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Das blaue Band


Norwegische Märchen Band II

Übersetzt von Käthe Wolf-Feurer

J. CH. MELLINGER-VERLAG STUTTGART


Der Huldrehut

Es war einmal auf einem Hof eine große Hochzeit, und zu dieser Hochzeit ging auch ein Häusler. Er wanderte gerade über einen Acker, da fand er ein Milchsieb, wie man es gewöhnlich aus den Haaren von Kuhschwänzen ficht; es sah aus wie ein brauner Lappen. Er hob es



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auf, denn er dachte, man könne es ja auswaschen, und dann wollte er es seiner Frau zum Geschirrspülen mitbringen.

Aber als er in das Hochzeitshaus eintrat, da war es ihm, als ob ihn keiner sähe. Der Bräutigam und die Braut nickten den anderen Leuten zu, man plauderte mit ihnen und schenkte ihnen auch etwas ein. Er aber bekam keinen Trunk und keinen Gruß. Dann kam der Küchenmeister und bat die anderen Leute zu Tisch, aber ihn bat er nicht, und er bekam auch nichts zu essen, denn von allein wollte er sich nicht zu Tisch setzen, wenn ihn niemand dazu aufforderte. Schließlich wurde er zornig und dachte: »Ich kann ja wieder heim gehen, wenn sich hier kein Mensch um mich kümmert«.

Als er heim kam, sagte er: »Guten Abend, da bin ich wieder«.

»Um Gottes Willen, kommst du schon wieder?« fragte seine Frau.

»Ja, es war kein Mensch da, der sich um mich kümmerte oder der mich auch nur angeschaut hätte«, sagte der Mann, »und wenn mich die Leute dort so wenig achten, so habe ich nichts dort zu suchen, meine ich«.

»Ich höre dich zwar, aber ich kann dich nicht sehen. Wo bist du denn«, rief die Frau.

Der Mann war unsichtbar, denn was er gefunden hatte, war ein Huldrehut.

»Wie redest du denn? Siehst du mich nicht? Bist du auch närrisch geworden?« fragte der Mann. »Hier habe ich dir ein altes Haarsieb mitgebracht, das schenke ich dir, ich habe es draußen auf dem Acker gefunden«, sagte er und warf es auf die Bank. Da sah ihn die Frau, aber der Huldrehut war sogleich verschwunden, denn er hätte ihn nur leihen nicht schenken dürfen.

Nun merkte der Mann, wie das alles zusammenhing und ging wieder zurück zum Hochzeitsfest. Die Leute nahmen ihn diesmal freundlich auf, man bot ihm zu trinken an und bat ihn, sich zu Tische zu setzen.


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