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DIE ERZÄHLUNGEN AUS DEN TAUSENDUNDEIN NÄCHTEN

VOLLSTÄNDIGE DEUTSCHE AUSGABE IN SECHS BÄNDEN

ZUM ERSTEN MAL NACH DEM ARABISCHEN URTEXT DER CALCUTTAER AUSGABE AUS DEM JAHRE 1839

ÜBERTRAGEN VON ENNO LITTMANN

BAND 6

IM INSEL-VERLAG


DIE GESCHICHTE VON KAMAR EZ-ZAMÂN UND SEINER GELIEBTEN

Einst lebte in alten Zeiten ein Kaufmann, 'Abd er-Rahrnân geheißen, den Allah mit einer Tochter und mit einem Sohne gesegnet hatte; er hatte der Tochter den Namen Kaukab es-Sabâh' gegeben, wegen ihrer hohen Schönheit und Anmut; dem Knaben aber den Namen Kamar



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ez-Zamân', da er auch über die Maßen schön war. Als er nun sah, wie sehr Allah die beiden geschmückt hatte mit Schönheit und Lieblichkeit, Anmut und Ebenmäßigkeit, fürchtete er, daß böse Blicke sie erspähten und Zungen der Neider ihnen ein Leids antäten, daß der tückischen Menschen Tücke und die List der Bösen sie berücke; deshalb verschloß er sie vierzehn Jahre lang vor den Menschen in einem Hause. und niemand sah die beiden als ihre Eltern und eine Sklavin. die bei ihnen ihren Dienst versah. Nun konnte der Vater den Koran hersagen, wie Allah ihn herabgesandt hatte, und desgleichen vermochte die Mutter ihn zu rezitieren; so lehrte denn die Mutter ihre Tochter, und der Mann lehrte seinen Sohn, bis die Kinder den Koran auswendig wußten. Ferner lernten die beiden von Vater und Mutter schreiben und rechnen und wurden in Gelehrsamkeit und feine Bildung eingeweiht, und sie bedurften keines Lehrers. Als aber der Knabe zum Manne herangereift war, sprach die Kaufmannsfrau zu ihrem Gatten: ,Wie lange noch willst du deinen Sohn Kamar ez-Zamân vor den Augen der Menschen verbergen? Ist er etwa ein Mädchen, oder ist er ein Jüngling?' ,Ein Jüngling', erwiderte er; und sie fuhr fort: ,Da er ein Jüngling ist, weshalb nimmst du ihn denn nicht mit dir zum Basar und lässest ihn im Laden sitzen, damit er die Leute kennen lernt und sie ihn erblicken, auf daß er unter ihnen als dein Sohn bekannt werde, und damit du ihn kaufen und verkaufen lehrst? Vielleicht kann dir einmal etwas widerfahren; dann wissen die Leute. daß er dein Sohn ist, und er kann seine Hand auf deine Hinterlassenschaft legen. Aber wenn du stirbst, wie es jetzt steht, und wenn er dann zu den Leuten sagt: ,Ich bin der Sohn des Kaufmanns 'Abd er-Rahmân', so werden sie ihm nicht glauben, sondern sprechen: ,Wir haben dich nie gesehen, und



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wir wissen auch nicht, daß er einen Sohn hatte'; und dann wird die Obrigkeit deine Habe einziehen, und dein Sohn wird mittellos dastehen. Ebenso steht es mit unserer Tochter; ich will sie unter den Leuten bekannt machen, auf daß einer, der ihr ebenbürtig ist, um sie wirbt und wir sie mit ihm vermählen und unsere Freude an ihr haben.' Er gab ihr zur Antwort: ,Ich bin um die beiden besorgt wegen der Augen der Menschen.'——«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 964 Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Kaufmann seiner Frau, als sie so zu ihm gesprochen hatte, zur Antwort gab: ,Ich bin um die beiden besorgt wegen der Augen der Menschen; denn ich habe sie lieb, und die Liebe wird immer von eifersüchtiger Sorge geplagt, wieso schön der Dichter dieser Verse sagt:

Um dich bin ich voll Eifersucht auf meinen Blick,
Auf mich, auf dich, auf deine Stätte und die Zeit.
Und schloß ich dich auch ganz in meine Augen ein,
Ach, deine Nähe würde mir doch niemals leid.
Ja, wäre ich auch jeden Tag mit dir vereint,
Es wär mir nie genug in alle Ewigkeit.'

Da sprach seine Frau zu ihm: ,Vertraue nur auf Allah! Denn dem widerfährt nichts Arges, den Allah behütet. Nimm den Knaben noch heute mit dir zum Laden!' Darauf legte sie ihm die prächtigsten Gewänder an, so daß er die Beschauer durch seinen verführerischen Anblick erregte und die Herzen der Liebenden zu heißem Schmerz bewegte. Sein Vater also nahm ihn mit sich und führte ihn auf den Basar; und ein jeder, der ihn erblickte, ward von ihm bezaubert, trat an ihn heran, küßte ihm die Hand und begrüßte ihn. Sein Vater aber schalt die Leute, die ihm um der Neugier willen folgten. Da sagte wohl



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einer von den Leuten: ,Die Sonne ist daundda aufgegangen und scheint nun auf dem Basar.' Und ein anderer sagte: ,Der Vollmond geht jetzt in derundder Gegend auf.' Und ein dritter sprach: ,Der Neumond des Festes leuchtet herab auf die Diener Allahs.' In dieser Weise deuteten sie mit ihren Worten auf den Jüngling hin und segneten ihn. Seinen Vater aber überkam die Scharrt wegen des Geredes der Leute; doch er konnte keinen von ihnen hindern, zu reden. So schalt er denn die Mutter und hub an, ihr zu fluchen, weil sie es veranlaßt hatte, daß der Knabe ausging. Und als er sich dann umschaute, sah er, daß die Menschen sich hinter ihm und vor ihm zusammendrängten, während er dahinschritt, bis er den Laden erreichte. Dort öffnete er die Ladentür, setzte sich nieder und hieß seinen Sohn sich vor ihm niedersetzen. Darauf sah er sich von neuem nach den Leuten um und erkannte, daß sie die Straße gesperrt hatten; denn ein jeder, der vorbeischritt, mochte er kommen oder gehen, blieb vor dem Laden stehen und schaute sich das schöne Gesicht dort an und konnte sich nicht von ihm trennen. So sammelte sich um ihn von Frauen und Männern eine große Schar, und sie machten das Wort des Dichters wahr:

Du schufest die Schönheit für uns zur Verführung
Und sprachst: Meine Knechte, habt Ehrfurcht vor mir!
Doch du bist der Schöne, du liebst auch die Schönheit -
Wie wären denn lieblos die Knechte von dir?

Als nun der Kaufmann 'Abd er-Rahmân sah, wie die Menschen sich bei ihm zusammenscharten und in Reihen vor ihm standen, Männer und Frauen, um seinen Sohn anzustarren, kam große Verlegenheit über ihn; und er war ganz ratlos und wußte nicht, was er tun sollte. Doch ehe er sich dessen versah, kam von der anderen Seite des Basars ein Wanderderwisch des Wegs, ein Mann, der das Gewand der frommen Diener Allahs



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trug; der schritt auf den Jüngling zu, und er hub an, seine Litaneien zu singen und ließ einen Tränenstrom aus seinen Augen dringen. Doch als er Kamar ez-Zamân dort sitzen sah, an Schönheit reich, einem Weidenzweige auf einem Safranhügel gleich, begann er in noch heftigere Tränen auszubrechen und die Verse zu sprechen:

Ich sah ein Reis auf einem Hügel sprießen,
Dem Vollmond gleich in seinem hellen Schein.
Ich rief: ,Wie heißt du?' Und es sagte: ,Perle.'
Ich sprach: ,Für mich? Für mich?' Es rief: ,Nein, nein!''

Darauf schritt der Derwisch langsam hin und her, indem er mit seiner rechten Hand über sein graues Haar strich, und die Menge wich aus Ehrfurcht vor ihm mitten auseinander. Doch als er den Jüngling wieder anschaute, verwirrten sich ihm Blick und Verstand, und es schien, daß der Dichter für ihn diese Worte erfand:

Als jener schöne Knabe dort im Hause weilte,
Und als der Festesmond' aus seinem Antlitz schien.
Da kam ein würdevoller alter Mann des Weges,
Und Ruhe und Bedächtigkeit erfüllte ihn,
An ihm ward der Entsagung Spur geschaut.
Er hatte Tag und Nacht das Liebesspiel gekostet,
Er tauchte in des Guten und des Bösen Reich.
Den Frauen und den Männern hatt er sich ergeben;
Er ward an Hagerkeit dem Zähnestocher gleich
Und ward ein alt Gebein, bedeckt von Haut.
Er war in jener Kunst ein Mann von Art der Perser,
Der Alte, dein zur Seite sich ein Knabe fand.
In Frauenlieb war er ein Mann vom Stamm der Asra'. In beiden Dingen kundig und von Lust entbrannt:
Ihm waren Zaid und Zainab' gleich vertraut.



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Zur Schönen zog es ihn, er liebte heiß die Schöne;
Des Lagers Spur beweinte er, von Schmerz erregt.
Ob seiner großen Sehnsucht glich er einem Ase,
Der sich im Frühlingswinde hin und her bewegt.
Von harter Art ist, wem vor Tränen graut.
Er war erfahren in der Wissenschaft der Liebe
Und spähte wachsam aus für sich zu jeder Zeit.
Er wandte sich zu allem, Leichtem oder Schwerem;
Und schlang die Arme um den Knaben und die Maid.'
Zu alt und jung war ihm die Liebe traut

Dann trat er nahe an den Jüngling heran und gab ihm eine Wurzel des Basilienkrauts; sein Vater aber streckte seine Hand in die Tasche und holte für den Frommen heraus, was er an Dirhems bei sich hatte, indem er sprach: ,Nimm, was dir das Glück beut, o Derwisch, und geh deiner Wege!' Jener nahm die Silberlinge von ihm hin und setzte sich auf die Bank vor dem Laden, dem Jüngling gegenüber, und er begann ihn anzustarren und zu weinen, so daß ein Tränenstrom gleich einer sprudelnden Quelle aus seinen Augen drang, während sich Seufzer auf Seufzer seiner Brust entrang. Da begannen die Leute ihn anzuschauen und ihm Vorwürfe zu machen; einige sagten: ,Alle Derwische sind doch unzüchtige Kerle', und andre: ,Wahrlich, das Herz dieses Derwisches ist in Liebe zu dem Jüngling entbrannt.' Als nun der Vater dies sah, hub er an und sprach: ,Auf, mein Sohn, wir wollen den Laden schließen und nach Hause gehen; heute ziemt es uns nicht, Handel zu treiben. Allah der Erhabene vergelte deiner Mutter, was sie uns angetan hat; denn sie hat all dies veranlaßt!' Dann fuhr er fort: ,Derwisch, erhebe dich, damit ich den Laden schließen kann!' Da stand der Derwisch auf; der Kaufmann aber schloß seinen



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Laden, nahm seinen Sohn und ging fort. Doch der Derwisch und die Leute folgten den beiden, bis sie ihr Haus erreichten. Nachdem der Jüngling in die Wohnung hineingegangen war, wandte der Kaufmann sich nach dem Derwisch um und fragte ihn: .Was willst du, Derwisch? Und weshalb seh ich dich weinend' ,Lieber Herr,' erwiderte jener, ,ich möchte heute nacht dein Gast sein; und ein Gast ist der Gast Allahs des Erhabenen.' Der Kaufmann sagte darauf: ,Willkommen sei der Gast Allahs! Tritt ein, Derwisch!' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 965. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Kaufmann, der Vater von Kamar ez-Zamân, als der Derwisch gesagt hatte: ,Ich bin der Gast Allahs', ihm erwiderte: ,Willkommen sei der Gast Allahs Tritt ein, Derwisch !'Bei sich selber jedoch sprach er: ,Wenn dieser Derwisch den Jüngling liebt und Schlechtes von ihm begehrt, so muß ich ihn heute nacht umbringen und heimlich begraben. Wenn aber keine Sünde in ihm wohnt, so soll der Gast erhalten, was ihm zukommt.' Dann führte er ihn zusammen mit Kamar ez-Zamân in einen Saal, nachdem er zuvor heimlich dem Knaben gesagt hatte: ,Mein Sohn, setze dich, wenn ich euch verlassen habe, dem Derwisch zur Seite und schmeichle ihm und scherze mit ihm! Wenn er dann etwas Schlechtes von dir verlangt, während ich euch von dem Fenster, das in den Saal führt, beobachte, so will ich über ihn herfallen und ihn umbringen.' Sowie nun Kamar ez-Zamân mit dem Derwisch allein in jenem Saale war, setzte er sich ihm zur Seite, und der fromme Alte schaute ihn an und begann wieder zu seufzen und zu weinen. Sooft der Jüngling zu ihm sprach, gab er ihm freundlich Antwort, doch dann zitterte er



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und schaute den Jüngling an und seufzte und weinte. Und als das Nachtmahl gebracht war, begann er zu essen, während seine Augen immer auf Kamar ez-Zamân gerichtet waren und unaufhörlich voll Tränen standen. Nachdem dann ein Viertel der Nacht vergangen und das Geplauder beendet und die Schlafenszeit gekommen war, sagte der Vater des Jünglings: ,Mein Sohn, widme dich dem Dienste deines Oheims Derwisch und handle ihm nicht zuwider!' Dann wollte er hinausgehen, aber der fromme Alte sprach zu ihm: ,Lieber Herr, nimm deinen Sohn mit dir oder schlaf mit uns!' ,Nicht doch.' erwiderte jener, ,sieh, mein Sohn soll bei dir schlafen; vielleicht verlangt deine Seele nach irgend etwas, dann kann er dir deinen Wunsch erfüllen und dir zu Diensten sein.' Darauf ging er hinaus und ließ die beiden allein; er setzte sich aber in ein anderes Gemach, von dem ein Fenster auf den Saal führte, indem die beiden waren.

Lassen wir nun den Kaufmann dort, und sehen wir, was der Jüngling tat! Der trat an den Derwisch heran und begann, ihm zu schmeicheln und sich ihm anzubieten. Aber der Alte ward zornig und sprach zu ihm: ,Was sind das für Reden, mein Sohne Ich nehme meine Zuflucht zu Gott vor dem verfluchten Teufel. O Allah, dies ist ein Greuel, der dir nicht gefällt. Entferne dich von mir, mein Sohn!' Darauf erhob sich der Derwisch von seinem Sitze und ließ sich in einiger Ferne von dem Jüngling nieder; doch der folgte ihm und warf sich auf ihn und sprach zu ihm: ,Weshalb, o Derwisch, willst du dir die Freude versagen, mich zu genießen, da doch mein Herz dich liebte' Nun ward der Derwisch noch heftiger ergrimmt, und er sprach: ,Wenn du dich nicht von mir zurückhältst, so rufe ich deinen Vater und sage ihm, was du da treibst.' Aber der Jüngling erwiderte ihm: ,Mein Vater weiß, daß ich von dieser



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Art bin, und es ist unmöglich, daß er mich hindern würde; also erfülle meinen Wunsch! Weshalb hältst du dich von mir zurück? Gefalle ich dir denn nichte' Darauf sagte jener: ,Bei Allah. mein Sohn. das tu ich nie, würde ich auch mit den scharfen Schwertern in Stücke geschlagen.' Und dann hub er an, das Dichterwort vorzutragen:

Mein Herz ist voller Liebe zu den Schönen allen,
Zu Knaben und zu Mädchen, und ich säume nicht.
Doch schau ich sie nur an des Abends und des Morgens:
Ich bin kein Wüstling, keiner, der die Ehe bricht.

Dann weinte er und sprach: ,Wohlan, öffne mir die Tür, auf daß ich meiner Wege gehen kann! Ich will nicht mehr an dieser Stätte ruhen.' Und alsbald sprang er auf; aber der Jüngling hängte sich an ihn und sagte: ,Schau doch mein strahlendes Gesicht und meiner Wangen rotes Licht, meines Leibes weiche Art und mein Lippenpaar so zart!' Dann enthüllte er ihm eine Wade, die den Wein und den Schenken beschämte; und er schaute ihn an mit einem lieblichen Blick, der den Zauber und den Zauberer bezähmte. Er war ja von so herrlicher Lieblichkeit und von so sanfter Zierlichkeit, wie ihm einer der Dichter die Worte geweiht:

Ich kann ihn nicht vergessen, seit er vor mir stand,
Mit einer Wade wie von Perlenglanz erfüllt.
Drum staunet nicht, wenn mir die Seele auferstand:'
Am Tag der Auferstehung wird das Bein enthüllt.'

Nun zeigte der Jüngling ihm gar seinen Busen und sprach zu ihm: ,Schau meine Brüste, sie übertreffen die Brüste der jungfrauen



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an Lieblichkeit, und mein Lippentau ist zarter als Zukkerkand an Süßigkeit. Drum laß ab von Entsagung und Enthaltsamkeit! Denke nicht mehr an frommes Leben und Gottergebenheit! Erfreu dich dessen, was ich dir bin, und nimm meine ganze Anmut hin! Fürchte ganz und gar nichts; denn du bist sicher vor allem Arg! Tu ab von dir dies schwere Blut; denn solche Gewohnheit ist nicht gut!' So zeigte er ihm seine verborgenen Reize und wollte ihn blenden, und er suchte durch zierliche Windungen die Zügel seines Verstandes zu wenden. Aber der Derwisch wandte sein Antlitz ab und rief: ,Ich nehme meine Zuflucht zu Allah. Schäme dich, mein Sohn. das ist ein sündiges Beginnen, darauf könnte ich nicht einmal im Traume sinnen.' Als der Jüngling ihn jedoch immer noch bedrängte, riß der Derwisch sich von ihm los, wandte sich in die Richtung nach Mekka und begann zu beten. Wie jener ihn beten sah, ließ er von ihm ab, bis er zwei Rak'as gebetet und zum Schlusse den Gruß an die Engel gesprochen hatte. Nun wollte er von neuem auf ihn zukommen; doch der Derwisch machte sich wiederum zum Gebet bereit und betete zwei Rak'as. Und das tat er auch noch ein drittes und viertes und fünftes Mal. Da sprach der Jüngling: ,Was soll dies Beten? Willst du auf den Wolken entweichen? Wenn du die ganze Nacht in der Gebetsnische bist, lässest du unser Glück verstreichen.' Und noch einmal warf sich der Jüngling auf ihn und küßte ihn auf die Stirn. Da sprach der Derwisch zu ihm: ,Mein Sohn, laß doch den Satan von dir weichen und widme dich dem Gehorsam gegen den Erbarmungsreichen!' Doch jener erwiderte: ,Wenn du nicht mit mir tust, was ich will, so rufe ich meinen Vater und spreche zu ihm: Der Derwisch will Schlechtes mit mir tun. Dann wird er über dich kommen und dich schlagen; dann werden dir deine Knochen in deinem



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Fleische zerbrochen.' All dies geschah, während der Vater mit eigenen Augen zuschaute und mit eigenen Ohren zuhörte; und so überzeugte der Kaufmann sich, daß in dem Derwisch keine Sünde wohnte. Und er sprach bei sich selber: ,Wäre dieser Derwisch ein verdorbener Mensch, so hätte er all dieser Drangsal nicht widerstanden.' Dabei fuhr der Jüngling immer fort in seinem Bemühen, den Derwisch in Versuchung zu führen; und soft jener sich zum Gebet bereit machte, unterbrach er ihn, bis der fromme Mann gewaltig gegen ihn ergrimmte und hart gegen ihn wurde und ihn schlug. Kamar ez-Zamân weinte, und da trat sein Vater zu ihm herein, wischte ihm die Tränen ab und tröstete ihn; zum Derwisch aber sprach er: .Bruder. wenn es so mit dir steht, weshalb weintest und seufztest du da, sooft du meinen Sohn anblicktest? Ist dafür ein Grund vorhandene ,Ja', erwiderte jener; und der Kaufmann fuhr fort: ,Als ich dich bei seinem Anblick weinen sah, faßte ich Argwohn wider dich, und ich befahl dem Jüngling also zu tun, um dich auf die Probe zu stellen. Ich hatte aber den Plan. über dich herzufallen und dich zu töten, wenn ich sähe, daß du Schlechtes von ihm verlangtest. Nun ich aber gesehen habe, wie du in Wirklichkeit gehandelt hast, weiß ich, daß du zu denen gehörst, die über die Maßen tugendhaft sind. Aber um Allahs willen, ich bitte dich, tu mir den Grund deines Weinens kund!' Da seufzte der Derwisch und sprach zu ihm: ,Lieber Herr, reiß eine vernarbte Wunde nicht auf!' Doch der Kaufmann bestand darauf: ,Du mußt es mir berichten.' So hub denn jener an: ,Wisse, ich bin ein Derwisch, der durch die Lande und Reiche der Welt seines Weges zieht und in den Werken des Schöpfers von Tag und Nacht eine Lehre für sich sieht. Es begab sich einmal, daß ich an einem Freitage in der Frühe die Stadt Basra betrat.' — —«



