder durch Besprengung mit Wasser, vgl. Nr. 32, hier durch Bestreuen des Grabes mit Erde, in Nr. 24 durch Berühren mit der Feder des redenden Vogels. Auffallend ist, daß hier und in Nr. 32 die Versteinerung als die Umhüllung des in Stein Verwandelten lediglich mit einem Steinkleide gedacht ist, ähnlich wie in K. H. M. 161: »Schneeweißchen und Rosenrot«, der in einen Bär verzauberte Prinz unter seinem Bärenpelz sein eigenes goldenes Kleid trägt. Vgl. auch das Ablegen der Tierhülle in der Brautnacht. Es ist das offenbar eine spätmythologische Vorstellung der Verwandlung eines Menschen in ein Tier oder in Stein. Die Anschauung über Verwandtschaft des Menschen mit dem Tier hat erkennbar eine Reihe sich mehr und mehr abschwächender mythologischer Stufen durchlaufen.7. Quelle: Paspati S. 595 f., von einem seßhaften Zigeuner L~on Zahn erzählt, der als Berufserzähler viel herumgekommen war. Orig. ohne Überschrift = K. H. M. Nr. 22; B.-P. 1188 f. Ober das Rätsel- und Wettmärchen vgl. Wundt V 2 5. 149. Der Witz des Rätsels besteht darin, daß der Held eigene Erlebnisse, die nur er wissen kann, durch Rätselfragen umschreibt. Die Prinzessin kann diese natürlich nicht wissen, auch in ihrem Rätselbuche, das nur allgemeine Erfahrungen als Rätsel verwerten kann, nicht finden (anders die Rätsel in Nr. 29 unten). Verkauf der Eltern durch den verschwenderischen Sohn, um sich Geld zu verschaffen, B.-P. 1 197, Anm. 1. Uriasbrief: K. H. M. 29; B.-P. 1 8. Regelmäßig ist der Träger des Briefes unkundig des Inhaltes, der von einem Fremden geändert wird, hier erfährt er den Inhalt durch seine Neugierde. Verwechslung der Hemden durch die Prinzessin verrät diese, B.-P. 1 197, Abs. 1. Ober die Zahl 40 in »Hochzeitsfest von 40 Tagen und 40 Nächten«, s. Nr. 12.8. Quelle: Gilliat-Smith, J. G. L. 5. N. 5. III S. 142 f. (bulg.-zigeun., Sofia), Titel im Orig. ebenso. Typus: Tierschwägermärchen, vgl. dazu B.-P. II 190, III 424. Am nächsten steht dieser Version die türkische bei Kunos, Stambul 5. 124 Nr. 17, doch sind die Motive dort anders geordnet. Bei Kunos läuft das M. befriedigend mit einem Siege des Helden aus, hier im bulg. Zigeunerin. wird der von dem Füllen des T. getötete und zerstückelte Held zwar wieder belebt, muß aber die Braut dem T. lassen, erfüllt also seine Aufgabe nicht. — Der sterbende Vater verpflichtet seine Söhne, die Töchter den zuerst sich meldenden Freiem zu Gattinnen zu geben. Ebenso die Einleitung bei Kunos 5. 114 Nr. 16 »Der Pferdesohn«, und 5. 124 »Der Windteufel«. Dort sind die Freier Löwe, Tiger und der sagenhafte Vogel Smaragd-Anka; hier Wolf, Adler, Bär. — »Ach ihr Brüder! Seid mir Vater und Bruder!« Ober diese Bittformel um die Gunst eines Dämons oder Menschen und die dasselbe erstrebende Anrede »liebe Mutter«, »Frau Tante«, »Herr Vater« vgl. Róna-Sklarek, Ungar. M. 5. 31 Nr. 3 und Anm. 5. 288 s. No. 12. Ober eine dritte Form des Schutz Erflehens: Saugen an den Brüsten der Menschenfresserin, s. Nr. 9. — Die Beweissicherung des Drachentöters durch Abschneiden der Ohren des Ungeheuers gehört zum Kreise der Drachentötermotive, ist hier aber ein verlorenes Motiv, da es späterhin nicht wieder verwandt wird. Weitere



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Ogermotive sind in diesem Märchen die Menschenwitterung des Ogers, B.-P. I 289, und das Symplegadenmotiv (Klappfelsenmotiv), letzteres besonders deutlich erkennbar in Nr. 51; vgl. Frobenius, Sonnengott S. 388 und 405. Hier ist es in den Worten des Bären angedeutet, daß der Held durch die Tore so rasch wie möglich hindurchjagen muß: »denn sonst schließen sich die Pforten und zermalmen dich und das Pferd«. Bekannt ist das Motiv aus der Argonautensage, wo die Klappfelsen die letzte der hindurchfliegenden Tauben oder deren Schwanz zerschmettern. Die Astralmythologie hat die Tauben als das Siebengestirn (Plejaden) aufgefaßt. Bemerkenswert ist die Personifikation der Nacht und der Morgenröte das Binden der alten Frau, die die Nacht einsaugt und das Licht laufen läßt, vgl. Wlislocki, Siebenbürg. Zig. S. 306 Nr. 50; türkisch: Kunos, Stambul S. 216 Nr. 17; ungarisch: Róna-Sklarek 5. 200 Nr. 17 und 5. 295. 5. 243 Nr. 24. Über das Töten mehrerer einzeln durch eine Öffnung Kriechender s. Nr. 4. — Verwandlung eines Menschen durch einen Schlag in einen leblosen unverdächtigen Gegenstand, s. Nr. 9. — Gespräch des Dämon mit seinem Pferde über die Verfolgung Fliehender; ungarisch: R6na-Sklarek S. 25 und 285 zu Nr. 2. — Binden des zerstückelten Helden im Sack auf sein Pferd, Wiederbeleben mit Lebenswasser, s. Nr. 15, 34, 51; türkisch: Kunos, Stambul S. 134 Nr. 17; ungar.: Róna-Sklarek S. 253 Nr. 24 und S. 229; Stier (Erdélyi) S. 106. — »Ach ich habe geschlafen«, s. Nr. 12 und zu diesem Ausruf des Wiederbelebten B.-P. I 45; R. Köhler, Kl. Schr. I, S. 555. — Zahl 40 im Märchen, s. Nr. 12. — Die Worte am Schlusse des Märchens: »Der Tschordilendschis hielt es mittlerweile mit deiner Mutter!« sind natürlich nicht wörtlich zu nehmen, sondern sollen die Tiefe des Todesschlafes klarmachen: »Du würdest es nicht bemerkt haben, wenn usw.«. Solche Hinweise sind als Erwiderung auf die Worte des Wiedererweckten: » ach ich habe geschlafen«, sehr häufig. — Schlußformel, s. Nr. 9.9. Quelle: Gilliat-Smith, a. a. O. N. S. V, S. 280f. (bulg.-zigeun. aus Sofia, erzählt von dem Zigeuner Pasi Suljoff), gleicher Titel des Orig., gehört zum Märchentypus vom Tierbräutigam (B.-P. II, 229f.), und zwar zur dritten Gruppe bei B.-P. II, 245. Das voreilige Verbrennen der abgelegten Tierhaut des Gatten oder das Ausplaudern seines Verwandlungszustandes, wie hier, läßt den Gatten verschwinden und nötigt die Frau zu qualvollem Aufsuchen des Verschwundenen. Zur Prüfung der Verschwiegenheit zeigt sich der Verwandelte der Braut und ihren Schwestern in strahlender Gestalt, gekleidet in Grün auf einem grünen Pferde. Vgl. dazu Schmidt-Kahle, Palästin. Volkserz. 5. 181 Nr. 47, wo der verzauberte Jussif nach Abstreifung der Kamelhaut in weißer Kleidung auf weißem Pferde erscheint. Über die Farben vgl. Nr. 33. Die Länge der Wanderung wird durch die Zeitdauer von 10 Jahren, häufig aber auch durch das Verschleißen eiserner Schuhe und eines eisernen Wanderstabes geschildert. B.-P. II 272, I 6; Kunos, Stambul S. 352, 353. Wlislocki, Siebenbürg. Zig. Nr. 40, 67; Róna-Sklarek 5. 239 Nr. 23 (16 Paar Eisenschuhe); R. Köhler, Kl. Schr. I 317, 573. Siuts Jenseitsmotive S. 260, § 552, Anm. 2, s. unten Nr. 59. In einem malaiischen Märchen bei Adriani und Kruijt (»Middencelebes«) III, S. 444 Nr. 101 hat ein Wanderer bereits zehn



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eiserne Wanderstabe völlig und den elften bis auf Fingerlänge abgenutzt und seine Beine bis zu den Knien abgelaufen.

Nach der Ankunft des Mädchens im Lande der dämonischen Mutter des Baum biegt das Märchen von der regelmäßigen Bahn, dem Wiedergewinnen des Gatten durch Abkaufen dreier Nächte von der dämonischen Braut und Wiedererweckung des Gedächtnisses des Verlorenen ab. Hier gilt es den Gatten seiner dämonischen Mutter und nicht der neuen Braut zu entziehen. Ankündigung der Anwesenheit: Werfen ihres Ringes in sein Trinkgefäß. Nr. 53; K. H. M. 21 (Aschenputtel), B.-P. 1, 169, Motiv D 2 ; Róna-Sklarek 5. 197. Der Gatte verwandelt die Gattin durch einen Schlag in eine Nadel, s. Nr. 8. Menschenwitterung, s. Nr. 8. Unlösliche Aufgaben (s. Nr. 3) von seiten der Mutter-Dämonin: Gefäß voll Tränen weinen. B.-P. 1, 6 (polnisches M.) und Rahmengeschichte zu Basile, Pantamerone, s. Nr. 51. — 41 Stuben mit Federn füllen, s. Nr. 66 und (M. d. W.) kaukasisch: Dirr Nr. 70 5. 258. — Saugen an den Brüsten der Menschenfresserin, vgl. Nr. 8. Es hat diese Handlungsweise eine Art Adoptivverhältnis zur Folge, die vor schlechter Behandlung von Seiten des Dämons schützt, B.-P. 1, 226, Anm. 1, Cosquin, Revue des questions historiques 1908, Bd. 83, 353; berberisch: Laoust, dialecte herbere du Chenoua 5. 159 Nr. VIII, 5. 181 Nr. XVI; Palästina: Schmidt-Kahle 5. 165 Nr. 44, kirgisisch: Frobenius, Sonnengott 5. 140. — Ofen mit den Händen reinigen, vgl. türkisch: Kunos, Stambul 5. 353 Nr. 45 und albanisch: v. Hahn 5. 120 Nr. 100 (die Hexe putzt den Ofen mit ihren Brüsten). — Schlafanzeichen beim Oger umgekehrt wie bei dem Menschen; (M. d. W.) neugriechisch: Kretschmer 5. 267 Nr. 59; malaiisch: Hambruch 5. 146 Nr. 43; Naina: Meinhof 5. 136 Nr. 29. Das in Afrika sehr verbreitete Motiv ist mit den Negersklaven nach Amerika gewandert. Harns: Nights with Uncle Remus 5. 334 Nr. LVIII.

Eine Besonderheit dieses Märchens ist, daß die Hexe den fliehenden, vergeblich von ihr verfolgten Sohn mit einem Segen statt mit einem Fluche ziehen läßt. Zur magischen Flucht in der Form der Verwandlungen in Truggestalten vgl. B.-P. 1, 443, 501, III, 527 und Nr. 53, 57, 59.

Die Schlußformeln dienen zunächst dem Zwecke, das Ende der Erzählung zu bezeichnen, s. Nr. 66, 67, 68, 69, 70, 71, gelegentlich mit dem Zusatze: »auf dein Wohlsein«, s. Nr. 8, 12, vgl. Nr. 50. Sonst sollen sie mit einer schwankartigen Äußerung die im Zuhörer entstandene Spannung lösen und zugleich die biographische Form des Märchens vollenden, Nr. 25, 52, 54, 61, 62, 64, 65. Vielfach setzt der Erzähler seine Person zum Märchen in Beziehung und hebt seine dürftige Lage im Gegensatz zur glanzvollen Märchenwelt hervor: Nr. 9, 33, 41, 42, 16, 32, 35, 38, 43. In den drei Märchen Nr. 32, 35, 38 will der Erzähler sogar Beweisstücke von der Hochzeit des Helden mitgebracht haben. Die notorische Bettelhaftigkeit der Zigeuner kommt in der Schlußformel zu 73 zum Ausdruck. Die in der Türkei und Ungarn viel verwandten Eingangsformeln fehlen unsern Zigeunermärchen ganz.

10. Quelle: Gilliat-Smith, a. a. 0. N. 5. VI, 5. 85 (bulg.-zigeun. aus Sofia; erzählt von dem Zigeuner Pa~i Suljoff). Originaltitel ebenso. Typus: Stiefmuttermärchen mit dem Hauptmotiv, daß die zweite Frau die Kinder



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erster Ehe zu beseitigen wünscht durch Aussetzung im Walde. B.-P. 1, 123, s. Nr. 32. — Die Tochter beredet den Vater, wieder zu heiraten, s. Nr. 12, 32. Das nicht seltene Motiv, daß die Stiefmutter durch glänzende Versprechungen die Stieftochter bewogen hat, ihrem Vater zur zweiten Heirat zuzureden, fehlt hier. K. H. M. 13, Gonzenbach, Sizilian. M. 5. 4 Nr. 2. Die Anfechtungen in der Mühle durch allerlei Spukgestalten besteht die Stieftochter durch stillschweigendes Dulden, vgl. K. H. M. 92. B.-P. II, S. 320f.; s. Nr. 41. — Hinlocken der Stieftochter zur Mühle durch einen von der Stiefmutter ins Rollen gebrachten Kuchen. Dazu ist zu vergleichen der Schwank vom »davonlaufenden Kuchenmännchen«, das vergeblich von allen Hausbewohnern verfolgt wird: Märkische Sagen: Lohre 5. 179 Nr. 275; England: Engelmann (nach Jacobs) 5. 163. Norwegen (M. d. W.): Stroebe II, 5. 305 Nr. 54.11. Quelle: Gilliat-Smith, a. a. 0. N. 5. VI, 5. 142 f. (Ostbulgarien). Titel des Originals: »Meister Mustafa mit dem langen Barte« = K. H. M. 70. B.-P. II, S. 71 f., wo sich auch das zweite Motiv des Mißverständnisses findet, daß die Katze Vieh und Menschen fresse, worauf die Leute das Haus mit der Katze in Brand stecken und ebenso das zweite, in das die Katze springt usw. bis die ganze Stadt verbrannt ist - eine Verspottung der Herdendummheit, s. Nr. 2.12. Quelle: Gilliat-Smith, a. a. 0. N. 5. VI, 5. 3 f. (bulg.-zigeun. aus Sofia; erzählt von dem Zigeuner Pa~i Suijoff). Titel des Orig.: »Die Geschichte von Gott«. Typus: Stiefmuttermärchen, untergeschobene Braut, ein gutes Beispiel, wie aus dem geschickten Zusammenstellen von Episoden und Einzelmotiven aus verschiedenen Märchen (aus K. H. M. z. B. Frau Holle, Aschenputtel, Die beiden Wanderer, Gänsehirtin, Mann ohne Herz, Schneewittchen u. a. m.) ein selbständiges Märchen entstehen kann. — Die Tochter beredet den Vater, wieder zu heiraten, s. Nr. 10, 32. — Das Parasitenmotiv (»Kind lause mich«) läßt erkennen, daß Gott hier an die Stelle eines hilfreichen Dämons getreten ist, seine Parasiten entsprechend seiner göttlichen Natur aber Silber und Gold sind, s. Nr. 71. — Quälaufgabe: weiße Wolle schwarz zu waschen; vgl. Siuts, Jenseitsmotive 5. 229, 300, Abs. 2 (Hadesarbeit); s. Nr. 3. — Perlen weinen und Rosen lachen. B.-P. 1, 100. — Augen für einen Trank oder für Speise hergeben, K. H. M. 107, B.-P. II, 468, wo ebenso wie hier durch Tiere das Heilmittel verraten wird, s. auch Schmidt-Kahle, Volkserz. aus Palästina 5. 161 Nr. 44. — »Sei mein Bruder, sei mein Vater«, vgl. Schmidt-Kahle 5. 168, Anm. 5 und 5. 14, Anm. 2 und oben Nr. 8. Der Bundesschluß zwischen Mann und Mädchen sichert dieses gegen Mißbrauch ihrer hilflosen Lage durch den Mann, s. Nr. 8 und Nr. 51, wo der Held den beiden weiblichen Heiligen Luje und Paraschtuji sagt: »werde meine Schwester«. — Eintausch der geraubten Augen gegen gelachte Rosen und geweinte Perlen, Knowles, Kashmir Tales 5. 445; v. Hahn 1, 5. 193 Nr. 28 (Wiedergewinnung geraubter Augen auch in Nr. 45). — Fingierte Krankheit, um den Ehemann zur Beseitigung des Birnbaums zu bewegen. Das Motiv kehrt wieder im Märchentypus von der ungetreuen Mutter oder Schwester, s. Nr. 51; B.-P. 1, 551. — Verfolgung der Seele der Heldin unter verschiedenen Gestalten, s. Nr. 44. — Verknüpfung eines Menschenlebens



