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Märchen und Sagen


Mit 100 Bildern nach Aquarellen von Ruth Koser-Michaëls


Treuer Herr, treuer Knecht

Als auf der Lohheide die Holsten gegen die Dänen die große Siegesschlacht schlugen, fielen der Dänen so viele, daß die ganze Feldmark voll Leichen lag. Die schwarze Gret hat auch in dieser Schlacht mitgefochten. Graf Geert, der Holstenführer, ward im Schlachtgetümmel vom Pferde geworfen, aber ein Bauer aus Büttel bei Brockdorf in der Wilstermarsch half ihm wieder zu Roß und sprach:

"Nun gebrauche wieder deine vorigen Kräfte.

Zum Dank dafür befreite der Graf das ganze Dorf von der Landesschatzung. Einen Edelmann, Wedeke von Osten, der in dieser mörderlichen Schlacht fiel, hatte Graf Geert so lieb, daß er um ihn weinte.

Derselbe Graf ließ in Kendaburg eine Schar Landgknechte zurück, an welche die Bürgerschaft noch Forderung hatte. Als sie aber den Lärm der Schlacht hörten, machte sich die Schar unter Führung des Ritters Burchard von Jtzehude, des Grafen Marschall, auf und dem Getümmel zu. Es war aber Nacht, und wie sie gegen Sehestedt oder Königsfährde kamen, ritt ihnen ein Dänenhaufe stracks in die Hände. Den griffen sie an, erschlugen einen Teil und fingen die anderen, und der Marschall ritt mit ihnen nach Schloß Gottorp und pochte an, den Grafen Geert zu sprechen. Der war schwerverwundet, erhob sich aber dennoch vom Lager. Da sprach Burchard zu ihm:

Herr, da ich Euch zuziehen und Hilfe leisten wollte, bin ich verwundet und gefangen worden und nur unter Geleit entlassen. Weg soll ich mich trösten? Wollt Ihr mich vom Feinde lösen?"

Ohne Zweifel!" antwortete der Graf. "Ich habe der Dänen genug gefangen und gebe ihrer viele darum, dich frei zu machen."

Getreuer Herr, getreuer Knecht! sprach darauf der Marschall zu sich selber und rief dem Grafen freudiglich zu:



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Herr, ich bin nicht wund und nicht gefangen, aber ich bringe Euch gefangen den Dänenkönig, seine schwarze Gret und sein ganzes Gefolge! Laßt das Schloß auftun und verwahret alle wohl."

Danach hat sich der König mit großem Gelde lösen müssen, und es wurde ein Sprichwort im Lande: Treu Herr, treu Knecht.

Dasselbige Sprichwort hat sich weit verbreitet und hat in späterer Zeit ein Herzog zu Sachsen-Gotha es sogar auf Münzen prägen lassen, und liegt ein tiefer Sinn darin für Herren und Diener.


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