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Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 966. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Derwisch zu dem Kaufmann sprach: ,Wisse, ich bin ein wandernder Derwisch. Es begab sich einmal, daß ich an einem Freitag in der Frühe die Stadt Basra betrat; da sah ich die Läden offen, und in ihnen befanden sich alle Arten von Waren, Speisen und Getränken. Aber die Stadt war leer; kein Mann, keine Frau war in ihr, kein Mädchen und kein Knabe. Auf den Straßen und Basaren war kein Hund und keine Katze zu sehen; man hörte kein Geräusch, keinen Laut, kein freundliches Lebewesen ward geschaut. Darüber wunderte ich mich, und ich sprach: ,Wohin mögen wohl die Einwohner dieser Stadt mit ihren Katzen und Hunden gegangen sein? Was mag Allah mit ihnen getan haben?' Nun war ich hungrig, und ich nahm mir ein heißes Brot aus dem Ofen eines Bäckers; dann ging ich in den Laden eines Ölhändlers, bestrich das Brot mit geklärter Butter und Honig und aß es. Weiter begab ich mich zu einem Scherbettladen, und dort trank ich, was mir gefiel. Schließlich sah ich auch das Kaffeehaus offen, und so trat ich dort ein; da sah ich die Töpfe voll Kaffee auf dem Feuer stehen, aber niemand war dort. Ich trank, bis ich genug hatte, und sprach: ,Dies ist wirklich sonderbar! Es ist, als wäre der Tod über die Leute dieser Stadt gekommen und als wären sie alle zu dieser Stunde gestorben; oder als wären sie durch eine Gefahr erschreckt, die ihnen drohte, und wären geflohen, ehe sie ihre Läden hätten schließen können.' Während ich nun darüber nachdachte, hörte ich plötzlich, wie Trommeln geschlagen wurden, und in meiner Angst verbarg ich mich eine Weile. Dann spähte ich durch die Spalten und Ritzen und sah Mädchen kommen, so



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schön wie Monde, und die schritten durch den Basar dahin, je zu zweit, mit unbedeckten Häuptern und entschleierten Gesichtern; es waren vierzig Paare, im ganzen also achtzig Mädchen. Ferner sah ich eine Herrin, reitend auf einem Rosse, das kaum seine Füße vorwärts bewegen konnte, weil es so schwer beladen war, gleich seiner Herrin, mit Gold und Silber und Edelsteinen. Ihr Angesicht war ganz entschleiert, und sie war mit dem kostbarsten Schmuck und mit den prächtigsten Kleidern bedeckt; um ihren Hals trug sie ein Halsband aus Edelsteinen, und auf ihre Brust hing goldenes Geschmeide herab; um ihre Handgelenke lagen Spangen, die wie Sterne leuchteten, und um ihre Knöchel goldene Ringe, die mit Edelsteinen besetzt waren. Die Sklavinnen schritten vor ihr und hinter ihr, zu ihrer Rechten und zu ihrer Linken; und ihr voran ging eine Sklavin, gegürtet mit einem Schwert, dessen Griff aus einem Smaragd bestand und dessen goldenes Gehänge mit Juwelen besetzt war. Als jene Herrin in der Gegend vor meinem Versteck angelangt war, hielt sie den Zügel des Rosses fest und rief: ,Ihr Mädchen, ich höre ein Geräusch in dem Laden dort: durchforscht ihn, vielleicht ist einer darin verborgen, der uns beobachten will, während wir unsere Gesichter entschleiert haben!' Darauf durchsuchten sie den Laden gegenüber dem Kaffeehaus, in dem ich mich versteckt hielt. Da saß ich nun in meiner Angst und beobachtete, wie die Mädchen einen Mann herausholten und zu der Herrin sprachen: ,Gebieterin, wir haben dort einen Mann entdeckt, und hier steht er vor dir.' Alsbald rief sie der Sklavin, die das Schwert trug, zu: ,Schlag ihm den Kopf ab!' Die Sklavin trat an ihn heran und hieb ihm den Kopf ab; dann ließen sie den Leichnam am Boden liegen und zogen weiter. Als ich das sah, ward ich von Grauen erfüllt; dennoch war mein Herz von Liebe zu der jungen Herrin ergriffen.



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Nach einer Weile erschienen die Einwohner wieder, und jeder, der einen Laden besaß, trat in ihn ein; und die Leute schritten durch die Basare und sammelten sich um den Getöteten und schauten ihn an. Da schlich ich mich heimlich aus meinem Versteck hervor, ohne daß jemand auf mich achtete; aber die Liebe zu jener Herrin hatte mein Herz ganz gefangen genommen. Ich begann insgeheim nach ihr zu forschen; doch niemand konnte mir Auskunft über sie geben. So zog ich wieder fort von Basra mit einem Herzen, in dem die Liebe zu ihr heiß entbrannt war. Doch als ich diesen deinen Sohn sah, erkannte ich, daß er von allen Menschen jener Maid am meisten gleicht. Sogleich erinnerte er mich an sie, ja, er hat von neuem in mir das Feuer der Sehnsucht entfacht und in meinem Herzen die Glut der Leidenschaft zum Lohen gebracht. Dies istder Grund meines Weinens.' Dann fing er wieder heftig zu weinen an, wie kein Mensch bitterer weinen kann. Und er sprach: ,Lieber Herr, ich bitte dich um Allahs willen, öffne mir dir Tür, auf daß ich meiner Wege gehen kann!' So öffnete jener denn die Tür, und der Derwisch ging fort.

Wenden wir uns nun von ihm zu Kamar ez-Zamân! Als der die Worte des Derwisches hörte, ward seine Seele von Liebe zu jener Herrin ergriffen; da kam über ihn die Leidenschaft, und es regte sich in ihm der Sehnsucht heiße Kraft. Am nächsten Morgen sprach er zu seinem Vater: ,Alle Söhne der Kaufleute ziehen umher in der Welt, um zu erreichen, was ihnen gefällt; es gibt keinen unter ihnen, den sein Vater nicht mit Waren ausrüstet, so daß er mit ihnen reisen und durch sie Gewinn haben kann. Weshalb denn, lieber Vater, rüstest du mich nicht mit Kaufmannsgut aus, so daß auch ich damit auf Reisen gehen und mein Glück suchen kanne' ,Lieber Sohn,' erwiderte jener, ,solchen Kaufleuten fehlt es an Geld, und sie senden ihre



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Söhne aus, damit sie verdienen und Gewinn haben und irdisches Gut erwerben. Ich aber besitze viel Geld und Gut, und es verlangt mich nicht nach mehr. Wie sollte ich dich in die Fremde schicken, da ich mich nicht eine Stunde von dir zu trennen vermag, zumal du einzig bist an Lieblichkeit, Schönheit und Vollkommenheit und ich um dich besorgt bin?' Doch der Sohn entgegnete ihm: ,Lieber Vater, es ist nicht anders möglich, als daß du mich mit Waren ausrüstest, auf daß ich mit ihnen auf Reisen gehe; sonst muß ich, ohne daß du es weißt, entfliehen, sei es auch ohne Geld und ohne Waren. Wenn du also meine Sehnsucht stillen willst, so versieh mich mit Waren, auf daß ich hinausziehe und mir die Länder der Menschen ansehe.' Als nun der Kaufmann sah, daß der Jüngling sein Herz an das Reisen gehängt hatte, tat er das seiner Gattin kund, indem er zu ihr sprach: ,Dein Sohn wünscht, daß ich ihm Waren rüste, mit denen er indie Fremde ziehen möchte, wiewohl die Fremdlingsschaft nur Mühen schafft.' Seine Gattin gab ihm zur Antwort: ,Wie kann dir daraus ein Schaden erwachsen? Das ist doch die Gewohnheit der jungen Kaufleute; sie alle wetteifern um den Ruhm der Reisen und des Verdienstes.' Er sagte darauf: ,Die meisten Kaufleute sind arm und erstreben mehr Besitz; ich aber habe doch Reichtum in Fülle.' ,Zuwachs an Gut schadet nichts,' erwiderte sie. ,und wenn du es ihm nicht erlaubst, so werde ich ihm aus meinem eigenen Geld Waren verschaffen.' Doch der Kaufmann fuhr fort: ,Ich fürchte für ihn die Fremdlingsschaft, da sie doch nur arge Mühsal schafft.' Dem entgegnete sie: ,In der Wanderschaft liegt kein Verderben, wenn sie dazu dient, Gewinn zu erwerben. Wenn wir nicht einwilligen, so wird unser Sohn fortgehen, und wir werden ihn suchen und nicht finden: dann werden wir ins Gerede kommen bei den Menschen.' Der Kaufmann



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nahm den Rat seiner Frau an und versah seinen Sohn mit Waren im Werte von tausend Dinaren; die Mutter aber gab ihm dazu einen Beutel mit vierzig Siegelsteinen, kostbaren Juwelen, von denen ein jeder zum mindesten den Wert von fünfhundert Dinaren hatte, und sie sprach: ,Mein Sohn, hüte diese Edelsteine; denn sie werden dir von Nutzen sein!' So nahm denn Kamar ez-Zamân all das Gut und machte sich auf den Weg nach Basra. —

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 967. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß Kamar ez-Zamân all das Gut nahm und sich auf den Weg nach Basra machte, nachdem er die Edelsteine in einen Gürtel getan und sich den um den Leib gebunden hatte. So zog er denn immer weiter dahin, bis zwischen ihm und Basra nur noch eine Tagereise lag. Dort aber fielen die Beduinen über ihn her und plünderten ihn aus; und als sie seine Leute und Diener töteten, warf er sich unter die Erschlagenen und wälzte sich im Blut, so daß die Beduinen glaubten, er sei tot, und ihn liegen ließen, ohne daß einer näher an ihn heranging. Dann nahmen sie seine Güter und eilten davon. Nachdem aber die Räuber ihrer Wege gegangen waren, erhob sich Kamar ez-Zamân unter den Toten und schritt weiter; und nun besaß er nichts mehr als die Edelsteine, die in seinem Gürtel waren. Ohne Aufenthalt zog er dahin, bis er in Basra ankam. Nun traf es sich, daß der Tag seiner Ankunft ein Freitag war; und da war die Stadt menschenleer, wie es der Derwisch erzählt hatte. Er fand die Basare verlassen und die Läden offen, doch voll von Waren; so aß er und trank und schaute sich um. Während er das tat, hörte er plötzlich, wie die Trommeln geschlagen wurden; darum verbarg er sich



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in einem Laden, und dann kamen die Mädchen, und er sah sie an. Als er aber die Herrin auf ihrem Rosse erblickte, ergriff ihn der Liebe Leidenschaft, er war von Sehnsucht und Verlangen wie hinweggerafft, und zum Stehen hatte er nicht mehr die Kraft. Nach einer Weile erschienen die Leute wieder, und die Basare füllten sich. Da ging er auf den Basar und begab sich zu einem Juwelier; dem zeigte er einen von den vierzig Edelsteinen, der tausend Dinare wert war, und nachdem er ihn ihm verkauft hatte, kehrte er an seine Stätte zurück. Dort verbrachte er die Nacht, und am nächsten Morgen wechselte er seine Kleider, begab sich ins Badehaus, und als er heraustrat, sah er wie der Vollmond aus. Danach verkaufte er vier Siegelsteine um viertausend Dinare; und nun wandelte er durch die Straßen von Basra dahin, angetan mit den prächtigsten Kleidern, bis er zu einem Basar kam, in dem er einen Barbier erblickte. Zu dem ging er hinein, und nachdem jener ihm das Haupt geschoren hatte, schloß er Freundschaft mit ihm; dann sagte er zu ihm: ,Mein Vater, ich bin ein Fremdling im Lande; gestern kam ich in diese Stadt, und da fand ich sie verlassen von denen. die hier wohnen, ja, niemand war dort, weder Menschen noch Dämonen. Dann aber erblickte ich Mädchen und unter ihnen eine Herrin, die im Festzug dahinritt.' So erzählte er ihm, was er gesehen hatte; da fragte ihn der Barbier: ,Mein Sohn, hast du schon jemand anders als mir davon erzählte' ,Nein', erwiderte der Jüngling; und der Barbier fuhr fort: ,Mein Sohn, hüte dich, diese Worte vor irgend jemand anders zu erwähnen! Denn nicht alle Leute können Worte und Geheinmisse für sich behalten; und du bist noch ein unerfahrener Jüngling. Ich fürchte für dich, das Gerede könnte von Mund zu Mund eilen. bis es die Leute erreicht, die es angeht; und dann würden sie dich umbringen. Wisse, mein Sohn, was du gesehen hast, hat



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man noch nie gesehen und kennt man auch nicht außer in dieser Stadt. Die Leute von Basra sterben hin durch diese Plage; jeden Freitag am Vormittag müssen sie ihre Hunde und Katzen einschließen und verhindern, daß sie auf die Basare laufen; und alle Einwohner der Stadt müssen in die Moscheen gehen und die Türen hinter sich verschließen. Keiner von ihnen darf über den Basar gehen noch aus einem Fenster schauen; und niemand weiß die Ursache dieser Plage. Aber, mein Sohn, heute abend will ich meine Frau nach dem Grunde fragen; denn sie ist eine Wehmütter. die in die Häuser der Vornehmen kommt und weiß, was in dieser Stadt vorgeht. So Allah will, komm du morgen wieder zu mir; dann will ich dir kundtun, was sie mir berichtet hat.' Da zog der Jüngling eine Handvoll Gold hervor und sprach: ,Mein Vater, nimm dies Gold und gib es deiner Gattin; denn sie ist meine Mutter geworden!' Dann zog er eine zweite Handvoll hervor und sprach: ,Nimm dies für dich!' Der Barbier aber sprach: ,Mein Sohn, bleib sitzen, wo du bist; ich will indessen zu meiner Frau eilen und sie fragen und dir dann die rechte Nachricht bringen!' So ließ er jenen im Laden, lief zu seiner Frau und erzählte ihr von dem Jüngling. Und er sprach zu ihr: ,Ich wünsche, daß du mir die Wahrheit sagst über das, was in dieser Stadt vorgeht, damit ich es diesem jungen Kaufmann berichten kann; denn er ist von heißem Begehren erfüllt, die Wahrheit darüber zu erfahren, weshalb die Menschen und die Tiere jeden Freitag am Vormittag nicht auf die Basare kommen dürfen. Mich dünkt, er ist ein Liebender, denn er ist freigebig und hat eine offene Hand: und wenn wir ihm die Sache mitteilen, so können wir viel Nutzen von ihm haben.' Darauf gab sie ihm zur Antwort: ,Geh hin und hole ihn, indem du zu ihm sprichst: ,Komm und sprich mit deiner Mutter, meiner Frau; denn sie läßt dich grüßen



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und dir sagen, daß dein Ziel erreicht ist!' Alsbald kehrte er zum Laden zurück; und als er Kamar ez-Zamân dort sitzen und auf ihn warten fand, tat er ihm alles kund, indem er zu ihm sprach: ,Laß uns zu deiner Mutter, meiner Frau, gehen; denn sie läßt dir sagen, daß dein Ziel erreicht ist!' Und er nahm ihn mit sich und führte ihn, bis sie zu der Frau eintraten; die hieß den Jüngling willkommen und bat ihn, sich zu setzen. Er aber zog hundert Dinare heraus und gab sie ihr mit den Worten: ,Liebe Mutter, sage mir, wer diese junge Herrin ist!' Sie gab ihm zur Antwort: ,Mein Sohn, wisse, der Sultan von Basra erhielt einst von dem König von Indien ein Juwel und wünschte es durchbohrt zu sehen. Da ließ er alle Juweliere kommen und sprach zu ihnen: ,Ich wünsche, daß ihr mir dies Juwel durchbohrt. Wer das für mich vollbringt, der darf sich etwas von mir wünschen; und was er nur verlangt, das werde ich ihm geben. Aber wenn er es zerbricht, so werde ich ihm den Kopf abschlagen lassen.' Darüber erschraken sie und sprachen: ,O größter König unserer Zeit, ein Juwel nimmt leicht Schaden, und es ist selten, daß jemand es durchbohrt, indem es ganz heil bleibt; denn die meisten haben einen Sprung. Darum erlege uns nichts auf, was wir nicht vollbringen können; unseren Händen wird es doch nicht gelingen, diesen Edelstein zu durchbohren. Aber unser Scheich ist erfahrener als wir.' ,Wer ist denn euer Scheich?' fragte der König; und sie antworteten ihm: ,Meister 'Obaid; er ist in dieser Kunst geschickter als wir, und er hat große Reichtümer und vortreffliche Kenntnisse. Drum schicke nach ihm und laß ihn vor dich kommen, und befiehl ihm, diesen Stein zu durchbohren.' Da schickte der König nach ihm und gebot ihm, das Juwel zu durchbohren, indem er ihm die genannte Bedingung auferlegte. Jener nahm es und durchbohrte es nach dem Wunsche



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des Königs; darauf sprach dieser zu ihm: ,Erbitte dir eine Gnade von mir, Meister!' Doch 'Obaid bat: ,O größter König unserer Zeit, gib mir bis morgen Frist.' Der Grund davon war nämlich der, daß er sich mit seiner Frau beraten wollte: und seine Frau ist jene Herrin, die du im Prunkzug sahst. Er liebt sie inniglich, und in seiner herzlichen Neigung zu ihr tut er nichts, ohne sie vorher darüber um Rat zu fragen. Deshalb bat er auch um Aufschub für seinen Wunsch, um sich mit ihr zu beraten. Als er dann zu ihr kam, sprach er zu ihr: ,Ich habe für den König ein Juwel durchbohrt, und er hat mir einen Wunsch verstattet; aber ich habe um Aufschub gebeten, auf daß ich dich um Rat fragen könnte. Was willst du nun, das ich erbitten solle' Sie erwiderte: ,Wir haben so viel Reichtümer, daß kein Feuer sie verzehren kann. Aber wenn du mich wirklich liebst, so erbitte von dem König, er möchte in den Straßen von Basra verkünden lassen, daß alle Einwohner der Stadt am Freitag zwei Stunden vor dem Gebet in die Moscheen gehen; niemand, weder groß noch klein, soll sich in der Stadt anderswo aufhalten als in der Moschee oder im Hause; und dann sollen sie die Türen der Moscheen und der Häuser hinter sich schließen und sollen die Läden der Stadt offen lassen. Ich aber will mit meinen Dienerinnen ausreiten und durch die Stadt ziehen, ohne daß mich jemand durch ein Fenster oder durch ein Gitter sieht; jeden, den ich draußen treffe, will ich töten lassen.' Der Mann ging zum König und bat ihn um diese Gnade; und der gewährte ihm seine Bitte und ließ unter den Leuten von Basra ausrufen.' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 968 Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß die Frau des Barbiers