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mit einer Pflanze (Baum), B.-P. III, 440 und über die »Baumseelen« Wundt IV 2 S. 165. —Häufig ist das Motiv, daß der Held dem schlafenden oder im (magischen oder natürlichen) Todesschlaf liegenden Mädchen beiwohnt und mit ihm ein Kind zeugt. Wenn dieses Kind hier einen silbernen Apfel in der Hand hat (in Nr. 13 sogar zwei), so ist vielleicht an das mißverstandene Motiv der Erforschung der Vaterschaft durch einen Apfeiwurf des Kindes gedacht. — »Ach, ich war sicherlich eingeschlafen« s. Nr. 8. — Der Neigung des Volkes, sich durch Erzählen von Märchen unterhalten zu lassen, entspricht die Neigung des Erzählers, den Märchenhelden seine Erlebnisse noch einmal vollständig erzählen zu lassen. B.-P. 1 52, Anm. 1. In Nr. 44 wird auf diese Weise das ganze Märchen zweimal erzählt. — Den Bösewicht unwissentlich seine Strafart selbst bestimmen lassen, ist ein beliebter Schluß des Märchens in Europa.

Die Zahl 40 wird in den orientalischen Märchen viel gebraucht. Hier Palästina: Nr. 4, 40 Ghule; Türkei und Bulgarien: Nr. 7, 9, Hochzeit von 40 Tagen und 40 Nächten; Nr. 8, 41 Diebe; Nr. 9, 41 Stuben mit Federn anfüllen; Nr. 12, 40 Pferde oder 40 Messer. Die Ziffer 40 wird jetzt im Orient und in den Märchen als Rundzahl, als Bezeichnung einer beträchtlichen unbestimmten Menge gebraucht. Roscher (Wilh. Heinr.) führt in seinen beiden Abhandlungen, Abh. 1 »die Zahl 40 im Glauben, Brauch und Schrifttum der Semiten« (Abh. d. K. 5. Gesellsch. d. Wissensch. phil. hist. Kl. XXVII Nr. IV) und Abh. II »Die Tesserakontaden und Tesserakontadenlehren der Griechen und anderer Völker« (Heft II des 61. Bandes der Berichte derselben wissenschaftl. Ges.) den Gebrauch der Zahl 40 auf die vierzigtägige Unsichtbarkeit der Plejaden und die Berechnung der Unreinigkeitsfristen am Anfang und Ende der Schwangerschaft und der Unreinigkeits- und Trauerfristen bei Todesfällen zurück und weist diesen vierzigtägigen Fristen ein sehr hohes Alter zu. — Schlußformel, s. Nr. 9.

13. Quelle: Constantinescu 5. 52 f. (rumänisch-zigeunerisch). Titel des Orig.: »0 ciohanó« (spr. tschochano) = Werwolf. Schon bei Lebzeiten kennzeichnet eine weise Frau eine Zigeunerin oder einen Zigeuner als »ciohani« oder »ciohanó«; ein solcher Unglücklicher hat dann ein schweres Leben; nach seinem Tode werden mit seinem Leichnam die mannigfachsten Prozeduren vorgenommen (Dr. Block). — Bordeiu ist eine halb versenkte Hütte, die früher in der rumänischen Ebene allgemein war, von der auch Moltke in seiner Reisebeschreibung berichtet (Dr. Block). — Fast die gleiche Version der Geschichte im Russischen: (M. d. W.) Löwis of Menar S. 301 Nr. 52 = Aphanassjew Nr. 206 = Ralston-Brueyre S. 305 Nr. 46. — Hahnenfuß des Vampirs (Pferdefuß des Teufels). Die Hütte der russischen Hexe Baba-Jagi dreht sich auf einem Hahnenfuß. Ritt auf beschlagenen Hähnen in die Hölle, s. Nr. 15. — Nadel mit Zwirn in das Kleid des Vampirs gesteckt, um seinen Weg entdecken zu können, vgl. das häufige Motiv des sich abwickelnden Knäuels oder des Baues als Wegweisers, s. Nr. 66. — Verstocktheit des Mädchens und deren traurige Folgen, vgl. K. H. M. 3, »das Marienkind«. — Grabesblume, herausgewachsen aus dem Grabe des Mädchens Nr. 27 (blaue Blume, Seele der Mutter), 44 (zwei Tannenbäume, Seelen der beiden Knaben). B.-P. 1, 275; II, 126. — Rückverwandlung



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der Grabesblume in ein Mädchen durch Sichüberschlagen. Vgl. über diese ständige Art der Selbstverwandlung in den Zigeunermärchen Nr. 16, 41, 42, 44, 54, 58 (im Russischen: Niederschlagen auf den Erdboden, Löwis of Menar S. 306). — Knabe mit zwei Äpfeln in der Hand geboren, s. Nr. 12. — Vernichtung (und zugleich Erlösung?) des Vampirs hier durch Verfluchung, in Nr. 20 durch Schlagen eines Kreuzes (russisch: Besprengung mit Weihwasser, Löwis of Menar S. 307). — Blut des Vampirs auf die Getöteten gesprengt, belebt diese, s. Nr. 6.14. Quelle: Constantinescu S. 61 f. (rumänisch-zigeunerisch). Titel des Orig.: »0 fino le Devlesko«. Gott und Petrus treten in diesen Märchen öfters als auf Erden wandelnde Götter auf, s. Nr. 23, 43, 51, sie verleihen Schwangerschaft durch Essen eines Apfels (conceptio magica), s. Nr. 16, 23, Wunschdinge stammen regelmäßig aus dem Jenseits oder der Unterwelt, s. Nr. 26, 27, 33, 42, 43, 48, 51, 59; Patenschaft Gottes und Wunschdinge als Patengeschenk s. Nr. 51. — Hier heiratet der Patensohn Gottes die Tochter Gottes, während in 51 die beiden weiblichen Heiligen nur zu Schwestern des Patensohnes Gottes erhoben werden. — Das Alter des Ungeheuers von 300 Jahren wird durch die Länge seiner Haare veranschaulicht. Das vielfach benutzte Motiv, daß der Held die Gunst des Dämon dadurch gewinnt, daß er ihm die Haare beschneidet: B.-P. II, S. 392 fehlt hier. Interessant ist das Motiv, daß die Brautwerbung durch einen dreitägigen physischen Kampf zwischen Freier und Mädchen ausgefochten wird. Liegt dieser (verstümmelten?) Geschichte ein solares oder lunares Motiv zugrunde? Siehe unten Nr. 62.15. Quelle: Constantinescu: S. 65 (rumänisch-zigeunerisch). Titel des Orig.: »E dei e nasul«. Typus: Die treulose Mutter (Schwester oder Amme), s. Nr. 51, B.-P. 1, 551. — Töten mehrerer nacheinander Eintretender, s. Nr. 4. — Helfender Dämon (Nr. 59, 62, 65, 66, 69, 71), hier ein Mädchen (»das Mädchen war eine Heldin, größer als der Knabe«), s. Nr. 33; vgl. Frobenius, Sonnengott S. 398 über die »Hilfsalte«. — Unterwelt: Die Zigeuner glauben, daß sich am Ende der Welt ein Loch (hau) befindet, durch welches man sich in die unter der Erdoberfläche befindliche andere Welt hinunterlassen kann (Dr. Block); Abstieg am Ende der Welt ins Jenseits s. Nr. 22; und zwar im Westen, wo die Sonne untergeht, s. Nr. 16; die Reise dorthin wird auf zwei beschlagenen Hähnen zurückgelegt, s. Nr. 15. Die Schlafzeit in der Unterwelt ist, wenn die Sonne dort im Mittag steht (also auf der Oberwelt Mitternacht ist), es ruhen dann sowohl die dämonische Sau, deren Ferkel der Held holen soll, als auch der Apfelbaum, die Berge und die Wolken, s. Nr. 51. Die Unterwelt ist die Totenwelt, der Mensch, der dort spricht, muß dort bleiben, s. Nr. 25 (ebenso, wer in der Unterwelt Speise zu sich nimmt, vgl. Grimm, Deutsche Sagen 4 5. 28, 478 Nr. 41); in der Unterwelt herrscht Finsternis, zwei Monate muß der Held Tag und Nacht durch die Finsternis schreiten, bis er ein Licht und zugleich das Schloß des schwarzen menschenfressenden Kaisers sieht, s. Nr. 33, 62 (doch ist hier nicht gesagt, daß das Loch, durch welches der Knabe in die Erde versinkt, am Ende der Erde lag). — Symplegaden und Unterweltswächter s. Nr. 8, 30, 62.

In Nr. 30, einem anscheinend autochthonen Zigeunermärchen, ist die



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Totenwelt aber oben auf einem Berge, Eingang durch eine oben befindliche Höhle, gedacht. Dort auch neun weiße Hunde als Höllenwächter.

Erlogener Traum s. Nr. 33. — Unlösliche Aufgaben (Vernichtungsaufgaben) von der Mutter gestellt (s. Nr. 3). — Heilender Apfel aus der Unterwelt, B.-P. III, 247 Nr. 165, Motiv A. — Wasser aus den hohen Bergen, s. Nr. 51 (Wasser des Lebens und der Genesung aus den Blutbergen holen). Die Berge und die Wolken sind als dämonische Wesen gedacht, die den Helden verfolgen. — Den Getöteten und Zerstückelten auf sein Pferd binden, s. Nr. 8. — Bestrafung der ungetreuen Mutter und des Drachens (Verbrennen), s. Nr. 51 (andere Strafe).

16. Quelle: Constantinescu 5. 72 (rumänisch-zigeunerisch). Titel des Orig.: »01 trin raklei ol thagareske hai o durkhalo«. Teufel = böser Geist. — Variante von K. H. M. 91 »Dat Erdmänneken«, und zwar in der besonders in Rußland heimischen Form, daß der Sohn oder Bruder seine vom Dämon entführte Mutter oder seine drei Schwestern aus der Unterwelt befreit. — Androhung des Todes, wenn die kinderlose Frau nicht binnen bestimmter Frist ein Kind zur Welt bringt (s. Nr. 21, 23, 41) und conceptio magica. Letztere entsteht nach den Zigeunermärchen 1. durch Apfelessen, s. Nr. 16, 23, 41; 2. durch eine Zaubermedizin, s. Nr. 21; 3. durch Fischessen, s. Nr. 37; 4. ohne Angabe eines magischen Mittels, s. Nr. 71. — Das Motiv, daß die Mutter die Brustwarze unter die Schwelle des Hofes legen soll, ist so nicht zu verstehen. Die Parallele in der Variante bei Schott, Walach. M. 5. 85 Nr. 1 (vom Säugling angedrohten Biß in die Brust) legt die Annahme nahe, daß der starke Säugling dadurch die Möglichkeit erlangen will, die Mutter zu einer Mitteilung zu zwingen. —Unterwelt, s. Nr. 15. — Vorauswerfen der Keule, hier des Helden, sonst des Drachens; ständiges Motiv im Drachentötermärchen, s. Nr. 22. Der Streitkolben (buzdugan, Wort türk. Ursprungs) war die volkstümliche Waffe aller Balkanvölker, sowie auch der Madjaren, vgl. Schott, Walach. M. (1845), S. 86. Beim Hahnenschrei (Tagesanbruch) verliert der Teufel seine Kraft; dasselbe Motiv bei Miklosich S.316 und 318.— Weiden der Hexenstute,Hilfedankbarer Tiere beim Suchen der verschwundenen Stute, s. Nr. 27. B.-P. III, 367. Ähnliches Motiv das Suchen und Finden des versteckten Freiers oder der versteckten Braut. B.-P. II, 28, 29. — Auswahl des ruppigsten Füllens: das Motiv, daß der Held auf den Rat eines Helfers sich den unscheinbarsten (aber zauberkräftigen) Gegenstand als Belohnung ausbittet, ist sehr häufig, s. Nr. 27, 54, 68. — Selbstverwandlung (in ein Goldpferd mit 24 Flügeln) durch Sichüberschlagen, s. Nr. 13.

Varianten des Märchens K. H. M. 91 befinden sich in diesen Zigeunermärchen Nr. 16, 36, 45, 48, 68. B.-P. II 297 geben über 300 Varianten an. —Schlußformel, s. Nr. 9.

