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Die Kormorane von Ut-Röst


Norwegische Märchen


Übersetzt von Käthe Wolf-Feurer

J. CH. MELLINGER-VERLAG STUTTGART


Die Tochter des Mannes und die Tochter der Frau

Es waren einmal ein Mann und eine Frau, als die heirateten, brachte jeder eine Tochter mit in die Ehe. Die Tochter der Frau war faul und lässig, hatte nie Lust, etwas zu schaffen, aber die Tochter des Mannes war geschickt und willig. Und doch konnte sie es der Mutter nie recht machen, und beide, Stiefschwester und Stiefmutter, wollten sie gerne los sein.

Eines Tages saßen beide Töchter am Brunnen und sollten spinnen. Die Tochter der Frau sollte Flachs spinnen, aber die Tochter des Mannes bekam nichts anderes als Borsten zum Spinnen.

»Du machst immer alle Arbeiten so geschickt und richtig«, sagte die Tochter der Frau, »aber ich habe trotzdem keine Angst, mit dir um die Wette zu spinnen.« Also gut, sie kamen überein, daß diejenige, bei welcher der Faden zuerst risse, in den Brunnen springen müsse. Nun geschah es, daß bei der Tochter des Mannes der Faden zuerst riß, und so mußte sie in den Brunnen springen. Aber als sie auf den Grund kam, tat sie sich nichts zuleide, und weit und breit um sie herum sah sie nichts anderes als eine schöne grüne Wiese.

Sie ging ein Stück die Wiese entlang und kam zu einem Reisigzaun, da mußte sie hinüber. »Ach, tritt nicht so hart auf mich«, bat der Reisigzaun, »so werde ich dir ein andermal helfen.« Sie machte sich so leicht wie eine Feder und trat so vorsichtig darauf, daß sie ihn kaum berührte.

So ging sie ein Stück weiter. Da kam sie zu einer gefleckten Kuh,

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die einen Melkeimer an den Hörnern hängen hatte. Das war eine große schöne Kuh, ihr Euter war ganz voll und dick. »Ach sei so lieb und melke mich, du«, sagte die Kuh, »sonst sprengt die Milch mein Euter. Trink so viel du willst und leere den Rest über meine Hufe, so kann ich dir wieder einmal helfen.«

Die Tochter des Mannes tat, worum die Kuh sie bat. Sobald sie nur die Zitzen berührte, sprudelte die Milch auch schon in den Eimer. Nun trank sie sich satt und leerte den Rest über die Hufe. Den Melkeimer aber hängte sie wieder fein an die Hörner der Kuh.

Als sie wieder ein Stück auf der Wiese gewandert war, traf sie einen großen Schafbock, der hatte so dicke lange Wolle, daß er sie wie eine Schleppe hinter sich herzog, und an dem einen Horn hing eine große Schere. - »Ach schere mich, du«, sagte der Bock, »denn ich gehe hier mit der vielen Wolle umher und schwitze. Ach, das ist so warm, daß die Hitze mich quält. Nimm so viel Wolle wie du willst und schlinge den Rest um meinen Hals, so kann ich dir auch einmal helfen.«

Sie war gleich dazu bereit, und der Bock legte sich ihr selbst in den Schoß und lag ganz still. Sie aber scherte ihn so fein, daß er nicht den kleinsten Ritz ins Fell bekam. Dann nahm sie von der Wolle so viel sie wollte mit, und den Rest wickelte sie dem Bock um den Hals.

Ein wenig später kam sie zu einem Apfelbaum, der hing so voller Apfel, daß alle Aste sich zur Erde niederbeugten. »Ach sei so lieb und pflücke meine Apfel ab«, sagte er, »damit meine Zweige sich wieder recken können, denn ich will nicht mehr so gebückt stehen müssen. Und schlage die anderen Apfel zart und achtsam herunter, daß du mir die Zweige nicht verdirbst. Iß von den Äpfeln so viel du willst und lege den Rest zwischen meine Wurzeln, so werde ich dir auch einmal helfen.«

Sie pflückte alle Apfel, die sie erlangen konnte. Dann nahm sie die Stange, die am Stamm lehnte, und schlug die anderen Apfel behutsam herunter. Nun aß sie sich satt, und den Rest sammelte sie fein zwischen die Wurzeln.