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des weiteren erzählte: ,Als der König dem Juwelier seine Bitte gewährt hatte und unter dem Volke von Basra ausrufen ließ, um was jener gebeten hatte, sagten die Leute: ,Wir sind um unsere Waren besorgt wegen der Katzen und der Hunde.' Nun befahl der König, die Tiere an jenem Tage einzusperren, bis die Leute vom Freitagsgebet zurückkehrten. So begann denn jene Herrin, an jedem Freitag zwei Stunden vor dem Gebet auszureiten und im Prunkzug mit ihren Dienerinnen in den Straßen von Basra umherzuziehen; dann darf niemand über den Basar gehen noch durch ein Fenster oder durch ein Gitter schauen. Dies ist also der Grund; und nun weißt du, wer die Herrin ist; doch, mein Sohn, war es nur dein Wunsch, von ihr Kunde zu erhalten, oder möchtest du mit ihr zusammentreffen?' ,Liebe Mutter', erwiderte er, ,ich möchte mit ihr zusammenkommen.' Dann fuhr sie fort: ,Sage mir, was für kostbare Schätze du bei dir hast! 'Er antwortete: ,Liebe Mutter. ich habe vier Arten von wertvollen Edelsteinen bei mir; von der ersten Art ist ein jeder fünfhundert Dinare wert, von der zweiten ein jeder siebenhundert Dinare, von der dritten ein jeder achthundert Dinare, von der vierten ein jeder tausend Dinare.' Nun fragte sie ihn: ,Bist du bereit, vier von ihnen zu opfern?' ,Ich will sie alle opfern', erwiderte er; und darauf riet sie ihm: ,Mache dich ohne Verzug auf, mein Sohn, und hole einen Siegelstein, der fünfhundert Dinare wert ist! Dann frage nach dem Laden des Meisters 'Obaid, des Scheichs der Juweliere; geh zu ihm, und du wirst ihn in seinem Laden sitzen sehen, in prächtige Gewänder gekleidet und von seinen Gesellen umgeben. Grüße ihn, setz dich beim Laden nieder und hol den Siegelstein heraus; dann sprich zu ihm: ,Meister, nimm diesen Stein und fasse ihn mir in einen goldenen Siegelring. Doch mach ihn nicht zu groß, sondern laß ihn nur ein



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Mithkâl' wiegen, mehr nicht; mach aber ein schönes Stück Arbeit!' Dann gib ihm zwanzig Dinare und jedem der Gesellen einen Dinar; bleib auch eine Weile bei ihm sitzen und plaudere mit ihm, und wenn ein Bettler vorbeikommt, so gib ihm einen Dinar, um deine Freigebigkeit zu zeigen, auf daß der Meister dich lieb gewinnt. Darauf geh fort von ihm, begib dich in deine Wohnung und verbringe dort die Nacht! Am nächsten Morgen aber nimm hundert Dinare mit dir und gib sie deinem Vater hier; denn er ist ein armer Mann!' ,So sei es!' erwiderte der Jüngling, verließ die Frau und begab sich in den Chân. Von dort holte er einen Siegelstein, der fünfhundert Dinare wert war, und nahm ihn mit sich auf den Juwelenbasar; dann fragte er nach dem Laden des Meisters 'Obaid, des Scheichs der Juweliere, und man führte ihn zu ihm. Wie erden Laden erreicht hatte, sah er, daß der Scheich der Juweliere ein würdevoller Mann war und prächtige Kleider trug und daß er vier Gesellen unter sich hatte. Er sprach zu ihm: ,Friede sei mit Euch!' Und nachdem jener seinen Gruß erwidert und ihn willkommen geheißen hatte, bat er ihn, sich zu setzen. Der Jüngling tat es und zeigte ihm dann den Siegelstein, indem er sprach: ,Meister, ich möchte, daß du mir diesen Stein in einen goldenen Siegelring fassest; aber mach ihn nur ein Mithkâl schwer, nicht mehr, und verfertige mir daraus ein schönes Kleinod!' Dann zog er zwanzig Dinare heraus und sprach zu ihm: ,Nimm dies für das Gravieren, die Bezahlung des Ganzen bleibt für später!' Als er noch jedem Gesellen einen Dinar gab, gewannen die Leute ihn lieb, und auch Meister 'Obaid ward ihm geneigt. Danach blieb er sitzen und plauderte mit dem Scheich, und sooft ein Bettler zu ihm kam, gab er ihm einen Dinar, so daß die Leute seine Freigebigkeit bewunderten.



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Nun hatte Meister 'Obaid auch Werkzeuge in seinem Hause, gleich denen, die er im Laden hatte; und er pflegte, wenn er eine ganz besondere Arbeit verfertigen wollte, diese in seinem Hause herzustellen, damit die Gesellen diese besondere Kunstfertigkeit nicht von ihm lernen sollten. Dann pflegte die Herrin, seine Gattin, vor ihm zu sitzen; und wenn sie so dasaß und er sie anblickte, pflegte er wunderbar schöne Sachen zu arbeiten, wie sie sich nur für Könige geziemten. Darum setzte er sich auch, um diesen Siegelring in wunderbarer Weise zu gestalten, in seinem Hause nieder. Und als seine Frau ihn sah, fragte sie ihn: ,Was willst du mit diesem Siegelsteine machen?' Er antwortete: ,Ich will ihn in einen goldenen Ring fassen; denn er ist fünfhundert Dinare wert.' Weiter fragte sie: ,Für wem' Und er erwiderte: ,Für einen jungen Kaufmann, der schön von Gestalt ist. Er hat Augen, die Wunden schlagen, und Wangen, die Feuer in sich tragen. Sein Mund ist wie der Siegelring des Sulaimân'; seine Wangen gleichen der Anemone des Nu'mân.' Aus seinen Lippen scheinen Korallen hervorzuquellen; und er hat einen Hals gleich dem der Gazellen. Seine Haut ist weiß, mit Rot überhaucht, er ist zierlich und lieblich, auch ist er freigebig und hat soundso gehandelt.' Und so schilderte er ihr bald seine Schönheit und Lieblichkeit. bald seinen Edelmut und seine Vollkommenheit; ja, er beschrieb ihr seine Reize und seine edle Art so lange, bis sie von Liebe zu ihm erfüllt ward; denn es gibt keinen größeren Kuppler als den, der seiner Frau von einem Manne erzählt, er besitze Schönheit und Lieblichkeit und in Sachen des Geldes übermäßige Freigebigkeit. Als nun die Sehnsucht in ihr überhand nahm, fragte sie ihn: ,Findet sich in ihm auch etwas von meinen Reizen?' Und er antwortete ihr: ,Alle deine Reize insgesamt sind



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in ihm vereint; er scheint dein Ebenbild zu sein. Auch ist er an Alter etwa dir gleich; und wenn ich nicht fürchtete, dich zu verletzen, so würde ich sagen, er sei noch tausendmal schöner als du.' Da schwieg sie; aber das Feuer der Liebe war in ihrem Herzen entzündet. Und der Juwelier plauderte immer weiter mit ihr, indem er die Reize des Jünglings aufzählte, bis er den Siegelring fertig geschmiedet hatte. Dann reichte er ihn ihr; sie schob ihn auf ihren Finger, und er paßte genau darauf. Da sprach sie: ,Mein Gebieter, mein Herz hat diesen Siegelring lieb gewonnen; ich wünschte, er gehörte mir, und ich möchte ihn nicht wieder von meinem Finger nehmen.' Er gab ihr zur Antwort: ,Hab Geduld! Sein Eigentümer ist großherzig; ich will versuchen, ihn von ihm zu kaufen, und wenn er ihn mir verkauft, so will ich ihn dir bringen. Oder wenn er noch einen anderen solchen Stein hat, so will ich ihn für dich kaufen und ihn einfassen wie diesen.' —

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 969 Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Juwelier zu seiner Frau sprach: ,Hab Geduld! Der Eigentümer des Ringes ist großherzig; ich will versuchen, ihn von ihm zu kaufen, und wenn er ihn mir verkauft, so will ich ihn dir bringen. Oder wenn er noch einen anderen solchen Stein hat, so will ich ihn kaufen und ihn für dich einfassen wie diesen.' So stand es nun um den juwelier und seine Gattin.

Kamar ez-Zamân aber verbrachte die Nacht in seiner Wohnung, und am folgenden Morgen nahm er hundert Dinare und brachte sie der Alten, der Frau des Barbiers, indem er zu ihr sprach: ,Nimm diese hundert Dinare!' Doch sie erwiderte ihm: ,Gib sie deinem Vater!' Da gab er sie dem Barbier. Dann fragte



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sie den Jüngling: ,Hast du getan, wie ich dir geraten habe?' ,Jawohl', antwortete er; und sie fuhr fort: ,Wohlan, begib dich jetzt zum Scheich der Juweliere. Wenn er dir den Ring gibt, so tu ihn auf die Spitze deines Fingers und zieh ihn eilig wieder ab und sprich zu ihm: ,Meister, du hast dich versehen, der Ring ist zu eng geworden.' Dann wird er zu dir sagen: ,Kaufmann, soll ich ihn zerbrechen und weiter machen?' Doch du erwidere ihm: ,Es scheint mir nicht nötig, ihn zu zerbrechen und neu zu schmieden. Nimm ihn und gib ihn einer deiner Sklavinnen!' Dann zeige ihm einen anderen Stein, der siebenhundert Dinare wert ist, und sprich zu ihm: ,Nimm diesen Stein und fasse ihn für mich; er ist noch schöner als jener!' Ferner gib ihm dreißig Dinare und gib jedem Gesellen zwei Dinare und sprich zu ihm: ,Diese Goldstücke sind für das Gravieren; die Bezahlung des Ganzen bleibt für später.' Darauf kehre in deine Wohnung zurück, verbringe die Nacht dort und komme am Morgen mit zweihundert Dinaren zu mir; so will ich dir alles mitteilen, was noch weiter zu tun ist.' Darauf ging der Jüngling zu dem Juwelier; und der hieß ihn willkommen und bat ihn, sich in seinem Laden zu setzen. Nachdem der Jüngling sich gesetzt hatte, sprach er: ,Hast du den Auftrag ausgeführt?' ,Jawohl', erwiderte der Juwelier und reichte ihm den Ring; Kamar ez-Zamân nahm ihn und tat ihn auf die Spitze seines Fingers, aber dann zog er ihn rasch wieder herunter und sprach: ,Du hast dich versehen, Meister.' Und er warf ihn ihm zu mit den Worten: ,Er ist zu eng für meinen Finger.' Da fragte der Juwelier ihn: ,Kaufmann, soll ich ihn weiter machen?' Doch jener entgegnete: ,Nein; nimm ihn als Geschenk und steck ihn einer deiner Sklavinnen an! Er ist nicht viel wert, nur fünfhundert Dinare; es lohnt sich nicht, ihn neu zu fassen.' Dann zeigte er ihm einen anderen Siegelstein,



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der siebenhundert Dinare wert war, und sprach zu ihm: ,Mach mir den zurecht!' Darauf gab er ihm dreißig Goldstücke und jedem der Gesellen zwei. Doch der Juwelier sagte: ,Hoher Herr, wir wollen den Preis nehmen, wenn wir den Ring geschmiedet haben.' Kamar ez-Zamân jedoch rief: ,Das ist nur für das Gravieren; die Bezahlung des Ganzen bleibt für später.' Dann verließ er ihn und ging fort; der Juwelier aber war ganz verwirrt durch die große Freigebigkeit von Kamar ez-Zamân, und desgleichen waren es die Gesellen. Nun eilte der Juwelier zu seiner Gattin und sprach zu ihr: ,O du, noch nie hat mein Auge einen freigebigeren Mann gesehen als diesen Jüngling; und du hast wirklich großes Glück, denn er hat mir den Ring umsonst geschenkt und zu mir gesagt, ich sollte ihn einer meiner Sklavinnen geben.' Und so erzählte er ihr, was geschehen war, und schloß mit den Worten: ,Dieser Jüngling kann nicht zu den Söhnen der Kaufleute gehören; er muß einer der Söhne der Könige und Sultane sein.' Je mehr er ihn pries, desto stärker ward in ihr die Leidenschaft und der Liebe heiße Kraft. Sie schob also den Ring auf ihren Finger, während der Juwelier einen zweiten schmiedete, der ein wenig weiter war als der erste. Als er mit seiner Arbeit fertig war, schob sie den neuen Ring auf ihren Finger, und zwar etwas tiefer als den ersten; dann rief sie: ,Mein Gebieter, sieh, wie schön die beiden Ringe an meinem Finger sind! Ich möchte, daß beide Ringe mir gehören!' Doch er entgegnete ihr: ,Gedulde dich! Vielleicht kann ich den zweiten für dich kaufen.' Dann schlief er die Nacht hindurch, und am nächsten Morgen nahm er den Ring und begab sich in seinen Laden.

Wenden wir uns nun von dem Juwelier wieder zu Kamar ez-Zamân! Der begab sich am Morgen zu der Alten, der Frau des Barbiers, und gab ihr zweihundert Dinare. Und sie sprach zu



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ihm: ,Begib dich zu dem Juwelier, und wenn er dir den Ring gibt, so stecke ihn auf deinen Finger und zieh ihn eilends wieder ab, indem du sagst: ,Du hast dich versehen, Meister; der Ring ist zu weit geworden! Wenn zu einem Meister, wie du es bist, jemand wie ich mit einem Auftrag kommt, so geziemt es sich, daß er das rechte Maß nimmt. Hättest du das Maß meines Fingers genommen, so hättest du dich nicht versehen!' Dann zeige ihm einen anderen Stein, der tausend Dinare wert ist, und sprich zu ihm: ,Nimm diesen und mache ihn mir zurecht; den Ring da gib einer deiner Sklavinnen!' Ferner gib ihm vierzig Dinare und jedem der Gesellen drei, indem du zu ihm sagst: ,Dies ist für das Gravieren; die Bezahlung des Ganzen bleibt für später.' Dann beachte, was er sagen wird. Hernach komm zu uns mit dreihundert Dinaren und gib sie deinem Vater, auf daß er durch sie sich besser durch die Zeit helfe: denn er ist ein armer Mann.' ,Ich höre und gehorche!' erwiderte der Jüngling und begab sich alsbald zu dem Juwelier. Der hieß ihn willkommen, bat ihn, sich zu setzen, und reichte ihm den Ring; Kamar ez-Zamân steckte ihn auf seinen Finger, nahm ihn aber eilends wieder ab und sprach: ,Wenn zu einem Meister, wie du es bist, jemand wie ich mit einem Auftrag kommt, so gebührt es sich, daß er das rechte Maß nimmt. Hättest du das Maß meines Fingers genommen, so hättest du dich nicht versehen. Nimm den Ring und gib ihn einer deiner Sklavinnen!' Darauf zeigte er ihm einen Stein, der tausend Dinare wert war, und fuhr fort: ,Nimm diesen und fasse ihn mir in einen Ring nach dem Maße meines Fingers!' ,Du sprichst wahr, du hast recht', erwiderte 'Obaid und nahm das Maß. Der jüngling aber zog vierzig Dinare heraus und sprach: ,Nimm dies für das Gravieren; die Bezahlung des Ganzen bleibe für später!' ,Hoher Herr', sagte der Juwelier, ,wieviel



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Lohn haben wir dir schon abgenommen! Deine Güte gegen uns ist zu groß!' ,Das ist nicht der Rede wert', erwiderte Kamar ez-Zamân; und er plauderte wiederum eine Weile mit ihm und gab jedem Bettler, der an ihm vorbeikam, einen Dinar. Dann verließ er ihn und ging davon.

Sehen wir nun, was der Juwelier weiter tat! Er begab sich nach Hause und sprach zu seiner Gattin: ,Wie freigebig ist doch dieser junge Kaufmann! Ich habe nie einen Menschen gesehen, der freigebiger wäre als er, nie einen, der schöner wäre als er, ja, auch keinen, der lieblicher zu reden wüßte als er!' Und wie er ihr so seine Reize und seinen Edelmut schilderte und ihn über die Maßen pries, rief sie: ,O du Mann ohne Lebensart, nachdem du solche Eigenschaften an ihm kennen gelernt hast und er dir zwei wertvolle Siegelringe geschenkt hat, geziemt es sich doch für dich, ihn einzuladen und ein Gastmahl für ihn herzurichten und ihm jegliche Freundlichkeit zu erzeigen. Wenn er sieht, daß du ihn gern hast, und in unser Haus kommt, so wirst du vielleicht noch viel Gutes von ihm erfahren. Wenn du ihm aber ein Gastmahl nicht gönnst, so lad ihn ein, und ich will ihn auf meine eigenen Kosten bewirten.' Er entgegnete ihr: ,Kennst du mich etwa als einen Knauser, daß du solche Worte sprichst?' Darauf sagte sie: ,Du bist kein Knauser; aber dir fehlt es an Lebensart. Lad ihn noch heute abend ein und komm nicht ohne ihn zurück! Wenn er ablehnt, so beschwöre ihn bei der Scheidung und bitte ihn dringend!' ,Herzlich gern', erwiderte er; doch dann schmiedete er den Ring, legte sich schlafen und begab sich am Morgen des nächsten Tages zu seinsein Laden. Dort setzte er sich nieder.

Kamar ez-Zamân andererseits holte dreihundert Dinare, ging zu der Alten und gab sie ihr für ihren Gatten. Da sagte sie zu ihm: ,Wahrscheinlich wird er dich heute einladen; wenn



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er das tut und du bei ihm die Nacht verbringst, so erzähle mir am Morgen alles, was du erlebt hast; bring dann aber auch vierhundert Dinare mit und gib sie deinem Vater!' ,Ich höre und gehorche!' antwortete der Jüngling; und sooft er kein Geld mehr hatte, verkaufte er einige Steine. Er begab sich also wieder zu dem Juwelier, und der erhob sich vor ihm und nahm ihn in seine Arme, und indem er ihn herzlich begrüßte, schloß er Freundschaft mit ihm. Dann holte er den Siegelring hervor; Kamar ez-Zamân fand ihn genau nach dem Maße seines Fingers, allein er sprach: ,Allah segne dich, du Herr aller Meister! Dein Werk paßt jetzt, aber ich mag den Stein nicht.' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 970. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß Kamar ez-Zamân zu dem Juwelier sprach: ,Dein Werk paßt jetzt; aber ich mag den Stein nicht. Ich habe noch einen schöneren; behalt diesen und gib ihn einer deiner Sklavinnen!' Dann holte er wieder einen anderen hervor und gab ihm hundert Dinare, indem er sprach: ,Nimm deinen Lohn und nimm es uns nicht übel, daß wir dir so viel Mühe gemacht haben!' Darauf erwiderte ihm 'Obaid: ,O Kaufmann, alle Mühe, die wir gehabt haben, hast du uns schon vergolten; denn du hast uns mit deiner Güte überhäuft, so daß mein Herz dich lieb gewonnen hat, und ich kann es nicht ertragen, mich von dir zu trennen. Um Allahs willen, ich bitte dich, sei heute nacht mein Gast und erfreue meine Seele!' Der Jüngling erwiderte: ,Das soll gern geschehen; doch ich muß vorher in den Chân gehen und meinen Dienern Anweisungen geben und ihnen sagen, daß ich heute nacht auswärts schlafen werde, damit sie nicht auf mich warten.' ,In welchem Chân bist du eingekehrt?' fragte der Juwelier; und



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Kamar ez-Zamân antwortete: ,In dem Chân Soundso.' Weiter fragte 'Obaid: ,Darf ich dich dort abholen?' ,Das mag gern geschehen', erwiderte der Jüngling. So begab sich denn der Juwelier vor Sonnenuntergang zu jenem Chân; denn er fürchtete, seine Gattin würde ihm zürnen, wenn er ohne den Gast nach Hause käme. Und er nahm den Jüngling mit und führte ihn in sein Haus; dort setzten die beiden sich in einem unvergleichlich schönen Saal nieder; die Herrin aber hatte den jungen Kaufmann gesehen, wie er hereinkam, und sie war von ihm bezaubert. Dann plauderten die beiden, bis das Nachtmahl aufgetragen ward; und nachdem sie gegessen und getrunken hatten, wurden der Kaffee und die Scherbette gebracht. Und weiter unterhielt der Juwelier seinen Gast bis zur Zeit des Nachtgebets; da verrichteten beide ihre Andachtspfficht. Darauf kam eine Dienerin zu ihnen mit zwei Schalen, die mit einem Trank gefüllt waren. Nachdem sie den getrunken hatten, überkam sie die Müdigkeit, und sie schliefen ein. Nun aber trat die junge Herrin ein, und als sie die beiden schlafen sah, schaute sie Kamar ez-Zamân ins Antlitz, und ihr Sinn ward berückt von seiner Anmut. Da sprach sie: ,Wie kann der schlafen, der die Schönen liebt?' Und sie wandte ihn um, so daß er auf dem Rücken lag, und setzte sich auf seine Brust. Überwältigt von wilder Leidenschaft bedeckte sie seine Wangen mit einem Schauer von Küssen, so daß die Spuren davon auf ihnen zurückblieben, denn sie wurden hochrot; und die Haut über den Wangenknochen leuchtete hell. Dann begann sie an seinen Lippen zu saugen, und sie saugte an ihnen so lange, bis ihr das Blut in den Mund rann; aber trotzdem blieb ihr Feuer ungelöscht wild, und ihr Durst ward nicht gestillt. Und immer wieder küßte sie ihn und schloß ihn in die Arme ein und umschlang Bein mit Bein, bis der Morgen seine