17. Quelle: Constantinescu 5. 79 (rumänisch-zigeunerisch). Titel im Orig.: »11 dui cior« = K. H. M. 192: »Der Meisterdieb«, B.-P. III, 393. — Brüderschaft zwischen zwei Männern geschieht unter besonderen Zeremonien. Solche Brüder müssen in Gefahr einander ihr Leben opfern können (Dr. Block), vgl. Nr. 22, 46. — Hier nehmen sie zusammen eine Frau. (Bei manchen Völkern, z. B. den afrik. Herero, gehört zur Blutbruderschaft auch Frauengemeinschaft.) Vielleicht hat hier das Motiv eines indischen Schwankes



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eingewirkt, des Schwankes von dem Tagdieb und dem Nachtdieb, die beide ohne es zu ahnen dieselbe Frau haben. Als sie es zufällig entdecken, erklärt die Frau demjenigen angehören zu wollen, der das größte Gaunerstück fertigbringt, vgl. Kunos, Stambul S. 290, Knowles, Kashmir Tales S. 48. — Rampsinits Schatzhaus B.-P. III, 395, von Herodot II cap. 121 als wahre Begebenheit berichtet. Vgl. hierzu R. Köhler, Kl. Schr. IV S. 198 if.; Gaston Paris, Revue de l'histoire des religions Bd. IV S. 151 u. 667. — Einem Bauern einen Ochsen vom Gespann wegstehlen, ohne daß er es merkt, B.-P. III, 392, Anm. 2. — Den Popen aus der Kirche stehlen, B.-P. III, 388.18. Quelle: Constantinescu S. 87 (rumänisch-zigeunerisch). Titel des Orig.: »0 guruu o ciordano«. Varianten sind mir nicht bekannt. Wie die Schlange, die den Hirsch schon neun Jahre im Maule hat, ihn aber wegen seines sperrigen Geweihs nicht verschlingen kann, trotz dieses vollgestopften Maules sprechen kann, muß der Naivität des Erzählers überlassen bleiben.18. Quelle: Constantinescu 5. 89 (rumänisch-zigeunerisch). Titel des Orig.: »0 ceasornikari« = das Märchen der Siebenbürger Sachsen »Glück und Verstand«, Haltrich 1 5. 221 Nr. 41. Das Märchen ist bis nach Pommern und Dänemark hinaufgewandert. Es hat zwei Teile: 1. Die miteinander wandernden Glück und Verstand streiten sich, wer dem Menschen am meisten nützt. Der Verstand, um zu seinen Gunsten den Beweis zu führen, geht in einen Pflüger ein, der in der Folge ein äußerst geschickter Uhrmacher wird. — II. Aufgabe, die schweigende Prinzessin zum Reden zu bringen. Brautwettformel, Einsatz: Hand der Prinzessin - Leben des unterliegenden Freiers, s. Nr. 62. Dieser Teil ist nicht ganz klar erzählt. Gemeint ist das Folgende: Der Uhrmacher bedient sich eines Kniffs, indem er in Gegenwart der Prinzessin dem im Zimmer hängenden Kronleuchter eine Geschichte erzählt, die auf eine verwickelte Rätselfrage hinausläuft. Er ersucht dann den Kronleuchter um eine Lösung des Rätselknotens. Er erzählt eine aus Indien stammende, uns in 1001 N. überlieferte Episode aus dem Märchen von dem Prinzen Ahmed und der Fee Peri Banu (dessen Schluß in Nr. 25 verwertet ist). Drei Freier einer Prinzessin werden vom Brautvater ausgesandt. Wer ihm das kostbarste Wunschding bringt, soll die Prinzessin haben. Der erste erwirbt einen Spiegel, in dem er alle Toten und Lebendigen erblicken kann, der zweite einen Flugteppich, der im Augenblick an den gewünschten Ort befördern kann, der Jüngste einen Apfel, mit dem er einen Toten wieder beleben kann. Durch den Spiegel entdecken die Weitentfernten, daß das Mädchen sterbenskrank ist, der Teppich bringt sie im Nu an Ort und Stelle, der Apfel des Jüngsten bringt die inzwischen Verstorbene wieder zum Leben. Wer hat nun Anspruch auf das Mädchen? Es liegt hier der Fall notwendiger Mittäterschaft mehrerer vor, um den von jedem erstrebten Erfolg herbeizuführen. Der Kronleuchter gibt eine möglichst verkehrte Antwort, über die die Prinzessin sich so erregt, daß sie ihr Schweigen vergißt und die richtige Antwort gibt. Vgl. hierzu (M. d. W.) indisch: Hertel 5. 173 Nr. 52 u. Anm. 5. 377 (redende Dinge: Lampe, Ohrring, Perlenkette, Mieder der Prinzessin); Jülg: Mongolische Märchen (Geschichte des Ardschi-Bordschi



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Chan) S. 95 f. (Rosenkranz, Altar, Opferkrug, Lampe). In diesen und anderen Versionen steckt in den Dingen der Wet~la des Erzählers, eine Art dienstbarer Geist, und gibt die Antwort.

Der Zigeunergruß des Ankommenden ist: Sukar (misto) arakhleóm tut! »Wohl habe ich dich gefunden.« Antwort: Sukar (mi~to) avilean! »Wohl bist du gekommen.« Das ist ein auf dem ganzen Balkan bei Türken, Griechen, Albanen, Bulgaren, Rumänen üblicher Gruß (Dr. Block), s. die Textanm. 5. 62 u. 139.

20. Quelle: Constantinescu S. 95 (rumänisch-zigeunerisch). Titel des Orig.: »O thagar o loló hai e ciohani«. —Vampir ( Werwolf), s. Nr. 13. — Das Märchen zerfällt in zwei lose verbundene, sonst nicht zusammengehörige Teile. 1. Drei Nächte hindurch den allnächtlich von der Vampir-Schwester beraubten Schrank des Kaisers mit Lebensmitteln bewachen. Die älteste mythische Form des Motivs ist wohl die Bewachung des Apfelbaumes mit den goldenen Äpfeln. Diese Form erinnert an die goldenen Apfel der Hesperiden, die Herakles mit Hilfe des Atlas entwendete; »und daß nebenbei auch die goldähnlich glänzenden Gestirne bei der Entstehung der Vorstellung mitgewirkt haben, wird man nicht ohne weiteres ablehnen können«, Wundt V! 5. 72. In dieser Form s. das Motiv B.-P. 1, 514, II, 301, Motiv B 2 und unten Nr. 36. Das Motiv ist dann variiert: s. Nr. 59 (Birnbaum); Nr. 35 (von Pferden zerstampfte Wiese); Nr. 42 (zerstampftes Weizenfeld) und ganz verändert: Neuaramäisch, Prym-Socin II, 5. 152 Nr. XXXIX: Bewachen der hundert Gänse des Fürsten, von denen der Riese jede Nacht eine Gans raubt. — Sich wachhalten durch Nadeln, auf die man beim Einschlafen fällt. B.-P. 1, 514. — »Du sollst leben« ist eine allgemeine Grußformel der Zigeuner mit Höhergestellten, der Angeredete erwidert »danke« (Dr. Block), s. Nr. 33. — II. Reise in das Land, wo man nicht stirbt. Dieser Teil ist eher eine Legende als ein Märchen. Die gleiche Geschichte mit anderem Schluß im Ungarischen bei Sklarek 1, S. 1 Nr. 1 und Anm. S.287. Dazu R. Köhler, Kl. Schr. II, 5. 406-431; (M. d. W.) kaukasisch: Dirr S. 24 Nr. 6; P. Ispirescu: Legende sau basmele Rom~nilor p. 5: »Jugend ohne Alter und Leben ohne Tod«. — Hof von Kupfer ist ein unfertiges Motiv, regelmäßig werden drei Höfe oder Paläste zusammen genannt: von Kupfer, von Silber, von Gold, s. Nr. 68. — Tal der Sehnsucht und Tal der Trauer auch in Nr. 42, s. auch Schott, Walach. M. 5. 146 »Sehnsuchtswiese und Trauerwiese«; Ispirescu a. a. 0. — Seit damals sind vielleicht schon Millionen Jahre vergangen = Zeitlosigkeit im Jenseits, s. Nr. 30.21. Quelle: Constantinescu 5. 104 (rumänisch-zigeunerisch). Titel im Orig.: »0 rakó le thagaresko kai halas manu~«. Typus: Die Prinzessin im Sarge und die Schildwache, s. Nr. 62. B.-P. III, 531, Nr. 219. — Androhen des Todes, wenn eine kinderlose Frau kein Kind zur Welt bringt, s. Nr. 16. Dieser unbedachte, mit einer Drohung verknüpfte Wunsch wird hier dadurch bestraft, daß der Sohn ein menschenfressendes Monstrum wird. — Conceptio magica (durch Trinken einer Medizin, die ein geheimnisvoller Mann gibt), s. Nr. 16. — Die Erzählung ist namentlich im letzten Teile sehr gekürzt.



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Quelle: Constantinescu 5. 106 (rumänisch-zigeunerisch). Titel des Orig.: »O rakló le thagaresko ai o nazdravano«. Die Geschichte ist ungeschickt erzählt und die Einzelmotive gehen stark durcheinander: Im ganzen handelt es sich um die Unterweltfahrt eines Helden zur Bekämpfung der Unholde. In dem Manne, dem er seine gestohlenen Nieren (Sitz der Seele, also Diebstahl der Seele?) wiederschafft, erhält er einen Gehilfen. — Erlebnisse im Traum s. Nr. 33, 49. — Das Stehlen der Nieren erinnert an den Augendiebstahl, s. Nr. 45. — Das Zusammentreffen des Helden mit den Pferden des Drachen gibt Anlaß zu dem Motiv der Gunstgewinnung tierischer Unterweltswächter dadurch, daß ihnen das richtige Futter vorgelegt wird, s. Nr. 30. — Unterwelt, erreicht durch ein Loch am Ende der Welt, s. Nr. 15. — Verwendung der Streitkeule mit dem Dolche, s. Nr. 16. — Den Nieren Wasser zu trinken geben; das Motiv ist in veränderter Form im altägyptischen Brüdermärchen (Bata-u und Anepu) enthalten, s. Wiedemann, Altägypt. S. u. M. 5. 58, insbes. 5. 71: Anepu findet das zu einem Korn zusammengeschrumpfte Herz seines Bruders Bata-u außerhalb des toten Körpers auf dem Boden. Er läßt es sich in einem Topf mit Wasser vollsaugen und gibt es dem Bata-u zu trinken, worauf dieser wieder lebendig wird. — Brüderschaft schließen, s. Nr. 17. — Die drei Mädchen in der Unterwelt bedienen sich zur Abwehr der Angriffe des Helden derselben Mittel, die sonst der Verfolgte bei der magischen Flucht anwendet: Kamm = undurchdringlicher Wald; Stein = Burg aus Stein; Spiegel = Bach, s. Nr. 53, B.-P. II, 140. — Zerschneiden des Wassers mit der Keule ermöglicht trocknen Durchgang = Motiv: Rotes Meer, Gunkel, d. M. im Alten Test. 5. 107 ab Anm. 6.Quelle: Constantinescu 5. 110 (rumänisch-zigeunerisch). Titel des Orig.: »E phabai le khamnimaske«. — Ober die Androhung des Todes, wenn eine kinderlose Frau keine Kinder zur Welt bringt, und über die conceptio magica s. Nr. 16. Der befruchtete Apfel wird hier durch die beiden wandernden Götter, Gott und Petrus, verliehen, s. Nr. 14, 43, 51. — Daß der Kaiser, als er von der Geburt des Sohnes hört, in die Schenke geht und sich so betrinkt, daß er stirbt, scheint ein echt zigeunerischer Zug zu sein. — Zu den kindlichen Kraftproben des Helden vgl. K. H. M. 90: »Der junge Riese«. B.-P. II, 285. — Der Gegensatz zum »rom« (Zigeuner) ist »gajo« (Nichtzigeuner), und solche Nichtzigeuner werden in den Märchen gelegentlich als »Rumänen und Bojaren«, s. Nr. 16, oder als »Rumänin«, so hier, oder »Deutsche«, s. Nr. 61, bezeichnet.Quelle: Gaster, »Ausland« 1881 5. 747 = K. H. M. 96. B.-P. II, 391, Abs. 1; s. Constantinescu p. 104 »Die Kinder von Gold«. — Versprechen dreier heiratslustiger Mädchen, s. Nr. 44. — Neugeborene Kinder gegen Hündchen vertauscht, s. Nr. 44. — Aussetzen von Kindern oder Frauen auf dem Wasser, s. Nr. 32, 49, 71. — Betrug mittels erlogenen Traumes, s. Nr. 15, 33. — »Mütterchen Montag«. Wie in den rumänischen Zigeunermärchen andere rumänische Anschauungen übernommen sind (so z. B. die wohltätige Fee Leana Simzeana = Cosinzeana), so auch der Glaube an die weiblichen Heiligen besonderer Wochentage, der Heiligen Montag, Mittwoch, Freitag, Sonntag (Dr. Block). Vgl. dazu: Schott, Walach. M. 5. 299 »Zeiten und Tage«. — Seltsam ist die Art der Brautwerbung des



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Helden: »er ergriff sie bei den Haaren und begann sie zu schlagen«, s. Nr. 62. — Auf dem Heimwege versagen die leblosen Naturobjekte dem heimgeführten Mädchen die erbetene Hilfe, weil der Held sie auf dem Hinwege gelobt hatte, vgl. K. H. M. 24, »Frau Hohe«. B.-P. 1, 207 und Wlislocki, M. u. S. der bukow. und siebenbürg. Armenier S. 27 Nr. XIV, R. Köhler in den Anm. zu Laura Gonzenbach, Sizil. M. S. 212. — Ober die Versteinerung (hier durch Bruch des Schweigegebotes) und die Erlösung aus solcher, s. Nr. 6.Quelle: Gaster, »Ausland« 1880, S. 257 (rumänisch-zigeunerisch). Das Märchen zerfällt in zwei Teile. 1. Brautsuche in der Gegend eines Speerwurfes, K. H. M. 63. B.-P. II, 30 und das indische M. bei Benfey, Pantsch. 1, S. 261, § 92. — II. Das aus der Weide entspringende silberne Mädchen und ihr eiserner Bruder. Beide sind von überirdischer Art, der Bruder riesenstark. — Entstehen von Menschen aus Pflanzen oder Rückverwandlung aus der Pflanze in einen Menschen (Ablegen der Weidenkleidung) ist ein häufiges Motiv, B.-P. III, 125. Die Art der Entdeckung und Gewinnung des Mädchens durch den Helden ist typisch. Das Ende der Geschichte ist vielfach das Verschwinden des Mädchens infolge schlechter Behandlung oder Erinnerung an ihre Herkunft. — Eifersucht des Vaters auf den Prinzen wegen seiner schönen Frau, s. Nr. 41 und Neidaufgaben des Vaters, gelöst mit Hilfe des dämonischen Eisenmannes. — Ring der lange verstorbenen Königin aus der Unterwelt holen, s. Nr. 62 und Nr. 15. — Vision im Seelenreiche, fette Kühe auf magerem Boden, magere auf fettem, vgl. R. Köhler, Anm. zu Laura Gonzenbach, Sizil. M. 5. 257. — Herbeischaffen und Zeigen des Eisenmannes; dieser tötet den König und ist erlöst. Das ganze Märchen, insbes. auch der Schluß ähnelt stark dem Märchen aus 1001 N. »Prinz Ahmed und die Fee Peri Banu«, Henning XXI ab Seite 124; den Anfang des Märchens s. Nr. 19. — Schlußformel s. Nr. 9.Quelle: Wlislocki, Vom wandernden Zigeunervolke 5. 221 f. Varianten s. ebendort S. 217 f. und M. u. 5. der Transsylv. Zig. 5. 5 Nr.4. In dieser letzteren Variante ist die Geige eine Erfindung des Teufels, für welche die in ihn verliebte Mara ihre ganze Familie opfert. Erwähnt wird die Geige in Nr. 42. Ein Rätsel, dessen Auflösung die Geige ist, s. Nr. 29. — Ober die Feenkönigin Matuya s. Nr. 27. — Die klingenden Saiten der Geige sind aus dem Haar der Feenkönigin gebildet, wie in einem anderen Märchen die Sehne des Jagdbogens aus Mädchenhaar, s. Nr. 32. — Die Geige ist also nach den Zigeunern ein aus dem Jenseits stammendes Wunschding, s. Nr. 14.Quelle: Wlislocki, Transsylvan. Zigeunermärchen 5. 29 Nr. 13 Vom wandernden Zigeunervolke 1890 5. 374. Vgl. B.-P. II, 5. 128, 1. Abs. Grabesblume (blau) = Seele der Mutter, die den Jüngling durch alle Abenteuer geleitet und ihn zu Reichtum, Glück und Zufriedenheit führt, vgl. Nr. 13. Weiden der Hexenkuh mit Hilfe dankbarer Tiere, s. oben Nr. 16. Auswahl des unscheinbaren Dinges (Wunschdinges, s. Nr. 14) als Geschenk, s. Nr. 16. Tarnkappe, hier als Gegenleistung der Hexe gewonnen; sonst streitenden Erben (s. Nr. 16) abgenommen, K. H. M. 93. B.-P. II, 335, in neuaramäischen M. von Elfen = Dschinnen gegeben, s. Prym-Socin II, Sachregister unter »Elfen« 5. 398. Mit der Kröte kämpfender



