Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

IWAN — JOHANNES


Dreißig der schönsten russischen Märchen

aus der Sammlung von

A. N. Afanasjev

Übertragen und durch eine Sinndeutung ergänzt von Friedel Lenz


DIE ZARJUNGFRAU

In einem Reich, in einem Weltreich, lebte einmal ein Zar mit seiner Zarin. Die hatten einen Sohn, Wassilij Zarewitsch, und diesem war ein Leibdiener beigegeben.

Die Zarin starb, und der Zarewitsch blieb als Waise zurück. Der Zar überlegte lange, ob er ihn vermählen sollte oder selber eine neue Gemahlin nehmen. Endlich entschloß er sich, selber zu heiraten. Er nahm eine junge Frau, die war bald Alleinherrscherin im Hause und Wassilij Zarewitsch eine böse Stiefmutter. Der Zar lebte eine Zeitlang mit ihr. Dann wurde er krank und starb. Die Zarin aber verband sich mit dem Diener des Zarewitsch.

Eines Tages sprach Wassilij Zarewitsch zu seinem Diener: «Laß uns an der Stadtmauer spazieren gehen!» Sie gingen hin, wandelten hin und her und stiegen an der Mauer hinab. Auf einmal riefen aus einem steinernen Turm drei Stimmen: Ein Löwe, ein Drache und ein Rabe riefen dem Zarewitsch zu: «Befreie uns aus der Gefangenschaft, Wassilij Zarewitsch, wir werden dich von drei Toden erretten!»

«Hörst du, wer uns ruft, was an der Stadtmauer geschieht?»

«Nein, Wassilij Zarewitsch, Ich höre nichts.»

«Wenn du es nicht hörst, so sollst du es auch in Ewigkeit nicht hören!» Und sie kehrten nach Hause zurück.

Am Abend legte sich Wassilij Zarewitsch früh zu Bett und entließ seinen Diener. Der Diener war froh und eilte fort, um sich mit der Stiefmutter zu vergnügen. Wassilij wartete eine Zeitlang, stand leise auf, nahm ein Brecheisen von fünfundzwanzig Pud Gewicht, kletterte aus dem Fenster und ging wieder zur Stadtmauer. Er schlug einmal und noch einmal zu und zerschlug den Turm. Der Löwe, der Drache und der Rabe kamen hervor, umringten den Zarewitsch und sprachen: «Wassilij Zarewitsch, höre, was



046 Russische Ivan Märchen Flip arpa

wir dir sagen! Als du noch deinen leiblichen Vater und deine leibliche Mutter hattest, da suchten sie lange für dich nach einer Braut. Sie fanden sie hinter den dreimal neun Ländern, im dreimal zehnten Zarenreich und freiten für dich um die Zarjungfrau; du sollst keine andere Jungfrau nehmen und sie keinen anderen Mann. Jetzt sind bald zwölf Jahre vergangen, daß sie dich erwartet. Nimm morgen die Gusli, besteige ein Schiff und fahre hinaus auf das Meer! Wenn du draußen auf dem Meere bist und auf der Gusli spielst, wird alsbald die Zarjungfrau erscheinen. Aber hüte dich, wenn der Schlaf dich übermannen will - du darfst nicht einschlafen! Wenn du schläfst, kann sie dich nicht erwecken und muß dich wiederum verlassen. Und noch eines sagen wir dir: Sei auf der Hut, Zarewitsch, morgen früh erwartet dich ein Tod!»

«Was für ein Tod?»

«Deine Stiefmutter wird drei Kuchen mit Drachenfett backen und sie dir schicken. Iß sie nicht, sondern stecke sie in die Tasche, in kurzer Zeit wirst du das ganze Übel erkennen.»

Gesagt, getan. Der Zarewitsch nahm die Kuchen, steckte sie in seine Tasche und ging hinunter an die Stadtmauer. Er griff in seine Tasche und zog eine Natter heraus, er griff zum zweiten Male und holte eine Giftschlange hervor, er faßte zum dritten Male zu und packte einen Frosch.

«Der Löwe, der Drache und der Rabe sprachen die Wahrheit, hätte ich die drei Kuchen gegessen, so wäre das alles in meinem Inneren lebendig geworden.»