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schimmernde Stirn erhob und das Frührot die Welt mit seinen Strahlen durchwob. Nun legte sie vier Spielknöchel in seine Tasche, verließ ihn und ging davon; und dann schickte sie ihre Dienerin mit einem Pulver, das dem Schnupftabak glich, und die tat es ihnen in die Nase. so daß sie niesten und aufwachten. Da sagte die Dienerin zu ihnen: ,Bedenket, meine Herren. das Gebet ist Pflicht; drum erhebt euch zum Frühgebet!' Und sie brachte ihnen Becken und Kanne. Kamar ez-Zamân aber rief: ,Meister, es ist spät geworden, wir haben uns verschlafen.' Und der Juwelier sprach zu dem Kaufmanne: ,Mein Freund, der Schlaf in diesem Zimmer ist schwer; jedesmal, wenn ich hier schlafe, ergeht es mir so.' Jener erwiderte: ,Du hast recht.' Darauf begann Kamar ez-Zamân die religiöse Waschung vorzunehmen; doch als er sein Gesicht mit dem Wasser berührte, brannten ihm Wangen und Lippen, und er rief: ,Sonderbar, wenn die Luft in diesem Saale drückend ist und wir in tiefen Schlaf versunken gewesen sind, wie kommt es denn, daß meine Wangen und Lippen so brennen?' Und wiederum rief er: ,Meister, mir brennen die Wangen und die Lippen!' Jener antwortete ihm: ,Mich deucht, das kommt von Stichen der Mücken.' Doch der Jüngling fuhr fort: ,Seltsam! Geht es dir denn auch so wie mir?' ,Nein,' erwiderte 'Obaid, ,aber immer, wenn ein Gast wie du bei mir ist, klagt er am Morgen über die Stiche der Mücken; doch es geschieht nur, wenn er bartlos ist wie du. Ist er bärtig, so sammeln sich die Mücken nicht bei ihm; mich hat nur mein Bart gegen die Mücken geschützt. Es scheint, als ob die Mücken bärtige Männer nicht lieben.' ,Du hast wohl recht', sagte der jüngling. Dann brachte die Dienerin ihnen das Frühmahl. und nachdem die beiden gespeist hatten, gingen sie fort. Kamar ez-Zamân begab sich zu der Alten; und als die ihn erblickte, sprach sie:



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,Ich sehe die Spuren des genossenen Glücks auf deinem Antlitz; berichte mir, was du erlebt hast!' Er gab zur Antwort: ,Ich habe nichts erlebt. Ich habe nur mit dem Hausherrn in einem Saale zur Nacht gespeist; dann haben wir das Nachtgebet gesprochen und sind eingeschlafen und erst am Morgen wieder aufgewacht.' Doch sie lachte und fragte: ,Was sind denn das für Spuren auf deiner Wange und auf deiner Lippe?' ,Das haben die Mücken im Saale mir angetan', antwortete er; und sie fuhr fort: ,Du magst recht haben; aber ist es dem Hausherrn auch so ergangen wie dir?' ,Nein,' erwiderte er, ,aber er hat mir gesagt, daß die Mücken jenes Saales bärtige Männer nicht belästigen, sondern sich nur bei bartlosen sammeln. Sooft ein bartloser Gast bei ihm sei, beklage er sich am Morgen über die Stiche der Mücken; wenn der Gast aber einen Bart habe, so geschehe ihm nichts dergleichen.' Darauf sagte sie: ,Du magst recht haben; doch sage mir, hast du sonst nichts bemerkt?' Er sprach: ,Ich habe vier Spielknöchel in meiner Tasche gefunden.' Als sie dann bat: ,Zeige sie mir', gab er sie ihr, und sie nahm sie, lachte und fuhr fort: ,Diese Knöchel hat deine Geliebte dir in die Tasche gesteckt!' ,Wieso?' fragte er; und sie erklärte ihm: ,Sie deutet dir dadurch an: ,Wenn du ein Liebender wärest, so würdest du nicht schlafen; denn wer liebt, der schläft nicht. Aber du bist immer noch ein Kind, und für dich paßt sich nur das Spielen mit diesen Knöcheln. Was trieb dich denn an, die Schönen zu lieben?' Sie ist bei Nacht zu dir gekommen und hat dich schlafend gefunden; dann hat sie dir die Wangen wund geküßt und dir dies Zeichen hinterlassen. Aber das wird ihr nicht genügen; sie wird sicherlich ihren Gatten wieder zu dir schicken, daß er dich heute abend einlade. Wenn du dann mit ihm gegangen bist, so eile nicht mit dem Einschlafen; morgen nimm fünfhundert Dinare mit und



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komm und berichte mir, was dann geschehen sein wird. Ich will dir den Plan vollenden.' ,Ich höre und gehorche!' erwiderte er ihr und begab sich alsbald zu dem Chân.

Wenden wir uns nun von ihm zu der Frau des Juweliers! Die fragte ihren Gatten: ,Ist der Gast fortgegangene' ,Jawohl', gab er zur Antwort, ,aber du, die Mücken haben ihn in der Nacht geplagt und ihm Wangen und Lippen zerstochen, so daß ich mich vor ihm schämte.' Darauf sagte sie: ,Das tun die Mücken unseres Saales immer; sie lieben ja nur die Bartlosen. Aber lad ihn doch wieder für heute nacht ein!' So begab er sich denn zu dem Chân, in dem der Jüngling wohnte, lud ihn ein und führte ihn wieder in den Saal. Dort aßen und tranken die beiden und verrichteten das Nachtgebet; dann kam die Dienerin zu ihnen herein und gab einem jeden eine Schale mit dein Trank. — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 971. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß die Dienerin zu den beiden hereinkam und einem jeden eine Schale mit dem Tranke gab; und beide tranken und schliefen ein. Darauf kam die Herrin und sprach: ,Du Schlingel, wie kannst du schlafen und behaupten, du seiest ein Liebender? Der Liebende schläft nicht!' Darauf setzte sie sich wieder auf seine Brust und fiel über ihn her mit Küssen und Beißen und Saugen und Liebesspiel bis zum Morgen; nachdem sie ihm dann ein Messer in die Tasche gesteckt hatte, schickte sie ihre Dienerin zur Zeit des Frühgebets. Die weckte die beiden; doch die Wangen des Jünglings waren von einer so heißen Röte bedeckt, daß es schien, als ob sie von Feuer glühten, und seine Lippen waren wie Korallen von all dem Saugen und Küssen. Der Juwelier



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fragte ihn: ,Haben die Mücken dich vielleicht wieder geplagt?' ,Nein', erwiderte jener; denn da er jetzt das Treiben erkannt hatte, unterließ er es, zu klagen. Dann jedoch bemerkte er das Messer in seiner Tasche; aber er schwieg. Nachdem er das Frühmahl gegessen und den Kaffee getrunken hatte, verließ er den Juwelier und begab sich zum Chân. Dort holte er fünfhundert Dinare und ging dann zu der Alten und berichtete ihr, was er erlebt hatte, indem er sprach: ,Sieh, ich bin wider meinen Willen eingeschlafen; und als ich am Morgen erwachte, bemerkte ich nichts, als daß ich ein Messer inder Tasche hatte.' Da rief sie: ,Möge Allah dich in der nächsten Nacht vor ihr schützen! Denn jetzt deutet sie dir an: ,Wenn du noch einmal schläfst, so töte ich dich.' Du wirst heute nacht wieder bei ihnen zu Gaste sein, und wenn du dann schläfst, schneidet sie dir den Hals ab.' ,Was soll ich denn tun?' fragte er darauf; und sie sprach: ,Sage mir, was du dort vor dem Einschlafen issest und trinkst!' Er sagte: ,Wir essen zu Abend wie alle Leute; dann kommt nach dem Abendgebet eine Dienerin und gibt einem jeden von uns eine Schale mit einem Trank. Sobald ich meine Schale geleert habe, schlafe ich ein und wache erst wieder am Morgen auf.' Da fuhr sie fort: ,Das Unheil liegt in der Schale. Nimm sie hin, aber trink nicht aus ihr, sondern warte, bis der Herr des Hauses getrunken hat und eingeschlafen ist! Wenn die Dienerin sie dir reicht, so sprich zu ihr: ,Gib mir einen Trunk Wasser!' Wenn sie dann geht, um dir den Wasserkrug zu holen, so gieß die Schale hinter dem Kissen aus und stelle dich schlafend. Sobald sie mit dem Kruge zurückkommt, wird sie glauben, du seiest nach dem Trunk aus der Schale eingeschlafen, und wird dich verlassen. Nach einer Weile wird dir alles klar werden. Hüte dich aber, meinem Rate zuwider zu handeln!' Ich, höre und gehorche!' sagte er und begab sich zum Chân.



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Hören wir nun, was weiter geschah! Die Gattin des Juweliers sprach inzwischen zu ihrem Manne: ,Einen Gast bewirtet man drei Nächte; lad ihn also ein drittes Mal ein!' Da begab er sich zudem Jüngling, lud ihn ein, nahm ihn mit und führte ihn in den Saal. Nachdem die beiden zu Nacht gegessen und das Abendgebet verrichtet hatten, trat auch schon die Dienerin ein und gab einem jeden seine Schale; der Hausherr trank und schlief ein. Kamar ez-Zamân jedoch trank nicht; und als die Dienerin ihn fragte: ,Trinkst du nicht, mein Gebieten' sprach er zu ihr: ,Ich bin durstig; hole mir den Wasserkrug!' Während sie hinging, um ihm den Krug zu bringen, goß er die Schale hinter dem Kissen aus und legte sich nieder; und als die Dienerin zurückkam und ihn schlafen sah, meldete sie es ihrer Herrin, indem sie sagte: ,Er hat die Schale ausgetrunken und schläft.' Nun sprach die Herrin bei sich: ,Es ist besser, daß er stirbt, als daß er am Leben bleibt!' Dann nahm sie ein scharfes Messer, ging zu ihm hinein und sprach: ,Dreimal, und du hast das Zeichen nicht beachtet, du Narr! Jetzt werde ich dir den Leib aufschlitzen.' Als ei sie nun mit dem Messer in der Hand auf sich zukommen sah, machte er die Augen weit auf und sprang lachend empor. Da sagte sie: ,Nicht aus eigenem Verstand hast du dies Zeichen begriffen, sondern nur mit Hilfe eines listigen Kopfes; drum sage mir, woher du dies Wissen hast!' ,Von einer alten Frau,' erwiderte er, ,und mir ist es soundso mit ihr ergangen', und er berichtete ihr, was geschehen war. Dann fuhr sie fort: ,Morgen, wenn du von uns fortgehst, begib dich zu der Alten und sprich zu ihr: ,Hast du noch mehr Listen als dieser' Und wenn sie sagt: ,Ja', so sprich zu ihr: ,Tu dein Bestes, daß ich sie öffentlich gewinnen kann!' Sagt sie aber: ,Ich habe kein Mittel mehr, und dies ist meine letzte List', so schlag sie dir aus dem Sinne. Morgen abend wird mein Gatte



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zu dir kommen und dich einladen; komm du mit ihm und gib mir Nachricht; dann werde ich schon wissen, was weiter zu tun ist.' ,Das mag gern geschehen', antwortete er; und dann blieb er die Nacht über bei ihr in Umarmungen und Umschlingungen: er gebrauchte die Präposition in der rechten Konstruktion und vereinte den Verbindungssatz mit dem Verbindungswort, doch ihr Gatte fiel wie die Nominal -Endung vor dem Genitiv fort; und in dieser Weise blieben sie bis zum Morgen zusammen. Dann sprach sie zu ihm: ,Mir genügt nicht eine Nacht mit dir, auch nicht ein Tag oder ein Monat oder ein Jahr; nein, es ist mein Wunsch, mein ganzes Leben lang bei dir zu sein. Aber warte, bis ich meinem Gatten einen Streich spiele, der die Männer des Verstandes irre macht und durch den uns die Erreichung des Zieles entgegenlacht! Ich will Zweifel in ihm erwecken, bis er sich von mir scheidet, so daß ich mich dir vermählen und mit dir in dein Land ziehen kann; ich will auch alle seine Schätze zu dir schaffen und dir einen Plan ersinnen zur Vernichtung seiner Fluren und Verwischung seiner Spuren. Du aber höre auf meine Worte und gehorche mir in dem, was ich dir sage, und handle mir nicht zuwider!' ,Ich höre und gehorche!' erwiderte er, ,und ich widerspreche dir nicht.' Da sprach sie: ,Geh zum Chân, und wenn mein Gatte kommt und dich einlädt, so sprich zu ihm: ,Lieber Bruder, ein Mensch kann lästig werden, und wenn er seine Besuche zu oft wiederholt, so 'wird der Hochherzige seiner ebenso überdrüssig wie der Geizige. Wie kann ich jeden Abend mit dir gehen und mit dir im Saale schlafens Und wenn du nicht zornig wirst wider mich, so werden vielleicht deine Frauen mir zürnen, weil ich dich von ihnen fern halte. Wenn dir der Umgang mit mir erwünscht ist, so verschaffe mir ein Haus neben dem deinen; dann können wir beiden, du und ich, abwechselnd



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bei mir oder bei dir uns des Abends bis zur Schlafenszeit unterhalten, und danach gehe ich in mein Gemach, und du begibst dich zu deinen Frauen! Dieser Plan ist besser, als daß du jede Nacht deinen Frauen fernbleibst.' Danach wird er zu mir kommen und mich um Rat fragen; ich werde ihm raten, er solle unseren Nachbarn fortgehen heißen; denn das Haus, in dem er wohnt, ist unser Haus, und der Nachbar wohnt darin nur zur Miete. Wenn du erst in das Haus eingezogen bist, wird Allah uns die weitere Ausführung unseres Planes schon leicht machen.' Und sie schloß mit den Worten: ,Geh jetzt und tu, wie ich dir befohlen habe!' ,Ich höre und gehorche!' erwiderte er; und sie verließ ihn und ging fort, während er sich schlafend stellte. Nach einer Weile kam die Sklavin und weckte sie; als der juwelier aufwachte, fragte er: ,Kaufmann, haben die Mücken dich vielleicht wieder gequälte' ,Nein', antwortete jener; und 'Obaid fuhr fort: ,Vielleicht hast du dich an sie gewöhnt.' Dann aßen die beiden das Frühmahl und tranken Kaffee und gingen ihren Geschäften nach; Kamar ez-Zamân begab sich zu der Alten und berichtete ihr, was geschehen war. — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 972. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß Kamar ez-Zamân, nachdem er sich zu der Alten begeben hatte, ihr alles berichtete, was geschehen war. Er sagte: ,Sie hat soundso mit mir gesprochen, und ich habe ihr dasunddas geantwortet. Hast du nun noch einen weiteren Plan, wie du mich öffentlich mit ihr vereinen kannst?' ,Mein Sohn,' erwiderte sie, ,bis hierher hat meine Kunst gereicht, doch jetzt bin ich am Ende meiner Listen.' Darauf verließ er sie und kehrte in den Chân zurück. Am nächsten Tage kam der juwelier gegen Abend zu ihm und lud



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ihn ein; doch der Jüngling sprach: ,Es ist unmöglich, daß ich mit dir gehe.' ,Warum denn?' fragte der Juwelier, ,ich habe dich doch so lieb, und ich kann es nicht ertragen, mich von dir zu trennen. Um Allahs willen, ich bitte dich, komm mit mir!' Kamar ez-Zamân gab ihm zur Antwort: ,Wenn der längere Umgang mit mir und die dauernde Freundschaft zwischen uns beiden dir erwünscht sind, so verschaffe mir ein Haus neben deinem Hause; dann kannst du, wenn du willst, den Abend bei mir verbringen, oder ich komme für den Abend zu dir, und zur Schlafenszeit kann jeder von uns in sein Gemach gehen und dort schlafen.' Da sagte 'Obaid: ,Ich habe ein Haus neben meinem Hause, und es ist mein Eigentum; komm heute noch mit mir, morgen will ich das Haus für dich räumen lassen!' Jener ging also mit ihm; sie speisten zur Nacht und verrichteten das Abendgebet. Dann trank der Juwelier die Schale mit dem Schlaftrunk aus und schlief ein; an der Schale für Kamar ez-Zamân aber war kein Falsch, und so konnte er sie leeren, ohne daß er einschlief. Und nun kam die Frau des Juweliers und setzte sich nieder und plauderte mit ihm, bis der Morgen anbrach, während ihr Gatte wie tot dalag. Als er dann wie gewöhnlich wieder wach wurde, ließ er den Mieter kommen und sprach zu ihm: ,Lieber Mann, räume mir mein Haus; denn ich habe es nötig!' ,Herzlich gern', erwiderte der Mann; und er räumte ihm das Haus, so daß Kamar ez-Zamân darin einziehen und all sein Gepäck dorthin schaffen konnte. An jenem Abend weilte der juwelier bei Kamar ez-Zamân, bis er in sein eigenes Haus zurückkehrte. Am nächsten Tage schickte die Herrin nach einem kundigen Baumeister und ließ ihn zu sich kommen; dann bestach sie ihn mit Geld, daß er ihr einen unterirdischen Gang machte, der von ihrem Gemach in das Haus des Kamar ez-Zamân hinüberführte, und ihn mit einer



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Falltür im Boden versah. Ehe sich nun der junge Kaufmann dessen versah, trat sie bei ihm ein mit zwei Beuteln voll Geld. Er rief ihr zu: ,Woher kommst du?' Da zeigte sie ihm den Gang und sprach zu ihm: ,Nimm diese beiden Beutel, die mit seinem Gelde gefüllt sind!' Dann setzte sie sich nieder und koste und scherzte mit ihm bis zum Morgen; und darauf sprach sie zu ihm: ,Warte auf mich; ich will derweilen zu ihm gehen und ihn aufwecken, damit er in seinen Laden geht, alsdann komm ich wieder zu dir.' So wartete er denn, während sie zu ihrem Gatten ging und ihn weckte; der erhob sich, vollzog die religiöse Waschung, sprach das Frühgebet und begab sich in seinen Laden. Doch kaum war er fort, so nahm sie vier Beutel und eilte durch den unterirdischen Gang zu Kamar ez-Zamân und sprach zu ihm: ,Nimm dies Geld!' Nachdem sie eine Weile bei ihm gesessen hatte, gingen beide ihrer Wege; sie kehrte in ihr Haus zurück, und Kamar ez-Zamân begab sich in den Basar. Als er aber um die Zeit des Sonnenuntergangs heimkehrte, fand er in seinem Hause zehn Beutel, dazu auch Juwelen und andere Kostbarkeiten. Dann kam der juwelier zu ihm in sein Haus und nahm ihn mit in den Saal; dort verbrachten die beiden den Abend miteinander. Wie gewöhnlich kam auch die Dienerin und brachte ihnen den Trunk; ihr Herr versank in Schlummer, während mit Kamar ez-Zamân nichts geschah, da sein Trank rein und unverfälcht war. Darauf kam die Herrin zu ihm und setzte sich nieder, um mit ihm zu tändeln; die Dienerin aber brachte derweilen Hab und Gut durch den unterirdischen Gang in das andere Haus hinüber. So taten sie bis zum Morgen; dann weckte die Dienerin ihren Herrn und brachte ihm den Kaffee, und ein jeder von ihnen ging seiner Wege. Am dritten Tage nun brachte die Frau dem jungen Kaufmanne ein Messer ihres Gatten, das er mit eigener Hand