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Zwerg. Ähnlich K. H. M. 161. Wunschdinge stammen regelmäßig aus dem Jenseits. K. H. M 36. B.-P. 1, 346. Siuts, Jenseitsmotive S 240 f., hier von den Zwergen; s. unten Nr. 43. — Urmen sind die Feen der Zigeuner. Es gibt gute und schlechte Urmen. Königin der meist 99 an der Zahl in einer einsamen Gebirgsschlucht in Palästen von Gold und Silber zusammen wohnenden bildschönen Jungfrauen ist die in Nr. 26 genannte Matuya. Zu dreien auftretend, ähneln sie den römischen Parzen, s. H. v. Wlislocki, Volksglaube und religiöser Brauch der Zigeuner, Münster 1891.28. Quelle: Wlislocki in »Ung. Revue« 1866 II, »Märchen der transsylvan. Zigeuner«, = M. u. S. der transsylvan. Zig. 5. 73 Nr. 27: »Der Bettler und das Weizenkorn«. Ganz ähnlich Siebenbürg. Sachsen: Haltrich' 5. 39 Nr. 8: »Das Hirsekorn«. Dr. Block hörte in Târgu-Jiu das Märchen von seinem Erzähler (Zigeuner), der hinzusetzte, daß dies weniger ein Märchen als eine lustige Erzählung sei. Diese Bemerkung ist richtig; es ist kein mythisches M., sondern ein Schwank, ein Eintauschmärchen. Im Wege der noxae datio, d. h. der Hingabe des wertvolleren schädigenden Objektes anstelle des beschädigten, wird der Zigeuner, der ursprünglich nur ein Weizenkorn besitzt, zum reichen Mann mit einem schönen Haus. Diese Eintauschmärchen sind weit verbreitet, namentlich auch in Afrika, die Eintauschobjekte sind im Einzelfalle verschieden. Gelegentlich endigt die Erzählung mit der Schwankwendung, daß das zuletzt eingetauschte Mädchen während der Abwesenheit des Bettlers aus dem Sack, in den es gesteckt ist, befreit und statt dessen ein Bienenschwarm oder ein bissiger Hund hineingesteckt wird, vgl. Erzherzog Ludwig Salvator: Märchen aus Mallorca S. 13: »Das Mönchlein« — s. (M. d. W.) malaiisch: Hambruch 5. 13, Nr. 8. 29.Quelle: Wlislocki in »Ungar. Revue« 1886, II = M. u. S. der transsylvan. Zig. 5. 82 Nr. 32: »Der Rätselmann«. Dr. Block hörte das M. fast wörtlich gleich von einem Zigeuner in Bukarest. Hier handelt es sich um Rätsel, die allgemein Beobachtetes symbolisch umschreiben, während oben in Nr. 7 persönliche Erlebnisse, die kein anderer wissen kann, für das Rätsel verwendet wurden. In beiden Fällen ist auf die Lösung der Gewinn von Geld oder (Nr. 7) die Hand der Prinzessin, auf die Nichtlösung Sklaverei oder der Tod gesetzt, s. Nr. 62. Der Jüngste mit den drei überstarken Hunden (Bär, Wolf und Fuchs) gehört dem Brüdermärchen K. H. M. 60. B.-P. 1, 534 an. 30.Quelle: Wlislocki, »Globus 1887«, Bd. 51 S. 269 = M. u. 5. der transsylvan. Zigeuner S. 67 Nr. 25: »Die drei Eier« = Vom wandernden Zigeunervolk 5. 301 f. Das Märchen gehört erkennbar der Lehre der Zigeuner über den Verbleib der Seele nach dem Tode an und enthält zugleich eine Reihe ritueller Züge. Es ist aber beeinflußt durch ein anderes Märchen, das M. von den drei Zitronen oder Pomeranzen (Basile-Liebrecht II, 5. 231, 5.Tag 9.M. und Stier [Erddvij, Ungar. M. u. S. S. 83, Nr. 13). Das Aufbrechen der drei Eier mit seinen Folgen erinnert lebhaft an das Aufbrechen der drei Zitronen. — Die Welt der Toten befindet sich hier nicht in der Unterwelt. in die man am Ende der Welt durch ein Loch hinabsteigt, s. Nr. 15, sondern oben auf einem schaurigen Gebirge mit dem Eingang durch eine Höhle. — Totenmahl: Anm. S. 68 in den M. u. S. der transsylvanischen



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Zigeuner: »In die Nähe der aufgebahrten Leiche stellt der transsylvanische Zigeuner einen Napf mit Milch, damit die um den toten Körper herumfiatternde Seele sich laben könne, bevor sie ihre Wanderung in das Jenseits antritt«. Daß der Milch, dem Produkt der den Indern heiligen Kuh, bei den Zigeunern in dem Totenmahl eine rituelle Bedeutung bewahrt ist, ist bemerkenswert. Den Krug mit Milch erhält der Bursche in dem Vorhof der Totenwelt, die durch das Zerbrechen der ersten beiden Eier heranbeschworenen Eltern lehnen aber den Genuß der Milch als zu spät angeboten ab. Ihre Seelen gehen ohne das Totenmahl in die Totenwelt ein, vermutlich, da die Frist des Verweilens bei dem Leichnam und der Wanderung ins Totenreich vollendet ist. Hierdurch gewitzigt, bricht der Bursche das dritte Ei auf dem Hofe, unmittelbar neben dem Krug mit Milch auf. Seine verstorbene Geliebte erscheint, trinkt und wird wieder lebendig. Diese ganze Episode des Zerbrechens der drei Eier und der Folgen stimmt auffallend mit dem Aufschneiden der drei Zitronen in dem obengenannten Märchen überein. Weitere Motive des M., die der Seelenlehre angehören, sind 1. Das Hinauftragen der Seelen totgeborener Kinder durch eine alte Frau in einem Sacke; 2. das Schöpfen von Wasser aus einem Brunnen, durch eine Frau, die den Eimer mit ihren Zöpfen hochzieht (Wasser für die Toten, die von ihren Verwandten ungewaschen begraben sind). 3. Zeitlosigkeit im Reiche der Toten (»einige Schritte« sind neun Erdenjahre), s. Nr. 20; 4. Die neun weißen Hunde; weiß ist die Totenfarbe, s. Nr. 33; die Hunde sind Höllenwächter. Ihre Gunst gewinnt der Held durch Hinwerfen von Speise. Häufig lautet das Motiv so, daß den Höllenwächtern die vor ihnen liegende verkehrte Speise ausgewechselt wird, z. B. vor dem Löwen liegt Heu, vor dem Pferde Fleisch, s. Nr. 22. Eine ähnliche Bedeutung wird es haben, wenn der Held der Wasser schöpfenden Frau einen Strick zuwirft, so daß sie nicht länger ihre Zöpfe als Schöpfseil zu benutzen braucht. Sehr häufig ermöglichen solche Freundlichkeiten den Zugang zum Jenseits.Quelle: Wlislocki, »Ungar. Revue« 1886, Bd. II = M. u. S. der transsylvan. Zigeuner S. 96 Nr. 39. Titel des Orig.: »0 meriben sar piranó«. In dieser offenbar der eigenen Erfindung der Zigeuner entstammenden Erzählung ist bemerkenswert, daß die Zigeunerin durch eine Traumvision ihren Gast als den Tod erkennt und stirbt, als sie trotz der Abmahnung des Todes von ihm erfährt, daß er wirklich der Tod ist. — Parallelerzählung s. unten Nr. 55.Quelle: Mündlich durch den Zigeuner Ghitza Jorgulescu bei Târgu-Jiu (Rumänien); aufgezeichnet und übersetzt von Dr. Block. Inhaltlich ist das Märchen in seinem weiteren Verlauf eine Variante von Nr. 24 von der verstoßenen Königin und ihren ausgesetzten Kindern. — Die Tochter beredet den Vater, wieder zu heiraten, s. Nr. 10, 12. — Einhüllen des unbekleideten Mädchens (s. Nr. 64) in ihr langes Haar. B.-P. 1, 21: »Das Marienkind«. — Kind mit einem Mond auf der Brust und einer Sonne auf dem Rücken. Zeichen vornehmer Abkunft, hier der Schönheit, K. H. M. 96 B.-P. II, 393. — Jagdbogen mit einer Sehne aus dem Haar der Schwester. Das Haar ist Seelenstoffträger, die Sehne aus solchem Haar macht den Bogen besonders treffsicher. Ober die magische Kraft des



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Frauenhaares s. Nr. 26, 37, 42. Ähnliches Motiv bei den Senekas, nordam. Indianern, Knortz, »Aus dem Wigwam« (1880) S. 197. — Versteinerung (»steinernes Gewand«), s. Nr. 6. — Verzauberter Hase als Helfer, B.-P. 1, 514 (Fuchs).—Entzauberung durch Kopfabschlagen, s. Nr. 41; B.-P.I, 9. — Strafe der tiergebärenden Frau (Pranger und Angespienwerden), s. Nr. 44. — Dämonisches Pferd dem Helden anstatt seines eigenen leihen, s. Nr. 66, 51.

Das Märchen enthält trotz der Umständlichkeit der Erzählung mancherlei Unklarheiten. Behält das in eine Quelle verwandelte Mädchen daneben ihre Menschengestalt? Von ihrer Rückverwandlung ist nicht die Rede. Wo sind die Kleider der später Unbekleideten geblieben? Auf dem Wasser ausgesetzt (s. Nr. 24, 49, 71) werden nur die zu zweit geborenen Zwillinge; was aus dem Kinde der ersten Schwangerschaft geworden ist, erfährt man nicht. Trotzdem ist später von »den beiden Brüdern« die Rede. Die Verwandtschaftsverhältnisse sind zunächst unklar ausgedrückt, erst am Schlusse, wo von der Schwester und dem Schwager die Rede ist, werden sie verständlich. Die Großmutter des Helden ist anscheinend identisch mit der »Mutter des Waldes«. Trotzdem der Held deren Ratschläge genau befolgt, wird er bei seinem Kommen zur Quelle versteinert, umgekehrt aber nicht das Mädchen, das zufällig aus der Quelle schöpft. Die Versteinerung des Helden wird hier durch Besprengen mit Wasser aus der Quelle, die ihn versteinert hat, aufgehoben, s. Nr. 6. Es scheinen hier Motive aus dem Märchen »Das Wasser des Lebens«, K. H. M. 97, hineingeraten zu sein. — Schußformel s. Nr. 9.

Quelle wie Nr. 32. Titel des Orig.: »0 thagar o loló hai o thagar o parnó«; Märchen wandernder Zeltzigeuner; starke Anklänge an ein gleichnamiges rumänisches Märchen (Dr. Block). Das M. setzt sich zusammen aus K. H. M. 113, »Die beiden Königskinder«, B.-P. II, 516 und K. H. M. 56: »Der Liebste Roland«, B.-P. 1, 498. — Geburt und Schicksal eines Sohnes erträumen (vgl. Nr. 41 Einleitung), Traummotiv, und zwar hier: Wunschtraum und Unlusttraum. Nach dem Glauben der Primitiven verläßt die Seele während des Schlafes den Körper, geht ihre eigenen Wege, selbst bis in den Himmel, und hat ihre eigenen Erlebnisse, die wirklich und wahr sind oder werden, s. Nr. 22, 49. Der Glaube an die Wahrheit des Erträumten wird nun im Märchen auch zum Betruge mit erlogenen Träumen ausgenutzt, s. Nr. 15, 24. — Vernichtungsaufgaben; Hilfe der jüngsten Dämonentochter, s. Nr. 15. — Zauberring (Talisman, Wunschding s. Nr. 14) wirksam, wenn am Finger gedreht, s. Nr. 48. — Redender Speichel, B.-P. 1, 501; II, 526; Wundt IV 2, S. 97, 109. — Magische Flucht mittels Truggestalten, s. Nr. 9, B.-P. II, 527. — Vergessene Braut, B.-P. 1, 498; II, 527; s. Nr. 53 (Traummotiv). Die Erinnerung an die Braut erlangt der Held hier durch einen Brief wieder, sonst durch Beobachtung eines Taubenpaares (B.-P. II, 527) oder durch den Ring im Becher, s. Nr. 9, 53.

Farben in den Zigeunermärchen: Weiß, Rot, Schwarz und Grün. a) Weiß ist die Farbe der Totenwelt, vgl. in Nr. 30 die neun weißen Hunde, die Wächter der Totenwelt sind. b) Schwarz ist häufiger als Weiß die Farbe der Unterwelt (Totenwelt), so hier, wo der Held in die schwarze Unterwelt kommt, nach langem Wandern in der Dunkelheit zum schwärzen



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menschenfressenden Kaiser kommt. c) Rot. Ein roter Kaiser in Nr. 20, ein roter Kaiser und roter König in Nr. 25. d) Bei Gegenüberstellungen von Weiß und Rot und Weiß und Schwarz ist vielfach nur eine Unterscheidung der Personen oder Gegenstände nach Farben gemacht, ohne daß ein tieferes Motiv erkennbar: so hier »der rote Kaiser und der weiße Kaiser«; Nr. 7: »weißes und schwarzes Meer«, wo sicher nicht die geographische Lage beider gemeint ist. Es kann aber auch gemeint sein, daß, wie in der Überschrift des ganz anderen walachischen M. bei Schott S. 325 Nr. 9: »Vom weißen und roten Kaiser« (u. Anm. dazu 5. 337/338), die Farbe Weiß »gut« bezeichnen soll und dem glänzenden Sonnengotte zukommt, während der Gegensatz Rot oder eine andere Farbe ist. Nr. 4 erwähnt einen weißen und schwarzen Widder, der erstere trägt den Helden ans Tageslicht, der zweite in eine tiefere Unterwelt. e) Mehrfach werden auch drei Farben: Weiß, Rot, Schwarz, zusammengestellt, so hier, wo ein weißer, ein roter und in der Unterwelt ein schwarzer Kaiser auftreten; in Nr. 52, wo drei Fahnen erwähnt werden, eine rote, eine schwarze und eine weiße. In Nr. 59 zwei Fahnen, eine schwarze als Zeichen der Trauer und eine rote als Zeichen der Freude. In einem russischen Märchen bei Afanassjew: Meyer 1, S. 69, Nr. 19 begegnen einem Mädchen im Walde drei gespenstische Reiter. Sie werden ihr erklärt: der weiße Reiter sei der helle Tag, der rote die rote (also untergehende) Sonne, der schwarze die dunkle Nacht. f) Grün ist im Mittelalter die typische Farbe des Teufels und wird auch hier so verwendet, s. Nr. 66, während sich in Nr. 9 ein in ein Tier Verwandelter als grüner Reiter auf grünem Pferde zeigt. Vgl. K. H. M. 101: »Der Bärenhäuter«; B.-P. II, 435 und Wolf, Deutsche Hausmärchen 5. 286: »Grünus Kravalle«. In beiden Märchen trägt der Teufel einen grünen Rock. — Schlußformel, s. Nr. 9.

Quelle: Mündlich vom Zigeuner Patca in Târgu-Jiu; niedergeschrieben und übersetzt von Dr. Block. Titel des Orig.: »0 manu~ bi balengo«. Ober den Haarlosen infolge Grind, s. Nr. 6; über den Bartlosen in Griechenland, der auch in rumänischen Zigeunermärchen eine große Rolle spielt, siehe (M. d. W.) Kretschmar, Neugriech. M., Einleitung 5. IX. — Das Märchen ist das ins Männliche übersetzte Märchen K. H. M. 89: »Die Gänsemagd«, B.-P. II, S. 284, Anm. 1: ein Prinz wird unterwegs von seinem Diener gezwungen, mit ihm die Rolle zu tauschen und durch Eid Schweigen zu geloben. Volkstümlich naiv ist die zur Fortführung der Geschichte benutzte Bedingung, unter der das Schweigen gebrochen werden darf. — Heimtückisches Werfen des Helden in einen Brunnen s. Nr. 4. — Unerfüllbare Aufgaben zur Vernichtung des Prinzen, hier gestellt vom böswilligen Gegenspieler, werden mit Tierhilfe erfüllt, s. Nr. 3. Von der zu holenden Drachentochter gestellte (nachgeschobene) Aufgaben: Sortieren von Getreidekörnern, s. Nr. 3; ins Meer gefallenen Ring wiederschaffen, s. Nr. 65; Wiederbeleben mit Lebenswasser, s. Nr. 8.Quelle wie 34; Titel des Orig.: »11 trin phral hai II gras«. Märchentypus: Reiten um die Braut auf den Glasberg. Dreinächtliches Bewachen der bestohlenen Wiese durch drei Brüder, s. Nr. 20: Brautwettformel: Wettspringen zu Pferde über einen gewaltig breiten Graben (s. Nr. 62). — Schlußformel, s. Nr. 9.



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Quelle wie 34; Titel des Orig.: »0 viteazos tarno thai e dai ciohani« = K. H. M. 91: »Dat Erdmänneken«, B.-P. II, 297; s. Nr. 16. — Bewachen des Apfelbaumes, s. Nr. 20. — Vogeischlangenkampf und Gewinnung des hinauftragenden Vogels (hier Eulen) s. Nr. 45, 48, 68.Quelle wie 34; Titel des Orig.: »E dai phuri« = Episode aus dem Brüdermärchen K. H. M. 60; B.-P. 1, S. 528. Conceptio magica, hier durch Fischessen sowohl der Kaiserin als der Köchin, s. Nr. 16. Brandmal mit dem Schürhaken zur Bezeichnung des echten Kindes erweckt die Heldenhaftigkeit; bei primitiven Völkern dient dieses Brennen mit glühendem Eisen als Heldenprobe, so in den Märchen der afrikan. Buschmänner bei D. F. Bleek, »The Mantis and his Friends«, Buhsman Folklore, Cape Town (1932), S. 30 f., wo die Frau eine glühend gemachte Speerspitze zwei jungen Männern in die Nase steckt und bei dem einen, dem Tränen über die Wangen laufen, eine geringere Heldenhaftigkeit feststellt. — Die Heilige Sonntag, s. Nr. 24. — Versteinernde Kraft der Hexenhaare, hier der Haare des Pferdes und des Hundes, s. B.-P. 1, 554. Schicksalsorakel; B.-P. 1, 555. Hier: Blut fließt an der Wand herab; Nr. 38: Taschentuch zeigt sich mit Blut getränkt; Nr. 52: »wenn aus dem (in die Wand gedrückten) Ringe Blut fließt, dann bin ich tot«.Quelle wie 34; Titel des Orig.: »11 dui phral« = Reise ins Jenseits auf Abenteuer, ähnlich das türkische M. bei Kunos, Stambul, 5. 95: »Der Aschenbrödelsohn«. Die Furcht suchen: K. H. M. 4; B.-P. 1, 22 u. III, 537, Nr. 220. Heldenproben im Essen s. Nr. 62, ebenso Kunos, a. a. 0., vgl. B.-P. 1, 5. 163, Anm. 1. Im ganzen kommt das Motiv zum Ausdruck, daß von zwei Brüdern der jüngere heldenhafter ist als der ältere, der von der Hexe verschlungen wird. Der jüngere tötet die Hexe. Bemerkenswert ist das Motiv, daß mit dem Tode der Hexe der verschlungene Bruder wieder lebendig wird, s. Nr. 2 (Machtgrenze des Dämons). Schicksalsorakel, s. Nr. 37 und Nr. 52. —Schlußformel, s. Nr. 9.Quelle wie 34; Titel im Orig.: »0 durkhaló thai o rom cioró«, Märchentypus: Zauberlehrling = K. H. M. 68: »De Gaudeef un sin Meester«; B.-P. II, S. 60. — Pope = rumänischer Landgeistlicher. — Pferd ohne den Halfter verkaufen ist ungewöhnlich, da der Halfter Zubehör des Pferdes ist; B.-P. II, 61, Motiv C. Di. Verwandlungswettkampf, B.-P. II, 68, s. Nr. 67 (Wettkampf zweier Zauberer in ihrer Kunst).Quelle wie 34; Titel des Orig.: »0 diló«. Typus: Der verstellte Narr. — Töten des Ochsen, der den Narren vermeintlich unehrerbietig behandelt, s. Nr. 2. — Verkauf an eine Krähe, Bezahlung durch einen Baum. B.-P. 1, 59 und in den Nachbarvölkern: ungarisch: Sklarek 5. 295 Nr. 23; walachisch: Schott S. 223, Nr. 22, 1 und 2; siebenbürgisch: Haltrich 1 5. 278 Nr. 60. — Scheffel zum Geldmessen leihen, s. Miklosich 5. 316 (häufiges Motiv). — Fortschrecken der unter dem Baume Sitzenden durch unerwartetes Sichherabfallenlassen, s. Nr. 2. — Heilen der Zahnschmerzen Gottes durch den Rauch angezündeten Weihrauches: mir völlig unbekanntes Motiv, das vermutlich auf einem volkstümlichen Mißverständnis des kirchlichen Gebrauches von Weihrauch beruht. Hier leitet es hinüber zum Motiv von der Tanzflöte, K. H. M. 110; B.-P. II, 490. — Bezeichnung des Endtermins eines Dienstverhältnisses nach einem Geschehnis in der Natur



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(»wenn der Kuckuck schreit«) vgl. B.-P. III, 200, 364. — Töten des vorzeitig »Kuckuck« rufenden Mädchens durch einen Steinwurf, s. die ähnliche Erz. in Cukasaptati (Schmidt) S. 45, 45. Abend, indisch. — Zorneswette (»Pope, du darfst dich nicht aufregen über das, was ich sage«), K. H. M. 90; B.-P. II, 293. — Die Tür hüten, B.-P. 1, 521, Motiv F. Schacht, Indische Erzählungen S. 123, Nr. 38: »Der kluge Türhüter«.Quelle wie Nr. 32. Titel des Orig.: »E pisiki«. Typus: K. H. M. 63: »Die drei Federn«, am ähnlichsten ist wohl das Märchen der Gräfin Aulnoy: »La chatte blanché«, inhaltlich wiedergegeben bei B.-P. II, 34, s. auch B.-P. II, 466. — Drohung, die unfruchtbare Frau zu verstoßen, wenn sie nicht schwanger von der Reise zurückkehrt, s. Nr. 16. Conceptio magica durch Apfelessen (die hier aus dem Garten der Mutter Gottes stammen), ebendaselbst. Begabung des zu erwartenden Mädchens mit Schönheit und zugleich Verwünschung in eine Katze vom 17. Lebensjahre an, vgl. Nr. 33. Bemerkenswert ist die feierliche Form der Verwünschung, hier durch die Mutter Gottes, sonst durch die bei der Geburt des Kindes erscheinenden drei Urmengeschwister, s. Nr. 27. —Auflage an die drei Söhne, besonders feine Leinewand herbeizuschaffen, auch in K. H. M. 63. Teilung des Weges in drei Arme, deren jeder mit besonderen Abenteuern verbunden ist und auf dem jeder Bruder einen Gegenstand findet; häufiges Motiv, s. Nr. 48. Wasserflut (dauernder Platzregen) zwingt den Helden, im Zauberschloß der Katze einzukehren, vgl. Turley, Schwedische M., S. 91. Die Beschreibung dieser Zauberschlösser, die im Jenseits liegen, ist in den Märchen aller Länder übereinstimmend. Sie sind von hohen Mauern umgeben, deren Tore fest verschlossen sind. Der Held muß die Mauer übersteigen, berührt dabei aber Drähte, welche Glocken in Bewegung setzen, deren Schall ihn verrät. Die Bewohner des Zauberschlosses zerfallen in zwei Gruppen: 1. Die spiritualisierten Geister, die bis auf die Hände unsichtbar sind. Siuts, Jenseitsmotive, § 576, S. 296 und § 500, S. 218. Da sie unsichtbar sind, so erscheint das Schloß zunächst leer, doch spürt man ihr Wirken. Daß der Held von ihnen mißhandelt wird, erinnert an die Erlösung verwunschener Schlösser, s. Miklosich S. 318 »Die verwünschte Stadt«, s. Nr. 10; 2. die sichtbare Katzengesellschaft (verwandelte Menschen), doch scheint auch eine der Katzen unsichtbar den Helden zu seinem Vater zu begleiten und ihm bei seinem mißtrauischen Fluch die Hand zu zerkratzen. — Rückverwandlung in Menschengestalt durch Sichüberschlagen, s. Nr. 13, durch Abschlagen des Schwanzes und des Kopfes, s. Nr. 32, B.-P. 1, 9. Neid des Vaters gegen den Sohn wegen der Schönheit seiner Frau, s. Nr. 25. — Schlußformel, s. Nr. 9.Quelle wie 32. Titel des Orig.: »0 thagar le lulughenda«. — Russisch (M. d. W.): Löwis of Menar S. 63 Nr. 13. — Einleitung: Bewachung des bestohlenen Weizenackers, s. Nr. 20. —Vertauschung der Kopfbedeckungen mit denen der schlafenden Mädchen (Däumlingsmotiv), s. Nr. 4; B.-P. 1, 124, insbes. Anm. 1. — Hauptteil: durch neidische Brüder veranlaßte Vernichtungsaufgaben, K. H. M. 126: »Ferenand getrü und Ferenand ungetrü«; B.-P. III, 18; s. Nr. 3. — Schütteln der empfangenen Mähnenhaare ruft Hilfe des himmlischen Hengstes herbei; sonst Verbrennen oder Reiben der Haare. Das Motiv dürfte mit der Natur der Haare als Seelstoffträger



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zusammenhängen (vgl. Frauenhaar, Nr. 32). — Wunschdinge (s. Nr. 14) aus dem Ohr des himmlischen Pferdes herausgeholt. Häufiges Motiv besonders russischer M., vgl. Bain, Cossak F. T., S. 47 f. — Das Gebiet der Greifenmutter liegt im Jenseits; an der Grenze findet ihre Macht ein Ende, s. Nr. 2. — Selbstverwandlung (in eine Fliege) durch Sichüberschlagen, s. Nr. 13. — Glucke mit Küchlein aus Gold, ein häufiges ausschmückendes Motiv (Märchenzug), jedoch, soweit ich sehe, niemals als fortleitendes Motiv benutzt. Luther übersetzt die dreimal im Alten Testament vorkommenden Plejaden mit »Glucke«. Es wird das eine volkstümliche Bezeichnung der Plejaden sein, die in der mittelalterlichen Astronomie den Namen »gallina« trugen. Das hebräische Wort für Plejaden heißt deutsch »das Häuflein« (scl. von Sternen). Vgl. Ideler, Sternnamen S. 147, 148. — Greifenmutter und Held beschimpfen sich gegenseitig und renomieren, wer der größere Gauner sei. — Mann aus lauter Blumen (Heiliger der Blumen), mir mythologisch nicht erklärbar. Eine »Blumenkönigin« kommt in einem armenischen Märchen vor bei Wlislocki, M. und 5. der Bukow. und Siebenbürg. Armenier 5. 34, Nr. XV. — Entführung des trunken gemachten Heiligen der Blumen; ebenso bei der Donauprinzessin in Nr. 54. — Berge der Sehnsucht, s. Nr. 20. — Alle Zahlen in diesem Märchen gehen auf die Grundzahl 3 zurück. Spricht das für ein hohes Alter des Märchens (Mondkalender)?, s. Nr. 62. —Schlußformel, s. Nr. 9.Quelle wie 34. Titel des Orig.: »0 delord thai o rom cioró« = K. H. M. 36, B. 1, 5. 346. »Tischlein deck dich, Eselein streck dich, Knüttel aus dem Sack«, hier ein Essen und Reichtum gewährender Stab, ein Dukaten legender Hahn und eine Peitsche, s. Nr. 14. — Gott und Petrus als wandernde und begabende Götter auf Erden, s. Nr. 14. — Bezeichnend für die Mentalität des Zigeuners ist, daß er zunächst mit seinem Reichtum nichts anzufangen weiß und den Wunschstab an Gott zurückgibt, s. Nr. 56 (Bescheidenheit der Zigeuner). — Wunschdinge, s. Nr. 14. — Schlußformel, s. Nr. 9.Quelle: Miklosich 5. 227 f. Orig. ohne Titel. M. in der Bukowina seßhafter Zigeuner. Typus: Stiefmuttermärchen, Verfolgung der Seelen der gegen Hunde vertauschten (s. Nr. 51) und getöteten Stiefkinder durch eine ganze Reihe von Epiphanien. Das gleiche M. s. bei Haltrich 1 (Siebenbürgen) S. 1, Nr. 1, und Schott (Walachei) S. 121, Nr. 8. — An die Stelle der neidischen Schwester ist hier eine Dienerin getreten. Charakteristisch ist die gänzliche Wiederholung des M. durch die wiederbelebten Stiefkinder, um durch die Erzählung die Bosheit der Stiefmutter zu entlarven. Dieses Mittel zur Entlarvung des Übeltäters wird im Märchen sehr oft angewandt, s. Nr. 32. — Versprechen dreier heiratslustiger Mädchen, s. Nr. 24. — Grabespflanze, s. Nr. 13. Selbstverwandlung der zwei Tauben in zwei Knaben durch Sichüberschlagen, s. Nr. 13. — Die Verfolgung der Seele eines Getöteten durch verschiedene Erscheinungen (s. Nr. 12) kommt schon im altägyptischen Brüdermärchen (Bata-u-Märchen) vor, s. Wiedemann, Altägypt. 5. und M. 5. 72 f. Die Reihenfolge der Gestalten ist dort: Bata-u = Apisstier = 2 Perseabäume, entstanden aus zwei Blutstropfen des auf Betrieb der Favoritin getöteten Apisstiers = Splitter der umgeschlagenen Perseabäume, der der Favoritin in den Mund fliegt und sie schwanger macht =



