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Märchen und Sagen


Mit 100 Bildern nach Aquarellen von Ruth Koser-Michaëls


Swentipols Scherz

Zur selben Zeit, als Herzog Swentipol gegen den Deutschen Orden aufgestanden war, lagerte er in Pomesanien an einem lustigen Ort an der Weichsel, etwa zwischen Kulm und Thorn, und war guter Dinge. Nun war ein Mann am Hofe Swentipols, der fürchtete sich vor den Deutsch rittern schier mehr als vor dem Teufel, und Swentipol hatte mit ihm stets seinen Spott ob jenes Zagheit. So dachte der Herzog auch einen guten Scherz sich aus, ein vertrauter Diener solle über Tafel hastig kommen und schreien: "Die Ritter! Die Ritter sind da!", und da wollte Swentipol sich recht an des Hofmanns furchtsamem Wesen ergötzen. Er sagte das auch seinen Heerführern an, daß sie sich, wenn der Diener schreie, ganz ruhig verhalten sollten.

Da nun alles beim Mahle saß und ein Diener, der seines Herrn Befehl zu rechter Zeit vollziehen wollte, draußen stand und ohngefähr in das Feld blickte, sah er wirklich die Ordensritter gegen das Lager heranreiten, eilte daher voll Schreck in den Saal und schrie: "Die Kreuzherrn kommen! Gewiß und wahrhaftig! Sie kommen! Rettet euch!

Kaum hörte der furchtsame Hofmann dies Geschrei, als er vom besten Bissen aufstieg und eiligst das Weite suchte. Auch gelang ihm seine Flucht trefflich, er erreichte einen nahen Busch und rettete sein Leben. Swentipol



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und seine Hauptleute lachten allzumal über den Feigling, der Diener schrie aber immerfort: "Auf! auf! die Ritter kommen!

Da rief Swentipol ihm zu: "Halte nun endlich dein Maul, dummer Narr! Siehst du nicht, daß es genug ist?

Sie kommen aber doch, die Ritter! Sie kommen!" schrie der Diener.

Aber nicht lange mehr, da waren die Ritter wirklich da und schlugen auf ihre Feinde, die sich eines Überfalles nicht versahen, grimmig los, und alle, bis auf Swentipol, wurden erschlagen. Er selbst und nur einer der Seinen retteten sich mit Not und Gefahr durch Schwimmen, indem sie die Weichsel erreichten und sich in den Strom warfen.


Copyright: arpa, 2015.

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