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Die Kormorane von Ut-Röst


Norwegische Märchen


Übersetzt von Käthe Wolf-Feurer

J. CH. MELLINGER-VERLAG STUTTGART


Die Jungfrau auf dem Glasberg

Es war einmal ein armer Mann, der hatte eine Heuwiese, die ganz oben in der Bergeinsamkeit lag. Und auf der Wiese stand ein Heuschober, der die Heuvorräte bergen sollte. Aber da war nicht viel Heu hineingekommen die letzten Jahre, denn immer in der Johannisnacht, wenn das Gras am prächtigsten und üppigsten stand, wurde diese Heuwiese vollkommen kahl gefressen, als ob eine große Viehherde darüber gegangen und sich die ganze Nacht sattgefressen hätte. Das geschah einmal und das geschah zweimal; aber dann wurde dem Mann die Sache zu bunt, und er sagte zu seinen Söhnen - er hatte drei und der dritte war Askeladden, das wissen wir ja -: »Nun muß einer von euch



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in der Johannisnacht einmal im Heuschober der Bergwiese liegen, denn es wäre zu dumm, wenn das Gras wieder ratzekahl aufgefressen würde wie in den letzten Jahren. Und der dabei ertappt wird, der soll sich bloß vorsehen!«

Ja gut, der älteste wollte hinauf und die Wiese bewachen. Er wolle schon auf das Gras achtgeben, meinte er, da sei vielleicht allerlei seltsames Volk oder der Teufel selbst mit im Spiel. Als es gegen Abend zu ging, stieg er hinauf zum Heuschober und legte sich schlafen. Aber in der Nacht kam doch solches Getöse und ein solches Erdbeben, das Wände und Dach durchschüttelte. Der Junge sprang auf die Füße und lief so schnell er konnte davon, nicht einmal umzusehen traute er sich. Und das Gras wurde abgefressen, in dieser Nacht wie in den Jahren vorher.

Am nächsten Johannisabend sagte der Mann wieder, das sei zu dumm, daß man Jahr für Jahr auf das Gras der Bergwiese verzichten müsse, einer der Söhne müsse hinauf und aufpassen, und zwar gut aufpassen. Also gut, der zweitälteste wollte es versuchen. Er ging hinauf zum Heuschober und legte sich schlafen, wie es sein Bruder auch getan. Aber mitten in der Nacht kam doch ein Getöse und ein Erdbeben, schlimmer als in der letzten Johannisnacht. Als der Junge das hörte, bekam er Angst, sprang auf und lief weg, als ob er es bezahlt bekäme.

Das Jahr darauf sollte Askeladden hinauf. Aber als er sich fertig machte, lachten die anderen und verspotteten ihn. »Ja, du bist mir schon der rechte, um auf das Gras aufzupassen. Du hast ja nichts anderes gelernt, als in der Asche zu sitzen und darin herumzustochern«, sagten sie. Aber Askeladden kümmerte sich nicht um ihr Geschwätz. Da es Abend wurde, schlenderte er zur Bergwiese. Er ging in den Heuschober und legte sich. Aber als eine Weile vergangen war, begann es zu tosen und zu lärmen, ganz häßlich war das anzuhören. »Wenn es nicht schlimmer wird, härtet es mich«, dachte Askeladden. Wenig später kam wieder ein Lärm und ein Erdbeben, sodaß um den Jungen die Heuhalme schwirrten. »Wenn es nicht schlimmer wird, härtet es mich«, dachte Askeladden. Aber zuguterletzt kommt doch noch ein drittes Erdbeben und ein Getöse, daß der Junge dachte, Wände und Dach brechen zusammen. Als es aber vorbei war, trat eine wohltuende Stille ein. »Es kann wieder kommen«, dachte Askeladden. Aber nein, es kam nicht wieder, es war und blieb still. Und als er eine Weile so gelegen hatte, hörte es sich an, als ob dicht vor der Heuschobertür ein Pferd kauen würde. Er schlich sich zum Türspalt um zu sehen, was das war. Da stand ein Pferd und graste. So ein großes, prächtiges Pferd hatte



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Askeladden nie vorher gesehen. Sattel und Zügel lagen dabei und eine vollständige Rüstung für einen Ritter. Und all das war aus Kupfer, so blank, daß es schimmerte. »Ha, bist du es, der unser Gras auffrißt«, dachte der Junge, »das werde ich dir verbieten!« Schnell nahm er seinen Feuerstein und warf ihn über das Pferd. Da hatte es keine Macht mehr, sich vom Fleck zu rühren. Es wurde so zahm, daß der Junge mit ihm machen konnte, was er wollte. Er saß auf und ritt mit ihm davon, an einen Ort, den niemand kannte. Dort behielt er es.