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der von ihr wiedergeborene Bata-u. In beiden Märchen rächen sich die wieder Mensch Gewordenen an der boshaften Frau. — Eingraben der angeblich Hunde Gebärenden bis zum halben Leibe, s. Nr. 32.Quelle: Miklosich S. 281 f. (aus der Bukowina). Orig. ohne Titel. Variante von K. H. M. 91: »Dat Erdmänneken« und Nr. 166: »Der starke Hans«, s. Nr. 16. — Der Held »Pferdesohn« ist der Sohn eines Priesters und einer Stute. — Geburt im Walde = Motiv der Höhlengeburt, K. H. M. 166. (Emporsteigen der Sonne aus dem Dunklen?) — Stärke des Helden durch langes Gesäugtwerden von der Mutter; B.-P. II, 293, 318. — Aufsammeln der Begleiter mit wunderbaren Eigenschaften, K. H. M. 166, 71; B.-P. II, S. 86, s. Nr. 72. Vgl. den Aufsatz von Benfey im »Ausland« 1858, Nr. 41 if., S. 969 = Ki. Schr. z. Märchenforschung (Bezzenberger), 3. Abt., 2. Ausg., S. 99. — Erlebnis mit dem Dämon in der Vorhölle, s. Nr. 68. B.-P. II, 301, Motiv — Festklemmen des Bartes des Alten, B.-P. 1, 29.—Verrat der Genossen (ihre Prüfung durch den Helden mittels eines in den Korb gelegten Steines), s. Nr. 48. B.-P. II, 301, Motiv E. — Augen der beiden Alten durch die Zenen geraubt (s. Nr. 22); hier weicht das Märchen von K. H. M. 91 ab. Die Befreiung dreier Jungfrauen aus der Unterwelt fehlt. — Weiden auf dem verbotenen Gebiet der Zenen, s. Nr. 4. Wiedergewinnen der Augen der beiden Alten, s. Nr. 12, 22. Vogelschlangenkampf und hinauftragender Adler, s. Nr. 36. — Gottesurteil (am Schluß) s. Nr. 48.Quelle: Miklosich 5. 286 f. mit gleicher Überschrift (Bukowina) = K. H. M. 20: «Das tapfere Schneiderlein«, B.-P. 1, 160. — Kreuzbrüder (S. 227) erinnert an serbisch: pobratimi (Wahlbrüderschaft), die von der Kirche verbotene adelphopoiia der Griechen, vgl. Nr. 17. — Keule anstatt sich selbst ins Bett legen, auf die der Drache schlägt, um den Alten zu töten. B.-P. 1, 164. Fortschrecken des Drachen durch Prahlerei, B.-P. 1, 160, Anm. 1; Haltrich' S. 161, Nr. 27. Das Motiv kommt meistens zusammen mit dem Motiv der zusammengebundenen Schwänze vor. Ein Fuchs oder ein ähnliches Tier will einem stärkeren furchtsamen Tier dadurch Mut machen, daß es seinen Schwanz mit dem des stärkeren Tieres zusammenbindet, worauf beide dann zum Hause des Helden zurückkehren. Dieser jagt aber dem furchtsamen Tier einen Schreck dadurch ein, daß er behauptet, der Fuchs bringe ihm noch ein zweites Tier herbei. Voller Angst läuft das stärkere Tier davon und schleift den mit seinem Schwanze festgebundenen Fuchs zu Tode. B.-P. III, 75, Anm. 2. Hier tötet der erboste Drache den Fuchs auf andere Weise.Quelle: Miklosich S. 297 f. Typus: Der seltsame Vogel, dessen Kopf den Verspeisenden zum Kaiser macht, dessen verspeistes Herz allmorgentlich 1000 Goldstücke beschert, dessen verspeiste Füße zum Propheten machen = Siebenbürgen: Haitrich' 5. 25, Nr. 6: »Der seltsame Vogel«; etwas abweichende Variante K. H. M. 122: »Der Krautesel«, B.-P. 1, 5. 534. Der dritte Bruder gehört eigentlich nicht ins Märchen. — Die orakelhafte Königswahl (eine in der Kirche aufgestellte Krone fällt auf das Haupt dessen, der Kaiser sein soll, s. Miklosich: Beiträge zur Kenntnis der slawischen Volkspoesie, 5. 45 des 5. A.), kommt häufig in der Form vor, daß Vögel oder Vierfüßler den Herrscher zu bestimmen haben, vgl. (M. d. W.) malaiisch: Hambruch S. 261, Nr. 58; ferner Knowles, Kashmir Tales 5. 17,



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Nr. 4, und allgem. Klingenheben in Zschr. f. Eingeborenenspr. X, Heft 3, 1919/20, S. 182. — Glückspiel mit der Jungfrau um ihre Hand (M. d. W.), griechisch: Kretschmar S. 211, Nr. 49; ferner Schmidt-Kahle, Palästin. Volkserz. S. 87, Nr. 34, S. 103, Nr. 36; Knowles, Kashmir T., S. 149: »All for a pansa«; Stumme, Berberin., S.49, Nr. VI; Frobenius, Atlantis IV (Kordofan) 5. 117 Nr. 12. Kartenspiel mit Einsatz des Lebens, s. Nr. 66. — Verwandlung in den Krautesel und Rückverwandlung, s. Nr. 48.Quelle: Miklosich S.288 f. Variante zu K. H. M. 91: »Dat Erdenmänneken« B.-P. II, 5. 297, s. Nr. 16. — Kreuzweg: Teilung des Weges in drei Arme, s. Nr. 41. Hier führt der eine Weg in Städte, der zweite in Dörfer, der dritte in Wälder. — Krauteselmotiv, s. Nr. 47, hier verdoppelt (Apfelbäume und Flüsse), doch wird der Fund der Apfel hier nicht weiter ausgenutzt, B.-P. III, 5. 6. — Motiv des besten Jüngsten, der, wie so häufig, auch hier der Held ist. Obgleich hier die vom Drachen der Unterwelt geraubte Mutter zu befreien ist, hat das Märchen das Motiv der aus der Unterwelt befreiten 3 Jungfrauen daneben beibehalten. Wie jeder Tote sein eigenes Grab hat, so hat in der Unterwelt jede Frau ihr eigenes Haus. Verrat der Genossen, Steinprobe beim Hinaufziehen, s. Nr. 45. Statt des hinauftragenden Vogels, s. Nr. 36, findet der Held hier in der Unterwelt einen Talisman (Wunschding, s. Nr. 14), einen verrosteten Ring, den er reinigt (also reibt!, s. Nr. 33), darauf erscheint der helfende Geist. — Gestalt veränderndes Wasser statt über das Haupt gezogene Kaldaunen, wie in andern Varianten. Das Motiv, daß der Held bei einem Schneider als Geselle eintritt, ist beibehalten, dagegen das Motiv der Herstellung der Kleider hier sehr verworren. Die dritte Prinzessin verlangt in andern Varianten das Kleid, das sie in der Unterwelt getragen und das der Held in der Umhüllung eines Eies oder einer Nuß mitgebracht hat. Das Zauberschloß, das sich auf einer Scheibe immer nach der Sonne drehen läßt, erinnert an die Hütte der russischen Hexe Baba Jag& die sich auf einem Hahnenfuß dreht. Ober das Gottesurteil vgl. Nr. 45.Quelle: Miklosich 5. 321 f. Die Erzählung befindet sich abgekürzt im Pers. Tutinameh (Iken-Schmidt) 5. 46, vierte Erz.: »Der Edelmann und die Soldatenfrau, deren Tugend jener auf die Probe stellte«, doch weicht der zweite Teil hier erheblich ab. — Das Schiff, in dem die Frau auf der Donau ausgesetzt wird, ist offenbar ein geschlossener Kasten, denn der alte Mann, der das »kleine« Schiff aufgreift, »öffnet es«, Aussetzung in dieser Form auf dem Wasser, s. Nr. 32. — Das Motiv, daß eine Frau, die ihren Mann suchen geht, sich Männerkleider anzieht, ist ein sehr häufiges, z. B. Knowles, Kashmir T., 5. 59 und unten Nr. 62. — Blindheit heilendes Wasser im Traum entdecken, vgl. den Traum der Kaiserin in Nr. 33. — Daß die Frau in Männerkleidung ihr Geschlecht durch Zeigen ihrer Brüste beweist, kommt besonders häufig in den neuaramäischen M. bei Prym-Socin vor. — Das Gericht, das die Kaiserin über die verschiedenen Männer abhält, die sie übel behandelt haben, ist ein beliebtes orientalisches Motiv (vgl. z. B. Schmidt-Kahle, Volkserz. aus Palästina, S. 109/111).Quelle: Miklosich 5. 302 f. Der erste Teil des Märchens ist die bekannte Geschichte aus dem Pantschatantra: »Der Weber als Wischnu« = Benfey, Pantsch. 1, S. 159 und II, S. 48-56; K. H. M. 1812, Nr. 77; B.-P. II, 131,



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Nr. Wa. »Vom Schreiner und Drechsler.« Russisch ganz ähnlich (M. d. W.) Löwis of Menar S. 251, Nr. 42. Über die menschliche Sehnsucht, fliegen zu können (Traummotiv), s. B.-P. II, 135, III, 273. Von dem Moment an, wo der (orientalische) Vater die Besuche des Prinzen bei der Prinzessin entdeckt, geht das Märchen seine abweichenden Wege, doch stimmt das Motiv, daß die Flügel des Prinzen später durch Feuer zerstört werden, merkwürdig mit dem Märchen bei Andersen, »Der fliegende Koffer«, überein. Auch hat das ganze M. eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Grimmschen M. B.-P. Nr. Wa. Eingeschoben ist die Episode von der Geburt des Kindes, der Trennung der Gatten durch das Verbrennen der Flügel und der Gewinnung der Hilfe des Dämons (»Gottes«) durch Versprechen des Kindes. B.-P. II, 5. 392, s. Nr. 53. Daß es sich hier um eine eingeschobene, ursprünglich nicht zum Märchen gehörige Episode handelt, scheint mir der nicht wohl passende Schluß zu beweisen. Die Teilung des Kindes in zwei Hälften hat hier keinen Sinn, erinnert aber an die Teilung der Frau in Nr. 5 oben. — Auftauend ist der Zusammenhang des todesähnlichen Schlafes der Prinzessin mit der zu ihren Häupten stehenden Kerze. Ob die Kerze brennt, wird nicht berichtet. Handelt es sich hier um ein animistisches Motiv? Um das Lebenslicht der Prinzessin? Vgl. B.-P. 1, 5. 388. — Schlußformel, s. Nr. 9.Quelle: Miklosich 5. 312 f. 2 Teile: 1. Heirat des weiblichen Findelkindes mit dem Prinzen. Abneigung der Mutter des Prinzen gegen die Schwiegertochter, Aussetzen der Schwiegertochter im Walde, Töten eines Hundes an Stelle der Frau, s. o. Nr. 44. II. Die ungetreue Mutter, die sich mit dem Drachen einläßt und den eigenen Sohn durch Verlangen unlösbarer Aufgaben vernichten will, s. o. Nr. 15.

In diesen Zigeunermärchen erscheinen regelmäßig Gott und der heilige Petrus, um den in der Wildnis Geborenen zu taufen, s. Nr. 14. — Wunschdinge (stets treffende Flinte und nie alle werdendes Brot) als Patengeschenke, s. Nr. 14. — Verbotenes Zimmer, s. Nr. 57, 59. — Fingierte Krankheit der Mutter, um den Sohn zu Vernichtungsaufgaben zu senden, s. Nr. 12. Zur Glaubhaftmachung ihrer Aufgaben beruft sich die Mutter auf einen erlogenen Traum, s. Nr. 33. — Lebenswasser holen aus den Blutbergen, die wie Widder sich mit ihren Gipfeln stoßen; sie stoßen sich von früh bis Mittag, um Mittag ruhen sie zwei Stunden, Symplegadenmotiv, s. Nr. 8 und Nr. 15. — Mittag ist die Ruhezeit der Dämonen, s. Nr. 15. — Angebot des dämonischen Pferdes statt des eigenen Pferdes des Helden, s. Nr. 32. — Den Getöteten und Zerstückelten im Sack aufs Pferd binden und dieses davonjagen, s. Nr. 15, 34. — »Ach, ich habe schwer geschlafen«, s. Nr. 8. — Die Strafe der Mutter ist hier eine andere als in Nr. 15. — Gefäß voll Tränen weinen, s. Nr. 9.