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geschmiedet und sich fünfhundert Dinare hatte kosten lassen. Dessengleichen gab es nicht an Schönheit der Schmiedearbeit; und da die Leute es immer so eifrig von ihm begehrten, hatte er es in eine Truhe getan, und er konnte sich nicht entschließen, es irgend jemand in der Welt zu verkaufen. Sie sagte zu ihm: ,Nimm dies Messer und stecke es in deinen Gürtel; geh dann zu meinem Gatten. setze dich zu ihm und hole das Messer aus deinem Gürtel heraus. Darauf sprich zu ihm: ,Meister, schau dies Messer an, ich habe es heute gekauft; sage mir, ob ich dabei verloren oder gewonnen habe.' Er wird es erkennen, aber er wird sich scheuen, zu dir zu sagen: ,Dies ist mein Messer!' Wenn er dich dann fragt: ,Wo hast du es gekauft, und für wieviel hast du es erhalten?' so antworte ihm: ,Ich sah zwei türkische Seesoldaten miteinander streiten, und einer sprach zum anderen: ,Wo bist du gewesen?' Der andere sagte: ,Ich bin bei meiner Geliebten gewesen; die gibt mir jedesmal Geld, wenn ich bei ihr bin, doch heute sprach sie zu mir: ,Jetzt habe ich kein Geld zur Hand. doch nimm dies Messer da, das meinem Gatten gehört.' Da nahm ich es hin von ihr, und ich habe die Absicht, es zu verkaufen.' Das Messer gefiel mir; und als ich ihn so reden hörte, fragte ich ihn: ,Willst du es mir verkaufen?' ,Kaufe es'. erwiderte er; und ich erwarb es von ihm für dreihundert Dinare. Nun möchte ich wissen, ob das billig oder teuer ist.' Dann achte auf das, was er dir sagen wird! Plaudere auch noch eine Weile mit ihm, und wenn du ihn verlassen hast, so komm eilig zu mir! Du wirst mich an der Tür des unterirdischen Ganges sitzen und auf dich warten sehen; gib mir dann das Messer!' ,Ich höre und gehorche!' erwiderte er, nahm jenes Messer und steckte es in seinen Gürtel; darauf ging er zum Laden des Juweliers und begrüßte ihn, und jener hieß ihn willkommen und bat ihn, sich zu setzen. Als der Juwelier aber das



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Messer in seinem Gürtel erblickte, erstaunte er und sprach bei sich: ,Das ist doch mein Messer! Wer mag es diesem Kaufmann in die Hände gespielt haben?' Und er begann zu sinnen und sich zu sagen: ,Ist dies wohl auch mein Messer, oder ist es ein Messer, das ihm nur ähnlich ist?' Nun zog Kamar ez-Zamân es heraus und sprach: ,Meister, nimm dies Messer und schau es dir an!' Als jener es aus seiner Hand entgegengenommen hatte, erkannte er es ganz sicher; doch er scheute sich zusagen: ,Dies ist mein Messer!' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 973. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Juwelier, als er das Messer von Kamar ez-Zamân hingenommen hatte, es erkannte, aber sich scheute zu sagen: ,Dies ist mein Messer!' So fragte er ihn denn: ,Wo hast du es gekauft?' Und der Jüngling erzählte ihm, was die junge Herrin ihm zu sagen befohlen hatte. Da sagte 'Obaid zu ihm: ,Es ist billig um diesen Preis; denn es ist fünfhundert Dinare wert.' Aber in seinem Herzen entbrannte ein Feuer, und seine Hände waren ihm wie gebunden, so daß er an seinem Werk nicht weiterarbeiten konnte. Kamar ez-Zamân begann mit ihm zu plaudern, während er im Meere der trüben Gedanken versunken war; und auf fünfzig Worte, die der Jüngling sprach, erwiderte er nur ein einziges Wort. Denn im Herzen litt er schwer, und sein Leib flog gleichsam hin und her, sein Gemüt war trüb und bang, und er war, wie einst der Dichter sang:

Verlangt man, daß ich rede, find ich keine Worte;
Man sieht, mein Geist ist ferne, redet man mich an.
Versunken in der Sorgen bodenlosem Meere,
Erkenn ich unter Menschen nicht, ob Frau, ob Mann.



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Als Kamar ez-Zamân ihn so verwandelt sah, sprach er zu ihm: ,Du hast jetzt wohl viel zu tun?' Und er verließ ihn und begab sich eilends nach Hause; dort sah er die junge Frau an der Tür des unterirdischen Ganges stehen und auf ihn warten. Kaum erblickte sie ihn, so sprach sie zu ihm: ,Hast du getan, wie ich dir befohlen habe?' ,Jawohl', erwiderte er; und sie fragte weiter: ,Was hat er zu dir gesagt?' Darauf gab er zur Antwort: ,Er sagte mir, das Messer sei billig um diesen Preis; denn es sei fünfhundert Dinare wert. Aber er war wie verwandelt; deshalb verließ ich ihn, und ich weiß nicht, was danach geschehen ist.' ,Gib mir das Messer!' rief sie, ,und mach dir keine Sorgen um ihn!' Darauf nahm sie das Messer, legte es wieder an seinen Ort und setzte sich.

Sehen wir nun, was der Juwelier tat! Nachdem Kamar ez-Zamân von ihm fortgegangen war, entflammte im Herzen des Mannes ein Feuer, und schwerer Argwohn bedrängte ihn, so daß er bei sich selber sprach: ,Ich muß aufstehn und nach dem Messer fragen und den Zweifel durch die Gewißheit verjagen.' So erhob er sich denn und begab sich nach Hause; dort trat er zu seiner Frau ein, schnaubend wie ein Drache. ,Was ist dir, mein Gebieter?' fragte sie ihn, und er rief: ,Wo ist mein Messer?' Sie gab zur Antwort: ,In der Truhe.' Dann schlug sie sich mit der Hand auf die Brust und rief: ,Ach, mein Kummer! Vielleicht hast du mit jemand gestritten und kommst nun, um das Messer zu holen und ihn damit zu stechen!' Doch er befahl ihr: ,Her mit dem Messer! Laß mich es sehen!' Darauf erwiderte sie: ,Schwör mir zuerst, daß du niemand damit erstechen willst!' Nachdem er das geschworen hatte, öffnete sie die Truhe und holte es ihm heraus. Er drehte es hin und her, indem er sagte: ,Das ist doch eine sonderbare Sache!' Dann sprach er zu seiner Frau: ,Nimm es und lege es wieder an



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seinen Ort!' Nun hub sie an: ,Tu mir kund, was dies alles bedeutet!' Er antwortete ihr: ,Ich sah bei unserem Freunde ein Messer wie dies', und er tat ihr die ganze Geschichte kund und schloß mit den Worten: ,Da ich es nun in der Truhe gesehen habe, so habe ich den Zweifel durch die Gewißheit verjagt.' Da rief sie: ,Hast du etwa bösen Argwohn gegen mich gehegt und geglaubt, ich sei die Geliebte des türkischen Seesoldaten und hätte ihm das Messer gegeben?' ,Ja,' erwiderte er, ,ich hatte einen solchen Verdacht; aber da ich nun das Messer gesehen habe, ist der Argwohn aus meinem Herzen gewichen.' Doch sie fuhr fort: ,Mann, in dir ist nichts Gutes.' Da begann er, sich bei ihr zu entschuldigen, bis er sie versöhnt hatte; und dann ging er fort und begab sich in seinen Laden. Am nächsten Tage aber gab sie Kamar ez-Zamân die Uhr ihres Gatten, die er mit eigener Hand verfertigt hatte und derengleichen niemand besaß, indem sie zu ihm sprach: ,Geh zu seinem Laden, setz dich zu ihm und sprich zu ihm: ,Den Mann, den ich gestern sah, habe ich heute wiedergesehen, und er hatte eine Uhr in der Hand. Er fragte mich: ,Willst du diese Uhr kaufen?' Als ich ihn darauf fragte: ,Woher hast du diese Uhr?' antwortete er: ,Ich war bei meiner Geliebten; die hat sie mir gegeben.' Da kaufte ich sie ihm für achtundfünfzig Dinare ab. Schau, ob sie billig oder teuer ist um diesen Preis.' Und du, achte auf das, was er sagen wird; und wenn du ihn verlassen hast, komm eilends zu mir und gib sie mir!' So ging denn Kamar ez-Zamân zu ihm und tat bei ihm, wie sie befohlen hatte. Als der Juwelier die Uhr erblickte, sprach er: ,Die ist siebenhundert Dinare wert'; und Argwohn beschlich ihn. Der Jüngling aber verließ ihn, begab sich zu der jungen Herrin und gab ihr jene Uhr; alsbald trat auch schon ihr Gatte schnaufend ein und fuhr sie an: ,Wo ist meine Uhr?' Sie erwiderte: ,Da liegt sie doch!'



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,Her damit!' befahl er ihr, und sie brachte sie ihm. Da rief er: ,Es gibt keine Macht und es gibt keine Majestät außer bei Allah, dem Erhabenen und Allmächtigen!' Nun sprach sie: ,Mann, mit dir ist sicher etwas geschehen; tu mir kund, was es ist!' ,Ach,' erwiderte er, ,was soll ich sagen? Ich bin ob dieser Dinge ein ratloser Tor!' Und dann trug er diese Verse vor:

Bei Gott, ich bin fürwahr verwirrt ob meiner Lage;
Die Not kam über mich; woher? das weiß ich nicht.
Ich will geduldig sein, bis daß Geduld erfahre,
Daß meine Langmut nicht durch bittre Wehmut bricht.'
Ach, bittrer noch als Wermut' ist doch meine Langmut;
Denn ich ertrug, was heißer noch als Feuer lobt.
Was mir geboten, bot sich nicht nach meinem Wunsche,
Da der Gebieter schöne Langmut mir gebot.

Dann fuhr er fort: ,Frau. ich habe bei dem Kaufmanne, unserem Freunde, zuerst mein Messer gesehen, und ich habe es erkannt, da seine Ausführung die Erfindung meines eigenen Verstandes ist und seinesgleichen nicht wieder gefunden wird; dann erzählte er mir Geschichten, die das Herz mit Gram erfüllen; aber ich kam und sah es hier. Nun habe ich aber auch bei ihm die Uhr gesehen, deren Ausführung die Erfindung meines eigenen Verstandes ist und derengleichen nicht in Basra gefunden wird; wiederum erzählte er mir Geschichten, die das Herz mit Gram erfüllen. Darum bin ich ratlos in meinem Sinn, und ich weiß nicht, was mit mir vorgeht.' Doch sie erwiderte ihm: ,Der Sinn deiner Worte ist also, daß ich die Freundin und Geliebte jenes Kaufmanns sein und ihm deine Sachen gegeben haben soll: daß du meine Untreue habest erweisen wollen und deshalb gekommen seist, um mich auszufragen; und daß, wenn du nicht das Messer und die Uhr bei mir gesehen hättest, meine Untreue für dich erwiesen wäre. Aber, Mann, da du solchen



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Verdacht gegen mich hegen konntest, so will ich hinfort nie wieder Brot mit dir essen noch Wasser trinken; denn ich verabscheue dich wie die Sünde!' Er begann sie zu beruhigen, bis er sie versöhnt hatte, und er ging fort, voll Reue, daß er solche Worte an sie gerichtet hatte, und begab sich in seinen Laden und setzte sich dort. — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 974. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der juwelier, als er von seiner Frau fortgegangen war, seine Worte zu bereuen begann; und er begab sich in seinen Laden und setzte sich dort. Aber Unruhe bedrückte ihn schwer, und seine Sorge kannte keine Grenzen mehr, und er schwebte zwischen Glauben und Unglauben hin und her. Gegen Abend ging er alleine nach Hause und brachte Kamar ez-Zamân nicht mit sich. Da fragte die junge Herrin ihn: ,Wo ist der Kaufmann?' Er antwortete: ,In seinem Hause.' Und sie fuhr fort: ,Ist die Freundschaft zwischen dir und ihm erkaltet?' ,Bei Allah,' erwiderte er. ,ich habe eine Abneigung gegen ihn wegen dessen, was mir durch ihn widerfahren ist.' Doch sie bat ihn: ,Geh, hole ihn mir zu Gefallen!' So machte er sich auf und ging zu dem Jüngling ins Haus; dort sah er seine Sachen umherliegen, und als er die erkannte, entbrannte ein Feuer in seinem Herzen, und er begann zu seufzen. Kamar ez-Zamân fragte: ,Wie kommt es, daß ich dich in trüben Gedanken sehe?' Doch 'Obaid scheute sich zu sagen: ,Meine Sachen sind bei dir; wer hat sie zu dir gebracht?' Und so erwiderte er nur: ,Eine Mißstimmung ist über mich gekommen; doch wohlan, laß uns in mein Haus gehen, auf daß wir uns dort erheitern.' Da sagte der Jüngling: ,Laß mich doch hier in meinem Hause; ich möchte nicht mit dir gehen!'



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Aber der juwelier beschwor ihn und nahm ihn mit sich. Dann speisten sie gemeinsam zur Nacht und blieben an jenem Abend beieinander, indem Kamar ez-Zamân mit 'Obaid plauderte, dieser aber im Meere der trüben Gedanken versunken war; wenn der junge Kaufmann hundert Worte sprach, so antwortete der Juwelier ihm nur ein einziges Wort. Dann trat, wie gewöhnlich, die Dienerin zu ihnen ein mit zwei Schalen; als beide getrunken hatten, schlief der juwelier ein, aber der jüngling blieb wach, da der Trank in seiner Schale ohne Falsch war. Nun kam die junge Frau zu Kamar ez-Zamân und sprach zu ihm: ,Was hältst du von diesem Gehörnten. der in seiner Achtlosigkeit trunken ist und nichts weiß von der Frauen List? Ich muß ihn gewiß noch so überlisten, daß er sich von mir scheidet. Morgen will ich mich als Sklavin verkleiden und dir in seinen Laden folgen. Dann sprich du zu ihm: ,Meister, ich kam heute inden Chân der Sklavenhändler. und dort sah ich diese Sklavin: die habe ich um tausend Dinare gekauft. Schau sie an und sage mir, ob sie um diesen Preis billig ist oder teuer!' Dann enthülle ihm mein Gesicht und meine Brüste und laß ihn mich anschauen. Schließlich aber nimm mich und kehre mit mir in dein Haus zurück; ich will von dort durch den unterirdischen Gang in mein Haus eilen, um zu sehen, wie unsere Sache mit ihm ausgeht!' Danach verbrachten die beiden die Nacht in Frohsinn und Heiterkeit, mit Unterhaltung und Liebesgetändel, in Freude und ohne Sorgen bis zum Morgen. Und nun ging sie wieder in ihr Gemach und schickte die Dienerin: die weckte ihren Herrn und Kamar ez-Zamân. Da erhoben sich beide, verrichteten das Frühgebet, aßen das Morgenmahl und tranken Kaffee. Der juwelier ging fort zu seinem Laden; Kamar ez-Zamân aber begab sich in sein Haus. Alsbald trat auch die junge Herrin aus dem unterirdischen Gang



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heraus zu ihm, in Gestalt einer Sklavin, wie sie ja auch ihrer Herkunft nach eine Sklavin war. Er machte sich nun auf zu dem Laden des Juweliers, während sie ihm folgte, und beide schritten ihres Wegs dahin, er vorauf und sie hinter ihm, bis sie zum Laden des Juweliers gelangten; er grüßte ihn, setzte sich und hub an: ,Meister, ich kam heute in den Chân der Sklavenhändler, da ich mich dort umschauen wollte, und ich sah diese Sklavin in den Händen des Maklers. Sie gefiel mir, und ich kaufte sie um tausend Dinare. Nun möchte ich, daß du sie dir anschaust und nachsiehst, ob sie billig ist um diesen Preis oder nicht.' Und er enthüllte ihm ihr Antlitz, so daß der Juwelier seine eigene Gattin sah, gekleidet in ihre prächtigsten Gewänder und angetan mit dem schönsten Schmuck, die Augen mit Bleiglanz geschminkt und die Hände mit Henna gefärbt, genau so wie sie sich vor ihm in seinem Hause zu schmücken pflegte. Er erkannte sie mit voller Sicherheit an ihrem Gesicht und ihrer Kleidung und ihrem Schmuck, den er mit eigener Hand geschmiedet hatte; ja, er sah auch an ihrem Finger die Siegelringe, die er erst vor kurzem für Kamar ez-Zamân verfertigt hatte, und so war er denn ganz fest überzeugt, daß sie seine Frau sein mußte. Er fragte sie: ,Wie heißt du, Mädchen?' Sie antwortete: ,Halîma.' Seine Gattin hieß wirklich Halîma. und sie wagte es, ihm ihren eigenen Namen zu nennen. Darüber war er sehr erstaunt, und er sprach zu dem Jüngling: ,Für wieviel hast du sie gekaufte' ,Für tausend Dinare', antwortete jener, und der Juwelier fuhr fort: ,Dann hast du sie umsonst erhalten; denn tausend Dinare sind weniger als der Preis der Siegelringe, und ihre Gewänder und ihr Schmuck haben dann auch nichts gekostet.' Der Jüngling sagte darauf: ,Möge Allah dich mit froher Botschaft erfreuen; da sie dir gefällt, will ich sie in mein Haus bringen!' ,Tu, was dir beliebt!' sagte 'Obaid;



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und Kamar ez-Zamân nahm sie und führte sie in sein Haus. Von dort ging sie durch den unterirdischen Gang und setzte sich in ihrem Gemach nieder.

Wenden wir uns nun von ihr wieder zu dem Juwelier! Ihm brannte ein Feuer im Herzen, und er sprach bei sich selber: ,Ich will sofort hingehen und nach meiner Frau sehen. Wenn sie zu Hause ist, so ist diese Sklavin ihr Ebenbild -herrlich ist Er. der kein Ebenbild hat! Wenn meine Frau aber nicht zu Hause ist. so ist sie es ohne Zweifel.' Da machte er sich auf und eilte dahin. bis er in sein Haus kam; und dort sah er sie sitzen in ihren Gewändern und ihrem Schmuck, wie er sie im Laden gesehen hatte. Er schlug die Hände aufeinander und rief: ,Es gibt keine Macht und es gibt keine Majestät außer bei Allah, dem Erhabenen und Allmächtigen!' ,O Mann,' fragte sie ihn, ,bist du irre geworden, oder was ist es mit dir? So etwas pflegst du doch sonst nicht zu tun. Dir muß unbedingt etwas widerfahren sein!' Er gab ihr zur Antwort: ,Wenn du wünschest, daß ich es dir kund tu, gräme dich nicht!' ,Sprich !'sagte sie zu ihm; und er berichtete: ,Der Kaufmann. unser Freund, hat eine Sklavin gekauft, deren Wuchs gleich deinem Wuchs und deren Höhe gleich deiner Höhe ist; ja, auch ihr Name ist wie dein Name, und ihre Gewandung ist gleich deiner Gewandung. Sie gleicht dir in allen deinen Eigenschaften, und an ihren Fingern trägt sie die gleichen Siegelringe wie du, und ihr Schmuck ist wie dein Schmuck. Als er sie mir zeigte, glaubte ich, du wärest es selbst, und ich war ganz ratlos. O hätten wir doch diesen Kaufmann nie gesehen und uns nie mit ihm befreundet! O hätte er doch nie sein Land verlassen, so daß wit ihn nie kennen gelernt hätten! Jetzt hat er mein Leben getrübt, nach all der Heiterkeit; er stiftete Zwistigkeit nach all der trauten Einigkeit; und er säte den Zweifel in mein Herz!'



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Da sagte sie zu ihm: ,Schau mir ins Gesicht! Vielleicht bin ich jene, die bei ihm war, und der Kaufmann ist mein Geliebter; vielleicht habe ich mich als Sklavin verkleidet und mit ihm verabredet, daß er mich dir zeigen sollte, um dir eine Falle zu stellen!' Doch er sprach: ,Was für Worte sind düse Ich glaube nimmer, daß du dergleichen tun könntest.' Nun war jener Juwelier aber unerfahren in den Listen der Frauen; und was sie den Männern antun, war ihm nie zu Ohren gekommen; auch hatte er nie den Spruch des Dichters vernommen:

Dich zog ein wallend Herze zu den Schönen
Bald nach der Jugend, als das Alter kam.
Mich quäle Laila; fern ist ihre Liebe;
Uns wurden Feinde und Gefahren gram.
Wenn ihr mich nach den Frauen fragt, so u'isset:
Ich kenn der Frauen Leiden alleweil.
Ergraut des Mannes Haupt und schmilzt sein Reichtum,
Hat er an ihrer Liebe keinen Teil.

Noch auch den eines anderen:

Auf Frauen höre nie; das ist der beste Wahlspruch!
Wer Frauen seinen Halfter gibt, der hat kein Glück.
Wenn er auch tausend Jahre sich um Wissen mühet,
Sie halten ihn von seinem höchsten Ziel zurück.

Noch auch den eines dritten:

Die Frauen sind für uns als Teufel doch erschaffen;
Ich flüchte mich zu Gott vor solchen Teufelsschlingen.
Doch wen zu seinem Unglück Frauenlieb erfüllet,
Verliert gar bald den Sinn in Welt - und Glaubensdingen.

Darauf sprach sie zu ihm: ,Während ich hier in meinem Gemache sitzen bleibe, geh du zu ihm auf der Stelle, poche an die Tür und sieh zu, daß du schnell zu ihm hineinkommst. Wenn du beim Hineintreten das Mädchen dort erblickst, so ist es seine



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Sklavin, mein Ebenbild -herrlich ist Er, der kein Ebenbild hat! Wenn du aber das Mädchen nicht bei ihm erblickst, so bin ich die Sklavin, die du bei ihm gesehen hast, und dein arger Verdacht gegen mich ist bestätigt.' ,Du hast recht', erwiderte 'Obaid, verließ sie und eilte fort; doch auch sie machte sich auf und ging durch den unterirdischen Gang, setzte sich bei Kamar ez-Zamân nieder und erzählte ihm die Sache, indem sie hinzufügte: ,Öffne die Tür schnell und zeige mich ihm!' Während sie noch so miteinander redeten, ward plötzlich an die Tür gepocht, und der Jüngling rief: ,Wer ist an der Türe' ,Ich, dein Freund,' antwortete der Juwelier, ,du hast mir auf dem Basar die Sklavin gezeigt, und ich freute mich über sie für dich; aber ich habe mich noch nicht genug über sie gefreut, darum öffne mir die Tür und laß mich sie noch einmal anschauen!' Kamar ez-Zamân erwiderte: ,Das mag gern geschehen'; und er öffnete dem Gaste die Tür, so daß dieser seine eigene Gemahlin bei ihm sitzen sah. Sie erhob sich und küßte beiden die Hand; 'Obaid schaute sie an, während sie sich eine Weile mit ihm unterhielt, und er sah, daß sie sich in nichts von seiner Frau unterschied. So sprach er denn: ,Allah schafft, was Er will!' Dann ging er fort, während die Unruhe in seinem Herzen noch größer ward; als er in sein Haus zurückgekehrt war, sah er dort seine Gattin sitzen, denn sie war ihm durch den unterirdischen Gang voraufgeeilt zur selben Zeit, als er durch die Haustür hinausging. — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 975. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß die junge Frau ihrem Gatten durch den unterirdischen Gang voraufeilte zur selben Zeit, als er durch die Haustür hinausging; und sie setzte



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sich in ihr Gemach, und wie ihr Gatte zu ihr eintrat, sprach sie zu ihm: ,Was hast du gesehen?' Er antwortete: ,Ich habe sie bei ihrem Herrn gesehen, und sie ist dein Ebenbild.' Da rief sie: ,Geh in deinen Laden, laß es genug sein des argen Verdachts, und liege nie wieder schlechte Gedanken über mich!' ,So sei es,' erwiderte er ihr, ,sei mir nicht böse wegen dessen, was durch mich geschah!' Darauf sagte sie: ,Allah gewähre dir Verzeihung!' Er betrachtete sie noch nach rechts und nach links und ging in seinen Laden. Sie aber eilte durch den unterirdischen Gang zu Kamar ez-Zamân, mit vier Beuteln in den Händen, und sprach zu ihm: ,Rüste dich zu eiliger Abreise und halte dich bereit, alles Gut ohne Verzug aufzuladen, während ich die List ausführe, die ich im Sinne habe.' Da ging er fort, kaufte Maultiere und belud sie mit Lasten; auch rüstete er eine Sänfte und kaufte Mamluken und Eunuchen und führte alles zur Stadt hinaus, ohne daß ihm ein Hindernis in den Weg trat. Darauf kam er wieder zu ihr und sprach: ,Ich habe meine Sachen erledigt.' Und sie erwiderte ihm: ,Auch ich habe sein übriges Geld und alle seine Schätze zu dir hinübergeschafft; ich habe ihm weder wenig noch viel zum Leben übrig gelassen. All das geschieht aus Liebe zu dir, du Geliebter meines Herzens; ich würde dir tausendmal meinen Gatten opfern. Doch jetzt ist es nötig, daß du zu ihm gehst und von ihm Abschied nimmst, indem du zu ihm sprichst: ,Ich will nach drei Tagen abreisen; deshalb komme ich, um dir Lebewohl zu sagen. Rechne du zusammen, was ich dir an Miete für das Haus schulde, damit ich es dir senden kann und du mein Gewissen von aller Schuld freisprichst.' Achte auf die Antwort, die er dir gibt, und kehre zu mir zurück, um sie mir zu berichten! Ich habe alles getan, was ich tun konnte, indem ich ihn betrog und zu erzürnen suchte, damit er sich von mir scheiden sollte; aber



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ich sehe, daß er immer noch an mir hängt. So bleibt uns denn nichts Besseres übrig, als in dein Land zuziehen!' Er rief: ,Wie herrlich! Wenn nur die Träume sich als wahr erweisen würden!' Dann eilte er zudem Laden des Juweliers, setzte sich zu ihm und sprach zu ihm: ,Meister, ich will nach drei Tagen abreisen, und ich komme nur zu dir, um dir Lebewohl zu sagen. Doch ich möchte, daß du berechnest, was ich dir an Miete für das Haus schulde, damit ich es dir gebe und du mein Gewissen von aller Schuld freisprichst.' 'Obaid entgegnete ihm: ,Was für Reden sind das? Ich stehe doch in deiner Schuld. Bei Allah, ich will von dir nichts für die Miete des Hauses annehmen; denn der Segen ist bei uns eingekehrt. Aber du machst uns durch dein Fortgehen untröstlich, und wäre es mir nicht verboten, so träte ich dir entgegen und hielte dich von den Deinen und von deiner Heimat zurück.' Darauf nahm er Abschied von ihm, und die beiden weinten bitterlich, so daß ihr Schmerz keinem anderen glich; alsbald schloß der Juwelier seinen Laden, denn er sprach bei sich: ,Ich muß meinem Freunde das Geleit geben.' Immer wenn nun der Jüngling ausging, um etwas zu besorgen, ging der Juwelier mit ihm; und wenn dieser dann in das Haus von Kamar ez-Zamân kam, fand er seine Frau dort, die vor sie hintrat und ihnen aufwartete; kehrte er aber in sein Haus zurück, so sah er sie dort sitzen. So erging es ihm drei Tagelang: er sah sie in seinem Hause, wenn er dort eintrat, und er schaute sie im Hause von Kamar ez-Zamân, sobald er dorthin kam. Schließlich sprach sie zu ihrem Freunde: ,Jetzt habe ich alles, was er an Schätzen und Geldern und Hausgerät besitzt, zu dir hinübergeschafft, und ihm ist nichts geblieben als die Dienerin, die euch den Trunk zu bringen pflegte; aber ich kann mich nicht von ihr trennen, denn sie ist mir anverwandt und mir lieb und wert und hütet mein Geheimnis.



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Ich will sie schlagen und mich wider sie zornig stellen, und wenn mein Gatte nach Hause kommt, will ich zu ihm sagen: ,Ich kann diese Sklavin nicht mehr ansehen, noch auch mit ihr in einem Hause bleiben; also nimm sie und verkaufe sie!' Dann wird er sie fortnehmen, um sie zu verkaufen; du aber kaufe sie, auf daß wir sie mit uns nehmen können.' ,Das soll gern geschehen', erwiderte er; und sie schlug die Sklavin. Als ihr Gatte ins Haus kam, sah er, wie die Sklavin weinte. Da fragte er sie, warum sie weine; und sie antwortete: ,Meine Herrin hat mich geschlagen.' Alsbald ging er zu seiner Gattin und fragte sie: ,Was hat diese elende Sklavin getan, daß du sie schlagen mußtest?' ,O Mann,' erwiderte sie ihm, ,ich will dir nur ein einziges Wort sagen, ich kann diese Sklavin nicht mehr ansehen, nimm sie und verkaufe sie; sonst scheide dich von mir!' Er sagte darauf: ,Ich will sie verkaufen; ich tu ja alles, was du willst.' Als er sie dann mitnahm, kam er auf dem Wege zu seinem Laden bei Kamar ez-Zamân vorbei. Inzwischen war aber seine Gattin, sobald er mit der Sklavin hinausgegangen war, in aller Eile durch den unterirdischen Gang zu Kamar ez-Zamân gelaufen, und der hatte sie in die Sänfte gesetzt, ehe der alte Juwelier dorthin kam. Wie er aber dort ankam und Kamar ez-Zamân die Sklavin bei ihm sah, fragte dieser: ,Was für ein Mädchen ist das?' Der juwelier antwortete: ,Meine Sklavin, die uns den Trunk zu bringen pflegte. Sie hat ihrer Herrin nicht gehorcht, und die ist wider sie ergrimmt und hat mir befohlen, sie zu verkaufen.' Der Jüngling fuhr fort: ,Da ihre Herrin sie nicht mehr mag, kann sie nicht mehr bei ihr bleiben. Verkauf sie doch mir, damit ich noch deinen Geruch an ihr verspüren kann, und ich will sie meiner Sklavin Halîma zur Dienerin geben!' ,Gern; nimm sie!' erwiderte 'Obaid; doch als der Jüngling fragte: ,üm wieviel?' rief er:



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,Ich will von dir nichts nehmen; denn du bist gütig gegen uns gewesen.' Kamar ez-Zamân nahm sie von ihm an und sprach zu der jungen Herrin: ,Küsse deinem Herrn die Hand!' Da kam sie aus der Sänfte hervor und küßte ihm die Hand; dann stieg sie wieder hinein, während er sie anschaute. Und nun sprach Kamar ez-Zamân zu ihm: ,Ich befehle dich in Allahs Hut, Meister 'Obaid! Sprich du mein Gewissen frei von Schuld !'Jener gab ihm zur Antwort: ,Allah spreche dein Gewissen frei und führe dich in Sicherheit zu den Deinen!' Dann nahm er Abschied von ihm und begab sich in seinen Laden; dabei standen ihm die Tränen in den Augen, denn es ward ihm schwer, sich von Kamar ez-Zamân zu trennen, da er sein Freund war und da die Freundschaft verpflichtet; dennoch freute er sich, daß nunmehr der Argwohn aufhörte, den er gegen seine Gattin gehegt hatte, da jetzt der jüngling abgereist war und sein Verdacht gegen seine Frau sich nicht bestätigt hatte.

Wenden wir uns von ihm wieder zu Kamar ez-Zamân! Zu dem sprach die junge Herrin: ,Wenn du sicher sein willst, so laß uns auf einem anderen Wege als dem gewohnten reisen!' ——» Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 976. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß zu Kamar ez-Zamân, als er aufgebrochen war, die junge Herrin sprach: ,Wenn du sicher sein willst, so laß uns auf einem anderen Wege als dem gewohnten reisen!' ,Ich höre und gehorche!' erwiderte er ihr; und er schlug einen Weg ein, auf dem die Leute sonst nicht zu reisen pflegten. Immer weiter zog er von Land zu Land, bis er die Grenzen von Ägypten erreichte. Dann schrieb er einen Brief und schickte ihn an seinen Vater mit einem Eilboten. Sein Vater, der Kaufmann 'Abd er-Rahmân,



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saß gerade auf dem Basar in der Kaufleute Schar, während in seinem Herzen ob der Trennung von seinem Sohn noch immer ein brennendes Feuer war; denn seit dem Tage seines Auf bruches hatte er keine Nachricht mehr von ihm erhalten. Und während er nun so dasaß, kam plötzlich der Eilbote an und rief: ,Ihr Herren, wer unter euch heißt der Kaufmann 'Abd er-Rahmân?' Sie fragten: ,Was willst du von ihm?' Und er antwortete ihnen: ,Ich habe einen Brief von seinem Sohne Kamar ez-Zamân, den ich bei el-'Arîsch' verlassen habe.' Darüber war 'Abd er-Rahmân hoch erfreut, und die Brust ward ihm weit; und auch die Kaufleute freuten sich mit ihm und wünschten ihm Glück zur sicheren Heimkehr seines Sohnes. Dann nahm er den Brief und las in ihm das Folgende: ,Von Kamar ez-Zamân an den Kaufmann 'Abd er-Rahmân. Gruß zuvor an Dich und an alle Kaufleute! Wenn Ihr nach uns fragt, so sei Allah Preis und Dank! Wir haben verkauft und gekauft und Gewinn gehabt. Und nun sind wir wohlbehalten und sicher und gesund heimgekehrt.' Da öffnete der Kaufmann der Freude die Tür und rüstete Gastmähler und lud zu den Festen viele Gäste ein; auch ließ er die Instrumente des Frohsinns bringen und verschönte die Freudenfeier mit allerlei wunderbaren Dingen. Als dann sein Sohn in es-Salihîja' eintraf, zog ihm sein Vater mit allen Kaufleuten entgegen. Und wie sie sich trafen, umarmte sein Vater ihn und drückte ihn an seine Brust und weinte, bis er in Ohnmacht fiel. Nachdem er wieder zu sich gekommen war, rief er: ,Das ist ein gesegneter Tag, mein Sohn, da uns der allmächtige Schützer wieder mit dir vereinigt hat!' Und dann sprach er die Worte des Dichters:



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Die Nähe des Freunds ist die Krone der Freuden;
Da ist uns der Becher des Glückes geweiht.
Willkommen, willkommen, ein herzlich Willkommen.
Dem Vollmond der Monde, dem Licht unserer Zeit!

Und von neuem begann er im Übermaß der Freude in einen Tränenstrom auszubrechen, und er hub an, diese beiden Verse zu sprechen:

Da jetzt der ,Mond der Zeit", der Helligkeit uns leiht,
Von seiner Reise kam, sind Strahlen sein Geleit.
Der Haare dunkle Pracht gleicht seines Fernseins Nacht,
Indes der Sonne Schein aus seinem Antlitz lacht.'

Dann traten die Kaufleute an den Jüngling heran und begrüßten ihn; und sie sahen bei ihm viele Lasten und Diener und auch eine Tragsänfte, die mit einem breiten Gurt umgeben war. Und nun nahmen sie ihn mit sich und führten ihn nach Hause; als dort die junge Frau aus der Sänfte stieg, schien es seinem Vater, daß sie alle Beschauer bezaubern mußte. Ihr ward ein hohes Obergemach geöffnet, gleich einer Schatzkammer, von der die Zauber siegel abgenommen waren; und als seine Mutter sie erblickte, war sie von ihr ganz berückt und hielt sie für eine Prinzessin unter den Gemahlinnen der Könige. Sie freute sich ihrer und befragte sie; Halîma antwortete ihr: ,Ich bin die Gattin deines Sohnes.' Und die Mutter sprach: ,Da er mit dir vermählt ist, geziemt es uns, daß wir dir eine prächtige Hochzeit rüsten, damit wir an dir und an meinem Sohne unsere Freude haben.'

Hören wir nun, was der Kaufmann 'Abd er-Rahmân tat! Nachdem die Leute sich zerstreut hatten und ein jeder seiner Wege gegangen war, blieb er mit seinem Sohne zusammen



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und fragte ihn: ,Mein Sohn, was ist das für eine Sklavin, die du bei dir hast? Und um wieviel hast du sie gekaufte' Jener antwortete ihm: ,Mein Vater, sie ist keine Sklavin, sondern sie ist die, um derentwillen ich in die Fremde gezogen bin.' ,Wie ist das?' fragte der Vater weiter; und der Sohn erwiderte: ,Sie ist jene, die der Derwisch uns schilderte in der Nacht, die er bei uns verbrachte. Wisse, von jener Zeit ab hängten sich meine Hoffnungen an sie, und nur um ihretwillen verlangte es mich zu reisen. Ich bin sogar auf der Reise ausgeplündert worden, und die Beduinen raubten mein Gut, so daß ich ganz allein in Basra einzog; und dort ist es mir soundso ergangen'; und er begann, seinem Vater alles zu erzählen von Anfang bis zu Ende. Nachdem er seine Geschichte beendet hatte, sprach der Vater zu ihm: ,Mein Sohn, hast du dich denn nach all dem mit ihr vermählt?' ,Nein,' gab jener zur Antwort, ,aber ich habe ihr versprochen, mich mit ihr zu vermählen.' Der Vater fuhr fort: ,Hast du also die Absicht. sie zur Frau zu nehmen?' Der Sohn antwortete: ,Wenn du es mir befiehlst, will ich es tun: wo nicht, so werde ich mich nicht mit ihr vermählen.' Darauf sagte der Vater: ,Wenn du sie zur Frau nimmst, so sage ich mich von dir los in dieser und in jener Welt, und ich werde dir grimmig zürnen. Wie kannst du dich denn mit ihr vermählen, nachdem sie so an ihrem Gatten gehandelt hat? Was sie um deinetwillen ihrem Gatten angetan hat, das wird sie dir ebenso antun um eines anderen willen; denn sie ist eine Verräterin, und einem Verräter darf man nicht trauen. Wenn du mir zuwiderhandelst, so werde ich immer zornig auf dich sein; aber wenn du auf meine Worte hörst, so will ich dir eine Jungfrau suchen, die noch schöner ist als sie, doch zugleich rein und fromm; und ich will dich mit ihr vermählen, müßte ich auch alle meine Habe für sie hingeben; und ich will ein Hochzeitsfest



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für dich feiern, das nicht seinesgleichen hat, und will auf dich und auf sie stolz sein. Wenn dann die Leute sagen: ,Derundder hat sich mit der Tochter Desunddes vermählt', so ist das besser, als wenn sie sagen: ,Er hat eine Sklavin zur Frau, die ohne Abkunft und Adel ist.' So suchte er seinen Sohn zu überreden, von der Ehe mit ihr zulassen, und er führte ihm für seinen Rat Beispiele und Geschichten an, dazu Gedichte, Sprichwörter und Ermahnungen, bis Kamar ez-Zamân ausrief: ,Lieber Vater, da es so steht, kann ich es nicht mehr verantworten, sie zur Frau zu nehmen.' Als er diese Worte gesprochen hatte, küßte sein Vater ihn auf die Stirn und sprach zu ihm: ,Du bist mein echter Sohn! Bei deinem Leben, mein Sohn, ich werde dich gewißlich mit einer Maid vermählen, die nicht ihresgleichen hat.' Darauf brachte der Kaufmann 'Abd er-Rahmân die Frau des Juweliers 'Obaid und ihre Sklavin in ein hochgelegenes Gemach, und ehe er die Tür hinter ihnen schloß, gab er einer schwarzen Sklavin den Auftrag, den beiden ihr Essen und Trinken zu bringen, und sprach zu Halîma: ,Du wirst mit deiner Sklavin in diesem Gemach gefangen bleiben, bis ich für euch jemanden finde, der euch kauft; dann will ich euch an ihn verkaufen. Wenn ihr Widerstand leistet, werde ich euch töten, dich und deine Sklavin; denn du bist eine Verräterin, und in dir ist nichts Gutes.' Sie antwortete ihm: ,Tu, was du willst; ich verdiene alles, was du mit mir tun wirst !'So verschloß er denn die hinter ihnen und gab seinem Harem den Auftrag: ,Niemand soll zu den beiden hinaufgehen, noch mit ihnen sprechen, außer der schwarzen Sklavin. die ihnen ihr Essen und Trinken durch das Fenster des Gemachs reichen wird.' Da saß nun Halîma mit ihrer Sklavin weinend und voll Reue über das, was sie ihrem Gatten angetan hatte. So stand es um sie.



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Sehen wir nun, was der Kaufmann 'Abd er-Rahmân des weiteren tat. Er schickte Brautwerberinnen aus, damit sie um eine Jungfrau von Adel und Abkunft für seinen Sohn würben. Die forschten nun unermüdlich umher, aber jedesmal, wenn sie eine Maid sahen, hörten sie von einer, die noch schöner war als sie, bis sie zum Hause des Scheich el-Islam kamen und seine Tochter sahen, die in Kairo nicht ihresgleichen hatte an Schönheit und Lieblichkeit und an des Wuchses Ebenmäßigkeit, ja, sie war noch tausendmal schöner als die Gattin des Juweliers 'Obaid. Von ihr berichteten sie dem Kaufmanne, und nun begab er sich mit den Vornehmen zu ihrem Vater, und sie warben um sie. Dann wurde der Ehevertrag geschrieben, und eine herrliche Hochzeitsfeier ward für die Braut gerüstet. 'Abd er-Rahmân veranstaltete die Hochzeitsmahle; und zwar lud er am ersten Tage die Schriftgelehrten ein, und die feierten ein würdiges Fest. Am zweiten Tage lud er die Kaufleute ein insgesamt; da wurden die Trommeln geschlagen und die Flöten geblasen, und Straße und Stadtviertel wurden mit Lampen erleuchtet. An jedem Abend kamen auch alle Spielleute und trieben mancherlei Kurzweil. So bereitete er an jedem Tage ein Gastmahl für einen besonderen Stand von Leuten, bis er auch die Hochweisen und die Emire und die Bannerträger und die Machthaber eingeladen hatte. Vierzig Tagelang dauerte die Hochzeitsfeier; jeden Tag saß der Kaufmann da und empfing die Leute, während sein Sohn ihm zur Seite saß und sich die Menschen anschaute, wie sie von den Tischen aßen, ja, es war eine Hochzeitsfeier, wie es noch nie eine gegeben hatte. Am letzten Tage lud er die Armen und Bedürftigen von nah und fern ein; und die kamen in Scharen, während der Kaufmann und sein Sohn neben ihm dasaßen. Und als die beiden so zuschauten, kam plötzlich der Scheich



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'Obaid, der Gatte der jungen Frau, mit einer Schar von Armen herein; doch er war dürftig gekleidet und müde und trug die Spuren der Reise an sich. Kaum hatte Kamar ez-Zamân ihn gesehen, so erkannte er ihn, und er sprach zu seinem Vater: ,Schau den armen Mann dort, Vater, der zur Tür hereinkommt!' Jener schaute ihn an und sah, daß er in Lumpen ging und ein altes Hemd trug, das zwei Dirhems wert war. Sein Gesicht war gelbgefleckt, und er war mit Staub bedeckt; er sah aus wie einer von den Pilgern, die am Wege niedersanken, und er stöhnte wie die elenden Kranken. Er ging mit schlotterndem Gang und schwankte beim Gehen bald nach rechts und bald nach links in einem fort; und an ihm bewahrheitete sich das Dichterwort:

Durch Armut muß des Mannes Glanz verblassen
Gleichwie der Abendsonne gelber Schein.
Verstohlen schleicht er sich am Volk vorüber;
Es quillt sein Tränenstrom, ist er allein.
Er wird gar bald vergessen, ist er ferne;
Und ist er nahe, wird er nicht beglückt.
Bei Gott, ein Fremdling unter eignem Volke
Ist doch der Mann, wenn ihn die Armut drückt.

Und das Wort eines anderen:

Der Arme geht einher; und alles ist ihm feindlich.
Das ganze Land verschließt vor ihm die Tore dicht.
Du siehst, er ist verhaßt, und hat doch nicht gesündigt;
Er sieht die Feindschaft, doch er sieht die Ursach nicht.
Sogar die Hunde, wenn sie einen Reichen sehen,
So schmeicheln sie und wedeln mit dem Schwanze dann;
Doch sehn sie einmal einen Armen und Bedrückten,
So bellen sie ihn unter Zähnefletschen an.

Und wie schön ist das Wort des Dichters:

Wenn Ruhm und Gluck dem Manne zu Gefährten werden,
So meiden ihn Gefahr und Widerwärtigkeit.



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Dann kommt zu ihm der Freund schmarotzend ungeladen,
Der Nebenbuhler ist zum Kuppeln gar bereit.
Die Menschen nennen seinen lauten Wind Gesang,
Und sagen, ist er leis: Ein Hauch voll Sijßigkeit. — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 977. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Kaufmann 'Abd er-Rahmân, als sein Sohn zu ihm sprach: ,Schau diesen armen Mann!' fragte: ,Mein Sohn, wer ist dast' Jener antwortete ihm: ,Das ist Meister 'Obaid, der Juwelier, der Gatte der Frau, die bei uns gefangen ist.' Weiter fragte der Kaufmann: ,Ist es der, von dem du mir erzähltest?' ,Jawohl,' erwiderte der Sohn, ,ich habe ihn ganz sicher erkannt.'

Der Grund seines Kommens aber war der folgende. Als Kamar ez-Zamân ihm Lebewohl gesagt hatte, begab der Juwelier sich in seinen Laden; dort ward ihm eine kleine Arbeit gebracht, und er machte sie im Verlauf des Tages fertig. Am Abend schloß er den Laden und ging nach Hause; er legte die Hand an die Tür, und sie tat sich auf. Als er aber eintrat, sah er weder seine Gattin noch die Sklavin; und er fand das ganze Haus in übelstem Stand, so daß dies Dichterwort auf ihn seine Anwendung fand:

Voller Bienen war die Stätte, als der Schwarm sich niederließ;
Als die Bienen sie verließen, war es nur ein leer Verlies. Heute ist's, als hätten Menschen nie sich dort ein Heim geschafft,
Oder auch, als hätt ein Unheil alles Volk hinweggeraffi.

Als er das Haus verlassen fand, wandte er sich bald nach rechts, bald nach links, ja, er lief überall umher wie ein Irrer; aber er fand niemanden. Dann öffnete er die Tür seiner Schatzkammer; doch er fand in ihr nichts von seinem Geld noch von seinen



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Schätzen. Da endlich kam er wieder zu sich aus seinem Rausche und erwachte aus seiner Betäubung und erkannte, daß seine eigene Frau es war, die sich mit Listen wider ihn gewandt und ihn betrogen hatte; und er weinte über das, was geschehen war. Er hielt jedoch seine Sache geheim, damit keiner seiner Feinde über ilm frohlockte und keiner seiner Freunde sich betrübte; denn er wußte, daß er, wenn er sein Geheimnis ruchbar werden ließe, bei den Menschen nur Schimpf und Schande ernten würde. Deshalb sprach er zu sich selber: ,Mann, verbirg, was dir widerfahren ist an Leid und Schändlichkeit! Vielmehr sei nach dem Dichterworte zu handeln bereit:

Ist eines Mannes Brust beengt durch ein Geheimnis, Noch enger wird die Brust dem, der es weitergibt.'

Darauf verschloß er sein Haus und begab sich in seinen Laden; dessen Obhut vertraute er einem seiner Gesellen an, indem er zu ihm sprach: ,Der junge Kaufmann, mein Freund, hat mich eingeladen, ihn nach Kairo zu begleiten, damit ich es mir ansehe, und er hat geschworen, er wolle nicht aufbrechen, es sei denn, daß er mich und meinen Harem mit sich nehme. Deshalb, mein Sohn, sei du mein Stellvertreter in meinem Laden; und wenn der König euch nach mir fragt, so sprecht zu ihm: ,Er hat sich mit seinem Harem auf die Pilgerreise zum heiligen Hause Allahs begeben.' Dann verkaufte er einiges von seinen Waren und kaufte sich Kamele, Maultiere und Mamluken; auch kaufte er sich eine Sklavin und ließ sie in einer Sänfte sitzen; und nach zehn Tagen verließ er Basra. Seine Freunde nahmen Abschied von ihm, und er brach auf; und die Leute glaubten nicht anders, als daß er seine Gattin mit sich genommen und sich auf die Pilgerfahrt begeben habe. Und alle Menschen freuten sich, daß Allah sie davon befreit hatte, jeden Freitag



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sich in die Moscheen und in die Häuser einsperren zu lassen. Da sagte einer von den Leuten: ,Allah lasse ihn nie wieder nach Basra zurückkehren, damit wir nicht mehr an jedem Freitag in die Moscheen und in die Häuser eingesperrt werden!' Denn dieser launische Befehl hatte unter dem Volk von Basra viel Ärgernis erregt. Und dann sagte ein andrer: ,Ich glaube, er wird nie von seiner Reise zurückkehren, da das Volk von Basra ihn so verwünscht.' Und ein dritter sprach: ,Wenn er zurückkommt, soll er nur als gebrochener Mann wiederkehren!' So freuten sich denn die Bewohner von Basra gar sehr über sein Fortgehen, nachdem sie vorher so geplagt gewesen waren, und auch ihre Katzen und ihre Hunde hatten nun Ruhe. Als aber der Freitag kam, rief der Herold doch wieder wie gewöhnlich in der Stadt aus, das Volk solle zwei Stunden vor dem Freitagsgebet in die Moscheen gehen oder sich in den Häusern verborgen halten, desgleichen auch die Katzen und die Hunde. Da ward den Leuten die Brust wieder beklommen, und sie rotteten sich alle zusammen und begaben sich zum Staatssaal, traten vor den König und sprachen: ,O größter König unserer Zeit, der Juwelier hat doch seine Frau genommen und ist auf die Pilgerfahrt zum heiligen Hause Allahs aufgebrochen; so hat auch der Grund, aus dem wir uns einsperren mußten, aufgehört zu bestehen. Weshalb sollen wir uns denn jetzt noch einschließen?' Der König rief: ,Wie konnte dieser Verräter abreisen, ohne es mich wissen zulassen? Wenn er von seiner Reise zurückkehrt, so wird schon alles in gute Ordnung kommen. Also geht in eure Läden und verkauft und kauft; diese Plage ist jetzt von euch genommen!' So stand es um den König und das Volk von Basra.

Sehen wir nun, wie es Meister 'Obaid, dem Juwelier, erging! Er reiste zehn Tagereisen lang dahin, und da widerfuhr ihm



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dasselbe, was Kamar ez-Zamân widerfahren war, ehe er in Basra ankam; denn die Beduinen aus der Gegend von Baghdad fielen über ihn her, zogen ihn aus und nahmen ihm alles ab, was er bei sich hatte, und nur dadurch, daß er sich tot stellte, kam er mit dem Leben davon. Als aber die Beduinen fortgezogen waren, erhob er sich und ging, nackt wie er war, weiter, bis er in ein Dorf kam. Dort machte Allah ihm die Herzen gütiger Menschen geneigt, und sie bedeckten seine Blöße mit Stücken von alten Kleidern. Dann fragte er, bettelnd, seinen Weg weiter, von Ort zu Ort, bis er in Kairo, der Stadt, die Gott behüten möge, ankam, und da brennender Hunger ihn quälte, so zog er bettelnd in den Basaren umher. Ein Mann aus dem Volke von Kairo jedoch sprach zu ihm: ,Du Armer, geh doch in das Hochzeitshaus, iß und trink! Denn dort ist heute der Tisch für die Armen und Fremdlinge.' Da sagte er: ,Ich kenne den Weg zum Hochzeitshause nicht.' ,Folge mir, ich will ihn dir zeigen!' sagte der andere und ging ihm voran, bis er zu dem Hause kam. Dort sprach er zu 'Obaid: ,Dies ist das Hochzeitshaus; geh hinein und fürchte dich nicht, denn an der Tür zum Hause der Hochzeitsfreude gibt es keine Torwächter!' Nachdem er eingetreten war, erblickte Kamar ez-Zamân ihn und erkannte ihn und sagte es seinem Vater. Der Kaufmann 'Abd er-Rahmân aber sprach zu seinem Sohne: ,Lieber Sohn, laß ihn jetzt allein; vielleicht ist er hungrig. Laß ihn essen, bis er gesättigt ist und sein Gemüt sich beruhigt hat; hernach wollen wir ihn rufen lassen!' Sie warteten also, bis jener sich satt gegessen und die Hände gewaschen und den Kaffee getrunken hatte sowie die Zuckerscherbette, die mit Moschus und Ambra vermischt waren, und nun wieder gehen wollte. Da sandte der Vater von Kamar ez-Zamân nach ihm, und der Bote sprach zu 'Obaid: ,Komm, Fremdling,



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folge dem Rufe des Kaufmanns 'Abd er-Rahmân!' ,Was ist das für ein Kaufmann?' fragte der juwelier; und der Bote antwortete ihm: ,Er ist der Festgeber.' So kehrte er denn um, und er glaubte, jener wolle ihm ein Geschenk geben. Als er sich aber dem Kaufmann näherte, erblickte er seinen Freund Kamar ez-Zamân, und er verlor fast die Besinnung aus Scham vor ihm. Aber Kamar ez-Zamân sprang auf, schloß ihn in seine Arme und begrüßte ihn; und beide weinten bitterlich. Dann ließ er ihn an seiner Seite sitzen; doch sein Vater sprach zu ihm: ,O du Jüngling ohne Lebensart, auf solche Weise empfängt man die Freunde nicht! Schicke ihn zuerst in das Badehaus, dann sende ihm Gewänder, wie sie ihm gebühren, und danach setz dich mit ihm nieder und plaudere mit ihm!' Da rief er einige seiner Diener und befahl ihnen, sie sollten ihn ins Badehaus führen; auch sandte er ihm auserlesene Gewänder. die tausend Dinare wert waren oder noch mehr. Und die Diener wuschen seinen Leib und kleideten ihn in die Gewänder. so daß er nunmehr wie der Vorsteher der Kaufmannsgilde aussah. Inzwischen aber, während 'Obaid im Badehause war. fragten die Umstehenden Kamar ez-Zamân nach ihm, indem sie sprachen: ,Wer ist das? Und woher kennst du ihn?' Er gab zur Antwort: ,Das ist mein Freund, der mich in sein Haus aufgenommen hat und dem ich unzählige Wohltaten verdanke; ja, er hat mir die höchsten Ehren erwiesen. Er ist ein Mann von Pracht und Macht, und seines Berufes ist er ein Juwelier, dem niemand gleichkommt. Der König von Basra ist ihm in herzlicher Liebe zugetan; ja, er steht bei dem König in hohem Ansehn, und seinem Befehl wird Gehorsam geleistet.' So rühmte er ilm hoch vor ihnen; und er fuhr fort: ,Er hat soundso an mir gehandelt, und ich schäme mich vor ihm, da ich nicht weiß, wie ich ihm lohnen soll, um all die Ehrungen zu



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vergelten, die er mir erwiesen hat.' So pries er ihn in einem fort, bis sein Ansehen bei den Umstehenden sehr groß ward und er in ihren Augen verehrungswürdig war. Darauf sprachen sie: ,Wir alle wollen das tun, was ihm gebührt, und wollen ihn um deinetwillen ehren. Jedoch möchten wir wissen, aus welchem Grunde er nach Kairo gekommen ist, weshalb er seine Heimat verlassen hat, und was Allah mit ihm getan hat, daß er in solche Not geraten ist.' Darauf erwiderte er ihnen: ,Ihr Leute, wundert euch nicht! Ein Menschenkind ist dem Schicksal und dem Verhängnis unterworfen, und solange es in dieser Welt lebt, ist es nie vor Unheil gefeit. Der Dichter dieser Verse schilderte die Wirklichkeit:

Das Schicksal stürzt sich auf die Menschen; drum vermeide,
Daß dich die Sucht nach Würden und nach Rang betört!
Und hüte dich vor Fehltritt, halt dich fern dem Elend;
Bedenke, daß zum Schicksal Mißgeschick gehört!
Der Wechsel eines jeden Dings hat seine Ursach:
Durch kleinstes Unglück ward schon manches Glück zerstört!

Wisset, als ich damals in Basra einzog, war mein Zustand noch schlimmer, als der seine es jetzt ist, und mein Elend noch größer als das seine; denn als dieser Mann nach Kairo kam, war seine Blöße mit Lumpen bedeckt, aber ich zog in seine Stadt mit unverhüllter Blöße. die eine Hand hinten, die andere vorn; und niemand half mir als Allah und dieser hochherzige Mann. Die Ursache davon war, daß die Beduinen mich ausplünderten, mir meine Kamele und Maultiere und Lasten raubten und meine Diener und Mannen töteten; ich legte mich zwischen die Erschlagenen nieder, und die Räuber hielten mich für tot, so daß sie mich liegen ließen, als sie fortzogen. Dann machte ich mich auf und schritt nackend weiter, bis ich in Basra ankam; dort nahm dieser Mann mich auf, kleidete mich und gab



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mir eine Herberge in seinem Hause; auch versah er mich mit Geld, und alles, was ich mit mir gebracht habe, verdanke ich nur Allah und seiner Güte. Als ich abreiste, gab er mir reiche Geschenke, und ich kehrte fröhlichen Sinnes in meine Heimatstadt zurück. Damals, als ich mich von ihm trennte, lebte er in Pracht und Macht; vielleicht mußte er seither einen Schicksalsschlag erleiden, der ihn zwang, von seinem Volke und seiner Heimat zu scheiden. Ihm mag unterwegs das gleiche widerfahren sein, was mir widerfuhr; und darin liegt nichts Wunderbares. Aber jetzt geziemt es mir, ihm zu vergelten für seine hochherzige Tat, und nach dem Worte dessen zu) handeln, der da gesprochen hat:

Oder du gut denkst von der Zeit,
Bedenkst du, wie die Zeit verfährt?
In Güte tue, was du tust;
Wie einer lohnt, wird ihm gewährt!

Während sie sich mit diesen und ähnlichen Worten unterhielten, trat Meister 'Obaid wieder zu ihnen ein, und er sah aus. als wenn er der Vorsteher der Kaufmannsgilde wäre. Alle erhoben sich vor ihm und begrüßten ihn und ließen ihn auf dem Ehrenplatze sitzen. Kamar ez-Zamân aber sprach zu ihm: ,Lieber Freund, dein Tag sei gesegnet und glücklich! Du brauchst mir nicht zu erzählen, was mir selbst früher als dir widerfahren ist; wenn die Beduinen dich ausgeplündert und dir Hab und Gut geraubt haben, so bedenke, daß Hab und Gut das Lösegeld für das Leben sind, und gräme dich nicht! Siehe, ich bin nackt in deine Stadt gekommen, und du hast mich gekleidet und freundlich aufgenommen; und ich verdanke dir viel Güte. Darum will ich dir vergelten.' — —« Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 978.



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Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß Kamar ez-Zamân zu Meister 'Obaid dem juwelier sprach: ,Siehe, ich bin nackt in deine Stadt gekommen, und du hast mich gekleidet, und ich verdanke dir viel Güte. Darum will ich dir vergelten und an dir handeln, wie du an mir gehandelt hast, ja, ich will noch mehr tun als das. Also hab Zuversicht und quäl dich nicht!' In dieser Weise beruhigte er ihn und hinderte ihn am Reden, damit jener nicht von seiner Frau spräche und erzählte, was sie ihm angetan hatte; unermüdlich sprach er ihm zu mit Ermahnungen, Sprichwörtern und Gedichten, mit Anekdoten, Erzählungen und Geschichten, und er suchte ihn zu trösten, bis der juwelier verstand, daß Kamar ez-Zamân ihm andeuten wollte, er solle Schweigen bewahren. So schwieg denn 'Obaid von dem, was ihm das Herz beschwerte; die Erzählungen und lustigen Geschichten, die er vernahm, trösteten seinen Sinn, und er sprach das Dichterwort vor sich hin:

Auf der Stirn des Schicksals stehet eine Schrift; wenn du die siehst,
Wird ihr Sinn dich so betrüben, daß dein Auge Blut vergießt:
Niemals hat das Schicksal einem mit der Rechten Glück geschenkt,
Ohne daß ihn seine Linke mit dein Unheilsbecher tränkt.