Dann ging sie ein langes, langes Stück weiter und kam zu einem großen Bauernhof. Dort wohnte eine Trollhexe mit ihrer Tochter. Zu der ging sie hinein und fragte, ob sie eine Dienstmagd brauche.

»Ich kann dich nicht gebrauchen. Wir haben schon so manche Magd gehabt, aber die haben alle nichts getaugt«, sagte die Trollhexe. Aber das Mädchen bat so schön, daß die Trollhexe sie doch endlich in Dienst nahm. Nun gab sie ihr ein Sieb und befahl ihr, darin Wasser zu holen. Zwar schien es dem Mädchen unvernünftig, Wasser in einem Sieb zu holen, und doch ging sie zum Brunnen. Da hörte sie die Vöglein singen:



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»Verschmier es mit Lehm
und steck es ins Stroh,
verschmier es mit Lehm
und steck es ins Stroh.«

Ja, das tat sie, und nun konnte sie das Sieb mit dem Wasser darin tragen. Aber als sie heim kam mit dem Wasser und die Trollhexe das Sieb erblickte, sagte sie: »Das stammt nicht aus deiner eigenen Brust.« Doch die Trollhexe hatte eine andere Arbeit für sie bereit. Sie sollte in den Stall gehen, ihn ausmisten und die Kühe melken. Aber als sie hineinkam, fand sie dort eine Schaufel vor, die war so groß und schwer, daß sie damit nichts machen konnte, nicht einmal anheben konnte sie die. Was sollte sie tun? Sie wußte es nicht. Da sangen die Vöglein, sie solle den Besenstiel nehmen und damit etwas Mist hinauswerfen, so würde alles übrige hinterher fliegen. Kaum hatte sie damit begonnen, so war der Stall auch schon rein. Er war ausgemistet und gescheuert zugleich. Nun wollte sie die Kühe melken, aber sie waren so unruhig, sie stampften und schlugen aus, sie konnte kaum etwas melken. Aber da sangen die Vöglein draußen:

»Ein wenig Milch
die tu hinaus,
und alle Vöglein
trinken draus.«

Ja, das tat sie. Ein kleines Schüsselchen Milch stellte sie den Vöglein hinaus, sofort standen alle Kühe still und ließen sich melken, keine trat und stampfte mehr.

Als die Trollhexe sie mit der Milch hereinkommen sah, sagte sie: »Das stammt nicht aus deiner eigenen Brust. Aber nun kannst du die schwarze Wolle nehmen und sie weiß waschen.« Das wußte das Mädchen nun ganz gewiß nicht, wie sie das fertig bringen sollte, denn sie hatte noch nie erlebt, daß jemand schwarze Wolle weiß gewaschen hätte, aber sie sagte kein Wort dazu, nahm die schwarze Wolle und ging damit hinaus zum Brunnen. Dort sangen ihr die Vöglein zu, sie solle nur die Wolle in den großen Bottich tun, der dort stand, so würde sie wohl weiß werden.

»Nein, nein«, sagte das Trollweib, als das Mädchen mit der weißen Wolle hereinkam, »ich kann dich nicht mehr hier brauchen, du bringst ja alles fertig, du wirst mich noch zu Tode ärgern. Das Beste wird sein, dir den Laufpaß zu geben.«

Damit setzte das Trollweib drei bunte Truhen vor die Tür, eine rote, eine grüne und eine blaue. Eine davon sei ihr Lohn, sie könne



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wählen, welche sie wolle. Nun wußte sie wieder nicht, welchen von den kleinen Schreinen sie wählen sollte, aber da hörte sie schon wieder die Vöglein, wie sie ihr zusangen:

»Dem grünen gar nicht trauen,
den roten nur anschauen,
doch wähle du den blauen.
Wir ritzten mit den Schnäbelein
drei Kreuze in den Deckel ein.«