Der Zarewitsch kehrte nach Hause zurück, nahm die Gusli und sagte zu seinem Diener: «Komm, wir besteigen das Schiff und fahren hinaus auf das offene Meer!» Der Diener eilte zur Stiefmutter: «Der Zarewitsch will auf das Meer hinausfahren und seine Gusli mitnehmen!»

Da sprach zu ihm die Zariza: «Hier hast du eine kupferne Nadel, stecke sie dem Zarewitsch in den Rockkragen, dann wird er in einen tiefen Schlaf fallen, aus dem ihn niemand erwecken kann. Und käme einer zu Fuß oder zu Wagen - er könnte es nicht!»

Der Diener nahm die Nadel und ging mit dem Zarewitsch zum Hafen. Sie setzten sich in ein Schiff und fuhren hinaus auf das offene Meer, und Wassilij Zarewitsch fing an, auf der Gusli zu spielen. Die Zarjungfrau hörte sein Spiel hinter den dreimal neun Ländern. Sie versammelte sechs Regimenter, eilte zu ihren schnellen Schiffen und fuhr dem Zarewitsch entgegen. Als sie auf drei Werst herangekommen waren, erblickte der Zarewitsch die weißen Segel und zeigte sie seinem Diener: «Wessen Schiffe schwimmen dort?»

«Wie kann ich das wissen?» antwortete der Diener, nahm die kupferne Nadel und steckte sie ihm in den Rodckragen.



047 Russische Ivan Märchen Flip arpa

«Ach, wie habe ich so große Lust zum Schlafen», sagte der Zarewitsch, legte sich hin und schlief fest ein. Die Zarjungfrau kam herbei, ließ eine Brücke von ihrem Schiff auf das Schiff des Wassilij Zarewitsch schlagen, ging zu ihm und versuchte ihn aufzuwecken. Sie küßte ihn und wiegte ihn auf der Plane hin und her. Sie sprach zärtliche Worte zu ihm - nein, sie vermochte ihn nicht zu erwecken. Schließlich sprach sie zu dem Diener: «Grüße mir Wassilij Zarewitsch, sage ihm, er solle sich am Abend schlafen legen und sich meinetwegen nicht betrüben, morgen komme ich wieder.» Damit fuhr sie ab.

Sobald sie ein oder zwei Werst weit geschifft war, und der Diener sah, daß man sie mit der Stimme rufen, aber nicht erreichen, mit der Hand sie nicht mehr zurückwinken könne, faßte er die Nadel und zog sie heraus. Wassilij Zarewitsch erwachte: «Im Traum schien es mir, als ob ein Vöglein um mich herumflatterte und so traurig zwitscherte, daß das Herz mir jetzt noch schwer Ist.»

«Kein Vöglein umflatterte dich», antwortete der Diener, «sondern die Zarjungfrau selber war hier. Sie küßte und streichelte dich, sie wiegte dich auf der Plane hin und her, konnte dich aber um keinen Preis erwecken. Als sie wegfuhr, wünschte sie, daß du dich am Abend schlafen legen sollst, am Morgen aber früh aufstehen und wieder herausfahren aufs Meer.»

Sie kehrten nach Hause zurück, und der Zarewitsch legte sich nieder, aber vor Kummer vermochte er nicht zu schlafen. Am Morgen stand er früh, sehr früh auf und sprach zu seinem Diener: «Gehen wir hinab auf das Schiff!» Der Diener hinterbrachte es eilends der bösen Stiefmutter, daß der Zarewitsch wieder aufs Meer hinausfahre mit seiner Gusli. «Hier hast du eine zweite Nadel», sagte die Zariza, «tu mit ihr heute dasselbe, was du gestern tatest!»

Der Diener nahm die Nadel und ging mit seinem Herrn zum Hafen. Sie setzten sich in das Schiff und fuhren hinaus auf das Meer. Der Zarewitsch spielte auf seiner Gusli - er spielte so zart, so süß, daß man es gar nicht erzählen kann. Die Zarjungfrau hörte sein Spiel, es hielt sie nicht mehr, sie sprang auf und rief mit lauter Stimme: «Auf, Ihr Schiffsleute, lichtet die eisernen Anker, spannt die leichten Segel und macht Euch bereit, schnell dem Zarewitsch entgegen zu fahren! Wir müssen früh zur Stelle sein, bevor er in den Schlaf fällt, aus dem er nicht zu erwecken ist.» Ihre Schiffe flogen über das Meer wie leichtbeschwingte Vögel. Als sie drei Werst weit entfernt waren, erblickte Wassilij Zarewitsch die weißen Segel und fragte seinen Diener: «Wessen Schiffe schwimmen dort?»