Darauf nahmen Kamar ez-Zamân und sein Vater, der Kaufman 'Abd er-Rahmân, den juwelier mit sich und führten ihn in den Saal des Frauenhauses; dort schlossen sie sich mit ihm ein, und der Kaufmann 'Abd er-Rahmân sprach zu ihm: ,Wir haben dich nur deshalb am Sprechen gehindert, weil wir fürchteten, es könnte dich und uns ins Gerede bringen. Doch jetzt sind wir allein, und nun berichte uns, was zwischen dir und deiner Frau und meinem Sohne vorgegangen ist!' Da erzählte der Juwelier die Geschichte von Anfang bis zu Ende. Und als er seinen Bericht beendet hatte, fragte der Kaufmann ihn: ,Lag



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die Schuld an deiner Gattin oder an meinem Sohne?' ,Bei Allah,' erwiderte jener, ,deinen Sohn trifft keine Schuld; denn die Männer gelüstet es nach den Frauen, aber es ist die Pflicht der Frauen, daß sie sich von den Männern fernhalten. Nur meine Frau ist zu tadeln, sie, die mich verraten und mir all dies angetan hat.' Da erhob sich der Kaufmann und ging mit seinem Sohn beiseite und sprach zu ihm: ,Mein Sohn, wir haben seine Frau geprüft und wissen, daß sie eine Verräterin ist; jetzt will ich ihn prüfen, um zu erfahren, ob er ein Mann von Ehre und Vornehmheit ist oder ein Lump.' ,Wie willst du das tun?' fragte der Jüngling; und sein Vater antwortete: ,Ich will ihm zureden, er solle sich mit seiner Frau aussöhnen, und wenn er in die Versöhnung einwilligt und ihr vergibt, so will ich ihn mit einem Schwerte totschlagen und dann auch die Frau und ihre Sklavin töten; denn am Leben eines Kupplers und einer Dirne ist nichts Gutes. Doch wenn er sich mit Grausen von ihr wendet, so willich um mit deiner Schwester vermählen und ihm dazu noch mehr Geld geben, als jene ihm weggenommen hat.' Dann kehrte er zu 'Obaid zurück und sprach zu ihm: ,Meister, der Umgang mit Frauen erfordert Langmut, und wer sie liebt, dessen Herz sei weit; denn sie sind böswillig gegen die Männer und tun ihnen weil; da sie ihnen überlegen sind an Schönheit und Anmut. Sie kommen sich selber herrlich vor und sehen auf die Männer herab, vor allem, wenn ihnen von ihren Gatten Liebe bezeigt wird; dann vergelten sie ihnen mit Hoffart, Dreistigkeit und Abscheulichkeit in jeglicher Weise. Wird nun ein Mann jedesmal zornig, wenn er an seiner Frau etwas bemerkt, was ihn verletzt, so kann es zwischen ihm und ihr keine Gemeinschaft geben; nur der vermag mit den Frauen auszukommen, der ein weites Herz sein eigen nennt und die Langmut der Seele kennt. Wenn ein Mann nicht mit seiner



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Frau Geduld hat und ihre Bosheit in Milde verzeiht, so erblüht ihm aus dem Umgange mit ihr keine Zufriedenheit. Es heißt von ihnen mit Recht: Wären sie auch im Himmel, so würden sich die Hälse der Männer nach ihnen wenden. Und wer die Macht hat und vergibt, dessen Lohn steht bei Allah. Diese Frau ist deine Gattin und deine Gefährtin; sie hat lange mit dir zusammengelebt; deshalb geziemt es sich, daß sie bei dir Vergebung findet, denn dies ist ein Zeichen, daß der Erfolg sich mit dem Zusammensein verbindet. Den Frauen mangelt es ja an Verstand und an Glauben. Wenn sie gesündigt hat, hat sie schon bereut: so Gott will, wird sie es nie wieder so treiben, wie sie es früher getrieben hat. Darum ist es mein Rat, daß du dich mit ihr versöhnst; und ich will dir an Hab und Gut mehr geben, als du besessen hast. Wenn du noch bei mir bleiben willst, so heiße ich dich und sie willkommen; euch soll nur das zuteil werden, was euch Freude macht. Willst du aber in deine Heimat zurückkehren, so will ich dir geben, was du zu deiner Zufriedenheit brauchst; da steht die Sänfte bereit, laß deine Gattin und ihre Sklavin einsteigen und zieh in dein Land! Der Dinge, die zwischen dem Manne und seiner Frau geschehen, sind viele; und es ist deine Pflicht, milde zu handeln und nicht auf dem Wege der Härte zu wandeln.' Da fragte der Juwelier: ,Hoher Herr, wo ist denn meine Gattin?' Der Kaufmann erwiderte ihm: ,Sie ist hier im oberen Gemach. Geh zu ihr hinauf, sei freundlich zu ihr um meinetwillen und betrübe sie nicht! Als mein Sohn sie brachte und sich mit ihr vermählen wollte, habe ich ihn daran gehindert, und ich habe sie in dies Gemach geführt und die Tür hinter ihr verschlossen. Denn ich sagte mir: ,Vielleicht wird ihr Gatte kommen, und dann will ich sie ihm wohlbehalten übergeben; denn sie ist lieblich von Gestalt. und wenn eine Frau so schön ist wie so'



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sie, so ist es unmöglich, daß ihr Gatte sie verläßt.' Das, was ich annahm, ist nun eingetroffen, und Preis sei Allah dem Erhabenen, daß du nun wieder mit deiner Gattin vereint bist! Was aber meinen Sohn betrifft, so habe ich um eine andere Frau für ihn geworben, und diese Feste und Gastmähler finden um seiner Hochzeit willen statt; heute nacht wird er zu seiner Gattin eingehen. Da ist der Schlüssel zu dem Obergemach, in dem deine Gattin weilt; nimm ihn, öffne die Tür und geh zu ihr und deiner Sklavin hinein! Sei guter Dinge mit ihr; Essen und Trinken soll euch gebracht werden, und du sollst nicht eher wieder herunterkommen, als bis du dein Genüge an ihr gehabt hast!' Nun sprach der Juwelier zu ihm: ,Allah belohne dich statt meiner mit allem Guten, lieber Herr!' Und er nahm den Schlüssel und ging fröhlich hinauf. Der Kaufmann glaubte, seine Worte hätten ihm gefallen, und er sei mit ihnen einverstanden; deshalb nahm er das Schwert und ging hinter ihm her, doch so, daß jener ihn nicht sehen konnte. Dann blieb er an einer Stelle stehen, von wo er sehen konnte, was zwischen 'Obaid und seiner Gattin vorgehen würde.

Wenden wir uns nun von dem Kaufmann 'Abd er-Rahmân zu dem Juwelier! Als der zu seiner Gattin eintreten wollte, hörte er sie bitterlich klagen, weil Kamar ez-Zamân sich mit einer anderen vermählt hatte. Und dann hörte er, wie die Sklavin zu ihr sprach: ,Wie oft habe ich dich gewarnt, meine Gebieterin, und dir gesagt: Von diesem Jüngling wird dir nichts Gutes widerfahren; drum laß ab von dem Umgang mit ihm! Aber du hast nicht auf meine Worte gehört und hast sogar deinem Gatten all sein Hab und Gut geraubt und es dem Jüngling gegeben. Dann hast du dein Heim verlassen und dich nur an die Liebe zu ihm gehalten und bist mit ihm in dies Land gekommen. Er aber hat dich aus seinem Herzen verstoßen und



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sich mit einer anderen vermählt; und das Ende deiner Vernarrtheft in ihn ist das Gefängnis.' Da rief Halîma: ,Schweig, du Verruchte! Wenn er auch mit einer anderen vermählt ist, so muß ich doch ganz gewiß ihm eines Tages wieder in den Sinn kommen. Ich kann die Nacht des trauten Vereins mit ihm nie vergessen; und meines Trostes Hort ist auf jeden Fall das Dichterwort:

Mein Lieb, willst du denn seiner nicht gedenken,
Dem du allein in seinem Sinne bist?
Es sei dir ferne, daß du den vergessest,
Der sich um deinetwillen selbst vergißt!

Er wird ganz sicher einst wieder daran denken, wie -wir in Freundschaft verbunden waren, und dann wird er nach mir fragen, darum will ich mich nicht von der Liebe zu ihm abwenden und will in meiner Neigung für ihn nicht wankend werden, müßte ich auch im Kerker umkommen! Er ist es. der mir im Herzen weilt und der meine Schmerzen hellt; und meine Hoffhung ruht auf ihm, daß er zu mir zurückkehrt und mir wieder Freude bringt.' Als ihr Gatte hörte, daß sie diese Worte sprach, stürzte er zu ihr hinein und schrie sie an: ,Du Verräterin, wahrlich, deine Hoffnung auf ihn ist wie die Hoffnung des Teufels auf das Paradies. Alle diese Laster lebten in dir, ohne daß ich es wußte. Hätte ich geahnt, daß auch nur eins von diesen Lastern in dir hause, ich hätte dich nicht eine Stunde lang bei mir behalten. Aber da ich jetzt sicher weiß, daß solches in dir steckt, muß ich dich töten, wenn man mich auch deinetwegen umbringt, du Verräterin!' Und mit beiden Händen packte er sie im Nu und rief ihr diese beiden Verse zu:

Ihr Schönen, meine treue Lieb habt ihr durch Sünde
Vertrieben und dem Rechte Achtung nicht bezeigt.
Wie vielen unter euch galt meine Jugendneigung! Durch dieses Leid ward ich dem Neigen abgeneigt.



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Dann drückte er ihr die Gurgel zu und brach ihr das Genick, und die Sklavin schrie: ,Wehe, meine Herrin!' Doch er fuhr sie an: ,O du Dirne, du trägst an allem die Schuld, da du wußtest, daß diese böse Neigung in ihr lebte, und mir nichts davon sagtest!' Dann packte er auch die Sklavin und erdrosselte sie. All das geschah, während der Kaufmann mit dem Schwert in der Hand hinter der Tür stand und mit seinen Ohren hörte und mit seinen Augen zuschaute. Als nun 'Obaid, der Juwelier, die beiden im Hause des Kaufmanns erdrosselt hatte, ward er von Angst ergriffen, und er fürchtete den Ausgang der Sache; denn er sagte sich: ,Wenn der Kaufmann erfährt, daß ich die beiden in seinem Hause umgebracht habe, wird er mich ganz gewiß auch umbringen. Doch ich bitte Allah, daß er mich mein Leben aushauchen lasse, solange ich noch am rechten Glauben hänge.' Er war ratlos ob seiner Lage und wußte nicht, was er tun sollte. Während er so dastand, trat plötzlich der Kaufmann 'Abd er-Rahmân zu ihm herein und sprach zu ihm: ,Dir soll kein Leid widerfahren! Du verdienst, daß es dir gut gehe. Sieh dies Schwert, das ich in meiner Hand halte: ich hatte die Absicht, dich zu töten, wenn du dich wieder mit ihr ausgesöhnt und vertragen hättest, und dann wollte ich auch das Weib töten. Da du aber diese Tat getan hast, so heiße ich dich willkommen, zwiefach willkommen. Und dein Lohn soll kein anderer sein, als daß ich dich mit meiner Tochter vermähle, mit der Schwester von Kamar ez-Zamân.' Dann nahm er ihn mit sich und führte ihn hinunter: darauf ließ er die Leichenwäscherin kommen, und es verbreitete sich die Kunde, daß die beiden Sklavinnen, die Kamar ez-Zamân, der Sohn des Kaufmanns 'Abd er-Rahmân, aus Basra mitgebracht habe, gestorben seien. Da kamen die Leute, um ihm ihre Teilnahme auszusprechen, und sagten zu ihm: ,Dein Haupt möge leben,



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und Allah möge dir Ersatz gewähren!' Nachdem die beiden gewaschen und in Totenlaken gehüllt waren, begrub man sie, und niemand erfuhr die Wahrheit über das, was geschehen war.

Hören wir nun, was der Kaufmann 'Abd er-Rahmân weiter tat! Er ließ den Scheich el-Islam und alle Vornehmen kommen und sprach: ,O Scheich el-Islam, schreib den Ehevertrag zwischen meiner Tochter Kaukab es-Sabâh' und Meister 'Obaid, dem Juwelier, und füge hinzu, daß ich die Brautgabe bereits voll und ganz erhalten habe.' Jener schrieb also den Vertrag, und dann wurden die Gäste mit Scherbetten bewirtet. Nun rüstete man ein gemeinsames Hochzeitsfest; während des Hochzeitszuges saßen die Tochter des Scheich el-Islam, die Gattin von Kamar ez-Zamân. und seine Schwester Kaukab es-Sabâh, die Gattin des Meisters 'Obaid, des Juweliers, in derselben Sänfte am gleichen Abend; und an demselben Abend geleitete man im Hochzeitszuge Kamar ez-Zamân und den Meister 'Obaid gemeinsam und führte Kamar ez-Zamân zur Tochter des Scheich el-Islam und den Meister 'Obaid zur Tochter des Kaufmanns 'Abd er-Rahmân. Als dieser zu ihr einging, fand er, daß sie noch tausendmal schöner und lieblicher war als seine erste Gattin: und er nahm ihr das Mädchentum. Am nächsten Morgen aber ging er mit Kamar ez-Zamân in das Badehaus: dann blieb er noch eine Weile bei ihnen in aller Freude. aber schließlich kam die Sehnsucht nach seiner Heimat über ihn. So trat er denn zu dem Kaufmann 'Abd er-Rahmân ein und sprach zu ihm: ,Lieber Oheim, ich habe Sehnsucht nach meiner Heimat. dort besitze ich noch allerlei Hab und Gut, über das ich einen meiner Gesellen als Verwalter an meiner Statt eingesetzt habe; ich gedenke deshalb heimzureisen, um meine Besitztümer zu verkaufen, und dann will



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ich zu dir zurückkehren. Willst du mir nun erlauben, daß ich mich zu diesem Zwecke in meine Heimat begehe?' Der Kaufmann erwiderte ihm: ,Mein Sohn, ich gebe dir die Erlaubnis; dich trifft kein Vorwurf, daß du so sprichst, denn die Liebe zur Heimat ist ein Teil des rechten Glaubens. Wer daheim nichts Gutes findet, der findet auch in den Ländern anderer Leute nichts Gutes. Aber es könnte sein, daß du, wenn du ohne deine Gattin reisest und dann in deine Heimat kommst, Gefallen daran findest, dort zu bleiben, und dann würdest du dir keinen Rat wissen, ob du zu deiner Gattin zurückkehren oder in deiner Heimat bleiben sollst. Mir scheint es das beste zu sein, daß du deine Gattin mit dir nimmst; wenn du dann zu uns zurückkehren willst, so kehre mit deiner Gattin zurück, und ihr beide sollt uns willkommen sein! Denn wir sind Leute, die keine Ehescheidung kennen; bei uns vermählt eine Frau sich nie zum zweiten Male, auch sagen wir uns nicht leichtsinnig von einem Manne los.' Doch 'Obaid entgegnete: ,Lieber Oheim, ich fürchte, deine Tochter wird nicht darin einwilligen, mit mir in meine Heimat zu reisen.' ,Mein Sohn,' sagte darauf der Kaufmann, ,bei uns gibt es keine Frauen, die ihren Gatten widersprechen, und wir kennen auch keine Frau, die ihrem Manne zürnt.' Da rief der Juwelier: ,Allah segne euch und eure Frauen!' und er ging alsbald zu seiner Gattin und sprach zu ihr: ,Ich will in meine Heimat reisen; was sagst du dazu?' Sie gab zur Antwort: ,Solange ich Jungfrau war, entschied mein Vater stets über mich; seit ich aber vermählt bin, steht alle Entscheidung bei meinem Gatten, und ich widerspreche ihm nicht.' Darauf sagte 'Obaid: ,Allah segne dich und deinen Vater! Allah erbarme sich des Schoßes, der dich getragen hat, und der Lenden, die dich gezeugt haben!' Dann traf er alle Vorbereitungen und rüstete sich für die Reise, und



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sein Schwiegervater beschenkte ihn reichlich. Nachdem sie einander Lebewohl gesagt hatten, nahm 'Obaid seine Gattin mit sich und brach auf; immer weiter zog er dahin, bis er in Basra eintraf, und dort kamen ihm seine Anverwandten und seine Freunde entgegen, alle in dem Glauben, er sei an den heiligen Stätten gewesen. Manche freuten sich über seine Rückkehr, andere aber waren betrübt darüber, daß er wieder in Basra war; und die Leute sprachen untereinander: ,Jetzt wird er uns wie früher jeden Freitag belästigen, sodaß wir in die Moscheen und Häuser eingesperrt werden, ja, auch unsere Katzen und Hunde wird man einsperren.' So redete man von ihm.

Hören wir aber, was der König von Basra tat! Als der vernahm, daß 'Obaid heimgekehrt war, ergrimmte er wider ihn und ließ ihn sofort vor sich bringen; und er schalt ilm und sprach zu ihm: ,Wie konntest du fortziehen, ohne mir von deiner Reise Kunde zu geben? Hätte ich dir nicht etwas geben können, um dich auf deiner Pilgerfahrt zum heiligen Hause Allahs zu unterstützen?' Der Juwelier gab ihm zur Antwort: ,Verzeihung, hoher Herr! Bei Allah, ich bin nicht auf die Pilgerfahrt gezogen; aber mir ist es soundso ergangen.' Und er berichtete ihm alles, was er mit seiner Gattin und mit dem Kaufmann 'Abd er-Rahmân in Kairo erlebt hatte, auch, wie dieser ihn mit seiner Tochter vermählt hatte, und er schloß mit den Worten: ,Schau, ich habe sie auch mit nach Basra gebracht! Da rief der König: ,Bei Gott, fürchtete ich mich nicht vor Allah dem Erhabenen, so würde ich dich töten lassen und mich nach deinem Tode mit dieser edlen Frau vermählen, wenn ich auch Schätze Goldes für sie dahingeben müßte; denn sie gebührt nur Königen. Doch Allah hat sie dir zuteil werden lassen, und Er gesegne sie dir, und du sei immer gut zu ihr!' Dann gab er dem Juwelier ein Geschenk; und der verließ ihn.



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Nachdem er fünf Jahre lang mit seiner Gattin gelebt hatte, ging er ein zur Barmherzigkeit Allahs des Erhabenen. Da warb der König um sie; doch sie willigte nicht ein, sondern sprach: ,O König, ich habe in meiner Sippe nie eine Frau gekannt, die sich nach dem Tode ihres Gatten wieder vermählt hätte. Drum will auch ich mich nach meines Gatten Hinscheiden nicht wieder vermählen; auch deine Gemahlin kann ich nicht werden, selbst wenn du mich töten wolltest.' Später sandte der König ihr einen Boten und ließ sie fragen: ,Möchtest du in deine Heimat ziehn?' Sie ließ ihm antworten: ,Wenn du Gutes tust, so wirst du dafür belohnt werden.' Dann ließ er für sie den ganzen Besitz des Juweliers zusammenbringen und fügte auch noch von seinem eigenen hinzu, nach dem Maße seines Standes. Und schließlich sandte er einen seiner Wesire mit ihr, einen Mann, der wegen seiner Güte und Frömmigkeit berühmt war, samt einem Gefolge von fünfhundert Reitern. So zog denn jener Wesir mit ihr, bis er sie zu ihrem Vater geleitet hatte. Dort lebte sie, ohne sich wieder zu vermählen, bis sie starb: und alle die anderen starben auch.

Wenn nun diese Frau nicht einwilligte, nach dem Tode ihres Gatten an seiner Statt sich mit einem Sultan zu vermählen, wie könnte sie da wohl verglichen werden mit einer, die ihrem Gatten noch zu seinen Lebzeiten einen Jüngling von unbekannter Herkunft und Sippe vorzog, zumal sie dabei verbotene Früchte genoß und keinen rechtmäßigen Ehebund schloß! Wer also glaubt, die Frauenart sei überall einerlei, der findet für seinen Wahnsinn keine Arznei. Preis sei dem Herrn der sichtbaren und unsichtbaren Welt, dem Lebendigen, der nie dem Tode verfällt!

Ferner wird erzählt, o glücklicher König,


Copyright: arpa, 2015.

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