Als er wieder heimkam, lachten die Brüder und fragten ihn, wie es ihm ergangen sei. »Du wirst wohl nicht die ganze Zeit im Heuschober gelegen haben, so lang du oben warst«, sagten sie.

»Ich lag im Heuschober, bis die Sonne aufging. Aber ich hörte und sah nichts, wovor man sich fürchten könnte«, sagte der Junge.

»Ja, wir wollen einmal nachsehen, ob du gut auf die Wiese acht gegeben hast«, antworteten die Brüder. Aber als sie hinaufkamen, da stand das Gras genau so lang und dicht, wie am Abend vorher.

In der nächsten Johannisnacht ging es genau so zu. Keiner von den zwei Brüdern getraute sich hinaufzugehen auf die Bergwiese, um auf das Heu acht zu geben. Nur Askeladden traute es sich zu. Und es geschah dasselbe wie in der letzten Johannisnacht. Zuerst kam ein Getöse und ein Erdbeben, und dann kam noch eins und noch eins. Aber alle drei Erdbeben waren viel stärker diesmal. Mit einem Mal wurde es wieder wohltuend still, und der Junge hörte vor der Stalltür etwas grasen. Er schlich sich zum Türspalt, so sachte wie er nur konnte - ja, da stand wieder ein Pferd nahe bei der Wand und fraß. Es war noch größer und wohlgenährter als das andere, einen Sattel trug es auf dem Rücken, und Zaumzeug war dabei und eine vollständige Rüstung für einen Ritter, alles zusammen aus blankem Silber, so herrlich, wie er noch keines gesehen hatte. »Ha, bist du es, der unser Gras in der Nacht auffrißt«, dachte der Junge, »das werde ich dir verbieten!« Er nahm seinen Feuerstein und warf ihn über des Pferdes Mähne. Sofort stand es zahm wie ein Lamm, und Askeladden ritt das Pferd an denselben Ort, wo er das andere verwahrte, und ging wieder heim.

»Heut mag es wieder schön aussehen auf der Bergwiese droben«, sagten die Brüder. - »Aber ja!« sagte Askeladden.

Sie mußten wieder hinauf: da stand das Gras genau so dicht und lang wie vorher. Aber freundlicher wurden sie nicht zu Askeladden.

Als die dritte Johannisnacht herankam, getraute sich wieder keiner von den älteren zwei Brüdern, im Bergheuschober zu liegen und auf das Gras aufzupassen, denn sie waren so bis ins tiefste Herz hinein



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erschrocken in der Nacht, als sie da oben lagen, daß sie es nie vergessen konnten. Aber Askeladden getraute sich. Und so passierte dasselbe, wie in den letzten zwei Johannisnächten. Es kamen drei Erdbeben, das eine schlimmer als das andere. Während des letzten Bebens wurde der Junge von der einen Heustallwand zur anderen geworfen. Aber auf einmal wurde es wohltuend still. Als er so eine kleine Weile lag, hörte er etwas grasen draußen vor der Heuschobertür, er schlich wieder zum Türspalt vor, - draußen sah er ein Pferd stehen, noch viel größer und schöner als die beiden anderen, die er gefangen hatte. Und Sattel, Zaumzeug und Rüstung waren ganz aus Gold. »Ha, bist du es, der diesmal unser Gras auffrißt«, dachte der Junge, »das werde ich dir verbieten.« Er nahm seinen Feuerstein und warf ihn über das Tier, so stand es wie angenagelt auf der Wiese, und der Junge konnte mit ihm tun, was er wollte. Er ritt es zu dem Ort, wo er die anderen zwei bewahrte, und dann ging er wieder heim. Da verspotteten ihn die zwei Brüder wie die anderen Male. Diese Nacht hätte er gewiß gut aufgepaßt auf das Gras der Bergwiese, denn er sähe aus, als ob er noch schliefe. Aber Askeladden kümmerte sich nicht um sie, er bat sie nur, hinaufzugehen und nachzusehen. Sie taten es, und da stand das Gras auch diesmal genau so prächtig und dick.

Der König des Landes, wo Askeladdens Vater wohnte, hatte eine Tochter, die wollte niemanden haben außer demjenigen, der auf den Glasberg reiten könne. Denn da gab es einen Glasberg, blank wie Eis, dicht beim Königshofe. Zuoberst auf diesem würde die Königstochter mit drei Goldäpfeln im Schoß sitzen, und derjenige, der da hinaufreiten könne und die drei Goldäpfel hole, der solle sie bekommen und das halbe Königreich dazu. So ließ es der König auf allen Kirchhügeln im Lande verkünden und in manchen anderen Königreichen auch. Die Königstochter war so schön, daß alle, die sie einmal gesehen hatten, in sie verliebt waren, ob sie wollten oder nicht. Und so kannst du dir vorstellen, daß alle Prinzen und Ritter Lust bekamen, sie zu gewinnen und das halbe Königreich dazu. Deshalb kamen sie aus aller Welt prächtig angeritten, auf Pferden, geschmückt wie zum Tanz. Da war keiner dabei, der nicht dachte, er würde die Königstochter gewinnen.

Als der Tag gekommen war, den der König festgesetzt hatte, waren so viele Ritter und Prinzen beim Glasberg angekommen, daß es nur so wimmelte, und jeder, der nur gehen und krauchen konnte, wollte sehen, wer die Königstochter gewinnen würde. Auch die beiden Brüder von Askeladden waren mit dabei. Aber ihn wollten sie nicht mit haben, denn wenn sie einen so häßlichen Wechselbalg bei sich hätten, schwarz



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wie er war, nachdem er immer in der Asche lag, würden die anderen Leute sie nur verspotten, sagten sie.

»Ja, mir ist es ebenso lieb, wenn ich ganz allein für mich gehe«, sagte Askeladden.

Als die beiden Brüder zum Glasberg kamen, begannen alle Ritter und Prinzen zu reiten, daß ihre Pferde nur so schäumten. Aber das nützte nicht viel, denn sobald sie die Hufe auf den Glasberg setzten, glitten sie ab, und es war nicht einer darunter, der einige Ellen aufwärts kam. Das war gar nicht zu verwundern, denn der Berg war glatt wie eine Glasscheibe und steil wie eine Hauswand. Aber die Königstochter und das halbe Reich wollten alle gerne haben, und so ritten und glitten sie und es wurde nicht anders. Zum Schluß waren alle Pferde so müde, daß sie nicht mehr konnten. Sie schwitzten und dampften, daß die Ritter es aufgeben mußten. Der König sagte, heut sollten sie es gut sein lassen und lieber am nächsten Tag das Reiten neu beginnen, da würde es schon besser gehen. Mit einem Male kam ein Ritter auf einem so prächtigen Pferde, keiner hatte vorher ein solch schönes Pferd gesehen. Und eine Kupferrüstung und Kupferzaumzeug hatte er, so blank, daß es nur so leuchtete. Die anderen riefen ihm zu, er könne es sich ersparen, auf den Glasberg reiten zu wollen, denn es würde ihm doch nicht gelingen. Aber auf dem Ohr hörte er nichts. Er ritt weiter auf den Glasberg zu und aufwärts, als ob es gar nicht schwer sei. Ein Drittel des Weges hatte er schon geschafft, da drehte er sein Pferd um und ritt wieder hinunter. So einen schönen Ritter hatte die Königstochter noch nie vorher gesehen. Und während er ritt, saß sie oben und dachte: »Wenn er nur heraufkäme!« Und als sie ihn sein Pferd wenden sah, warf sie ihm den einen Goldapfel zu, der rollte in seinen Schuh. Aber sobald er heruntergekommen war vom Berge, ritt er seiner Wege, und zwar so schnell, daß keiner wußte wohin.

Am Abend sollten alle Prinzen und Ritter zum König kommen, und derjenige, der so hoch auf den Glasberg hatte reiten können, solle ihm den Goldapfel zeigen, den die Königstochter nach ihm geworfen habe. Aber keiner hatte ihn, der eine nach dem anderen kam, aber keiner konnte ihn vorweisen.

Spät am Abend kamen auch die Brüder von Askeladden heim, und sie erzählten lang und breit vom Reiten auf den Glasberg. Zuerst hätte es keiner vermocht, auch nur einen Schritt hoch auf den Glasberg zu kommen. »Aber plötzlich kam einer in einer Kupferrüstung mit Kupferzaumzeug, daß es ihm nur so den Weg vorausleuchtete, so blank war es«, sagten sie. »Und das war ein Mann, der konnte reiten! Er ritt



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ein Drittel des Glasberges hinan, er hätte auch ebenso gut ganz hinaufreiten können, wenn er nur gewollt hätte. Aber er drehte um, denn es schien ihm genug für diesmal zu sein.«

»Ach, da hätte ich richtig Spaß dran gehabt, den zu sehen«, sagte Askeladden - er saß bei der Feuerstelle und stocherte in der Glut, wie er es immer tat.

»Ja du«, sagten die Brüder, »du siehst gerade so aus, als ob du dich unter so feine Herren mischen könntest, du häßliches Biest.«

Am nächsten Tage wollten die Brüder wieder mit dabei sein, und Askeladden bat sie, ob er nicht die Erlaubnis bekommen könne, mit ihnen zu gehen und dem Ritt zuzusehen, aber nein, die bekam er nicht, dazu sei er zu häßlich, sagten sie.

»Ja, dann gehe ich ebensogern allein für mich selbst«, sagte Askeladden.

Als die Brüder zum Glasberg kamen, begannen die Prinzen und Ritter wieder zu reiten. Sie trieben ihre Pferde gewaltig an, aber das half nichts, sie ritten und sie glitten wie am Tage vorher und keiner kam mehr als ein paar Ellen aufwärts. Und als sich die Pferde abgemüht hatten, bis sie nicht mehr konnten, mußten sie wieder aufhören alle zusammen.

Da dachte der König, es sei besser, mit dem Reiten aufzuhören und es den Tag danach zum letzten Mal versuchen zu lassen. Vielleicht ginge es dann besser. Aber dann dachte er anders, man solle noch ein wenig warten, ob der in der Kupferrüstung wiederkommen würde. Ihn sah man nicht wieder, aber auf einmal kam doch einer auf einem Pferd geritten, das war viel, viel prächtiger als dasjenige, was der Ritter in der Kupferrüstung gehabt hatte. Und der hatte eine Silberrüstung und Silberzaumzeug, alles war so blank, daß es nur so schimmerte und in die Weite leuchtete. Die anderen riefen ihm wieder zu, er könne es ruhig sein lassen, das Reiten auf den Glasberg zu versuchen, denn es würde ihm niemals gelingen. Aber der Ritter hörte nicht darauf. Er ritt auf den Glasberg zu und aufwärts, sogar noch weiter hinauf als der in der Kupferrüstung. Aber als er zwei Drittel hinaufgeritten war, wandte er sein Pferd um und ritt wieder hinunter. Der gefiel der Königstochter noch besser, und sie saß da und wünschte, er möchte nur hinaufkommen. Aber als sie sah, daß er umdrehte, warf sie den anderen Apfel ihm nach. Und der rollte nieder in seinen Schuh. Und indem er herunter kam vom Glasberg, ritt er auch schon davon, so schnell, daß niemand sehen konnte, wo er geblieben war.

Am Abend, als alle vor den König und die Königstochter treten



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sollten, sodaß derjenige, der den Goldapfel bekommen hatte, ihn herzeigen konnte, kam der eine nach dem anderen vorbei, aber keiner hatte einen Goldapfel.

Genau so wie am vorigen Tage kamen die Brüder von Askeladden heim am späten Abend, und sie erzählten von dem, was vorgefallen war, daß alle geritten waren und keiner aufwärts kam. »Aber zu guter Letzt kommt doch da einer in einer Silberrüstung, und Silberzaumzeug und Silbersattel hatte er auch«, sagten sie, »und der konnte reiten! Zwei Drittel des Weges ritt er aufwärts, dann drehte er um. Das war ein Jüngling! Und die Königstochter warf ihm den anderen Goldapfel zu.«

»Ach, ihn zu sehen, hätte mir auch Spaß gemacht«, sagte Askeladden.

»Ach ja, er war nun wohl so blank wie die Asche, wo du drin sitzt und gräbst, du häßliches, schwarzes Biest, du«, sagten die Brüder.

Am dritten Tage ging alles genau so wie an den anderen Tagen. Askeladden wollte mitgehen und beim Reiten zusehen, und sie wollten ihn nicht dabei haben. Als sie zum Glasberg kamen, war keiner der Ritter auch nur zwei Ellen aufwärts gekommen. Alle warteten nun auf den in der Silberrüstung. Aber der war weder zu hören noch zu sehen. Doch nach einer Weile kommt doch da einer auf einem Pferd, das nicht seinesgleichen hatte, so prächtig war es. Er trug eine Goldrüstung, hatte Goldzaumzeug und einen goldenen Sattel, so blank, so blank, daß es leuchtete und weit hinaus schimmerte. Die anderen Ritter und Prinzen vergaßen ihm zuzurufen, daß es nichts nützen würde, den Ritt zu versuchen, so sehr bewunderten sie ihn, wie prächtig er war. Er ritt gradaus zum Glasberg und flog hinauf wie eine Feder im Sturmwind. Und ehe die Königstochter noch wünschen konnte, er möge hinaufkommen, war er schon oben. Kaum dort angekommen, nahm er auch schon den dritten Goldapfel aus dem Schoß der Königstochter, wendete sein Pferd, ritt wieder nieder und fort war er, aus den Augen derer verschwunden, die kein Wort dazu sagen konnten.

Als die zwei Brüder an diesem Abend heimkamen, erzählten sie lang und breit, was sich beim Reiten an diesem Tage ereignet hatte. Und zum Schluß erzählten sie auch von dem Ritter in der Goldrüstung. »Das war ein herrlicher Jüngling! Solch prächtigen Ritter findet man in der ganzen Welt nicht mehr«, sagten die Brüder.

»Ach, an ihm hätte ich zu gern meine Freude gehabt«, sagte Askeladden.

»Ja, seine Pracht würde gut zu dem Kohlenhaufen passen, in dem du liegst, du häßliches, schwarzes Biest, du!« sagten die Brüder.



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Am Tage danach sollten alle Ritter und Prinzen vor den König und die Prinzessin hintreten. Am Abend vorher war es wohl zu spät dafür geworden, glaube ich. Derjenige, welcher die Goldäpfel erworben hatte, sollte sie vorweisen. Aber einer nach dem anderen trat vor und keiner besaß die Goldäpfel, weder die Prinzen noch die Ritter.

»Ja, aber einer muß sie doch haben«, sagte der König, »denn wir haben ja alle gesehen, daß einer hinaufritt und den dritten Goldapfel nahm.« Und so gab der König den Befehl, daß alle, die im Lande wohnten, zum Schlosse kommen sollten, ob nicht einer dabei sei, der die Goldäpfel vorweisen könne.

Da kam nun einer nach dem anderen, aber keiner hatte einen Goldapfel. Schließlich kamen auch die zwei Brüder von Askeladden zum Schloß und der König fragte sie, ob es nicht noch jemanden in seinem Königreich gäbe.

»Ach ja, wir haben noch einen Bruder«, sagten die beiden, »aber er hat den Goldapfel bestimmt nicht genommen, er ist mehrere Tage gar nicht herausgekommen aus seinem Aschenhaufen.«

»Das ist ganz gleichgültig«, sagte der König, »sind alle anderen zum Schlosse gekommen, so kann auch er heraufkommen.« Und so schleppten sie Askeladden zum Königshof hinauf.

»Hast du den Goldapfel?« fragte der König.

»Ja, hier ist der eine, hier ist der andere und hier ist auch noch der dritte«, sagte Askeladden und zog alle drei Goldäpfel aus der Tasche heraus. Dann warf er die rußigen und zerlumpten Kleider von sich und stand in der Goldrüstung da, so schön und prächtig, daß es von ihm her nur so leuchtete.

»Ja, du sollst meine Tochter haben und das halbe Reich dazu. Du hast beides verdient«, sagte der König.

So wurde Hochzeit gemacht und Askeladden bekam die Prinzessin. Bei dieser Hochzeit wurde viel gefeiert und getrunken, kann man sich denken, denn feiern können sie alle, wenn sie auch nicht alle auf den Glasberg reiten können. Und wenn sie nicht ausgefeiert haben, so feiern sie noch heute.


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