«Wie soll ich das wissen?» antwortete der Diener, nahm die Nadel und steckte sie dem Zarewitsch in den Rodckragen. Der Schlaf überfiel Wassilij Zarewitsch. Er wusch sich mit kaltem Wasser, wollte sich um jeden Preis



048 Russische Ivan Märchen Flip arpa

wach erhalten, aber es half nichts, der Wackere hielt es nicht aus. Er legte sich auf das Verdeck und schlief wie ein Toter.

Die Zarjungfrau kam herbei, ließ eine Brücke von ihrem Schiff auf das Schiff des Wassilij Zarewitsch schlagen, ging zu ihm und fing an ihn zu wecken. Sie küßte ihn, wiegte ihn auf der Plane, aber er schlief und erwachte nicht. Sie fing an, ihn zu besprengen, mit kaltem Wasser zu begießen - so wird er wohl erwachen - aber nein, es hilft nichts, er ist nicht zu erwecken. Endlich schrieb sie ein Brieflein, legte es dem Zarewitsch auf die weiße Brust, kehrte auf ihr Schiff zurück und fuhr davon. In jenem Brieflein stand geschrieben: «Lebe wohl, Wassilij Zarewitsch, erwarte mich nicht zum dritten Male. Wer mich liebt, der wird mich selber finden.»

Als sie so weit davongeschifft war, daß man sie nicht mehr mit der Stimme erreichen, nicht mehr mit der Hand zurückwinken konnte, nahm der Diener die Nadel aus dem Rodckragen. Der Zarewitsch erwachte: «Wieder schien es mir, als ob da ein Vöglein herumflog!»

«Es war kein Vöglein», sagte der Diener. «Es war die wunderschöne Zarjungfrau selber, die um dich war. Sie streichelte und küßte dich, sie wiegte dich auf der Plane, mit kaltem Wasser übergoß sie dich, aber sie konnte dich nicht erwecken.»

«Und was für ein Schreiben liegt auf meiner Brust?»

«Diesen Brief hat sie dir geschrieben.»

Der Zarewitsch öffnete den Brief, las ihn und weinte bittere Tränen: «Jetzt sehe ich, daß der Löwe, der Drache und der Rabe die Wahrheit sprachen, ich sollte mich vor dem Schlafen hüten. Aber das sieht man auch, seinem Schicksal kann man nicht entrinnen.»

In großem Kummer fuhr er nach Hause, nahm seine Büchse in die weißen Hände und ging in den grünen Garten, um sich den Gram zu vertreiben. Auf seinem liebsten Apfelbaum saß ein schwarzer Rabe und krächzte: «Krah, krah, Wassilij Zarewitsch, du hörtest nicht auf uns, du konntest nicht wach bleiben, jetzt beklage dich über dich selber.» Wie, denkt der Zarewitsch, sollte ein Vogel über mich spotten? Legte die Büchse an, drückte den Hahn ab und brach dem Raben den rechten Flügel. Aber da wurde ihm noch elender zumute, und er lief hinaus auf das freie Feld.

Er ging und ging und kam zu einem Hirten, der seine Rosse weidete. «Gott helfe dir die Herde weiden!» grüßte der Zarewitsch.

«Ich wünsche dir alles Gute, Wassilij Zarewitsch», antwortete der Hirte.

«Woher kennst du mich?»

«Wie sollte ich dich nicht kennen? Habe ich doch bei deinem Väterchen dreißig Jahre als Hirte gedient. Ich heiße Iwaschka Weißhemdchen mit dem weißen Käppchen. Früher war ich ein erster Wojewode, aber dein Vater wurde zornig auf mich und versetzte mich unter die Hirten.



049 Russische Ivan Märchen Flip arpa

«Iwasdika Weißhemdchen mit dem weißen Käppchen, weißt du nicht ein Pferd für mich? Wenn du mir ein gutes Pferd aussuchst, werde ich deiner in alle Ewigkeit nicht vergessen, und, wenn ich wieder zur Zeit da sein werde, dich wieder zum ersten Wojewoden machen.»

