Märchen und Sagen
Mit 100 Bildern nach Aquarellen von
Ruth Koser-Michaëls
Die schwarze Gret und das Danewerk
König Christoph I. von Dänemark hatte zur Gemahlin des Pommerherzogs Sambor Tochter, das war ein arges Zauberweib; sie hieß nur die schwarze Gret und hatte den Beinamen Springhest. Sie ist die Urheberin des berühmten Danewerkes, jenes riesigen und weiten Walles. Den zu erbauen, schloß sie einen Bund mit dem Teufel und gebot ihm, in einer Nacht den Wall fertigzumachen. Nur ein einziges, und zwar ein eisernes Tor solle hineinkommen, dafür solle dem Teufel gehören, was zuerst durch das vollendete Werk schreite.
Der Teufel stellte ein zahlloses Heer von Arbeitern in das Feld, davon füllte jeder nur dreimal seinen eisernen Hut voll Erde, so war der Wall fertig. Der Teufel stellte sich hinter dem Torflügel auf die Lauer, sah auch schon einen gutgekleideten Reiter die Landstraße daherkommen, und freute sich auf den Fang. Aber zufällig hatte der Reiter einen Pudel bei sich, der lief vornweg nach Hundeart, und der Teufel riß ihn wütend in Stücke, wie auf der Reußbrücke die Gemse, auf der Regensburger Brücke den Hund, im Dom zu Aachen den Solf und wo sich sonst dieser Sage ein Widerhall findet.
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Weil nun die wilde schwarze Gret, Springhest genannt, überhaupt ein gottloses, unseliges Leben führte, ward ihr zur Strafe ihrer schrecklichen Sünden von Gott geboten, allnächtlich über ihr Teufels- und Danewerk als Geist zu reiten. Da haben viele Leute sie gesehen. Ihr Anzug ist ganz schwarz, aber ihr Pferd ist weiß, und sein Odem ist Feuer. Zwei Geister in weißen Kleidern folgen ihr, und da rennen und sprengen die drei wie der wilde Jäger von Hollingstede big Haddebye. Dieses Gespenst leidet nicht, daß auf seinem Walle etwas angebaut werde. In der Nähe von Haddebye heißt ganz besonders eine Stelle im Danewerke nach der Springheft Margaretenwerk, da läßt sie sich am häufigsten sehen.
Einstmals erschien sie armen Fischern vom Schleswiger
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Holm, die traurig waren, daß sie nach einer arbeitsvollen Nacht nichts gefangen hatten, in aller ihrer königlichen Pracht, mit Perlen und Demanten geschmückt, wie man ihr Bild im Schlosse zu Husum sah, und gebot ihnen, die Setze noch einmal auszuwerfen, aber den besten Fisch, den sie fingen, den sollten sie wieder ins Wasser werfen.
Die Fischer taten den glückhaftesten Zug, der seit St. Petri Zeiten getan worden, und der beste Fisch hatte Flossen von Smaragd, Schuppen von Gold, und seine Nase war mit Perlen besetzt. Der eine Fischer wollte dieses Prachtstück gleich wieder in die Flut werfen, dem andern aber fraß die Habgier am Herzen, und er verbarg den Fisch gegen den Willen des andern, seines Gefährten. Rasch wurde fortgerudert, aber da begannen alle andern Fische auch Schuppen von Golde zu bekommen, Perlen am Oberkiefer und Edelsteine statt der Flossen, und der Kahn wurde so schwer, so schwer und sank, und der Habgierige mußte ertrinken, der andere aber konnte nur mit genauer Not sein Leben retten.
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