Sie nahm also den blauen Schrein, wie ihr die Vöglein geraten hatten. »Fluch über dich!« schrie die Trollhexe, »das soll dir noch vergolten werden.« Als die Magd sich zum Gehen wandte, warf die Trollhexe eine glühende Eisenstange nach ihr, aber sie verbarg sich ganz schnell hinter der Tür, so daß sie nicht von der Stange getroffen werden konnte, denn die Vöglein hatten ihr gesagt, was sie tun sollte. Dann lief sie davon, so schnell sie konnte. - Als sie gerade beim Apfelbaum vorbeilaufen wollte, hörte sie einen großen Lärm in der Ferne, der immer näher kam. Das war das Trollweib mit ihrer Tochter, welche ihr folgten. Das Mädchen wußte vor lauter Angst nicht, wohin. »Komm her zu mir«, sagte der Apfelbaum, »so werde ich dir helfen. Verbirg dich unter meinen Zweigen, denn wenn sie dich entdecken, so rauben sie dir den Schrein und reißen dich in Stücke.« Sie verbarg sich schnell und schon kam das Trollweib mit ihrer Tochter heran. »Hast du ein Mädchen hier vorbeigehen sehen?« fragte das Trollweib. - »0 ja«, sagte der Apfelbaum, »vor einer Stunde sprang sie hier vorbei, aber nun ist sie schon so weit weg, daß du sie nicht mehr einholst.«So wandte sich das Trollweib um und fuhr wieder heim.

Das Mädchen lief ein Stück weiter, aber als sie zum Schafbock kam, hörte sie einen großen Lärm in der Ferne, der immer näher kam. Sie wußte nicht wohin, so angst und bange wurde ihr, denn sie ahnte wohl, daß es die Trollhexe war, die sich anders besonnen hatte.

»Komm her zu mir, so werde ich dir helfen«, sagte der Bock, »verbirg dich unter meiner Wolle, so daß sie dich nicht erblickt, sonst raubt sie dir den Schrein und reißt dich in Stücke.«

Da kam sie auch schon dahergefahren, die häßliche Trollhexe, und fragte den Bock: »Hast du ein Mädchen hier vorbeigehen sehen?« »Ach ja«, sagte der Bock, »vor einer Stunde sah ich sie hier vorbeigehen, aber sie sprang so schnell, daß du sie nicht mehr einholen kannst«. So wandte sich das Trollweib und fuhr wieder heim.

Als das Mädchen nun so weit gekommen war, daß sie die Kuh sah, hörte sie einen großen Lärm in der Ferne, der immer näher kam.



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»Komm her zu mir«, sagte die Kuh, »so werde ich dir helfen. Verbirg dich unter meinem Euter, sonst kommt die Trollhexe, raubt dir den Schrein und reißt dich in Stücke.« Es dauerte auch gar nicht lang, bis sie kam. »Hast du ein Mädchen hier vorbeigehen sehen«, fragte sie die Kuh. »Ja, vor einer Stunde sah ich sie hier vorbeigehen, aber sie ist nun schon weit weg, denn sie springt so schnell. Die holst du nicht mehr ein«, sagte die Kuh. Da wandte sich das Trollweib und fuhr wieder heim.

Das Mädchen wanderte nun wieder ein langes Stück, bis sie es nicht mehr weit zum Reisigzaun hatte. Da hörte sie einen großen Lärm in der Ferne, der immer näher kam. Ihr wurde angst und bange, denn sie wußte, das war das Trollweib, das sich anders besonnen hatte. »Komm her zu mir, so werde ich dir helfen«, sagte der Reisigzaun. »Krauch unter meine Zweige, so daß sie dich nicht sieht, sonst raubt sie dir den Schrein und reißt dich in Stücke.« Schnell schlüpfte sie unter die Zweige des Reisigzaunes. »Hast du ein Mädchen hier vorbeigehen sehen«, sagte die Trollhexe. »Nein, ich habe kein Mädchen gesehen«, antwortete der Reisigzaun, und er war so bös, daß es um ihn knisterte und funkte, und dann machte er sich so groß, daß gar nicht daran zu denken war, hinüber zu kommen. Da blieb der Trollhexe nichts anderes übrig, als umzudrehen und wieder heim zu fahren.

Als die Tochter des Mannes so gut heimgekommen war, wurden Stiefschwester und Stiefmutter noch neidischer auf sie als vorher. Noch schöner war sie geworden, ja, es war eine Lust, sie anzusehen. Im Hause wollten sie das schöne Mädchen nicht mehr leiden, und so jagten sie sie in den Schweinestall, dort sollte sie bleiben. Hier wusch und putzte das schöne Mädchen alles sauber und rein und wollte nun ihren Lohn betrachten, und so öffnete sie den kleinen Schrein. Da waren so viel Gold und Silber und viele kostbare Dinge darin, die hingen sich an Wand und Decke, und nun war es im Schweinestall viel feiner als in dem prächtigsten Königsschloß. Als die Stiefmutter das sah, geriet sie rein außer sich und begann zu bohren und zu fragen, wo sie denn im Dienst gewesen sei.

»Das kann man sich ja denken«, sagte die Schöne, »wenn man solch einen Lohn bekommt. Das waren solche Leute, und solch eine Frau, der ich diente, die hat nicht ihresgleichen.«

Da wollte die Tochter der Frau natürlich auch hinunter und dienen, um solch einen Goldschrein zu bekommen. Sie setzten sich also wieder an den Brunnen zum Spinnen. Aber nun sollte die Tochter der Frau Borsten spinnen und die Tochter des Mannes Flachs. Und bei welcher



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der Faden zuerst risse, die müsse in den Brunnen. Es dauerte nicht lang, so riß der Faden bei der Tochter der Frau und so sprang sie in den Brunnen. Es erging ihr genau so. Sie fiel zum Grund und tat sich nichts zuleide. Sie stand auf einer schönen grünen Wiese. Als sie ein Stück gewandert war, kam sie zum Reisigzaun. »Tritt nicht so fest auf mich, so kann ich dir auch einmal helfen«, sagte der Zaun. »Ach, was kümmert mich so ein Zweighaufen«, sagte sie und trampelte schwer darüber hinweg, sodaß es knackte und krachte.

Nach einer Weile kam sie zur Kuh, die da mit prallem Euter einsam graste: »Sei so lieb und melke mich, so werde ich dir einst auch helfen«, sagte die Kuh, »trink so viel du willst, aber leere den Rest über meine Klauen.«Ja, das wollte sie machen. Sie molk die Kuh und dann trank sie soviel sie nur vermochte. Da blieb nichts übrig, was sie über die Klauen der Kuh gießen konnte. Und den Melkeimer schleuderte sie den Hügel hinab.

Als sie wieder ein Stück gewandert war, kam sie zu dem Bock, der die Wolle hinter sich herschleppte. »Ach sei so lieb und schere mich, so kann ich dir auch einmal mit etwas dienen«, sagte der Bock, »nimm von der Wolle so viel du willst, aber den Rest hänge mir um den Hals.« Sie schor den Bock, aber sie ging so unsanft mit ihm um, sie ritzte das Fell und stach Löcher hinein, und die Wolle nahm sie alle mit.

Nach einer Weile kam sie zum Apfelbaum. Der stand gebückt da und trug schwer an seinen Äpfeln. »Sei so lieb und pflücke meine Apfel, daß meine Zweige sich wieder recken können. Ich mag nicht mehr so krumm hier stehen«, sagte der Apfelbaum. »Aber verfahre sorgsam mit mir, daß du mich nicht verdirbst. Iß so viel du willst, aber den Rest häufe zwischen meine Wurzeln, so helfe ich dir auch ein anderes Mal.« Sie pflückte die Apfel, die sie gut erreichen konnte, und schlug mit der Stange die anderen herab, aber ihr war der Baum ganz gleichgültig. Sie riß und schlug ganze Zweige herab und aß und aß, bis sie nicht mehr konnte, und dann warf sie den Rest unter den Baum.

Als sie noch ein Stück gegangen war, kam sie zum Hof, wo die Trollhexe wohnte. Dort bat sie um Dienste, aber das Trollweib wollte keine Magd mehr, denn entweder taugen die Mägde nichts oder sie sind allzuflink, und sie würde um alles betrogen, was sie hätte. Doch die Tochter der Frau ließ nicht locker, sie wollte durchaus der Trollhexe dienen, und schließlich sagte diese: »Gut, ich will dich nehmen und sehen, ob du wohl zu etwas taugst.«

Das erste, was sie zu tun bekam, war, in einem Sieb Wasser zu holen. Ja, sie ging zum Brunnen und füllte Wasser in das Sieb, aber so



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schnell sie es auch füllte, das Wasser rann immer wieder heraus. Da sangen die Vögel:

»Verschmier es mit Lehm
und steck es ins Stroh,
verschmier es mit Lehm
und steck es ins Stroh.«

Aber sie kümmerte sich nicht um den Vogelsang. Sie warf Lehmklumpen nach den Vögeln, so daß sie auf und davon flogen. So mußte sie mit leerem Sieb heimgehen, und Schläge bekam sie vom Trollweib auch dafür.

Nun sollte sie den Stall misten und die Kühe melken. Zwar dünkte sie sich dazu viel zu fein, aber dennoch ging sie zum Stalle. Doch als sie drinnen war, konnte sie die Schaufel nicht heben, die war so groß und schwer. Die Vögel sagten ihr dasselbe, was sie der Tochter des Mannes gesagt hatten, sie solle den Besenstiel nehmen und etwas damit hinaus werfen, so flöge das andere gleich hinterdrein. Aber sie nahm den Besen und warf ihn nach den Vögeln. Als sie nun melken wollte, waren die Kühe so unruhig und stampften und traten. Kaum hatte sie ein paar Tropfen gemolken, so schlugen sie ihr gleich den Eimer zu Boden. Die Vögel sangen:

»Ein wenig Milch
die tu hinaus,
und alle Vöglein
trinken draus.«

Aber sie stieß und schlug die Kühe, warf und schleuderte alles, was ihr in den Weg kam, gegen die Vögel und tobte und war ganz aus dem Gleichgewicht. So hatte sie weder gemistet noch gemolken, und als sie heimkam, erhielt sie von der Trollhexe Schelte und Schläge. Nun sollte sie die schwarze Wolle weiß waschen, aber damit ging es auch nicht besser.

Da wurde es der Trollhexe zu dumm, und sie setzte ihr drei kleine Schreine vor die Tür, einen roten, einen grünen und einen blauen, und sagte, sie könne sie nicht mehr brauchen, sie tauge zu nichts in der Welt. Aber als Lohn könne sie sich trotzdem den Schrein nehmen, den sie wolle. Da sangen die Vögel:

»Dem grünen gar nicht trauen,
den roten nur anschauen,
doch wähle du den blauen.
Wir ritzten mit den Schnäbelein
drei Kreuze in den Deckel ein.«



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Sie kümmerte sich nicht um den Vogelsang, sondern nahm den roten Schrein, der stach ihr am meisten in die Augen. Und so machte sie sich auf den Heimweg. Den konnte sie in guter Ruhe vollenden, denn niemand verfolgte sie.

Als sie heimkam, war große Freude bei der Mutter, und sie ging in die große Stube und setzte dort den Schrein nieder, denn sie glaubte nichts anderes, als daß Gold und Silber drin sei, und dachte, Wände und Decke würden bald vergoldet sein. Aber als sie den Schrein öffnete, da wimmelte es nur so von Schlangen und Kröten darin. Und als die Tochter der Frau den Mund auf tat, da war es genau so: es wälzten sich Schlangen und Kröten heraus und alles Häßliche, was man sich nur denken kann. Schließlich war es unmöglich, mit ihr im Haus zu sein. Das war ihr Lohn, den sie von der Trollhexe bekam.


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