«Wie soll ich dir ein Pferd aussuchen, da ich deine Kräfte nicht kenne? Hier steht ein Weidenbusch, versuche es, reiße ihn samt der Wurzel aus!» Wassilij Zarewitsch faßte den Weidenbusch und riß ihn samt der Wurzel aus. Unter dem Busch lag eine Heldenrüstung, Schwert, Lanze und Schild und die Rüstung für das Pferd. Der Zaum wog drei Pud, der Sattel fünfundzwanzig Pud, die Lanze einhundertfünfzig Pud.

«Nun, Zarewitsch, erwarte mich hier», sagte Iwaschka Weißhemdchen, «morgen früh treibe ich die Pferde wieder hierher. Allen voran wird eine Stute laufen und hinter ihr her ein Hengst. Sie werden sich ins Wasser stürzen und weit, weit hinausschwimmen. Wenn zu Mittag die Sonne sich wendet und die Hitze abnimmt, wird der Hengst die Stute auf grüne Wiesen jagen. Dann habe acht und sei nicht müßig: Sobald der Hengst ans Ufer kommt, schlage ihn mit der Lanze zwischen die Ohren!»

Gesagt, getan. Am anderen Morgen wartete Wassilij Zarewitsch die rechte Stunde ab und schlug den Hengst mit seiner Lanze zwischen die Ohren. Da fiel der Hengst in die Knie, der Jüngling legte ihm den Zaum von drei Pud an und den tscherkassischen Sattel und bestieg ihn. Als der Hengst von dem Heldenschlage wieder zu sich gekommen war - oh, wie trug er den Zarewitsch und sprengte mit ihm durch Wiesen und Täler und über die hohen Berge! Drei Tage und drei Nächte trug er ihn, ohne zu rasten, und kein Schweiß, sondern rotes Blut tropfte an ihm herab. Dann sprach das Pferd mit menschlicher Stimme: «Hei, du, Wassilij Zarewitsch, gib mich frei, laß mich dreimal in der Morgenröte laufen, im blauen Meere will ich baden, im Tau mich wälzen, dann werde ich dein treuer Diener sein.»

Der Zarewitsch ließ das Pferd laufen. Es lief drei Tage lang umher und kehrte so stark und kräftig zurück, wie man es schöner noch nie gesehen hat. Wassilij Zarewitsch bestieg das Pferd und ritt hinter das dreimal neunte Land in die dreimal zehnte Herrschaft. Ob er lange ritt oder nicht so lange, man weiß es nicht. Er kam in das Reich des Löwen. Mit lauter Stimme rief der Löwenzar: «Kommt, meine sieben Kinderchen, bringt mir die eisernen Mistgabeln, stellt sie unter meine alten Augenlider und laßt mich den braven Jüngling sehen!»

Er sah ihn, erkannte ihn und freute sich sehr. «Ich wünsche dir Gutes, Wassilij Zarewitsch, du hast mir einen großen Dienst geleistet, nun sei bei mir zu Caste, so lange du willst.» Er gab ihm zu essen und zu trinken und ließ ihm ein Lager bereiten. Am anderen Morgen rüstete er ihn aus zur Reise.



050 Russische Ivan Märchen Flip arpa

Der Zarewitsch ritt und ritt und kam in das Reich des Drachen. Der Drachenzar empfing ihn freundlich und entließ ihn liebevoll.

Der Zarewitsch ritt weiter und kam in das Reich des Raben. Der Rabenzar kam ihm entgegen und sprach: «Du bist mir der Rechte, Wassilij Zarewitsch, warum hast du meinem leiblichen Bruder den Flügel zerbrochen? Für diese Schuld sollte ich dir den Kopf abschlagen lassen. Aber wie dem auch sei -kaufe dich mit einer Todesangst los!»

Er nahm den Jüngling auf seine Flügel, flog auf das blaue Meer und warf ihn hinab in die größte Tiefe. Wassilij Zarewitsch tauchte im Wasser unter, aber sobald er heraufkam, ergriff ihn der Rabenzar und brachte ihn ans feste Land. «Reite jetzt, wohin du mußt!»

Der Zarewitsch stieg zu Pferde und setzte seinen Weg fort. Da sprach das gute Pferd mit menschlicher Stimme: «Halte dich fest, Zarewitsch, du mußt schneller reiten. In drei Stunden und drei Minuten müssen wir in der dreimal zehnten Herrschaft sein. Dort ist der Iwan angelangt, ein russischer Held. Er hat eine geflickte Fratze, eine geflochtene Nase, eine gesteppte Zunge, die Füße sind Kalbsfüße, die Ohren sind Hundeohren. Wenn wir in drei Stunden und drei Minuten nicht angelangt sind, so wird er die Zarjungfrau für sich nehmen.»