Quelle: Miklosich 5. 309 f. Die Erzählung ist eine variierte Episode aus dem Brüdermärchen: K. H. M. 60. B.-P. 1, 528, s. Nr. 37. Hier ist an die Stelle des Zwillingsbruders die Mutter getreten. Diese sagt dem Sohn sein Schicksal voraus: er werde nicht von der Hand eines Helden, sondern eines Schwächlings sterben. — Schicksalsorakel, s. Nr. 37. — Drei Drachen, jeder mit größerer Zahl von Köpfen, getötet: beachtenswert ist, daß die drei neben den Leichnamen aufgestellten Fahnen wiederum die Farben



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Rot, Schwarz, Weiß tragen, s. Nr. 33. — Wie der Tschutilla ohne Hände dem Helden den Hals abschneiden kann, ist ein Geheimnis des Erzählers. Das Fehlen der Hände soll die außerordentliche Schwäche des Tschutilla dartun. — Zu dem wiederbelebenden Blatte der Schlange, s. K. H. M. 16. »Die drei Schlangenblätter«: B.-P. 1, 128. — Schlußformel, s. Nr. 9.Quelle: Miklosich 5. 324 f. Typus: Versprechen eines Kindes, von dessen Geburt der Vater noch nichts weiß, an den Dämon, der ihm geholfen hat, s. Nr. 50; B.-P. II, 329, 483, 484. — Unlösliche Aufgaben des Dämons (Vernichtungsaufgaben) mit zauberkundiger Hilfe der Tochter des Teufels und durch ihr gehorchende Tiere gelöst, s. Nr. 3. — Magische Flucht zunächst mit Vortäuschung von Truggestalten, B.-P. 1, 442, dann durch Bereitung von Naturhindernissen, B.-P. II, 140 (Kamm = Wald; Stein Fels; Lappen = großes Wasser), s. Nr.9, 22. — Vergessene Braut, s. Nr. 33; B.-P. 1, 498; II, 527. — Heraussuchen der Geliebten aus einem Kreise ganz gleich aussehender Mädchen, s. Nr. 66; B.-P. II, 28, 29. Nach Siuts, Jenseitsmärchen 5. 300, Anm. 1, ist diese Aufgabe nicht zu den Hadesarbeiten zu rechnen, sondern ein alter Verlobungsbrauch, der noch heute im Schwange ist; Nachweise dort. — Durch einen falschen Rat den Dämon in den Fluß locken, so daß er ertrinkt, ist ein häufig in Ogermärchen erscheinendes Motiv. — Ringhälfte im Becher als Erkennungszeichen, s. Nr.9.Quelle: Miklosich 5. 306 f. Die Einleitung des Märchens erzählt die Gewinnung des helfenden dämonischen Pferdes und verwendet als Motiv die Auswahl des minderwertigen Füllens als Lohn des Helden, s. Nr. 16. Es geht dann in den feststehenden Typus des Märchens von »Ferenand getrü und Ferenand ungetrü«, K. H. M. 126. B.-P. III, 18 (s. Nr. 65) über. Der Besitz der Feder erweckt den Neid der Brüder, und dieser veranlaßt sie, den Dienstherrn zur Stellung von unlösbaren Aufgaben für den Helden zu bewegen; vgl. Nr. 3. — Eingeschoben ist das Motiv der Vertauschung der Kopfbedeckungen der Brüder mit denen der Töchter der Zaubenn, s. Nr. 4, 42. — Diese mit Hilfe des Pferdes gelösten Aufgaben steigern sich bis zur Herbeiholung der wilden in der Donau lebenden Jungfrau. Entführung derselben nach listiger Versetzung in Betrunkenheit, s. Nr. 6, Nr. 42 (Heiliger der Blumen). — Es folgen die von der Donaujungfrau nachgeschobenen Aufgaben, die Meerpferde aus der Donau zu holen und die Aufgabe des Badens in siedender Stutenmilch (Trugheilung); B.-P. III, 33. — Selbstverwandlung in einen Floh durch Sichüberschlagen, s. Nr. 13.

Nach B.-P. III 30 ist der Name des Helden wohl entstellt aus dem russischen »Tromsyn« Dreisohn. — Schlußformel, s. Nr. 9.

Quelle: D. F. de l'Hoste Ranking, J. G. L. 5., N. 5. IV (1911), 5. 209 f. Das Märchen ist eine von den Zigeunern erfundene Sage, und zwar, wie sein Inhalt ergibt, von Zeltzigeunern, also umherziehenden, in Zelten wohnenden Zigeunern; es behandelt die Heirat des heiratslustigen Mädchens mit einem Manne, der sich als der Teufel (der Dämon, böse Geist) erweist. Das Mädchen merkt dies erst zu spät, nachdem der Teufel es ohne Hochzeitsfeier geheiratet hat, an den kleinen Hörnern auf den Köpfen der Kinder in der Zeltniederlassung des Mannes. Durch einen beschleunigten Besuch bei ihren Eltern, zu dem sie den Teufel überredet, weiß sie sich



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von dem Manne frei zu machen. Varianten in Europa zu dieser mehr eine Sage als ein Märchen bildenden Erzählung sind mir unbekannt, dagegen sind Erzählungen des Inhalts, daß allzu eigenwillige Mädchen, die den Brauch, daß der Vater den Gatten bestimmt, verschmähen und sich selbst den Gatten wählen, unwissend einen Dämon anstatt einen Menschen heiraten, an der Westküste Afrikas häufig. Bemerkenswert ist, daß der Teufel aus dem Hause des Schwiegervaters durch eine christliche rituelle Handlung, die Segnung des Zeltes durch den Popen, vertrieben wird, während die Erzählung im übrigen offenbar auf heidnisch mythologischen Vorstellungen beruht. Daß das Mädchen alsbald stirbt, bringt die Erzählung in Parallele mit Nr. 31.Quelle: Mündliche Erzählung des Zigeuners Franz Goi (Zigeunername: Nonoka), Pferdehändlers in Wandsbeck, aufgenommen und übersetzt von Dr. Aichele = »Vox« 1920, Heft 5/6, 5. 146f.: Zigeuner-Phonogramme. Einfaches Drachentötermärchen, zu dem nur zu erwähnen ist die Selbstverständlichkeit, mit der erzählt wird: »Dann wurde der Drachenschädel geöffnet und der Edelstein herausgenommen.« Also hat jeder Drache einen Edelstein im Schädel. Nach Benfey, Pantschatantra 1, S. 214, Anm. 1, glaubt man in Indien, daß die Schlangen, die sehr alt werden, im Alter von einigen hundert Jahren einen Edelstein von unschätzbarem Werte in ihrem Kopfe haben. — Typisch ist die Bescheidenheit des Zigeuners am Schluß der Erzählung, s. Nr. 43.Quelle: mündlich wie Nr. 56. Typus: Blaubartmärchen. K. H. M. 46: »Fitchers Vogel«, B.-P. 1, 398, insbes. 402. Der Schluß ist verschieden und das Zigeunermärchen hat die Besonderheit, daß es in ein christlich-katholisches Gewand gehüllt ist, wie es besonders häufig in den armenischen M. bei Wlislocki der Fall ist. Die christliche Übertünchung ist erkennbar späteren Datums, sonst wäre es unverständlich, wieso durch das Feuer hinter der verbotenen Tür, Nr. 51, 59 (dem Höllenfeuer oder dem Fegefeuer, 1. Z. des Textes 5. 246: »sie sollten leben, solange die Welt bestehe«) der Pelz versengt, die beiden älteren Schwestern aber nicht vernichtet werden, sondern von der jüngsten lebend daraus herausgezogen werden. — Die Täuschung des Ogers durch eine Puppe, die die Entflohene darstellen soll, ist ein bei der magischen Flucht (s. Nr. 9) vielfach verwandtes Motiv. B.-P. 1, 501, Anm. 1. II, 56. Die Christianisierung des Märchens tritt auch darin zutage, daß der verfolgende Teufel nicht in das Haus des Schwiegervaters hereinkommen kann, weil es rings umher mit Weihwasser besprengt ist. In den armenischen M. bei Wlislocki wird einmal Weihwasser benutzt, um den abgelegten Balg eines verzauberten Tiermenschen zu vernichten, während dies sonst regelmäßig durch Verbrennen geschieht.Quelle: mündlich wie Nr. 56. Typus: K. H. M. 81: »Bruder Lustig«; B.-P. II, 149. Die Version entstammt einer katholischen Gegend, denn die Magd des Gutsherrn beteuert die Wahrheit ihres Berichtes bei »Gott und der Mutter Gottes«. — »Als das Mädchen nun hinging und die Ofentür öffnete, sah sie die beiden auf Stühlen sitzen und ihre lange Pfeife rauchen« = Motiv der Männer im feurigen Ofen, s. Nr. 72. — Der Zug, daß der Zigeuner auch noch am Galgen das gegessene Gänsebein ableugnet, dann aber im Hinblick auf das Geld eingesteht, fehlt hier. Dadurch, daß



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der Zigeuner auch noch angesichts dieses dritten Geldhaufens leugnet, erhält das Märchen keinen befriedigenden Schluß, vielleicht aber ist es eine unbewußte Selbstcharakteristik der Zigeuner. — Selbstverwandlung durch Sichüberschlagen, s. Nr. 13.Quelle: mündlich wie Nr. 56. Typus: Schwanenjungfraumärchen, s. Nr. 3; in den Einzelmotiven am ähnlichsten K. H. M. 57: »Der goldene Vogel«, B.-P. 1, S. 503, doch zieht hier der Held nicht aus, um den goldenen Vogel, sondern um die Braut zu suchen. — Das Jenseits, in dem die Dämonin wohnt, ist hier als Himmel bezeichnet, wie in Nr. 57 der Teufel sein Schloß im Himmel hat. — Dreinächtliches Bewachen des Birnbaums, s. Nr. 20. — Wanderung in eisernen Stiefeln (hier zweimal verwandt, das zweite Mal in Verbindung mit einem eisernen Wanderstab), s. Nr. 9. — Alter Mann = Hilfsdämon, s. Nr. 15. — Wegnahme des Hemdes der Badenden: daß es sich hier um das Schwanjungfraumotiv handelt, ergibt sich daraus, daß von einem »Fliegen« der Mädchen gesprochen wird. Vgl. K. H. M. 49, wo das übergeworfene Hemd in Schwäne verwandelt. Das Hemd fliegt der Besitzerin, die das verbotene Zimmer (s. Nr. 51, 57) öffnet, von selbst entgegen, teilt also die übernatürliche Natur der Eigentümerin. — Ausgehängte Fahnen (hier wiederum schwarz und rot, s. Farben, Nr. 33) als Wahrzeichen des Glücks oder Unglücks, vgl. K. H. M. 9; B.-P. 1, 71, Anm. 1. Das Motiv ist hier nicht recht am Platze, da die eine Eventualität, das Ausstecken der roten Fahne, infolge der Flucht der Frau fortfällt. —Um Wunschdinge (s. Nr. 14) streitende Räuber (s. Nr.27), hier nur eins erwähnt, der Flugsattel. — Der Rest des Märchens ist ein Ogertypus (Besuch im Hause des Ogers) mit seinen regelmäßigen Einzelmotiven. — Antworten aus den leeren Räumen auf die Fragen der Hexe. Was das Motiv hier soll, ist nicht recht verständlich, es erinnert an das Antworten lebloser Gegenstände für den Gesuchten, denen er durch Anspeien seine Seele eingeflößt hat. — Mit der Flucht der Gatten auf dem Flugsattel in die Heimat des Helden ist das Märchen eigentlich zu Ende. Der Erzähler ist sich aber instinktiv bewußt, daß zu diesem Typus der Ogermärchen auch das Motiv der magischen Flucht (s. Nr. 9) gehört, und pfropft dieses in der Form der Truggestalten unpassenderweise noch auf das Märchen. — Das Platzen der Hexe ist eine regelmäßige Todesform des Dämons, hier durch das Austrinken des Teiches gut motiviert. Zugleich ist das Platzen der Hexe zur Auflösung des Verschlingungsmotivs benutzt, insofern die Verschlungenen aus dem Bauche des Dämons lebend und unversehrt wieder herauskommen, vgl. (M. d. W.) Stroebe, Nordische Volksm. 1, 5. 162 Nr. 37: »Der Wolf«, und II, 5. 167 Nr. 30: »Die Katze, die so viel fressen konnte«.Quelle: mündlich wie Nr. 56. Die Erzählung ist eine Variante von dem Schwank K. H. M. 61: »Das Bürle«, B.-P. II, 1. Die Motive (Gaunerstreiche) sind lose aneinandergereiht und durch die - nur teilweise durchgeführte - Gleichheit der betrogenen Personen verbunden. Am ähnlichsten ist die Variante bei Zingerle, K. und H. M. aus Tirol 3 5. 415, die aber mit dem Motiv 1 von B.-P. schließt. Von den Motiven in K. H. M. 61, B.-P. II, 10, enthält unser Schwank die Motive D: Hut, der den Wirt bezahlt; G': Rute, die den angeblich toten Mann erweckt, an das dann das



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Motiv der mißlungenen Heilung der kranken Königin geknüpft ist; G 2 : Tote Frau nochmals getötet und vom vermeintlichen Mörder bezahlt. H: Befreiung aus dem Sacke durch Tausch mit einem Hirten, s. Nr. 70; 1: Tod der Mörder, die sich gleichfalls Vieh aus dem Wasser (oder aus der andern Welt) holen wollen. Die Motive folgen sich hier in der Reihenfolge: D, G', H, G 2 , 1. —Vertauschung der Bettplatze, B.-P. 1, 500 und 624, Anm. 1. — Die Wette, wer am frühesten des Morgens aufstehen oder wer am längsten wachen kann (s. Nr. 62), ist sehr häufig in den Märchen, auch in den malaiischen und afrikanischen. — Die damit verbundene obszöne Erzählung von dem Pfarrer und seiner Magd findet sich ausführlicher bei Wisser, Plattdeutsche M. (M. d. W.) 5. 119 und für Oldenburg bei Strackerjahn, Aberglaube und Sagen II, 5. 287, § 615, k. — Eine Variante der südungarischen Zigeuner mit anderem Anfang und anders geordneten Motiven s. bei Wlislocki, Volksdicht. der siebenbürg. und südung. Zig., S. 391. Er weist darauf hin, daß ein Mädchen der transsylvanischen Zigeuner ähnlich sei.Quelle: mündlich wie Nr. 56. Ein nicht nur von den Zigeunern erzähltes, sondern dem Charakter ihres Volkes genau angepaßtes Märchen. Es ist ganz vortreiflich geschildert, wie unglücklich und unbehaglich sich der Zigeuner in seiner Stellung als »Kronprinz« fühlt. Beachtung verdient die Brautwettformel (s. Nr. 35): Wer die Birne vom Baum wirft, soll Thronfolger werden und die Prinzessin zur Frau erhalten. Bemerkenswert ist auch, daß der Zigeuner die Prinzessin eine »Deutsche« nennt. Das bedeutet hier ebenso wie in Nr. 23 zunächst nur »Nicht-Zigeunerin«; ob auf die Wahl des Volksstammes auch der Ort des Erzählens Einfluß hatte, mag dahinstehen. —Schlußformel, s. Nr. 9.Quelle: mündlich wie Nr. 56. Märchentypus: Aarne Nr. 935. Zigeunervarianten sind mir unbekannt. Das gleiche Märchen in (M. d. W.) Zaunert, Deutsche M. seit Grimm 5. 71: »Der Grafensohn«; s. auch für Hannover: Wilhelm Busch, Ut Mer Welt Nr. 21. Die Unterweltfahrt (s. Nr. 15) fehlt bei Busch, wird aber in anderer Form bei Zaunert erzählt. — HeIfender Dämon, hier eine Greisin, s. Nr. 15. — Die zwei Verschlingung drohenden Riesen, zwischen denen der Held hindurchspringen muß, sind Unterweltswächter; Symplegadenmotiv, s. Nr. 8, 15. — Verzauberung und Erlösung der Prinzessin erinnern an das Märchen: »Die Prinzessin im Sarge« = »Die Leichenfresserin«, B.-P. III, 531 Nr. 219, s. Nr. 21. — Das Ablocken der drei Ringe (unlösliche Aufgabe s. Nr. 3) bricht zugleich die dämonische Kraft der Prinzessin und befreit diese aus der Unterwelt (»ich habe keinen Mut mehr«). Auffallend ist, daß der König den Helden nicht mit der Befreiung der Prinzessin, sondern nur mit der Herbeischaffung ihres kleinsten Ringes beauftragt. Dieser spielt freilich bei den Vorgängen in der Räuberspelunke eine Rolle. — Frau, die in Männerkleidung auszieht, ihren verlorenen Mann zu suchen, s. Nr. 49.

Die Formel, entweder den Ring bringen oder das Leben hergeben, ist ursprünglich wohl eine Brautwettformel, bei der der Held sein Leben gegen die Hand der Prinzessin einsetzte. Es mag sich dabei ursprünglich um wirkliche körperliche Wettkämpfe zwischen Freier und Mädchen gehandelt haben (s. Nr. 14, 24), wie sie teilweise noch bei den Primitiven



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in der Südsee vorkommen. In einer späteren Periode mögen an deren Stelle Heldenproben, vom Brautvater verlangt, oder Geschicklichkeitskämpfe mit den anderen Freiem oder mit der Braut, wie Wettlaufen (s. Nr. 72), Wettspringen (s. Nr. 35), Wettessen (s. Nr. 62), Wettwachen (s. Nr. 60) usw. getreten sein und in einer noch späteren Kulturperiode Scharfsinnswetten (s. Nr. 19) und Rätselwetten; Wundt V! 5. 151 f. Das Märchen hat dabei den Einsatz des Lebens oder des Duldens besonderer Grausamkeiten festgehalten. Die Zahl 3 und deren Produkte liegen auch in diesem Märchen allen vorkommenden Zahlen zugrunde, s. Nr. 42. — Schlußformel, s. Nr. 9.

Quelle: mündlich wie Nr. 56. Erkennbar eine Erzählung echt zigeunerischer Erfindung. Der Frau des zu Gefängnis verurteilten Zigeuners gelingt es, eine Schlange listig zu töten und damit einen verrufenen Weg dem Verkehr wiederzugewinnen. Die Erzählung schildert die Bescheidenheit des daraufhin freigelassenen Mannes, der als Lohn für die Tat seiner Frau weiter nichts als eine Pfeife und ein Paket Tabak sich wünscht. Die Pointe liegt im vorletzten Satz. Mehr Sage mit dem mythischen Zug der Schlange im Brunnen als Märchen.Quelle: John Sampson, J. G. L. 5., N. 5. 1, 5. 114 f. Auch dieses Märchen ist trotz seiner einfachen Struktur anscheinend unvollständig und nicht gut erzählt. Das Einleitungsmotiv, daß Mädchen bis zum Eintritt der Pubertät oder bis zu einem bestimmten Alter oder auch nach Eintritt der Pubertät in festem Gewahrsam gehalten und nicht ins Freie gelassen werden, ist ein oft wiederkehrendes. Regelmäßig ist die Folge der Verbotsübertretung das Geraubtwerden durch Dämonen. Diese werden hier, wie das Haus mit den 24 Türen hintereinander andeuten mag, durch die Räuber repräsentiert. Das Land der Räuber, das Jenseits in Gestalt des Räuberhauses im großen Walde, ist durch ein großes Wasser vom Diesseits getrennt. Bemerkenswert und möglicherweise auf die Totenwelt hindeutend ist, daß der Maler das Mädchen gänzlich unbekleidet (s. Nr. 32) vorfindet. Die Befreiung des Mädchens ist in einfacher Form erzählt. Zu der Verhetzung der beiden Räuber gegeneinander ist der gleiche Zug in K. H. M. 20: »Das tapfere Schneiderlein«, B.-P. 1, 148 zu vergleichen. Eine zigeunerische Erzählung dieses letzteren Märchens s. »Vox« 1920 Heft 5/6, 5. 149 (Aichele: Zigeuner-Phonogramme). — Schlußformel, s. Nr. 9.Quelle: John Sampson, J. G. L. S., N. 5. 1, 5. 150 f. Zigeunerisch aus Wales; Titel wie im Original = K. H. M. 126: »Ferenand getrü und Ferenand ungetrü«. B.-P. III, 18, s. Nr. 54. — Helfender Dämon = alter Mann (s. Nr. 15), der sich je nach den Umständen in ein Pferd oder in ein »Schiff auf hoher See« verwandeln kann. Die Verwandlung geschieht hier nicht durch Sichüberschlagen, sondern durch Aussprechen einer Wunschformel abseiten des Helden. — Gewinnen weiterer Helfer in Gestalt des Fischkönigs und eines Riesen, denen der Held zuvor Hilfe leistet. — Die schimmernde Feder (B.-P. III, 18, Motiv B) wird hier vom Helden nicht gefunden, sondern drängt sich dem Helden geradezu auf. — Von Neidern veranlaßte unerfüllbare Aufgaben (Vernichtungsaufgaben), s. Nr. 54. — Die Entführung der Dame (s. Nr. 6) geschieht hier durch Locken auf ein Kaufmannsschiff zwecks Besichtigung der kostbaren Seidenstoffe. —



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Ins Meer geworfenen Schlüssel wiederschaffen, s. Nr. 34. Schlußformel, s. Nr. 9.Quelle: John Sampson, J. G. L. S., N. S. 1, S. 259 f. — Typus: Glasbergmärchen (Erlösung der verwünschten Jungfrau durch den Helden). — »Der grüne Mann, der in Nirgendland wohnt« ist der Teufel oder ein Dämon. Über die grüne Farbe vgl. Nr. 33. — Kartenspiel ums Leben mit dem Teufel, vgl. dazu Nr. 47 (Glückspiel mit der Jungfrau um ihre Hand). — Zu den drei alten Schwestern ( Hilfsdämonen, s. Nr. 15), deren jede älter als die vorhergehenden ist und über einen größeren Teil der Welt herrscht, vgl. K. H. M. 93: Die »Rabe«; B.-P. II, S. 335, Motive D1 D2 D3 und K. H. M. 193; B.-P. III, S. 407, Motiv Ci. — Weg weisendes Knäuel, B.-P. 1, 434 (und 1, 217. Wenzig, Westslaw. Märchenschatz, Leipzig 1857, 1870, S. 107), s. Nr. 13. — Dämonisches Pferd leihen an Stelle des eigenen des Helden, s. Nr. 32. — Schwanjungfraumotiv (Gewinnen der Hilfe der Tochter des Teufels), s. Nr. 3, K. H. M. 193; B.-P. III, 406. — Unlösliche Aufgaben (Augiasstall reinigen, Siuts a. a. 0. 5. 300, § 581, Bäume bis Mittag fällen, Scheune bauen mit einem Dach, bestehend aus je einer Feder von jedem Vogel, s. Nr. 9, Vogelei vom Berge in der See holen, vgl. Nr. 3). — Heraussuchen der Braut aus dem Kreise ihrer gleichen Schwestern (hier in Vogelgestalt), s. Nr. 53; B.-P. II, 28. — Schlußformel, s. Nr. 9.Quelle: John Sampson, J. G. L. S., N. S. II, 5. 53 f.; Erzähler der Zigeuner Matthew Wood, on the banks of Tal-y-Llyn Lake. Typus: »Meister aller Meister« und »Der Schmied von Jüterbog«. Verbindung verschiedener Schwankmärchen. 1. Wunderbares Beschlagen eines Pferdes. II. Jungglühen alter Personen. III. Wundersame Heilung des großen Herrn durch den kleinen Burschen ohne Schuhe, der hier an Stelle des hi. Petrus auftritt. IV. Kampf im Zaubern des kleinen Burschen mit einem großen Zauberer. V. Gewährung dreier Wünsche an den alten Schmied durch eine Alte und Festbannen des Teufels. — Zu vgl. ist K. H. M. 147: »Das junggeglühte Männlein«, B.-P. III, 193 und Dähnhardt, Natursagen II, 5. 154, Kapitel 11: »Das Jungschmieden und die Entstehung der Affen.« — K. H. M. 82: »Der Spielhansel«, B.-P. II, S. 163, insbes. 5. 173 über den Schmied von Jüterbog. — Zu dem Wettkampf der beiden Zauberer (hier nicht Verwandlungswettkampf wie oben Nr. 39), s. B.-P. II, 67. — Schlußformel, s. Nr. 9.Quelle: John Sampson, J. G. L. S., N. 5. II, S. 144 f. (Erzähler derselbe wie Nr. 67.) Titel des Orig.: »21/2 penny«, weil nach Meinung der Zigeuner der Zwerg nicht größer war als diese Münze. Typus: K. H. M. 91: »Dat Erdmänneken«, Variante mit Auslassung des Verrates der Brüder und anderem Schluß; s. Nr. 16. Statt des Verrates der Brüder vergißt der Held das Signal zum Hinaufziehen. — Erlebnis mit dem kleinen Männchen in der Vorhölle, s. Nr. 45. Der bisher feindliche kleine Mann zeigt sich in der Unterwelt plötzlich hilfsbereit. — Auswahl des unscheinbaren (»rostigen alten«) Schwertes, s. Nr. 16. — Das Motiv des kupfernen, silbernen, goldenen Schlosses ist ein häufig wiederkehrendes (zu »kupfern« vgl. Nr. 20). — Das Motiv des tragenden Vogels, s. Nr. 36, ist dahin abgekürzt, daß der Held von dem kleinen alten Manne hinaufgetragen wird, doch ist beibehalten, daß zu dessen Stärkung viel Fleisch mitgenommen



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wird, das der Held noch ergänzt durch Fleisch aus seinem eigenen Bein. v. Hahn, Griechische und albanische Märchen S. 208, Anm. zu Nr. 15 will in dieser Hergabe eigenen Fleisches einen Totenzoll, der dem Wesen der Unterwelt zu entrichten ist, erkennen. — Schlußformel, s. Nr. 9.Quelle: John Sampson, J. G. L. S., N. S. II, S.233 f. (Erzähler derselbe wie in Nr. 67.) Typus: »Der Hasenhüter« als Episode in K. H. M. 165: »Der Vogel Greif«, B.-P. III, 267, Motiv C; vollständig z. B. bei Asbjörnsen und Moe, Nordische Volks- und Hausmärchen, dtsch. von Pauline Klaiber 1, 5. 90: »Wie der König seine Hasen hüten ließ«. — Großer Kuchen mit Verdammnis und kleiner Kuchen mit Segen; B.-P. 1, 214, Anm. 1, s. auch Kellner, Engl. M. (nach Jacobs) 5. 40: »Der rote Ettin« (ganzer Kuchen mit Fluch, halber mit Segen), (schottisch) Campbell, Popular Tales of the West Highlands p. 220, XIII; Gunkel, Das M. im Alten Testam. S. 100/101 und dazu 5. Mos. Kap. 11, V. 26-28. Die Wahl zeigt die Gesinnung des Wählenden, die beiden älteren Brüder wählen falsch, der beste, jüngste richtig. — Wasser im Sieb holen. B.-P. 1, 5, Anm. 1, 215, Anm. 2, s. Kellner a. a. 0.; die Aufgabe kommt auch als Quälaufgabe vor (M. d. W.) Hambruch, Malaiische M. 5. 112 f. (115) Nr. 32. — Hilfreicher Dämon = kleine alte Frau (s. Nr. 15), die dem Hasenhüter die silberne Zauberflöte schenkt. — Der Schluß des Märchens weicht von den gewöhnlichen Versionen ab. — «Da weissagte die alte Frau ihm Glück«, erinnert daran, daß der Erzähler ein Zigeuner ist. — Schlußformel, s. Nr. 9.Quelle: John Sampson, J. G. L. S., N. S. III, 5. 17 f. (Erzähler derselbe wie Nr. 67.) Episode aus K. H. M. 61: »Das Bürle«; B.-P. II, 1, insbes. 10 Motiv H, 18, s. Nr. 60. — Schlußformel, s. Nr. 9.Quelle: John Sampson, J. G. L. S., N. 5. IV, 5. 140 f. Typus: Frau-Holle-Märchen (Stiefmutter, gute Stieftochter, böse eigene Tochter), K. H. M. 24; B.-P. 1, 214. — Die drei aus dem Brunnen auftauchenden Eberköpfe: Jacobs, English Fairy Tales 1, p. 222, No. 43: »The three heads of the weil« = Engelmann, Eng!. M. 5. 237 Nr. XLIII: »Die drei Brunnenhäupter« = Kellner, Eng!. M. 5. 124: »Die Prinzessin von Colchester«. Die Häupter sind dort Menschenköpfe. Der Schluß ist dort anders. — Verwünschung der beiden Mädchen durch die drei lustigen Jünglinge: Parasitenmotiv, s. Nr. 12. Der Bösen werden Läuse angewünscht, der Guten goldenes Haar = Pechmarieken und Goldmarieken. — Aussetzung beider Stiefschwestern in einem Kasten auf dem Wasser, s. Nr. 24. — Conceptio magica (s. Nr. 16) und Geburt eines Monstrums (stummelschwänzige Henne) als hilfreichen Geistes, s. Nr. 15. Irgendein magisches Mittel der Konzeption wird nicht angegeben. — Schlußformel, s. Nr. 9.Quelle: John Sampson, J. G. L. 5. Third Series II, 5. 49 f. Typus: Gewinnung der Braut mit Hilfe von Personen mit wunderbaren Eigenschaften, s. Nr. 45. K. H. M. 71: »Sechse kommen durch die ganze Welt«; B.-P. II, 79 und Nr. 134: »Die sechs Diener«, B.-P. III, 84. Auch hier sind es sechs. Der Held, der »Frostbringer«, ist ebenfalls mit einer wunderbaren Eigenschaft begabt. Die übrigen fünf sammelt er nach und nach auf der Wanderung auf (Sammelmotiv). Das Motiv der Brautgewinnung durch Wettlauf (s. Nr. 62) ist hier weggefallen. Der Wettlauf findet mit einer alten Hexe statt. — Männer im feurigen Ofen, den der Frostbringer durch Verschieben



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seines Hutes kühl macht, s. Nr. 58. — Schiffbau; richtig lautet das Motiv: Bau eines Schiffes, das zu Wasser und zu Lande fährt; B.-P. II, 87, Motiv B und Anm. dazu.Quelle: John Sampson, J. G. L. S. Third Series II, 5. 145 f. — Episode aus K. H. M. 90: »Der junge Riese«, B.-P. II, 285. Der überstarke Junge richtet im Dienste des Gutsherrn durch seine ungeschlachte Kraft nur Schaden an. Das Motiv, daß er gegen eine Ohrfeige dient, die er dem Dienstherrn am Ende seines Dienstes geben will, fehlt hier; dafür ist das Motiv hinzugefügt, daß der Dienstherr gerne wissen möchte, woher der Starke seine Kraft hat, und dieser dem Herrn stillschweigend einen Knopf reicht und ihn dadurch in den Glauben setzt, daß in diesem die Kraft des Starken stecke. Ober den Ursprung der Kraft s. B.-P. II, 293 und oben Nr. 45, doch hängt die Kraft oft auch mit der Wirkung eines Talismans zusammen und geht mit seinem Verluste verloren, vgl. Müllenhoff, S., M. u. Lieder der Herzogtümer Schleswig-Holstein und Lauenburg, 1845, 5. 416, Nr. XI: »Das blaue Band« = (M. d. W.) Zaunert, Deutsche Märchen seit Grimm S. 250. — Schlußformel, s. Nr. 9. — Zu vgl. zu diesem Märchen ist Nr. 40, wo der Wahnsinnige dem Ochsen das Fell abzieht, da es nicht naß werden soll, und das rumän. Zigeunerin. in J. G. L. S. Third Series II, 5. 149, mitgeteilt von Dora E. Yates.
Copyright: arpa, 2015.

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