Wassilij Zarewitsch ritt zum dreimal zehnten Zarenreich. An Iwan, dem russischen Helden, sprengte er vorbei, und er leuchtete wie der Blitz.

Sie ritten auf zwanzig Werst auseinander, stürmten gegeneinander, schlugen sich mit der Schlachtkeule -, es krachte, als ob der Donner grollte. Sie kämpften und kämpften, aber keiner gewann die Oberhand. Schließlich ermüdeten die Helden und verabredeten einen Waffenstillstand auf drei Tage. Wassilij Zarewitsch schlug sein Zelt auf, legte sich zur Ruhe und schlief einen festen Heldenschlaf. Als die dritte Nacht vergangen war, schlief er noch immer. Das brave Pferd machte sich auf, ihn zu wecken. «Wach auf, wach auf, Wassilij Zarewitsch! Jetzt ist keine Zeit zum Schlafen, du mußt aufstehen und mit Iwan, dem russischen Helden, kämpfen.»

Die Helden ritten auf dreißig Werst auseinander. Sie spornten ihre Pferde, stießen aufeinander und schlugen sich, aber keiner besiegte den anderen. Da machten sie noch einmal Waffenstillstand auf drei Tage. Der Zarewitsch legte sich wieder in das Zelt und schlief ein.

Am Ende des dritten Tages weckte ihn das gute Roß. «Wach auf, wach auf, Wassilij Zarewitsch, du hast genug geschlafen, du mußt aufstehen und dem russischen Helden den Kopf abschlagen!»

Wassilij sprang auf, sattelte schnell sein Roß, zog die Gurte an - nicht um sich Mut zu machen, sondern um fester im Sattel zu sitzen - und ritt los. Unter ihm tanzte das Pferd. Da kam Iwan, der russische Held, geritten. Unter ihm weinte das Pferd. Sie stellten sich auf fünfzig Werst auseinander



051 Russische Ivan Märchen Flip arpa

und gaben ihren Rossen die Sporen. Als sie aufeinanderschlugen, erbebte die ganze Erde. Iwan, der russische Held. tat einen gewaltigen Hieb, schlug daneben und verlor die Kriegslanze aus der Hand, und sie drang mit der Spitze drei Faden tief in die Erde. Wassilij Zarewitsch stieß das Roß gegen die Brust, warf es rücklings auf die nackte Erde und hieb Iwan dem Verwegenen den Kopf ab. «Jetzt ist mir der Weg nicht mehr verwehrt! Ich will die Gusli holen und im Garten der Zarjungfrau spielen.»

Er nahm die Gusli und ging in den Garten. Er spielte so zart und so süß, daß man es nicht erzählen kann. Die Zarjungfrau hörte sein Spiel. Sie rief ihre Ammen und Wärterinnen, gab ihnen das Bildnis des Zarewitsch und schickte sie in ihren Lieblingsgarten: «Lauft wie der Wind und seht, ob Wassilij Zarewitsch gekommen ist, ob er im Garten auf der Gusli spielt!»

Da liefen die Ammen und Wärterinnen hinab, schauten ihn an, verglichen ihn mit dem Bildnis und kehrten wieder zurück. «Oh, nein, es ist nicht Wassilij Zarewitsch, der auf der Gusli spielt, wenn er ihm auch ähnlich sieht, Wassilij Zarewitsch ist viel schöner!»

Antwortet die Zarjungfrau: «Oh, ihr Törichten, ihr Unverständigen, ist doch der Zarewitsch erschöpft vom übermenschlichen Kampfe, darum gleicht er nicht mehr seinem Bilde!» Sie eilte selbst hinab in den Garten und erkannte ihren Bräutigam. Sie nahm ihn an den weißen Händen und führte ihn in ihre hohen Gemächer. Da wurde die Hochzeit gefeiert.

Dann zogen sie heim in das Reich des Wassilij Zarewitsch. Der Zarewitsch ließ die böse Stiefmutter und seinen Diener vor den Toren der Stadt töten. Dann fing er an, mit seiner jungen Frau zu leben, und sie lebten und lebten und mehrten ihr Hab und Gut.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt